Weglaufen vor Problemen
1. Mose 16,6-11

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 29.10.2009, aktualisiert: 02.10.2022

Leitverse: 1. Mose 16,6-11

1Mo 16,6-11: Abram sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand; tu ihr, was gut ist in deinen Augen. Und Sarai behandelte sie hart, und sie floh von ihr weg. Und der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe weg von meiner Herrin Sarai. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommenschaft sehr mehren, dass sie nicht gezählt werden kann vor Menge. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört.

Hintergrund

Hagar war die persönliche Dienerin Saras, der Frau von Abraham. Hagar war Ägypterin und war wahrscheinlich als Sklavin gekauft worden, als Abraham und Sara in Ägypten wohnten (1Mo 12). Weil Sara nicht schwanger wurde, überredete sie Abraham, Hagar als Nebenfrau zu nehmen. Obwohl es natürlich nicht der Weg war, den Gott geplant hatte, um seine Verheißung zu erfüllen, dass Abraham einen Sohn bekommen sollte, war diese Praxis für die damalige Kultur nicht ungewöhnlich und wird sogar in Rechtsverträgen dieser Zeit erwähnt. So war diese Idee heidnischen Ursprunges, und vielleicht dachte Sara, auf diese Weise würde sich zeigen, dass ihre Kinderlosigkeit nicht an ihrer Unfruchtbarkeit, sondern an Abraham lag! Jedenfalls wurde Hagar schwanger und begann deshalb, Sara zu verachten. Frustriert und bitter gab Sara Abraham die Schuld für diese Situation und begann, Hagar barsch zu behandeln. Hagar wurde so verzweifelt, dass sie beschloss, vor ihrem Problem mit Sara davonzulaufen. Wahrscheinlich wollte sie nach Ägypten zurück, da Sur an der Wüstenstraße zwischen Abrahams Zuhause in Beersheba und Ägypten lag. Hier traf der HERR Hagar. Obwohl Er ihr sagte, sie solle zurückkehren und sich unter die Autorität von Sarah beugen, ermutigte der HERR Hagar, indem Er ihr einige wunderbare Verheißungen gab.

Was lernen wir daraus?

Sieht Gott denn die Not und hört Er die Rufe der benachteiligten Menschen in dieser Welt? Wenn wir uns die Menschen ansehen, die „den Kürzeren gezogen haben“, dann scheint es manchmal so, als ob Gott die Not nicht sehen und die Schreie der Benachteiligten nicht hören würde. Aber der biblische Bericht über Hagar widerlegt diesen Gedanken! Hagar war ohne eigene Schuld in eine schwierige Situation gekommen.

Zweifellos profitierten Abraham und Sara von Hagar. Zuerst kauften sie sie als Sklavin und dann zwangen sie sie, eine Nebenfrau Abrahams zu werden. Am Ende wurde sie aber von einer privilegierten Stellung als Saras persönliche Dienerin und Abrahams Nebenfrau zu einer misshandelten Sklavin degradiert – nur weil sie Befehlen gehorcht hatte! Ihre Chancen auf eine Heirat waren dahin. Sie wurde so hart behandelt, dass sie sich in ihrer Verzweiflung gezwungen sah, zu fliehen. Aber Gott sieht die Not und hört das Gebet der Benachteiligten und Unterdrückten. Der HERR kannte alle Probleme Hagars. Er hörte ihr Schreien und sah ihre Situation, und Er kam persönlich zu ihr in die Wüste, um sie zu stärken und zu ermuntern. Gott fand Hagar!

