Gott kommt selbst zu dem Menschen
Johannes 1

A. P.

© SoundWords, online seit: 13.12.2003, aktualisiert: 08.02.2022

Leitverse: Johannes 1

Unterschied zwischen Johannes und den anderen Evangelien

Einer der wichtigen Unterschiede zwischen dem Evangelium des Johannes und den drei vorhergehenden nach Matthäus, Markus, Lukas liegt darin, dass Gott in den letzteren Evangelien dem Menschen mehr oder weniger anvertraut und dementsprechend auch von ihm erwartet, während wir im Johannesevangelium nichts dergleichen finden. Gott hat seine Gründe für seine Haltung und für das, was Er tut, und wir sollten uns mit viel Ernst und Fleiß bemühen, die Ursache zu erforschen, warum und wann Gott seine Haltung dem Menschen gegenüber geändert hat. Beachten wir, dass Gott in Zeiten des Alten Testamentes seine Knechte sandte (Heb 1,1), Er nun aber selbst kommt mit dem Gedanken: „Ich habe dir eine lange Zeit vertraut, doch bis zur Stunde nicht die geringste Antwort bei dir gefunden, deshalb bin Ich jetzt selbst herniedergekommen, um Mich dir bekannt zu machen, damit du Mir vertrauen möchtest.“ Dieses ist nur ein Teil der großen Belehrung des Johannesevangeliums, und um diese Dinge richtig verstehen zu lernen, müssen wir bei dem Anfang beginnen, als Gott dem Menschen seine Schöpfung übergab.

Nach der Schöpfung

Gott betrachtete sein Sechstagewerk mit dem Ausdruck des Wohlgefallens, so dass Er am siebenten Tag mit Befriedigung ruhen konnte von dem Werk, das Er vollendet und dem Menschen anvertraut hatte. Versuchen wir, die Größe und den Wert solcher Gedanken Gottes zu begreifen – dazu die Ehrerbietung, die der Mensch für solche Vertrauensstellung Gott schuldete. Aber wir wissen, dass Satan von jeher den von Gott behaupteten, im vollen Lichtglanz strahlenden Ort hasste, und hier gab es einen herrlicheren Ort als die Ruhe, in die Gott den Menschen setzte – und dieser Ort stand vor den Augen Satans, der nun sein allerbestes Kleid annahm, um sich dem Menschen und der Frau zu nähern. Vollständig verschleiert trat er in der List der Schlange hervor und stellte eine verfängliche Frage in folgendem Sinn: „Gott hat euch etwas eingeschränkt, anstatt die volle Freiheit zu geben. Ihr sagt mir, wenn ihr von dem Baum esst, werdet ihr die Strafe des Todes erleiden; ich aber sage, ihr werdet nicht sterben, und ich wünsche euch, dass ihr in schrankenloser Freiheit lebt.“ Aufgrund dieses betrügerischen Angebotes, das Satan der Frau machte, verhandelten jene Menschen die Schöpfung Gottes und verkauften sie an Satan.

Nach der Sintflut

Verlassen wir jene Szene und betrachten wir einen anderen Zeitabschnitt, den einer neuen Welt. Die alte Welt war voll Verderbnis und Gewalttat. Gewalttat bedeutet Blutvergießen, doch in jenem Blut war nichts für Gott, denn solches entsprang dem Verderben des Fleisches, deshalb unerträglich und ein übler Geruch für Gott. Dem Wohlgefallen Gottes konnte nur ein reiner Ort für ein reines Volk entsprechen ohne Spur von Gewalttat und Verderbnis. Durch die Flut wurde die alte Welt gerichtet und eine neue Welt mit einer in Noah aufgerichteten Regierung tritt hervor. Dieser, danken wir Gott dafür, war weiser als der Mensch Adam, denn er baute einen Altar und opferte Brandopfer, worin wir Christus sehen. So erhielt Christus den Vorrang und nicht der Mensch, andernfalls wären die weiteren Folgen schlimm ausgelaufen. Etwas weiter lesen wir, dass Noah einen Weinberg pflanzte und von dem Wein trank. Wein ist ein Bild der Freude und Segnung für den Menschen, doch anstatt dass er hier Segnung bringt, finden wir Fluch und Leid. Aber wegen des köstlichen Wertes des Brandopfers kam dort damals das Gericht über den Menschen und seine Nachkommenschaft nicht zur Ausführung.

Nach der Aufrichtung der Stiftshütte

Forschen wir weiter, dann sehen wir, wie das Zelt in der Wüste aufgerichtet wurde. Dieses war in den Augen Gottes so herrlich, dass Er es mit seiner eigenen Gegenwart erfüllte. Es ist bekannt, dass es einer hohen Person bedarf, um einen bedeutungsvollen Ort zu weihen. Und dieser Ort, das Zelt, war so hervorragend, dass Gott in eigener Person erschien, denn Er fand Christus dort. Aber selbst unter diesem Eindruck des Zeugnisses Gottes versagte der Mensch wiederum und bewies seinen unverbesserlichen Zustand.

Nach dem Bau des Tempels

Dann wurde das Reich in aller denkbaren Herrlichkeit aufgerichtet und von den Augen des Volkes bewundert. Niemand suchte seine eigene Herrschaft, alles wurde von der Herrlichkeit des Reiches Salomos und des von ihm erbauten Tempels in den Schatten gestellt. Auch diesen Tempel erfüllte Gott mit seiner Herrlichkeit, so dass selbst die Priester nicht hineingehen konnten. Aber durch das Versagen des Menschen fiel auch dieser herrliche Ort dem Gericht und der Verwüstung anheim.

Gott wird Mensch

Verfolgen wir die Geschichte weiter, dann möchten wir wiederholen, dass in den drei geschichtlichen Evangelien uns vorgestellt wird, was dem Menschen anvertraut war; zugleich wird aber auch bewiesen, wie die Diener, denen Gott das Seine anvertraute, schließlich alles preisgaben, so dass Gott sagte: „Ich komme nun selbst hernieder, um Meine Interessen wahrzunehmen.“ Und in wunderbarer Klarheit zeigt uns das Johannesevangelium, wie Gott sich in Gnade offenbart. Der Gedanke, dass Gott Menschheit annahm, kann nicht ernst genug aufgenommen werden. Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, ging hierhin und dorthin, voller Gnade und Wahrheit.

Das erste Kapitel des Johannesevangeliums

So zeigt uns denn das erste Kapitel die unermessliche Größe der Person Jesu Christi und die weiteren Kapitel die Größe des Christentums. Das erste Kapitel bei Johannes findet nicht seinesgleichen, es ist ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenstellung all dessen, was einzig und allein gut und vollkommen ist, ein unerschöpflicher Gegenstand des Studiums für uns, die wir außerhalb desselben in solch großer Fülle nicht finden, was gut und vollkommen ist. Hier wird uns der Sohn Gottes in sieben deutlich unterschiedenen Titeln vorgestellt:

  1. das Wort [Joh 1,1-3]
  2. das Licht [Joh 1,4.5.9]
  3. der eingeborene Sohn des Vaters [Joh 1,14]
  4. das Lamm Gottes [Joh 1,29.36]
  5. der Sohn Gottes [Joh 1,49]
  6. der König Israels [Joh 1,49]
  7. der Sohn des Menschen [Joh 1,51]

Nichts in der ganzen Schöpfung kommt diesen sieben Titeln gleich, in denen alles von Gott und für Gott enthalten ist, und das ist unserer ernsten und tiefsten Betrachtung und Anbetung wert.

In diesem Kapitel wird von vier Tagen geredet, wovon drei besonders gekennzeichnet sind, während wir uns dem vierten nach und nach am Schluss nähern.

Der erste Tag

Am ersten Tag wird uns das Lamm Gottes dargestellt als das, das die Sünde der Welt wegnimmt [Joh 1,29]. Warum? Weil Gott nur einen reinen Ort zum Wohnplatz gebrauchen kann. Noch mehr: Die Welt war verkauft und Satan übergeben, Gott aber hatte das Recht des Rückkaufes bzw. der Erlösung. Wie überwältigend ist doch für unsere schwachen Herzen der Gedanke, hier zu sehen, wie Er selbst das Lamm Gottes wurde, um zu erlösen, was sein Eigen war! Aus dem Anfang des Kapitels lernen wir, dass Er selbst der Schöpfer war, der in unerforschlicher Gnade und Herablassung auf diese Erde herniederkam, um das Lösegeld zu zahlen, um sich dadurch zu sichern, was sein Eigentum war. Selbstverständlich war es auch seine Absicht, in dieser Welt ein erlöstes Volk als Zeugnis seiner Liebe und Gnade zu sehen.

Wie zuvor gesagt wurde, finden wir in dem ersten Kapitel ein Inhaltsverzeichnis für die folgenden zwanzig Kapitel, ähnlich wie wir ein Inhaltsverzeichnis im Liederbuch für alle darin befindlichen Lieder erwarten. Und der Schluss dieses Verzeichnisses weist auf den Tag Gottes hin, der uns als der ewige Zustand besser bekannt sein wird, wenn alle Spuren der Sünde und Satan selbst hinweggetan sein werden und Gott selbst unter den Menschen wohnt. Gott kann nicht mit Wohlgefallen im Bereich des Leides, der Schmerzen und Tränen wohnen. Wohl wissen wir, dass der Vater unsere Tränen täglich trocknet, doch sobald dieses geschehen ist, fließen schnell neue. Bald aber wird die Stunde kommen, in der seine eigene Hand auch die letzte Träne abwischen wird. Dieser Tag Gottes zieht herauf, und das, was schon in der Vorzeit das Verlangen seines Herzens war, wird in Erfüllung gehen. Wir sind gewiss, dass der Tag naht, an dem Gott eine von Sünde und Satan unbefleckte, makellose neue Erde haben wird und darauf einen Wohnplatz zur ewigen Freude und Befriedigung seines eigenen Herzens.

Der zweite Tag

Dieses führt uns in Vers 35 zum zweiten Tag [Joh 1,35]. An diesem Tag stand Johannes der Täufer mit zwei seiner Jünger am Weg. Es waren unter seinem Dienst bekehrte Fischerleute von Bethsaida. Ihre Bekehrung war echt, denn sie folgten ihm auf seinem Pfad. Es kam aber ein Zeitpunkt, an dem Johannes stillstand und die beiden Jünger ihm nicht mehr folgen konnten, sondern mit ihm standen. Aber das Auge des Johannes folgte einem Mann, Jesus, der da wandelte, und in seinem Herzen stieg der Gedanke auf: „Ich bin zum Stillstand gekommen, meine Tage sind vorüber“, und dann ruft er: „Siehe, das Lamm Gottes“ [Joh 1,36]. Dieses bezeugte er mit solch rückhaltlosem Nachdruck, dass die beiden Jünger Johannes und Andreas zu seiner Freude dem folgten, der da wandelte. Jesus lud sie nicht ein, sagte auch nicht: „Johannes, deine Tage sind vorüber.“ Jesus wandelte und die Jünger folgten Ihm. Welch wunderbare Fülle und tiefe Bedeutung liegen in dieser schlichten, einfachen Darstellung. Wir wissen nicht, wie weit sie ihm folgten, doch als sie Ihm ein Stück Weges nachgegangen waren, wandte sich Jesus um und spricht: „Was sucht ihr?“ Sie aber sagten zu Ihm: „Lehrer, wo hältst Du Dich auf? Wir wünschen, mit Dir zu leben, zu wohnen, wo Du wohnst.“

Hier sehen wir den Tag des Geistes angedeutet, wie er in Kapitel 14 bestätigt wird: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“ [Joh 14,20]. Wir wissen, dass, als das Lamm Gottes, sein Wohnplatz im Schoß des Vaters war. Er lebte in des Vaters Liebe und Zuneigung. In 2. Samuel 12 lesen wir, dass, als David sündigte, Nathan ihm ein Gleichnis von einem Lamm vorhielt, das im Schoß des Armen ruhte. Und in Jesaja 40,11 steht geschrieben: „Die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen.“ Sein Gewandbausch ist der Wohnplatz für die Lämmer, und hier finden wir zwei, die Ihm folgten, die Er um die zehnte Stunde dahin führt. Obwohl unsere Erkenntnis mangelhaft ist, glauben wir doch, mit Überzeugung sagen zu dürfen, dass wir hier die Stunde der Verantwortlichkeit für den Menschen zu Ende gekommen sehen, denn Gott hatte nunmehr alles in seine eigenen Hände genommen.

Der dritte Tag

„Sie blieben jenen Tag bei ihm“ [Joh 1,39]. Hierin liegt das Geheimnis der Kraft wahren Christentums. Doch verlassen wir in unserer Betrachtung diesen Tag, den Tag der Kirche Christi, den Tag des Zeugnisses des Geistes und wenden uns in Vers 43 zu dem „folgenden Tag“ [Joh 1,43]. Ein vollständig anderes Gebiet tritt vor unsere Augen. Nicht mehr das Lamm Gottes, sondern der Messias Israels steht vor uns, der uns in den Tag Christi einführt, den Tag des Gesalbten. Was nunmehr folgt, steht im Einklang damit. Als Übergang lesen wir in Vers 41: „Andreas findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon“ [Joh 1,41]. Er gibt Simon eine Berührung. Nachdem sie selbst von Jesus berührt waren, geben sie anderen eine Berührung. Weißt du, was eine göttliche Berührung ist? Es ist die Wirkung der Kraft göttlicher Liebe, die du in deinem Herzen aufnimmst. Simon bedurfte nicht eines Druckes, eine sanfte Berührung der Liebe genügte. Hierin liegt die Auswirkung des Evangeliums, des Besten, was wir jemals vernommen haben. Andreas erfuhr eine göttliche Berührung, und er berührte damit seinen eigenen Bruder, und dieser fühlte sich dadurch zu Jesu hingezogen. So geht inzwischen, bis wir in Johannes 1,45-51 zu Nathanael kommen, ein Werk voran: das Werk des Evangeliums zur Auferbauung der Versammlung Jesu Christi.

Nathanael hält sich in Bedachtsamkeit ein wenig zurück, und als einer, der mit den Schriften des Alten Testaments vertraut ist, spricht er: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Würde mir etwas aus Bethlehem oder Juda berichtet sein, möchte ich wohl darauf hören, doch wo lesen wir in den Schriften, dass etwas Gutes aus Galiläa komme? Das stimmt nicht mit dem, was ich aus der Schrift weiß, überein.“ Er war den anderen überlegen, zweifellos für einen bestimmten Zweck. Er begegnete Christus selbst und von dem Augenblick an gab es für ihn keine Zweifelsfrage mehr. Jesus spricht zu ihm: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist“ [Joh 1,47]. Hier steht einer, der in seinem Herzen die Ansprüche Gottes anerkennt, sich selbst und seine Umgebung verurteilt. Das ist Gerechtigkeit. Nathanael hatte Gesetzlosigkeit und die ihn umgebende gesetzlose Welt verurteilt; aus Sehnsucht nach dem Messias ging er unter dem Feigenbaum auf seine Knie, wo ihn das Auge dessen sah, der ihm nachher begegnete. Andreas und Petrus waren dieser Lage nicht gewachsen, sie standen deshalb beiseite, denn hier tritt etwas Neues hervor, wofür sie sich nicht für zuständig hielten.

Was verstehen wir unter dem Feigenbaum?

Er ist ein Sinnbild für den Ort, an dem sich tausend oder fünftausend Juden begeben haben würden, wenn sie im Licht der Vergangenheit gewandelt wären und ihren Charakter durch den Lauf ihrer Geschichte hätten bilden lassen. Es ist der Ort eines gottseligen Überrestes, der etwas von dem unverfälschten Original kennt und auf den Ausgang der letzten Entfaltung göttlicher Herrlichkeit hinschaut. In Psalm 67,2.3 lesen wir: „Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse sein Angesicht leuchten über uns, damit man auf der Erde deinen Weg erkenne, unter allen Nationen deine Rettung!“ Woher nahm dieses seinen Anfang? Vom Tempel Salomons, als Gott dort sein Angesicht leuchten ließ. Nur im Blick auf das Original wirst du richtig geführt werden. Daraus, dass man in der Christenheit den Blick dafür verloren hat, ist die Verwirrung der Gegenwart entstanden. Je weiter man sich von der Quelle entfernt, desto unreiner fließt das Wasser. Wird ein Mensch von dem, was sich in seiner Umgebung entwickelt hat, beherrscht, kann sich nur daraus sein Charakter entwickeln.

Wo finden wir nun das Original? Psalm 26,8: „HERR, ich habe geliebt die Wohnung deines Hauses und den Wohnort deiner Herrlichkeit.“ Gott hat einen Wohnplatz, wo seine Herrlichkeit leuchtet. Einst war es der Tempel, heute ist es die Versammlung Christi, und am kommenden Tag wird es das neue Jerusalem sein (Off 21).

Nathanael befand sich unter dem Feigenbaum. An dem kommenden Tag wird jedermann unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird ihn weiterhin beunruhigen oder bedrängen können, wie jene damals unter dem eisernen Joch der römischen Macht seufzten. Jene, deren Herzen unter dem Eindruck des Ursprungs lebten, hatten einen tiefen Sinn dafür, deshalb sehen wir sie unter dem Feigenbaum, dem für sie passenden Ort. Aber auch noch eine andere Bedeutung hat der Feigenbaum: Er ist ein Sinnbild der Gerechtigkeit. Nathanael nahm davon seinen Charakter, verurteilte sich selbst als auch die ihn umgebende Welt. Das Maß unserer Selbstverurteilung ist auch das Maß unserer Gerechtigkeit. Im Garten Eden sehen wir, wie Adam und Eva Feigenblätter zusammenheften, um sich damit zu bedecken. Das weist auf ihre eigene Gerechtigkeit hin. Als der Herr Bethanien verließ, fand Er einen Feigenbaum, der nur Blätter trug. Was bedeutet dieses? Des Menschen eigene Gerechtigkeit und sein Bemühen, seine eigene Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen. Aber an dem kommenden Tag wird der Baum mit Früchten beladen sein, göttliche Gerechtigkeit wird dann regieren und ganz Israel wird unter dem Weinstock und Feigenbaum wohnen und nicht mehr unter dem Joch des Bedrückers.

Der Herr sprach: „Ich sah dich unter dem Feigenbaum“, und sofort fanden alle Schriften, die sich auf den Anfang bezogen und die in Nathanael so tiefe Übungen und ein sehnsüchtiges Verlangen erweckt hatten, die Antwort: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels“ [Joh 1,49]. Der Schlüssel des Herzens war berührt, die Gebete erhört, und der Herr antwortete: „Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen“ [Joh 1,50]. Nathanael war dem ihm gegebenen Licht treu, so dass Gott dem „Größeres“ hinzufügen konnte. Wenn du der dir anvertrauten Erkenntnis treu bist, wird Gott dem Weiteres hinzufügen.

Der letzte Tag

Der Schluss dieses Kapitels gewährt uns nun einen Blick in die Bedeutung und kommende Verwirklichung des achten Tages des letzten, des großen Tages des Festes der Laubhütten (3Mo 23,36; 4Mo 29,35-38). Was sind die Kennzeichen und was der Ausdruck des achten Tages? Nicht allein in Israel, dem niederen Bereich der Erde, wohnt jeder Mann unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum, sondern beide, Himmel und Erde, werden in vollen Einklang gebracht sein. „Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen“ [Joh 1,51]. Wir erinnern uns an 1. Mose 28, als Jakob vor seinem Bruder floh, wie er in jener dunklen Nacht träumte und nach dem Erwachen ausrief: „Dies ist nichts anderes als Gottes Haus.“ Er weist hin auf einen kommenden Tag und einen Schauplatz, wo man Gott einen Ausbruch des Lobes entgegenbringen wird. An dem achten Tag wird Gott einen Widerschein von sich selbst in einer neuen Schöpfung finden und alles wird dann in sittlichen Einklang mit Ihm selbst gebracht sein. Man darf sagen, dass der Tag des Sohnes des Menschen viel weiter in seiner Ausdehnung reicht als der Tag Christi: Denn der Tag Christi begrenzt den Tag seiner Erscheinung für Israel.

Als „der Sohn des Menschen“ wurde Er verworfen und angespien und trug Er auf seinem mit Dornen gekrönten Haupte alle Narben tiefster Entehrung. Als „der Sohn des Menschen“ wird Er an dem kommenden Tag das Schwert der Autorität schwingen. Gott wird Ihm für jedes Zeichen der auf dieser Erde einst erlittenen Entehrung einen besondern Platz der Ehre anweisen. Nach Psalm 8 wird die Herrschaft des Sohnes des Menschen keine Grenzen kennen. Welch überwältigender Anblick, wenn Gottes unermessliche Wertschätzung für seinen Sohn offenbar werden wird und deshalb: „Von nun ab werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.“

Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut

Über Johannes 1,14 möchten wir zum Schluss bemerken, dass in diesem die Summe dessen enthalten ist, was in der Zukunft offenbart werden wird, damit auch das Gebet des Herrn in Erfüllung gehe: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast“ [Joh 17,24]. Welch ein Platz der unmittelbaren Nähe. Sie werden schauen, natürlich nicht teilen, die Herrlichkeit, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war.

Was denkst du über dieses Schauen? Lass dir dein Herz öffnen und denke darüber nach, wozu der Herr seinen reichen Segen geben möge.


Hinweis der Redaktion:

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