Hagar hatte keine Ahnung, dass Gott sie suchte, und sie wusste nichts davon, dass Gott für sie persönlich sorgte. Zu ihrem Erstaunen entdeckte Hagar, dass Gott die verzweifelte Not derer sieht, die missbraucht und benachteiligt werden. Und Er sieht nicht nur die Probleme, Er tut auch etwas dagegen! Kein Wunder, dass Hagar in Bezug auf Gott sagt: „El Roi“, was heißt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1Mo 16,13). Achten wir darauf, was Gott zu Hagar sagt (1Mo 16,11): „Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört.“ Ismael bedeutet: „Gott hört“. Gott hatte die Rufe der armen, unterdrückten Hagar gehört. Alles, was Gott ihr versprach, wurde wahr. Ja, es würde eine Feindschaft über Jahrhunderte hinweg zwischen den Juden und den Nachkommen Ismaels bestehen, so wie es Gott in 1. Mose 16,12 voraussagte. Die Folgen von Abrahams und Saras Sünde (und allen Sünden) sind ernst und dauerhaft. Aber für Hagar galt, dass Gott sie sah und „ihr Elend hörte“.

So wie es bei Hagar war, so ist es auch bei uns. Wirst du unterdrückt oder fühlst du dich unterlegen oder irgendwie benachteiligt? Fühlst du dich, als wärest du immer „der letzte Rest“? Hat dich jemand ausgenutzt oder übervorteilt? Gott sieht deine Not. Er hört die Rufe der Benachteiligten.

Praktische Anwendung

Hagar versuchte, vor ihren Problemen davonzulaufen, aber der HERR sagte ihr, sie solle in ihre schlechte Situation zurückkehren und sich Sara unterwerfen, die sie so hart behandelt hatte. Wegen der persönlichen Fürsorge des Herrn und seiner Ermutigung und wegen seiner Verheißungen war es Hagar möglich, sich ihrem Problem zu stellen und Gottes Wirken in ihrer Situation zu sehen. Selten können wir vor unseren Problemen davonlaufen, ohne negative Folgen zu erleben. Gott möchte, dass wir unseren Problemen begegnen und sie lösen. Mit seiner persönlichen Gegenwart in unserem Leben und seiner wundervollen Verheißung von Hilfe und Ermunterung werden wir beginnen, sein Wirken in unserem Leben zu sehen, auch inmitten unserer Probleme. Wenn wir mit dem Herrn an unserer Seite unsere Probleme angehen, wird unser Vertrauen auf den Herrn stärker und tiefer werden. Gott kann und will sein Ziel mit uns erreichen, gerade in den schlimmsten Problemsituationen, die uns begegnen können. Psalm 57,3.4 ist eine große Ermunterung: „Zu Gott, dem Höchsten, will ich rufen, zu dem Gott, der es für mich vollendet. Vom Himmel wird er senden und mich retten … Senden wird Gott seine Güte und seine Wahrheit.“

Wenn wir durch schwierige Situationen gehen, hilft es, wenn wir uns daran erinnern, dass Gottes Ziel für unser Leben nicht immer dann erreicht ist, wenn wir ein bequemes Leben führen und uns „in ruhigem Fahrwasser“ befinden, denn sein endgültiges Ziel in unserem Leben ist nicht irdisch oder zeitlich. Sein Ziel für jedes seiner Kinder ist es, uns immer mehr nach dem Bild unseres Herrn Jesus Christus zu gestalten, und Er wirkt durch alle Situationen unseres Leben, um dieses Ziel zu erreichen. Lies Römer 8,28-30 und höre nicht am Ende von Vers 28 auf! Kannst du deinen Problemen gerade jetzt begegnen? In deiner Ehe? In deiner Familie? In deinen Finanzen? In deiner Beziehung zu anderen Gläubigen? In deiner Beziehung zum Herrn? Versuche nicht, vor deinen Problemen davonzulaufen! Gib nicht auf! Komm zurück und stelle dich deinen Problemen. Bitte den Herrn um seine Hilfe und Weisheit und Er wird dir sicher mit seiner persönlichen Gegenwart und seiner Ermutigung helfen. Wie bei Hagar sieht Er deine Probleme und hört dein Schreien, und Er wird dir helfen, wenn du auf Ihn schaust. Versuche nicht, deinen Problemen davonzulaufen. Löse sie mit der Hilfe des „Gottes, der mich sieht“.


Originaltitel: „Running from problems“ 
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Ulrike Isenberg

Weitere Artikel des Autors David R. Reid (102)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen