Gottes Souveränität bei der Erlösung des Menschen (5)
Gottes Souveränität im Römerbrief

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 04.10.2009, aktualisiert: 15.03.2024

Der Zustand des Menschen, wie er im Römerbrief dargestellt wird

Ein großer Einschnitt befindet sich im Römerbrief am Ende von Römer 5,11. Bis zu diesem Abschnitt werden Sünden abgehandelt. Das sind Sünden als Handlungen und als Taten. Von Römer 5,12 bis Römer 8 ist das Thema „die Sünde im Fleisch“. Das hat mit der Wurzel in uns zu tun, das heißt mit der bösen Natur, die durch den Sündenfall erworben wurde. Es entsteht viel Verwirrung, wenn man nicht den Unterschied sieht zwischen der Sünde im Fleisch und den Sünden, die von dieser Wurzel hervorgebracht werden.

Was die Sünden betrifft, so sieht der Römerbrief den Menschen als jemand, der in Sünden lebt und vor Gott, so schnell er nur kann, davonläuft (Röm 1). Der Jude wird in Römer 2 gerichtet. Römer 3 kommt zu dem Schluss, dass alle unter der Sünde sind. In Übereinstimmung mit Lukas 14,18 („Und sie fingen alle ohne Ausnahme, sich zu entschuldigen“) lesen wir in Römer 3,10-12

  • Röm 3,10-12: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.

Die alttestamentlichen Heiligen hatten Glauben. Wenn sie aufgrund ihres menschlichen Willens Glauben gehabt hätten, wäre das gut gewesen und hätte Gott gefallen (aber siehe Röm 8,8). Aber Gott pflanzte während der Prüfung des ersten Menschen in seiner Stellung der Verantwortung als gefallener Adam Glauben und Leben in Seelen ein, denn sonst hätte es niemals einen Heiligen gegeben. Tatsache ist: Es gibt keine Initiative im Menschen, Gott zu suchen.

Außerdem sagt Römer 5,6, dass der Mensch „noch kraftlos“ ist. Er ist wie die Frau in Lukas 13, die verkrümmt (bzw. nach unten gebunden) war und nötig hatte, dass der Herr in souveräner Gnade eingriff. Und haben Sie sich jemals gefragt, warum das Wort „noch“ in dem Satz steht? Gott hatte den Menschen unter verschiedenen Umständen bis hin zu und einschließlich der Offenbarung des Vaters in dem Sohn (Joh 15,24) geprüft. Der Mensch hatte jede Gelegenheit gehabt, um zu zeigen, dass er vor Gott Stärke besaß. Doch nach all den Gelegenheiten während der Prüfung zeigte es sich, dass er „noch kraftlos“ war.

Was die Sünde im Fleisch betrifft, so wird, wenn man Römer 6 und 7 liest, klar, dass der Mensch ein Sklave des Gesetzes von Sünde und Tod ist. Ein Gesetz ist ein feststehendes Wirkungsprinzip. Und der Mensch ist der Macht des Gesetzes der Sünde in sich unterworfen und ein Sklave der Sünde. Er ist in Bezug auf Gott moralisch gebunden. Sein Wille wird von dem Gesetz der Sünde beherrscht, das in ihm wirkt. Daher haben wir in diesem Abschnitt den Tod mit Christus. Die Sünden werden vergeben, aber die Vergebung richtet sich nicht auf eine Natur, insbesondere nicht auf die alte Natur. Gott vergibt der alten Natur nicht. Aber ich, der ich mit der alten Natur identifiziert werde und in verantwortlicher adamitischer Stellung als gefallen vor Gott stehe, kann durch den Tod Christi von dort entfernt werden, und dann kann ich mit der neuen Stellung vor Gott identifiziert werden:

  • Röm 6,11: So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.

Der Römerbrief sieht den Sünder als jemand, der in Sünden lebt und es nötig hat, zu sterben und dann in Christus Jesus zu leben. Wir sind mit Christus gestorben und schätzen uns nun als Gott lebend. In Epheser 2 wird der Sünder als tot in Übertretungen und Sünden, der es nötig hat, lebendig gemacht zu werden. Dies sind beides wahre Sichtweisen, und die Lehren des Römer- und des Epheserbriefes ergänzen einander. Wir dürfen nicht irgendeine Schriftstelle gegen die Tatsache, die in Epheser 2 dargestellt wird, stellen und klagen: Wie kann ein Toter glauben? – Sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht! Er kann es nicht und deshalb benötigt er die lebendig machende Kraft Gottes, der den Glauben und eine neue Natur einpflanzt. Der körperlich tote Lazarus konnte auch nicht hören. Aber die machtvolle Stimme des Sohnes Gottes gab ihm das Hören. Diese Dinge sind die Werke Gottes.

Ein „berufener Apostel“ schrieb an „berufene Heilige“

Röm 1,1.7: 1 Paulus, … berufener Apostel … 7 allen Geliebten Gottes, den berufenen Heiligen, die in Rom sind …

Wirksame Berufung ist göttlich und bedingungslos

Wie wir in dem Gleichnis vom großen Abendmahl sahen, gibt es einen Einladungsruf. Viele wurden eingeladen, aber ausnahmslos alle entschuldigten sich. Dies kann man in der folgenden Schriftstelle sehen:

  • Mt 22,14: Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte (Siehe Mt 20,16.)

Die Auserwählten sind im Gleichnis vom großen Abendmahl diejenigen, die hereingebracht und zum Kommen genötigt werden. Der Einladungsruf ist der Ruf des Evangeliums, zu Christus zu kommen. Niemand folgt diesem Ruf, wenn Gott nicht souverän eingreift. Der Einladungsruf steht im Gegensatz zu der wirksamen Berufung der göttlichen Souveränität. Unter „wirksamer Berufung“ verstehen wir die Erwählung Gottes, die göttlich ist, unabhängig vom Willen des Menschen und wirksam insofern, als sie die Absicht Gottes, dass die berufene Person gerettet wird, ausführt. Lassen Sie uns den Apostel Paulus als Beispiel betrachten, der ein berufener Apostel war:

  • Röm 1,1: Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes.

Dies bedeutet, dass Paulus durch göttliche Berufung ein Apostel wurde. Er selbst hatte dabei nichts zu sagen. Der Herr machte ihn zum Apostel, zu einer Gabe an den Leib (Eph 4,8-11). Die Leute sprechen davon, von einer Kirche „berufen“ zu sein, um ihr „Pfarrer, Diener“ zu sein (etwas, was der Schrift fremd ist und ihre Lehren zum Thema Dienst bzw. Amt untergräbt), aber die Berufung in der Schrift hat nichts zu tun mit dem, was Menschen und „Kirchen“ tun. Der Apostel Paulus hat uns über sich auch Folgendes erzählt:

  • Gal 1,15: Als es aber Gott, der mich von meiner Mutter Leib an abgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefiel …

Was die Berufung betrifft, so wurde Paulus persönlich berufen, Christus als Heiland zu kennen. Deshalb schrieb der berufene Apostel an die Heiligen in Rom als an die „berufenen Heiligen“:

  • Röm 1,6.7: … unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi) – allen Geliebten Gottes, den berufenen Heiligen, die in Rom sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

„Berufene Heilige“ bedeutet nicht, dass man von ihnen als Heiligen sprechen soll. [Im Englischen ist das Wort called mehrdeutig: Es heißt sowohl „berufen“ als auch „genannt“ oder „gerufen“.][1] Es ist bedeutend mehr als das. Sie sind Heilige aus Berufung. Dies bedeutet nicht bloß, dass sie gerufen (im Sinne von eingeladen) wurden, Heilige zu werden. Der Ruf Gottes machte sie zu Heiligen. [Im Deutschen haben wir diese Mehrdeutigkeit nicht, da das Wort „berufen“ den Sachverhalt eindeutig bezeichnet.] Sie waren Heilige kraft seines Rufes, genau wie Paulus kraft des Rufes Gottes ein Apostel war. Heiligsein ist keine Frage der Lebensführung (das ist eine zusätzliche Erwägung), sondern der Stellung vor Gott. Heilige sind von der Stellung her heilig [ausgesondert für Gott]. Wie sie dieser Stellung in der Praxis entsprechen, ist eine andere Sache.

Die nach Vorsatz berufen sind

Nach Vorsatz berufen

Röm 8,28: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.

Im Gegensatz zu dem allgemeinen Einladungsruf aus Matthäus 20,16 haben wir hier in Römer 8,28 den wirksamen Ruf, den Ruf [bzw. Berufung] nach Gottes Vorsatz. Dieser Text ist ein Trost für so manchen Heiligen in der Prüfung. Er erklärt, dass Gott die Kontrolle über die Umstände hat, in denen sich der Gläubige wiederfindet, dass er nämlich nicht durch Zufall in diese Umstände geraten, sondern von dem Gott der Umstände hineingeschickt worden ist. Und er sieht, dass er jemand ist, der „nach Gottes Vorsatz berufen [prothesin]“ wurde. „Vorsatz“ [purpose] wird auch in Römer 9,11; Epheser 1,11; 3,11 und in 2. Timotheus 1,9 in Bezug auf Gottes wirksame Absicht verwendet. Diese Berufung ist ein souverän geschmiedetes Glied in der unzerbrechlichen Kette von Römer 8,30. Diese Berufung fließt aus Gottes Vorsatz. Diese Berufung führt Gottes Ratschluss aus. Unsere Berufung hat eine Reihe von Merkmalen bzw. Charakteristika bzw. Aspekten an sich, von denen eine in 2. Timotheus 1,9 genannt wird:

  • 2Tim 1,9: Er hat uns errettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben.

Der Punkt ist nicht nur der unabhängige Ratschluss und die unabhängige Gnade (so wahr das auch ist), sondern womit der Ruf verbunden ist – er wird hier „ein heiliger Ruf“ genannt. Nun, es ist sicherlich eine heilige Berufung mit eingeschlossen, da Gottes wirksamer Ruf notwendigerweise heilig ist; und dementsprechend sind „berufene Heilige“, was ihre Stellung vor Ihm betrifft, „berufene heilige Menschen“. Wie wir unsere heilige Berufung in unserem Lebenswandel widerspiegeln, ist eine andere Frage und eine Sache, für die wir vor Gott Rechenschaft ablegen müssen (Röm 14,12). Wenn wir bedenken, dass im zweiten Timotheusbrief die Entwicklung des Bösen in der Christenheit aufgezeichnet ist, dann erscheint die ermahnende Erinnerung daran, dass die Berufung eine heilige Berufung ist, angesichts solch schändlicher Verhältnisse und solch verunreinigenden Umgangs, wovon wir uns absondern sollen, als sehr angemessen. Dass es eine heilige Berufung ist, entspricht Gottes souveränem Ratschluss.

Im Hebräerbrief ist es eine „himmlische Berufung“ (Heb 3,1). Diese hebräischen Heiligen waren als Israeliten an den Gedanken an eine irdische Berufung gewöhnt.

Die Berufung ist auch eine „Berufung nach oben“ (Phil 3,14). Wenn man an Philipper 3,1.2.18.19 denkt, steht die „Berufung nach oben“ im krassen Gegensatz zum Rühmen des Fleisches und zum Suchen der Ehre in der Schande. Solche Aspekte unserer Berufung sind lehrreich. Man tut gut daran, das Wort „Berufung/Ruf“ in der gesamten Schrift aufzuspüren, wie es auf unsere wirksame Berufung durch Gott angewendet wird, um all die Dinge zu betrachten, von denen Gott sagt, dass sie mit unserer Berufung im Einklang stehen. Solche Wahrheiten sollten auf unseren Lebenswandel einwirken.

Es gibt auch „die Hoffnung seiner Berufung“ und „welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist“ (Eph 1,18). Beachten wir, dass es „seine Berufung“ ist. Die Berufung bezieht ihr Wesen aus Ihm, wie es auch das Erbe tut, wie J.N. Darby bemerkt:

Wir finden, so scheint es mir, die zwei Dinge, von denen wir im vorherigen Abschnitt des Kapitels gesehen haben, dass sie der Teil der Heiligen sind: die Hoffnung der Berufung Gottes und die Herrlichkeit seines Erbteils in den Heiligen. Das Erste ist mit Epheser 1,3-5 verbunden, das heißt mit unserer Berufung; das Zweite mit Epheser 1,11, das heißt mit dem Erbteil. Im Ersteren haben wir Gnade gefunden (in anderen Worten: Gott handelt uns gegenüber, weil Er die Liebe ist); im Letzteren die Herrlichkeit – es offenbart sich, dass der Mensch in seiner Person und seinem Erbteil die Früchte der Macht und der Ratschlüsse Gottes genießt … Durch die Berufung Gottes werden wir berufen, den Segen seiner Gegenwart zu genießen, in seiner Nähe das zu genießen, was hoch über uns erhaben ist. Das Erbteil Gottes betrifft das, was unter uns ist, geschaffene Dinge, die alle Christus unterworfen werden, mit dem und in dem wir das Licht der Gegenwart Gottes in seiner Nähe genießen. Das Verlangen des Apostels ist es, dass die Epheser diese beiden Dinge verstehen mögen.[2]

Auf diese Hoffnung wird wiederum in Epheser 4,4 Bezug genommen, wo sie als die „Hoffnung eurer Berufung“ bezeichnet wird. In Epheser 4 beginnt der Teil des Briefes, der sich auf die Praxis, also auf die Verwirklichung der tiefen Wahrheiten bezieht, die im Anfangsteil des Briefes dargestellt werden. Dies wird in Epheser 4,1 deutlich, wo wir dazu ermahnt werden, der Berufung würdig zu leben, mit der wir berufen sind.

Zweifellos wurden alle Heiligen zur Zeit des Alten Testaments genau wie heute auf eine besondere Weise berufen, wenngleich das Thema der Berufung erstmals in 1. Mose 12 bei der Berufung Abrahams zum Vorschein kommt. Dieses Thema ist wichtig, aber es ist nicht unser Thema hier.[3] „Berufung“ hat zahlreiche Aspekte[4], aber wir werden hier nicht alle betrachten. Dennoch sollten wir, bevor wir weitergehen, 2. Petrus 1,3.4.10.11 beachten:

2Pet 1,3.4.10.11: 3 Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend, 4 durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde. … 10 Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln. 11 Denn so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.

Wir wurden berufen durch seine Herrlichkeit und Kraft (2Pet 1,3). Wir stellen hier fest, dass uns alles gegeben ist, was zum Leben und zur Frömmigkeit gehört. Die Wiedergeburt ist ein neues Leben und dieses Leben wird uns durch „göttliche Kraft“ gegeben. Die Herrlichkeit und die Kraft sind sein und durch seine Herrlichkeit hat Er uns berufen. Dies soll eine Auswirkung auf unseren Lebenswandel haben, ebenso sein Ruf an uns durch seine Kraft. [Im Englischen steht hier virtue, was auch „Tugend“ bedeutet. Anm. d. Übers.] Ich schlage vor, dass dies auf Gottes moralische Erhabenheit hindeutet. In 2. Petrus 1,4 bekommen wir Anteil an göttlicher Natur (nicht an Göttlichkeit). Wir erhalten Anteil an den moralischen Eigenschaften Gottes. Wir sind der Verdorbenheit entkommen, die durch die Begierde in der Welt ist. Eine Berufung durch solche Herrlichkeit und solche moralische Vorzüglichkeit ist zwangsläufig eine wirksame Berufung, sonst wären die Herrlichkeit und die Vorzüglichkeit seiner nicht würdig.

In 2. Petrus 1,10 werden wir dazu aufgefordert, uns zu bemühen, unsere Berufung und Erwählung festzumachen. Weshalb geht hier die Berufung der Erwählung voraus? Diese Ermahnung folgt auf das, was der Apostel in 2. Petrus 1,5-9 in Bezug auf unseren Wandel sagte, was wiederum deshalb gesagt wurde, weil wir Anteil an göttlicher Natur haben (2Pet 1,4), was heißt, dass wir Anteil an Gottes moralischen Eigenschaften haben. Dies sollte sich in unserem praktischen Verhalten zeigen und so unsere Berufung und Erwählung in unseren Herzen festmachen und in unserem Wandel sichtbar sein.

Es ist klar, dass der neuerliche Appell sich an unseren Zustand und den daraus folgenden Verlauf und Charakter unseres Wandels richtet. Schon die Reihenfolge der Begriffe deutet darauf hin; denn aufseiten der göttlichen Gnade geht die Erwählung gemäß der Schrift der Berufung notwendigerweise voraus. Gottes Erwählung des Christen geschieht in Ewigkeit; sein Ruf ergeht in der Zeit an uns und beruft uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht (1Pet 2,9). So heißt es am Anfang des ersten Petrusbriefes von den Heiligen, dass sie von Gott, dem Vater, nach der Vorkenntnis des Vaters auserwählt wurden; aber kraft der Heiligung des Geistes wurden sie zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi abgesondert … Die Reihenfolge ist hier eindeutig die von Gottes Gnade, wie sie in unserem Text, wo der Ruf vor der Erwählung kommt, die von deren Anwendung auf den Menschen ist. Und dies steht im Einklang mit dem Zusammenhang, der von der jetzigen moralischen Herrschaft über die Seelen handelt …

Hier wird die christliche Verantwortung dazu gedrängt, dass es keine Widersprüchlichkeit in unserem Verhalten geben sollte. Seine Berufung ist ebenso wie seine Erwählung eine Angelegenheit der souveränen Gnade und lässt keine Frage zu. Der Fall liegt aber anders, wenn wir von unserer Berufung und Auserwählung hören. Hier bringt Nachlässigkeit unseren Wandel in Unordnung und kompromittiert unser Bekenntnis seines Namens, sie nimmt unsere Freude weg und schwächt oder behindert unser Zeugnis – umso mehr, wenn unser Gewissen empfindlich ist. Unser Herz verdammt uns, wie es in 1. Johannes 3,20 heißt; und wie viel mehr tut das Gott, der, da Er größer als unser Herz ist, alles weiß und uns dazu bringt, uns selbst zu beurteilen und zu richten, damit es uns nicht mehr verdammt!

Wir werden also eindringlich zu praktischer Treue ermahnt, damit wir uns bemühen, unsere Berufung und Erwählung festzumachen; „denn wenn wir dies tun“, was Gott gefällt und was sein Wille uns betreffend ist, dann werden sie zu unserer Freude fest und sicher gemacht, statt durch einen nachlässigen Zustand lose und instabil zu werden; und so, mag man hinzufügen, sind sie für andere Menschen, die darauf schauen, ob unser Verhalten mit unseren Worten übereinstimmt.[5]

Wenn wir all dies in unserem praktischen Verhalten ausführen und dadurch der göttlichen Natur, die Gott in uns eingepflanzt hat, Ausdruck verleihen,

  • 2Pet 1,11: So wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.

Wenn wir also in Abhängigkeit und Gehorsam wandeln, legen wir zuallererst Zeugnis davon ab, dass Gott uns berufen hat. Dann wird es ebenfalls offenbar, dass Er uns erwählt hat (Auserwählung), bevor die Welt existierte.

In 2. Petrus 1,3 sehen wir, dass Gott uns durch und nicht zur Herrlichkeit berufen hat. Dennoch ist es wahr, dass wir auf ergänzende Weise auch „zur Herrlichkeit berufen“ sind, um

  • 1Thes 2,12: … würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft.

  • 1Pet 5,10: Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus …

Hier sind einige nützliche Worte von J.N. Darby, die im Einklang mit dem Reich und der Herrlichkeit stehen, zu denen wir berufen sind:

Wenn meine Zuversicht, mein Trost oder meine Hoffnung aus der Erfahrung dessen, was in mir vorgeht, gezogen werden – wenngleich sie dadurch gegen Herumkrittelei bestätigt werden kann, wie im ersten Johannesbrief –, dann ist es nicht die Rechtschaffenheit von Gott durch den Glauben; denn die Erfahrung dessen, was in meiner Seele vorgeht, ist nicht Glaube. Ich wiederhole, dass der Maßstab der Heiligkeit erhöht wird, indem man auf das Werk Christi schaut und sich darauf verlässt; denn anstatt mir das verschmutzte Bild Christi in meiner Seele anzuschauen, betrachte ich Ihn im Geist, in der Vollkommenheit jener Herrlichkeit, in deren Gemeinschaft ich berufen bin und daher würdig, des Gottes zu wandeln, der mich zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit berufen hat. „Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13.14); und aus meiner Selbstprüfung wird nicht eine unglückliche Untersuchung, ob ich im Glauben bin oder nicht, wobei ich Gott niemals, nach allem, was Er getan hat, vertrauensvoll die Ehre gebe, sondern die Frage, ob mein Wandel eines Menschen würdig ist, der in sein Reich und seine Herrlichkeit berufen ist. Aber die Trennung Christi vom Wirken des Geistes ist von Übel und führt zum selben Ergebnis, wenn auch die Anwendung nicht so unmittelbar ist.
In der gewöhnlichen evangelikalen Lehre wird gesagt, ein Mensch sei „vom Geist geboren“; die Notwendigkeit dafür wird vielleicht aus dem, was wir sind, aufgezeigt, die Frucht davon wird aufgezeigt, und dann wird die Frage gestellt: Bist du das? Denn dann wirst du in den Himmel kommen. – Dies enthält ein gewisses Maß an Wahrheit. Doch wird es in der Schrift so dargestellt? Dort finde ich diese Dinge stets voll und ganz in Verbindung mit Christus, was beinhaltet, dass wir in jenem Gesegneten sind und Er in uns; und folglich erweist es sich nicht bloß aus den Früchten, dass ich vom Geist Gottes geboren bin, sondern durch eine Teilhaberschaft an allem, wovon Er der Erbe ist als der Auferstandene (in dem sicheren Rechtsanspruch [title] seiner Sohnschaft), als zusammen mit Ihm lebendig gemacht – eine Einheit des Lebens und der Erbschaft, von der der Heilige Geist Kraft und Zeuge ist.[6]

Wir erhalten das Wort „würdig“ auf drei Arten. Im Brief an die Thessalonicher heißt es: „… würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft“ (1Thes 2,12). Im Epheserbrief ist es praktisch dasselbe: „… dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“ (Eph 4,1). Hier im Kolosserbrief heißt es: „… um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen“ (Kol 1,10). Hat Er jemals in irgendeiner Angelegenheit seinen eigenen Willen getan? Nein, Er tat seines Vaters Willen. Bist du damit zufrieden, niemals deinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen Christi zum Ursprung und Beweggrund all dessen, was du tust, zu nehmen? Dann wird die Gemeinschaft nicht unterbrochen, und sie ist eine Freude und ein Segen, der über alles menschliche Denken hinausgeht. Du sagst: Soll ich denn nie das tun dürfen, was mir gefällt? – Gefällt! Gefällt es dir denn nicht, immer bei Christus zu sein? Dies entlarvt das Wirken des Fleisches.[7]

Seht eure Berufung, Brüder

Da wir hier unsere Berufung betrachten, sollten wir in 1. Korinther 1,26-29 nachschauen:

1Kor 1,26-29: 26 Denn seht eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; 27 sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache; 28 und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt [und] das, was nicht ist, 29 damit er das, was ist, zunichtemache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.

„Nicht viele“ lässt Raum für die Berufung einiger Weiser usw. Gott hat in dieser Angelegenheit so gewirkt, dass „sich vor Gott kein Fleisch rühme“. Es ist nicht der angebliche moralisch freie Wille Gott gegenüber, der das Ergebnis sichergestellt hat, dass „sich vor Gott kein Fleisch rühme“. Hier mag eine gute Stelle sein, um Aufmerksamkeit auf ein Gebet zu lenken, das C.H. Spurgeon für diejenigen, die an solch einen freien Willen glauben, als geeignet vorgeschlagen hat:

Ein Arminianer auf seinen Knien würde verzweifelt beten wie ein Calvinist. Er kann nicht über den freien Willen beten: Es gibt keinen Raum dafür. Stellen wir uns vor, er würde beten: Herr, ich danke Dir, dass ich nicht wie diese armen Calvinisten bin. Herr, ich wurde mit einem herrlichen freien Willen geboren; ich wurde mit der Kraft geboren, mit der ich selbst mich Dir zuwenden kann; ich habe meine Gnade gut genutzt. Wenn jeder mit seiner Gnade dasselbe getan hätte wie ich mit meiner, hätten alle gerettet werden können. Herr, ich weiß, dass Du uns nicht willig machst, wenn wir von uns aus nicht wollen. Du gibst jedem Gnade; einige nutzen sie nicht, aber ich tue das. Es gibt viele, die zur Hölle gehen werden und ebenso mit dem Blut Christi erkauft wurden, wie ich es wurde; es war ihnen ebenso viel vom Heiligen Geist gegeben worden, sie hatten eine ebenso gute Chance und sie wurden genauso viel gesegnet wie ich. Es war nicht Deine Gnade, die einen Unterschied zwischen uns machte; ich weiß, dass sie eine Menge getan hat, dennoch war ich es, der die Wende herbeiführte; ich machte Gebrauch von dem, was mir gegeben war, und andere taten das nicht: Das ist der Unterschied zwischen mir und ihnen. – Das ist ein Gebet für den Teufel, denn niemand sonst würde solch ein Gebet wie dieses sprechen. Ach! Wenn sie predigen und langsam reden, mögen sie falsche Lehren verbreiten; aber wenn sie zum Beten kommen, entschlüpft ihnen die Wahrheit; sie können nicht anders (Freewill  A Slave [Der freie Wille – ein Sklave]).

Kapitel nach Kapitel schlägt der Apostel im ersten Korintherbrief irgendeinen Aspekt vom Wirken des Fleisches in den fleischlichen Korinthern nieder. In 1. Korinther 1 tut er das, indem er das Wesen der Berufung Gottes verwendet. Aber die Menschen rühmen trotzdem weiter ihren angeblichen freien Willen. In 1. Korinther 2 schreibt der Apostel den so von Gott Berufenen vom Unvermögen, von der Unfähigkeit des natürlichen Menschen, das, was der Geist lehrt, zu empfangen:

  • 1Kor 2,12-14: Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel. Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.

„Er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ Gott verleiht das Vermögen, Geistliches zu erkennen; Er pflanzt es ein. Die Behauptung, in uns einen freien moralischen Willen Gott gegenüber zu erkennen, kommt nicht aus geistlicher Beurteilung, aus geistlichem Erkennen, wenn wir unsere Berufung betrachten. Vielmehr fallen wir auf die Knie und danken Gott für seine souveräne Gnade uns gegenüber.

Römer 8,29.30

Röm 8,29.30: 29 Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.

Die, von denen hier die Rede ist, sind „nach Vorsatz berufen“ (V. 28).

Der Unterschied zwischen Erwählung und Vorherbestimmung (Prädestination)

W. Kelly merkt an:

Erwählung geschieht zur Eignung für seine Gegenwart mit einer Natur wie seine eigene. Prädestination, Vorherbestimmung, geschieht zu einer Beziehung, die der seines Sohnes so ähnlich wie möglich ist.[8]

Es ist sehr wichtig, diesen Unterschied zu beachten. Warum? Weil es Heilige geben mag, die gleichermaßen auserwählt, aber nicht für dasselbe vorherbestimmt sind. So sind zum Beispiel die alttestamentlichen Heiligen mit einer Natur wie seine eigene als Auserwählte und Wiedergeborene für Gottes Gegenwart geeignet. Sie waren Kinder Gottes (Joh 11,52; Röm 9,7; Gal 4,3) – wenngleich das keine offenbarte Beziehungsgrundlage im Alten Testament war, während der gefallene erste Mensch seine Stellung unter der Prüfung hatte. Jedoch waren die alttestamentlichen Heiligen nicht für die Stellung vorherbestimmt, die wir in Christus haben. Überdies wird die Gemeinde auf ewig eine Sonderstellung einnehmen (Eph 3,21). Heilige im Tausendjährigen Reich sind auch unter den Auserwählten. Wenn wir Epheser 1,4.5 betrachten, werden wir die oben erwähnte Unterscheidung bzw. Besonderheit zutreffend finden. In Epheser 1,4 sind wir heilig und untadelig; wir sind für Gottes Gegenwart geeignet, da wir eine Natur wie seine eigene haben. Jedoch bemerken wir ein besonderes Kennzeichen an der Erwählung des Christen: „In ihm hat er uns erwählt.“ Überdies werden wir in Epheser 1,5 die Vorherbestimmung zur Sohnschaft sehen, eine besondere Beziehung für Christen, die ihnen vor dem Vater die Stellung des Geliebten gibt.[9]

Es ist ebenfalls wichtig, im Auge zu behalten, dass in der Schrift das Wort „Vorherbestimmung“ niemals im Zusammenhang mit den auf ewig Verlorenen verwendet wird. Wenn das Wort „Vorherbestimmung“ in Bezug auf Personen verwendet wird, dann wird es im Zusammenhang mit einer Stellung des Segens vor Gott verwendet.

Vorhererkannt und vorherbestimmt

J.N. Darby stellt Römer 8 und Epheser 1 einander gegenüber und bemerkt:

Das Thema von Epheser 1 und Römer 8 ist es, denke ich, eindeutig zu zeigen, wozu wir vorherbestimmt sind; doch wenn es heißt: „zuvorbestimmt“, ist es schwer, zu sagen, dass sich das nicht auf Personen beziehen soll: „Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt.“ Nun, dies zeigt, dass [in diesen Textstellen] das hauptsächliche Ziel war, zu lehren, wozu sie vorherbestimmt waren, doch dann wird von den Personen, die Er vorhererkannte, beteuert, dass sie eine besonders abgegrenzte Klasse von so vorhererkannten Personen sind[10] – es heißt nicht: „… bestimmte die vorher, von denen er vorhererkannt hatte, dass sie dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht werden würden“, was der Auffassung der Arminianer entspricht, sondern: „Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein“ (Röm 8,29). Auserwählung setzt eine große Menge voraus, aus der Gott auswählt; und wenn wir sie als ewig oder zeitlos bei Gott verstehen, so ist immer noch eine Menge im Blick, aus der eine Wahl getroffen wird. Vorherbestimmung ist die eigentliche Absicht Gottes in Bezug auf diese Individuen: Selbst einmal angenommen, es gäbe keine anderen, hätte Gott sie doch im Sinn – sicherlich für eine bestimmte Sache, das ist natürlich damit verbunden; aber es ist eine segensreiche Vorstellung, dass Gott seinen Sinn so auf uns gerichtet hatte, ohne an andere zu denken. „Der Wohlgefallen seines Willens“ hängt damit zusammen, und wenn wir es der Gnade zuschreiben, dass wir auserwählt sind, dann setzt dieser Gedanke, wenngleich wir darin verweilen, andere Gedanken voraus. Wir sind auserwählt nach der vorherigen Kenntnis Gottes des Vaters. …

Der hauptsächliche Gegenstand der Abhandlungen des Apostels sowohl im Epheser- als auch im Römerbrief sind diejenigen, die Glieder der Gemeinde sind, aber die Textpassagen befassen sich nicht mit Vorrechten der Gemeinde als solchen, sondern mit der Stellung als Kinder und Brüder. Die Auserwählung ist in Epheser 1,4.5 genau genommen eher die besondere Stellung, die diese einnehmen {d.h. zu der sie vorherbestimmt sind}; und in beiden Versen spricht der Apostel tatsächlich nur von uns, obwohl das Prinzip darüber hinausgeht; nicht dass ich andere ausschließen möchte, sondern diese waren es, die zu dem Zeitpunkt die Gedanken des Apostels beschäftigten. Er ist immer praktisch. Im Römer 8,28-30 heißt es nicht „uns“. In Vers 31 beginnt er mit „uns“: Hier wird das Vorhergehende angewendet.

Es geht daher um die Personen und setzt sie voraus, wie Sie sagen – „nicht Personen, sondern eher der Zustand und die Verhältnisse, in die sie gebracht werden“; aber dann sind „sie“ Personen, und zwar besondere Personen. Nun spricht er im Epheserbrief tatsächlich nur von „uns“; im Römerbrief ist es allgemein …[11]

Jeder zuvorerkannte Christ ist auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht zu werden:

Röm 8,29: Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein.

Es ist eine Tatsache, dass nicht jeder dazu vorherbestimmt ist, dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht zu werden. Dies bedeutet, dass Gott diejenigen, die in ihren Sünden sterben, nicht zuvorerkannte. Wie kommt es, dass Gott sie nicht zuvorerkannte? Erkennt Er denn nicht alle zuvor? Weiß Er nicht alles im Voraus? Die Antwort lautet, dass der Text sich nicht auf Gottes Allwissenheit und Vorherwissen bezieht[12], nicht darauf, dass Er alles weiß, sonst würden nämlich alle Menschen so enden, dass sie dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht würden. Es ist sehr wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, dass dieser Text uns sagt, dass alle zuvorerkannten dazu vorherbestimmt sind, dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht zu werden. Dies ist ein besonderes und unterscheidendes Zuvorerkennen von Personen: die Er zuvorerkannt hat. Jede zuvorerkannte Person ist dazu zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht zu werden. Sie ist in Christus zuvorerkannt.

Der Begriff „zuvorerkannt“ wird in Bezug auf das Heil von Seelen nicht verwendet, um auszudrücken, dass Gott alles weiß, bevor es geschieht. Es bedeutet nicht, dass Er vorherige Kenntnis (Vorherwissen) von jedem hat. Die Worte „die er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein“ sind unterscheidend [discriminatory] und selektiv. Es gibt eine Auswahl von Personen, von denen gesagt wird, dass sie von Ihm zuvorerkannt wurden. Außerdem lesen wir nicht: „… deren Glauben er vorhererkannt hat.“ Das mag die Lesart eines Verfechters des moralisch freien Willens Gott gegenüber sein, aber es ist nicht das, was der Text aussagt. Die „nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28), sind diejenigen, die „zuvorerkannt“ (Röm 8,29) sind. Noch einmal: „… die er zuvorerkannt hat“ ist nicht dasselbe, als wenn man sagen würde: „… was Er vorhererkannt hat“. Beim Zuvorerkennen von Personen, ausgewählten Personen, geht es nicht darum, was Gott sie in der Zukunft tun sieht; es geht darum, sie zu erkennen, sie zuvor zu erkennen, in der Stellung, für die sein Ratschluss sie ausgesehen hat: in Christus. Vielleicht kann 1. Petrus 1,20 uns helfen, dies zu sehen:

  • 1Pet 1,20: Er [Christus] ist zwar zuvorerkannt [foreknown; dasselbe Wort, das sonst mit „zuvorerkannt“ übersetzt wird] vor Grundlegung der Welt.

Dies hat nichts damit zu tun, als ob Gott den Fluss der Zeit entlanggesehen hätte, um festzustellen, was Christus tun würde, und dann so oder so handeln würde, abhängig von dem, was Er Christus hätte tun sehen. In Kapitel 7 werden wir anhand von 1. Petrus sehen, dass Christus und der Christ miteinander verbunden sind in demselben Bündel göttlicher Souveränität in Bezug auf „Erwählung“ [election], „auserwählt“ [chosen] und „zuvorerkannt“ [foreknown]. Alle drei Wörter werden in 1. Petrus auf Christus und auf den Christen angewendet. Die Tatsache, dass diese Wörter auf Christus angewendet werden, verleiht ihnen einen Charakter, den wir im Auge behalten müssen, wenn wir die Anwendung dieser Wörter auf den Christen betrachten. Diese Dinge haben nicht nur nichts mit dem angeblich moralisch freien Willen des Menschen Gott gegenüber zu tun, sondern sie stehen auch auffallend im Gegensatz zu dieser Vorstellung. Gottes (1) Vorsatz, (2) Zuvorerkennen, (3) Auserwählung, (4) Vorherbestimmung und (5) Berufung nach seinem Vorsatz sind auf keine Weise vom Willen des Menschen abhängig.

Römer 8,29.30 stellt uns eine unzerstörbare Kette vor, geschmiedet in dem unwiderstehlichen Willen Gottes. Diese Kette reicht von Ewigkeit zu Ewigkeit, wie ich es einmal ausdrücken möchte. Sie beginnt mit dem Zuvorerkennen von Personen und endet mit der Verherrlichung dieser Personen. Ja, wir sind noch nicht wirklich verherrlicht, aber der Text stellt ausdrücklich fest, dass wir verherrlicht sind. So ist es eine Tatsache in Gottes Gedanken. Aus göttlicher Perspektive ist es alles bereits vollbracht. Und dies ist dazu gedacht, über unseren Glauben zu gebieten, damit er auf dem ruht, was Gott verkündet hat, und wir die Gewissheit haben, dass wir in der himmlischen Herrlichkeit sind.

Gottes Zuvorerkennen Israels: Da wir dabei sind, das Zuvorerkennen zu betrachten, wollen wir, statt den Fall Israels später zu betrachten, ihn hier näher betrachten. Der selektive und unterscheidende Charakter des Zuvorerkennens lässt sich auch in Römer 11,2 sehen:

  • Röm 11,12: Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvorerkannt [foreknew, vorhererkannt; {griech. proégno}] hat.

Hat Gott lediglich den Fluss der Zeit entlanggeschaut und gesehen, dass Israel glauben würde? Wir kennen die Geschichte dieses Volkes und wissen, dass es in früheren Zeiten eine Erwählung unter ihnen gab. Das Volk ist zurzeit beiseitegesetzt, wenngleich es gegenwärtig Juden gibt, die „ein Überrest nach Auswahl der Gnade“ (Röm 11,5) genannt werden. Aber Gott ist mit Israel als Volk noch nicht fertig. Sein Handeln mit Israel hat zwei Phasen: In der ersten Phase behandelte Er sie in Verantwortung, in adamitischer Stellung, unter dem Gesetz. Die letzte Phase kommt, wenn „ganz Israel errettet werden“ wird (Röm 11,26). Träumen Sie wirklich davon, dass jeder, auch der Letzte von ihnen, rechtschaffen sein wird, weil sie alle beschlossen, ihren angeblich moralisch freien Willen Gott gegenüber auszuüben? Sie werden im Tausendjährigen Reich alle gerettet werden, wenn seine Absicht für sie verwirklicht werden wird. Aber warum werden sie alle gerettet werden? 

  • Röm 11,26: Es steht geschrieben: Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden.

  • Heb 8,10. Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben.

  • Jes 60,21: Dein Volk, sie alle werden Gerechte sein.

Römer 11,26 zeigt, dass Gott es souverän übernehmen wird, das zu tun. Hebräer 8,10 bezieht sich auf die göttliche Einpflanzung in sie. Jesaja 60,21 bezeichnet das Ergebnis. Im Zusammenhang damit können wir Amos 3 lesen:

  • Amos 3,2: Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich alle eure Ungerechtigkeiten an euch heimsuchen.

Die Selektivität von Gottes Erkennen wird hier ganz deutlich, wie auch sein Zuvorerkennen ganz deutlich ist, von dem in Römer 11,2 die Rede ist. Kannte Gott in seiner Allwissenheit und in seinem Vorherwissen die anderen Nationen nicht? Doch, natürlich. Aber das ist nicht die Lehre, die wir hier haben. Das ist nicht die Bedeutung, in der „Nur euch habe ich … erkannt“ hier verwendet wird. „Erkannt“ [known; im Englischen bedeutet dasselbe Wort „kennen“ und „erkennen“] wird hier entsprechend dem Charakter des „Zuvorerkennens“ verwendet, den wir untersucht haben. Dasselbe gilt auch für Römer 11,2. Gottes Zuvorerkennen Israels war selektiv und unterscheidend [discriminatory]. Siehe auch 5. Mose 4,37.

Paulus verglich die gegenwärtige Situation der gläubigen Juden mit den Siebentausend in Elias Tagen, die ihre Knie nicht dem Baal gebeugt hatten, und schrieb:

  • Röm 11,5: So besteht nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade.

Wir sehen an dem Wörtchen „auch“, dass diese Siebentausend eine Auswahl nach der Gnade darstellten. Also gab es innerhalb des Volkes Israel eine Auswahl der Gnade. Die Auswahl der Siebentausend war keine gemeinschaftliche Auserwählung [corporate election] oder vielmehr keine nationale Auserwählung, wie sie genannt werden sollte. Sie war eine Auserwählung von Individuen. Es gibt jetzt solch eine Auswahl der Gnade, und diejenigen, die sie jetzt bilden, sind auch Glieder des Leibes Christi. Es wird auch während der siebzigsten Jahrwoche aus Daniel 9 einen Überrest geben. Das auserwählte Volk als solches wird vor der Erscheinung Christi in Herrlichkeit nicht ins Dasein gerufen werden. Aber vor dieser Erscheinung und nach der Entrückung der Gemeinde wird es auserwählte Personen unter den Juden geben. Sie werden in Matthäus 24,22.24.31 als „Auserwählte“ bezeichnet. Alle Auserwählten, die während dieser Zeit der großen Drangsal nicht als Märtyrer sterben, werden das Volk Israel bilden, wenn der Erlöser aus Zion kommt und alle Gottlosigkeiten von Jakob abwendet. Dann wird „ganz Israel errettet“ werden (Röm 11,26). Das Volk sollen lauter Gerechte sein (Jes 60,21). Sie sind alle Auserwählte (Jes 65,22). Die Gottlosen werden hinweggetan worden sein (Hes 20; Sach 14).

Römer 9,4 stellt fest, dass die „Sohnschaft“ den Israeliten gehört. Dies ist eine nationale Sohnschaft – für die Erde –, wenn Israel die Oberherrschaft haben wird. Sie werden alle gerettet werden, weil der Erlöser alle Gottlosigkeiten von Jakob abwenden wird (Röm 11,26). Es ist eine göttliche Tat, die dies herbeiführt. Der Wille Gottes wird dies geschehen lassen.

„Zuvor erwählt“ [foreknew] in Römer 11,2 ist dasselbe Wort wie in Römer 8,29 [zuvorerkannt], aber das Wort „zuvorbestimmt“ [predestinate] wird hier wie dort nicht verwendet. Er erkennt sie als sein Volk zuvor und deshalb werden sie sein Volk sein. Israels zukünftige Stellung ist souverän festgelegt. In Römer 11,25-36 können wir die Größe von Gottes souveräner Herrschaft und souveräner Barmherzigkeit sehen, denn Gottes Gaben und Berufung können Ihn nicht gereuen; und wir sollten uns dem Apostel Paulus anschließen und ausrufen:

  • Röm 11,33-36: O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? {Jes 40,13} Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden {Hiob 31,3}? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

Wir sind von Gott erkannt. Wir stellen fest, dass die Erwählung des Gläubigen nach dem selektiven und besonderen Zuvorerkennen von Personen geschieht. Sie ist nicht gleichbedeutend mit allgemeiner Allwissenheit und Vorherwissen. Zuvorerkennen, wenn es im Zusammenhang mit diesem Thema verwendet wird, bedeutet nie bloß Allwissenheit oder Vorherwissen.

Diesen Gebrauch des Wortes „kennen/erkennen“ sehen wir auch in Matthäus 7,23:

  • Mt 7,23: Dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch noch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!

Diese sind zu keiner Zeit früher einmal Schafe Christi gewesen, die wieder verlorengegangen wären; denn der gute Hirte sagt:

  • Joh 10,14: Ich kenne die Meinen.

  • Joh 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie.

Wenn diese Menschen in Matthäus 7,23, die nur Lippenbekenntnisse abgelegt haben, einmal gerettet gewesen wären, hätte Er zu ihnen sagen müssen: „Ich kannte euch einst, doch jetzt kenne ich euch nicht mehr.“ Es ist nicht nur so, dass der gute Hirte seine Schafe kennt, sondern wir lesen in 1. Korinther 8,3:

  • 1Kor 8,3: Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

Obwohl Gott allwissend ist und alle Menschen kennt, ist dies ein selektives Erkennen, genau wie sein Zuvorerkennen von Personen selektiv ist. Sie mögen sagen: Oh, wir liebten Ihn, bevor Er uns erkannte. Er schaute den Fluss der Zeit entlang, sah, dass wir uns entscheiden würden, Ihn zu lieben, und beschloss deshalb, uns zu erkennen. – Das ist der arminianische Standardspruch, der gegen alle Schriftstellen ins Feld geführt wird, die Gottes bedingungslose Souveränität bei der Errettung des verlorenen Menschen beteuern. Galater 4,9 sagt:

  • Gal 4,9: Jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid …

„Vielmehr“ ist uns über die Maßen kostbar. Es ist klar, dass Gottes Erkennen in einem eingeschränkten Sinn verwendet wird, in einem besonderen, wählerischen Sinn: dass es nämlich mit einer persönlichen Erwählung von uns tun hat und nicht bloß mit Gottes Vorherwissen aller Dinge. Unser Erkennen Gottes hängt davon ab, dass Er uns erkennt und nicht andersherum. Siehe auch Johannes 13,8 und Jeremia 1,5.

Beweise für das bedingungslose, selektive Zuvorerkennen von Personen gehen klar aus der Schrift hervor und führen zur Verherrlichung.

Bedingungslose Verherrlichung ist die Ergänzung des bedingungslosen Zuvorerkennens der Christen

Arme Würmer, ja sterbende Würmer in dieselbe Herrlichkeit des Vaters wie den Sohn einzusetzen, hat nichts mit Verantwortung zu tun oder damit, ihr zu genügen, wenngleich die Tat, durch die unser Versagen darin beglichen wurde, die Grundlage dafür legte, insofern als der eine Mensch Gott vollkommen verherrlichte; und daher ist der eine Mensch in die Herrlichkeit Gottes eingesetzt. Unsere Sünden und unsere Sünde wurden am Kreuz beglichen, wie wir gesehen haben. Aber davon abgesehen wurde Gott verherrlicht, und der eine Mensch, erhöht zu seiner Rechten, ging als unser Vorläufer in die Herrlichkeit ein. Denn neben seinem persönlichen und ewigen Anspruch ging Christus gerade aufgrund dessen, was Er für uns tat, in die Herrlichkeit ein. Hier lassen wir nun die Verantwortung hinter uns und kommen zum Ratschluss: nur dass wir in diesem Brief nicht weiterkommen als bis zur individuellen Stellung. Wir sollen dem Bild des Sohnes Gottes gleichförmig gemacht werden. Und so bezeugt es die Schrift durchgängig. „Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben“, sagt 1. Korinther 15,49, „so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“ – „Wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird {o. wenn er offenbar werden wird}, ihm gleich sein werden“, sagt der Apostel Johannes (1Joh 3,2). „… der unseren Leib der Nichtigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“, sagt unser Apostel (Phil 3,21). So sieht der wundersame Ratschluss Gottes in Bezug auf diesen Punkt aus. Wie nämlich könnten wir uns, was die Stellung betrifft, etwas Herrlicheres, Segensreicheres vorstellen, als dem Bilde des Sohnes Gottes gleichförmig gemacht zu werden, Ihn zu sehen, wie Er ist, und Ihm gleich zu sein?

Der Heilige Geist stellt dann segensreich die Sicherheit derer fest, die Gott dazu zuvorbestimmt hat, seinem Sohn gleichförmig gemacht zu werden, und legt die Schritte dar, durch die sie zu diesem großen Ziel gebracht werden; Er klammert hier dabei nur das Werk in uns völlig aus, das schon vorher genügend erklärt wurde. Er spricht hier von etwas anderem. Es geht um das, was Gott sich für uns vorgenommen hat. Seine Gnadenabsichten sind die Quelle des Werkes in uns. Und Er sorgt auch durch seine Gnade dafür, dass sein Ziel mit uns auch vollständig erreicht wird. Es geht hier jedoch nicht um die Verantwortung des Menschen noch um das, was Gottes Natur und Gerechtigkeit notwendigerweise fordern. Das wurde im vorangehenden Teil besprochen, sowohl in Bezug auf Schuld und Gerechtigkeit als auch in Bezug auf Natur und Stellung, um es möglich zu machen, vor einem heiligen Gott stehen zu können. Die Gnade hat das gewirkt, aber sie hat gewirkt, was nötig war, damit wir mit Gott versöhnt würden. Nur hier (wie bereits festgestellt) im Römerbrief berührt er die Absicht und den Ratschluss, ebenso auch in Epheser 1,4. Dort ist es so gemäß der Absicht seines eigenen Willens. Menschen müssen heilig und in Liebe sein, um vor Ihm sein zu können; aber uns zu Kindern zu machen, geschieht gemäß der Absicht seines eigenen Willens. Er hätte uns [theoretisch] zu etwas Niedrigerem machen können – tatsächlich konnte Er es nicht, wenn wir an Ihn denken [bzw. wenn wir uns sein Wesen vor Augen führen]. Es war Teil seiner Vollkommenheit, solches zu denken und zu beabsichtigen. Auf der reinen Tatsachenebene können wir uns eine niedrigere Stellung vorstellen. Doch sein Ratschluss war es, uns zu Kindern zu machen, „damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus“ (Eph 2,7). Ein Teil seiner Herrlichkeit – dessen, was Engel lernen – wäre sonst verloren gewesen: ein Teil des glorreichen Sühneopfers. Das konnte nicht sein. Nun, Er berief sie, machte sie gerecht und brachte alle zur Vollkommenheit in seinem Plan – Er verherrlichte sie. Historisch ist das noch nicht vollbracht, aber es ist alles eine ununterbrochene Kette bei Gott.

Dann wird uns die großartige und segensreiche Wahrheit aus dem allen abgeleitet – Gott ist „für uns“: Wenn das so ist, „wer [ist] gegen uns?“ (Röm 8,31). Das ist die große zentrale Wahrheit der Gnade: Gott ist für uns. Er ist für uns, indem Er gibt, indem Er gerecht macht und indem Er sicherstellt, dass uns in allen Schwierigkeiten nichts von seiner Liebe trennen kann. Erstens das Geben: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat“ (Röm 8,32). Wenn Er uns gegeben ist, können wir damit rechnen, auch sonst alles zu empfangen. Es gibt kein Geschenk wie dieses; wie sollte Er uns dann nicht alles schenken? Zweitens ist es Gott selbst, der rechtfertigt (Röm 8,33). Es heißt hier nicht „gerecht gemacht vor Ihm“, sondern Er selbst rechtfertigt uns – da macht es wenig aus, wer uns dann verdammt. Gott ist auch hierin für uns.[13]

Römer 9–11

Römer 3,22.23 lehrt, dass es „keinen Unterschied“ zwischen Juden und Heiden gibt, was ihre Schuld vor Gott betrifft, ja, alle Welt ist vor Gott schuldig (Röm 3,19). Aber was wird in Anbetracht dieser Tatsache aus Gottes Verheißungen an die Väter und an Israel? Diese Frage wird in Römer 9 bis 11 beantwortet: Gott wird diese alten Verheißungen an Israel erfüllen, wenn „ganz Israel errettet werden“ wird (Röm 11,26): „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29).

In der Entfaltung der Lehre in Römer 9 bis 11 wird die Souveränität Gottes zwangsläufig betont, denn aufgrund des universellen Versagens des Menschen muss Gott es souverän auf sich nehmen, jene alten Verheißungen zu erfüllen. So macht Römer 9 deutlich, dass Gott Segen verleiht durch souveräne Wahl und Erwählung. Dies gilt nicht nur für die Juden, sondern Paulus zeigt auf, dass der Segen für die Heiden auf derselben Grundlage verliehen wird. Aller Segen ist das Resultat einer souveränen Handlung Gottes aus Ihm selbst heraus. Dass dies sowohl auf die Juden als auch auf die Heiden zutrifft, wird in Römer 10,12 deutlich, wo wir lesen, dass auch hier „kein Unterschied“ besteht:

  • Röm 10,11-13: Denn die Schrift spricht: „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche; denn derselbe Herr von allen ist reich für alle, die ihn anrufen; „denn jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.

Es ist nicht unsere Absicht, Römer 9 bis 11 ausführlich durchzugehen, sondern nur einige souveräne Handlungen Gottes im Hinblick auf das Thema, das wir betrachten, aufzugreifen.

„Nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden“

Röm 9,16: Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern and dem begnadigenden Gott.

So sagt es Römer 9,16. Das Wollen ist etwas Inneres in einer Person; das Laufen ist eine Aktivität. Sie werden feststellen, dass die Art und Weise, wie dies hier ausgedrückt ist, im Einklang mit der im Römerbrief dargelegten Sicht des Menschen steht, nämlich dass der Mensch als in Sünde lebend und als Knecht des Gesetzes der Sünde, die in ihm ist, gesehen wird (Röm 6; 8,3). Keines dieser beiden Dinge – weder das Wollen noch das Laufen – ist die Quelle, die verursachende Kraft oder auch nur ein Mitarbeiter an der Erlösung. Johannes 1,13 macht das wirklich ganz klar, dem Willen des Fleisches in uns zum Trotz, der diese Angelegenheit anders haben möchte, als sie ist. Wir wollen uns diese Schriftstelle noch einmal vor Augen führen:

  • Joh 1,11-13: Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

So sagt es Jakobus:

  • Jak 1,18: Nach einem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt.

So sagt es Paulus:

  • Phil 2,13: Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.

  • Röm 9,16: Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott.

Wie kommt es, dass der menschliche Wille sich dem so entgegenstellt? Es ist die Anmaßung des ersten Menschen, nicht völlig verloren zu sein.[14]

In Kapitel 1 [unseres Buches]  haben wir festgestellt, dass im ersten Buch Mose die Segenslinie nicht auf dem Erstgeborenen lag und dass dies im Einklang mit Gottes Ratschlüssen in Bezug auf den ersten Menschen und den zweiten Menschen war. Es ist eine Vorschattung. In Römer 9,7 sehen wir, dass nicht alle Nachkommen Abrahams „Kinder“ sind. Die „Kinder der Verheißung“ (Röm 9,8) sind die Nachkommen Abrahams im geistlichen Sinn. Solche sind die Auserwählten. In Römer 9,6-13 werden uns zwei Fallbeispiele genannt, zwei Brüderpaare, die Gottes Freiheit und Souveränität in seiner Wahl zeigen, „damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden“ (Röm 9,11.12). Isaak war ein Kind der Verheißung und so auch Jakob. Römer 9,16 ist die Schlussfolgerung, die aus dem Vorsatz und der Berufung Gottes gezogen wird. Der Fall von Jakob und Esau ist parallel zu dem Fall von Isaak und Ismael, auf den er folgt.[15]

Die Kinder der Verheißung gelten als Nachkommen

Röm 9,8.9: 8 Das ist: Nicht die Kinder des Fleisches, diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen gerechnet. 9 Denn dieses Wort ist eine Verheißung: „Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben.“

Es ist wohl klar, dass Gott nicht den Fluss der Zeit entlangschaute und sah, dass Isaak ein Kind Gottes sein würde, so dass Er ihn als Kind der Verheißung verheißen konnte, bevor Isaak gezeugt wurde. Und von diesem Fall geht der Apostel als Nächstes zu dem Fall von Jakob und Esau über.

Der nach Auswahl gefasste Vorsatz Gottes

Röm 9,10-13: 10 Nicht allein aber das, sondern auch als Rebekka schwanger war von einem, von Isaak, unserem Vater, 11 selbst als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe, 12 nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden), wurde zu ihr gesagt: „Der Größere wird dem Kleineren dienen“; 13 wie geschrieben steht: „Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.“

„Aber nicht allein“ der Fall von Isaak, es gibt auch den lehrreichen Fall von Jakob und Esau. Es gibt eine Geschichte von einer Frau, die zu Spurgeon kam und sich beklagte, dass sie nicht verstehen könne, wie Gott Esau hassen könne. Spurgeon antwortete, was er nicht verstehen könne, sei, wie Gott Jakob lieben könne! Wahrscheinlich wollte er sagen: wie Gott irgendeinen von uns lieben kann.

Nun, lieber Leser, lassen Sie uns die Vorstellungen hier hineinbringen, Gott würde den Fluss der Zeit entlangschauen und Jakob erwählen, weil Er sähe, was später geschehen würde.[16] Sie können nicht sehen, wie solch eine Vorstellung den Text seiner Bedeutung entleert? Sie ist nur ein Versuch, um die Wahrheit von der Auserwählung herumzukommen; nämlich dass Gott aus seinem eigenen Willen heraus zuvor bestimmen kann, wer gerettet werden wird. Wozu dient der Verweis darauf, dass die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten? Er dient dazu, zu zeigen, dass das, worum es hier geht, weder auf irgendeine Weise von der Zeit abhängt („ehe die Kinder geboren waren“) noch von ihrem Verhalten („und weder Gutes noch Böses getan hatten“). Es geht also um Gottes Auserwählung, Gottes souveräne Wahl,

  • Röm 9,11.12: … damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden.

Der „Vorsatz Gottes“ ist die Erklärung für das, was Er tut. Es ist nicht der Vorsatz Gottes, abhängig bzw. bedingt zu handeln. Das ist es aber, was die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber wirklich bedeutet. Die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber macht Gottes Handeln im Ratschluss und in der Erlösung abhängig von dem, was der Mensch tut. Aber dieser Text ist sehr klar gegen diese Vorstellung.

Esau wurde zuerst geboren. In unserer Übersetzung wird er als der Erstgeborene der Größere genannt. Im ersten Buch Mose sehen wir, dass jedes Mal, wenn wir herausfinden können, wer der Erstgeborene war, dieser beiseitegesetzt wird. Das ist das Webmuster des ersten Buches Mose. Es stimmt damit überein, dass der erste Mensch beiseitegesetzt und durch einen anderen ersetzt werden sollte (vgl. 1Kor 15,45-47). Dies entspricht dem Vorsatz Gottes – und seine Auserwählung umfasst die Darstellung und die Verdeutlichung dieser Wahrheit. Es ist wichtig für die Seele, diese Wahrheit zu erfassen. Esau und Jakob veranschaulichen Gottes Vorsatz, den ersten Menschen zu ersetzen und den zweiten Menschen einzuführen, unsern Herrn Jesus Christus.

Was für einen traurigen Anblick bietet Isaak in 1. Mose 27, wo er nur an seinen Bauch denkt! Die sechsfache Erwähnung des schmackhaften Essens (Leckerbissens), wie er es gern hatte, lässt nichts Gutes erahnen. In seiner Beschäftigung mit seinem Magen schenkte er dem Wort Jahwes aus 1. Mose 25,23 keine Beachtung mehr. Und seine Frau und sein Sohn Jakob verschworen sich, ihn zu betrügen, damit der Hauptsegen, der Erstgeburtssegen, auf Jakob fallen würde. Nun könnten wir ganz richtig erkennen, dass Jakob in der Segenslinie sein wollte und dass das gut war, aber die Täuschung entsprach nicht dem Glauben, den er hatte. Er sah seine Mutter niemals wieder. Sie starb, bevor er zwanzig Jahre später nach Hause zurückkehrte. Dies und auch alles, was er unter Laban durchmachte, hat mit Disziplinierungsmaßnahmen und dem Regierungshandeln Gottes mit den Seinen zu tun. Esau jedoch verachtete sein Geburtsrecht (Heb 12,16.17). Nichts von alledem jedoch machte Gottes Ratschluss zu dem, was er war. Gott hatte einen nach Auserwählung gefassten Vorsatz.

Weil die Aussage „Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst“ einigen Leuten Probleme bereitet, wollen wir W. Kelly zu diesem Thema hören:

Wie unangemessen sind in diesem Fall die Worte Israels: „Worin hast du uns geliebt?“ (Mal 1,2). Wie kam Israel dazu, Jahwe eine solche Frage zu stellen? Und doch gewährte Er ihnen eine Antwort in Gnade: „Ich habe euch geliebt, spricht der HERR; aber ihr sprecht: ‚Worin hast du uns geliebt?‘“ Wie üblich kommt Jahwe direkt zu der Ursache der Dinge. „War nicht Esau der Bruder Jakobs?, spricht der HERR. Und ich habe Jakob geliebt.“ Dann fügt Er hinzu: „Esau aber habe ich gehasst.“ Ich glaube nicht, dass es richtig wäre, diese Schlussfolgerung am Anfang ihrer Geschichte zu ziehen. Aber es ist nur ein Beispiel dafür, was die besten Menschen in ihrer Hast tun. Gott hält das Urteil des Hasses zurück, bis es durch das Verhalten und die Handlungsweise Esaus unverkennbar gerechtfertigt ist, insbesondere Jakob gegenüber, aber eigentlich Ihm selbst gegenüber. Kurz gesagt wäre es ganz richtig, zu sagen, dass Gott Jakob von Anfang an liebte, aber dass Er keinen Hass ausspricht, bis das offenbar wird, was Ihn mit Verachtung ablehnt und zurückweist und bewusst unter Geringschätzung Gottes seinen eigenen Weg und Willen verfolgt. Dann erst sagt Er: „Esau habe ich gehasst.“ Zusammen damit macht Er auf die Tatsache aufmerksam, dass Er „seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale der Steppe“. Abgesehen also von solcher Respektlosigkeit – wenn Gott „niemand verwirft“ [Hiob 36,5; so die Luther-Übersetzung; Elb 2003 und engl. wörtlich: niemand verachtet; Anm. d. Red.], können wir völlig sicher sein, dass Er dann auch niemand hasst. Solch eine Vorstellung könnte in einen Geist, der vom Wort Gottes genährt wird, keinen Einlass finden, abgesehen von den Gedankengängen der Menschen. Ich sage dies nicht, weil ich zum dem neigen würde, was gemeinhin Arminianismus genannt wird; denn ich neige genauso wenig zum Arminianismus wie zum Calvinismus. Ich glaube, dass die eine Auffassung Gottes Ehre und Herrlichkeit genauso sehr Abbruch tut wie die andere, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise – die eine, indem sie den Menschen höchst unangemessen erhebt, und die andere, indem sie Gott Vorschriften macht und folglich nicht das sagt, was auf Ihn zutrifft.

… Am Anfang der Geschichte von Jakob und Esau finden wir den Ratschluss Gottes, bevor die Kinder geboren wurden. Tatsächlich zerstört man ganz einfach die Natur der Auserwählung, wenn man daraus eine Frage der Verdienste der zwei Parteien macht, selbst wenn man sie als Wort stehen lässt. Auserwählung ist notwendigerweise von Gott, jenseits von denen, die ihr Gegenstand sind, da sie die Ausübung seiner souveränen Wahl bedeutet. Wenn es in der auserwählten Partei auch nur den kleinsten Grund gibt, dessentwegen Gott auserwählt, ist die Auserwählung nicht seine Wahl, sondern vielmehr eine moralische Wahrnehmung, die, weit entfernt davon, souverän zu sein, nur eine Beurteilung ist, ob die Person Verdienste hat oder nicht. Man kann also so energisch wie der entschiedenste Calvinist die freie, souveräne Wahl Gottes vertreten, aber meiner Einschätzung nach ist die Verdammung der Bösen, die der Calvinist daraus als eine gleichermaßen souveräne Verfügung ableitet, ein schwerwiegender Irrtum. Ich habe daher keine Bedenken, jetzt ein paar Worte dazu zu sagen, weil dies eine wichtige Angelegenheit ist sowohl in der Lehre als auch in der Praxis. Die Vorstellung, Gott müsse, wenn Er den einen erwählt, einen anderen verdammen, den Er nicht erwählt, ist ein Trugschluss, der ohne einen Beleg in der Schrift, ja sogar gegen die Schrift ist. Dies ist genau der Punkt, wo der menschliche Einfluss ins Spiel kommt, das heißt das engstirnige Selbstvertrauen des menschlichen Verstandes. Nun kann ich nicht einsehen, warum wir als Gläubige kleinlich sein sollten; es spricht alles dafür, dass wir verstehen sollten, was groß ist für Gott. Einfach und einfältig zu sein, das ist alles schön und gut; aber auch das ist etwas ganz anderes, als kleinlich/engstirnig zu sein, und kein Grund, warum wir uns auf uns selbst beschränken sollten; denn wozu offenbart Gott, was Er im Sinn hat? Doch sicher, damit wir Ihn kennen und Ihm nacheifern sollten.

Meiner Meinung nach ist es also von größtem Interesse, dass – während Gott erwählte, bevor die Kinder geboren waren, und entschied, wie das Schicksal des einen im Vergleich zu dem anderen aussehen sollte – Er doch niemals irgendeinen Menschen zum Sünder machte. Zweifellos werden die Kinder Adams in Sünden empfangen und in Schuld geboren (Ps 51,7); die Menschen werden in diesem Zustand geboren. Ihr ganzes Sein verliert sich darin. Es geht folglich nicht darum, den Menschen zum Sünder zu machen, da er sich seit dem Sündenfall von Gott entfernt hat und die gesamte Rasse ausnahmslos böse ist. Der Mensch gehört zu einem jetzt völlig verkommenen Stamm – das Böse ist unser trauriges und allgemeines Erbe. Gottes Auserwählung ist gänzlich unabhängig von dem, was Er vorfindet, und geschieht allem Bösen zum Trotz. Er erwählte ohne Zweifel Engel, die niemals fielen; dennoch hatten sie nichts damit zu tun, über die restlichen Engel zu bestimmen, die nicht so bewahrt wurden. In jedem Fall ist es einfach eine Frage von Gottes Wahl. Aber der gefallene Zustand des Menschen verleiht Gottes Erwählung, deren einzig mögliche Gegenstände Sünder sind, eine herausragende Schönheit und sehr tiefe Bedeutung. Er erwählt gänzlich unabhängig von jeglichem Verdienst, angesichts all dessen, was nicht im Einklang mit Ihm steht. Dies ist jedoch nicht so, wo Er richtet und verwirft. Wenn Er sagt: „Esau habe ich gehasst“, wartet Er damit bis zum letzten Moment, bis Esau gezeigt hat, was und wie er ist. Das erste Buch der Bibel lässt uns seine Erwählung von Jakob sehen. Erst das letzte Buch berichtet uns von seinem Hass auf Esau. Ich sage nicht, dass wir seine moralische Verdammung vom Geiste Esaus nicht lange vorher finden würden, aber Er ist geduldig in der Vollstreckung des Urteils. Langmut gehört zu Gott und ist untrennbar von seiner moralischen Natur, während Er die Vollstreckung des Urteils über das Böse verzögert. Allmächtig und gut ist Er dennoch, genau aus diesem Grunde vollkommen in seiner Geduld. Jetzt kommt das Urteil über seine Lippen, und wir tun gut daran, es als ernste Angelegenheit zu betrachten.

Doch Esaus böses Verhalten Jakob gegenüber war nicht das einzige oder das schlimmste Element des Bösen, das in das Gericht kam. Er war Gott gegenüber lästerlich und verachtete alles, was von Gottes Seite her geschah, mit Ausnahme dessen, was ihm die höhere Stellung, in die sein Bruder befördert wurde, fühlbar vorführte. Dann fühlte derjenige, der sie für einen Bissen Fleisch in der Stunde des Bedarfs verkauft hatte, seinen Verlust an Stellung und Ehre zutiefst und war deswegen voller Ressentiment, obwohl er einer jener Leute zu sein schien, die sich allein dem widmen, was ein Mensch in diesem gegenwärtigen Leben tun kann. Er hatte kein Vertrauen in Gott, keinen Gedanken, kein Verlangen jenseits dieses Lebens. Wenn er in Wohlstand und Ehre, nicht ohne Kraft und Tat, leben konnte, dann war das genug für Esau. Warum sollte er nach mehr streben, als das gegenwärtige Leben zu genießen oder sich wenn nötig mit Gewalt Geltung zu verschaffen? Doch dies ist praktisch eine Leugnung Gottes, insbesondere seiner Güte und seiner souveränen Wahl. Es ist auch eine Leugnung der eigenen Sünde, der wirklichen Bedeutung des Todes, der Auferstehung und der Herrlichkeit. Es gab zweifelsohne eine Menge Unzulänglichkeiten in Jakob, ganz wie es sie auch leider in den meisten von uns gibt. Es gibt ohne Frage sehr viel, was beweist, wie zerbrechlich und zerbrochen wir als Menschen sind. Jakob zeigt uns im Vergleich mit Abraham den Unterschied zu einem, der mit Gott wandelte und daher mit einzigartiger Schönheit der Freund Gottes genannt wurde. Obwohl Abraham, wie wir wissen, hin und wieder schwerwiegend versagte, war das Versagen dennoch nicht das, was ihn auf die gleiche Weise charakterisierte, wie es Jakob befleckte (wir wollen nicht sagen „charakterisierte“). Der Umgang mit Gott prägte seinen anziehenden, sanft machenden und adelnden Einfluss mit einer wundervollen Uneigennützigkeit auf Abrahams Leben und seine Verhaltensweisen, wohingegen Jakob die Schwäche hatte, die jemand zu eigen ist, der nicht so im Glauben mit Gott zu wandeln wusste. List oder ein Verstand, der stets versucht zurechtzukommen und so seine Ziele zu erreichen, gehört zu so jemand wie ihm. Jakob war zwar verblendet, aber er schloss Gott nicht aus, obwohl er nur durch seinen eigenen Willen beherrscht wurde. Dies [das Ausschließen Gottes] ist vielmehr das, was wir in Esau sehen. Jakob war tatsächlich ein anderer Mensch. Selbst als er mit seinen Machenschaften, die ihm einen Vorteil verschaffen sollten, fortfuhr, zählte er auf Gottes Segen, dessen Notwendigkeit er erkannte. So war das Seine sicherlich keineswegs die glücklichste Form eines Glaubenslebens – weit davon entfernt; daher nimmt vieles an Jakob die Form einer Warnung an uns an, wie es bei den meisten der Fall ist, aber trotz alledem hatte er echten Glauben. Weil er also kein gutes Gewissen hatte, verfiel er zuerst in eine Art von Betrug an seinem Bruder Esau und nicht viel besser bei dem letzten Treffen der Brüder, von dem wir hören. Wir müssen daran denken, dass er als Mensch von Natur aus ängstlich war: Nur Abhängigkeit von Gott, allein das Sichverlassen auf Ihn findet uns zwar nicht so vor, macht aber aus uns, was wir sein sollten.

„Esau aber habe ich gehasst, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale der Steppe“ (Mal 1,3). Gott war gegen ihn. „Wenn Edom spricht: Wir sind schmettert, werden aber die Trümmer wieder aufbauen …“ (Mal 1,4). Daran sehen wir Esaus Willensstärke bis zuletzt: Er wollte es selbst mit Gott ausfechten. „… so spricht der HERR der Heerscharen: Sie werden bauen, ich aber werde niederreißen; und man wird sie nennen: „Gebiet der Gottlosigkeit“, und: „das Volk, dem der HERR in Ewigkeit zürnt. Und eure Augen werden es sehen, und ihr werdet sprechen: Groß ist der HERR über das Gebiet Israels hinaus“ (Mal 1,4.5).[17]

Andererseits gibt es keine geeignete Grundlage für die absolute Verdammung, die Calvin aus dieser Schriftstelle ableitet … aus der Erwählung des einen schlussfolgert der Mensch vorschnell auf die Verdammung des anderen. Dies ist nicht biblisch fundiert.[18]

Dies sind gesunde, lehrreiche Worte, so ganz das Gegenteil von „Erlösung ist nicht das Thema“.[19]

„Wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er“

Röm 9,18: So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er.

Ist Gott ungerecht? Angesichts dessen, was der Apostel festgestellt hat, erhebt sich im menschlichen Verstand der Gedanke, Gott sei ungerecht (Röm 9,14). In Wirklichkeit aber ist es der Mensch, der ungerecht ist, und in seinem Unrecht denkt er, dass er über Gott zu Gericht sitzt. Der gefallene Mensch dringt nicht zur ganzen Tiefe seiner eigenen Verlorenheit vor:

  • Jer 17,9.10: Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verdorben ist es; wer mag es kennen? Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren.

Dieses Trügerischsein bleibt im Christen erhalten und er muss sich dem Licht des Wortes Gottes über die Tiefe des Bösen beugen. In Römer 1 sahen wir, dass Gott das moralisch Böse nicht erschuf. Hier, in Römer 9,14, lesen wir, einem möglichen Einwand vorgreifend:

  • Röm 9,14: Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott?

Vielleicht wird der Leser erkennen, dass die Vorstellung, Gott habe das moralisch Böse erschaffen oder ein Gefäß des Zorns zum Verderben bestimmt („zuvor vorbereitet“), durch diesen Vers ausgeschlossen wird. Er schließt die Vorstellung aus, Gott habe die Verstockung des Pharaos erschaffen.

Wenn es wahr wäre, wie Calvin sagt, dass diejenigen, die verlorengehen, von Gottes Willen zum Verderben ausersehen wären, wäre der Fall in der Tat schrecklich. Aber die Schrift spricht niemals wirklich so, und die Ausdrucksweise der Schriftstellen, die üblicherweise zur Untermauerung eines solchen Beschlusses herangezogen werden, vermeidet, wenn sie eingehend und recht untersucht wird, unweigerlich solch einen Gedanken, gleichgültig, wie nah er an die Wahrheit heranzukommen scheint.
In Wahrheit ist dieser Gedanke nichts anderes als die Äußerung eines Herzens, das darauf aus ist, aus dem unwiderstehlichen Willen Gottes eine Entschuldigung für seine eigenwillige Bosheit und eine Begründung gegen seine Verurteilung zu gewinnen. Doch im Grunde seines Herzens weiß man es die ganze Zeit über besser. Es heißt nirgendwo in der Schrift, dass die Sünde Gottes Absicht war; aber der in Sünde gefallene Mensch ist die Bühne, auf der Er seine Wege und Ratschlüsse, ja sich selbst, zur Schau stellt. Gott machte keinen Menschen, um böse zu sein; aber aus allen (die bereits böse sind) erwählt Er einige, nicht alle, nach seinem souveränen Willen und erzeigt ihnen Gnade, auch wenn alle anderen nicht schuldiger sind, als es die einen gewesen sein mögen. Es wäre vollkommen gerecht, alle zu vernichten. Aber wenn es Ihm gefällt, wen Er will, zu verschonen – wer soll Ihm das verbieten? Das wäre eine Anmaßung der Überlegenheit Gott gegenüber und ist in Wirklichkeit ein Versuch, Ihn zu richten. Jedes Mal, wenn nun ein Sünder bekehrt wird, fühlt er das gerechte Gericht Gottes und erkennt es an, obwohl solch eine Anerkennung die Vollstreckung des göttlichen Urteils gegen das eigene Selbst billigt; doch bei alledem gibt er niemals verzweifelt auf, sondern sucht und fleht, schwach und kläglich vielleicht zuerst, doch mit zunehmender Ernsthaftigkeit, um Gnade.[20]

Selbstverständlich empfingen die letzten Arbeiter im Weinberg ihren Lohn voller Dankbarkeit (Mt 20,1-16). Aber als die Ersten davon hörten, begannen sie zu glauben, sie hätten einen Anspruch auf mehr – sie, die die Last und Hitze des Tages getragen hatten. Aber der Hausherr erinnerte sie daran, dass alles fest vereinbart war, bevor sie ihre Arbeit begannen. In ihrer Selbstsüchtigkeit hatten sie sowohl die Vereinbarungen vergessen als auch die Gerechtigkeit dessen, mit dem sie es zu tun hatten. Wenn es dem Hausherrn aus der Freigebigkeit seines Herzens heraus gefiel, anderen, die nur den zwölften Teil dessen gearbeitet hatten, was die anderen gearbeitet hatten, genauso viel zu geben, wie er ihnen gab, was ging es sie an? Gott wahrt seine Rechte.
Es ist von größter Wichtigkeit für unsere Seelen, dass wir in allen Dingen an den Rechten Gottes festhalten. Manche Leute können es nicht lassen, zu debattieren, ob es gerecht sei, wenn Gott diesen oder jenen auserwählt. Aber auf der Basis der Gerechtigkeit sind alle verloren, und zwar für immer. Wenn es nun Gott gefällt, nach seiner Weisheit und zu seiner Herrlichkeit diesen armen Verlorenen seine Barmherzigkeit zu erweisen, wer sollte mit Ihm disputieren? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? (Röm 9,20). Gott hat das Recht, gemäß dem, was in seinem Herzen ist, zu handeln: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ (1Mo 18,25). Hat Er nicht das Recht, von sich selbst her zu handeln? Auf der Grundlage der Gerechtigkeit kann Er nicht vom Menschen her handeln. Es gibt keine Grundlage, auf der Er so handeln kann; es ist ganz allein eine Frage seines Wohlgefallens. Und wir müssen bedenken, dass es keinen Menschen gibt, der verloren ist und trotzdem die Barmherzigkeit Gottes nicht zurückweist, sie verachtet oder sie für seine eigenen selbstsüchtigen Absichten in dieser Welt benutzt. Der Mensch, der gerettet wird, ist der Einzige, der sich seiner Sünde wirklich bewusst ist und sich als verloren aufgibt; dann aber fällt er zurück auf Gottes unendliche Barmherzigkeit in Christus, einen verlorenen Sünder zu retten.[21]

Als Kommentar zur souveränen Erwählung Isaaks und Jakobs bemerkte J.N. Darby:

Aber um nun in eurer Geschichte weiter zurückzugehen: Dann gibt es Jakob und Esau; und wenn ihr nach der Abstammung geht, dann müsst ihr die Edomiter mit derselben Welle hereinlassen wie euch selbst. Aber in Römer 9,8 heißt es: „Die Kinder der Verheißung werden als Nachkomme gerechnet“, so dass die Zugehörigkeit zur Nachkommenschaft auf Isaak und Jakob ruhen muss; Ismael und Esau bleiben dagegen außen vor; deshalb muss euer Mund nun, was die Abstammung betrifft, geschlossen bleiben, denn euren Mund knebelt die Aussage Gottes: „Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst.“ Er hat nach seinem souveränen Recht gewählt, euch zu segnen, und allein davon hängt euer Segen ab. Wie eure eigene Geschichte zeigt und das Zeugnis eurer eigenen Propheten beweist, könnt ihr den Segen nicht auf einem bloßen Anspruch aufgrund von Abstammung beruhen lassen. Aber gibt es dann Ungerechtigkeit bei Gott? So lautet der natürliche Einwand des Fleisches. Nein: „Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme“ (Röm 9,15). Wenn wir beginnen zu fragen: Ist Gott ungerecht?, so dass wir Ihn wirklich dadurch in Frage stellen, dann streben wir danach, Gott zu richten, statt dass Gott uns richtet. Wann immer die Souveränität Gottes in Frage gestellt wird, sagt die Seele im Endeffekt: Ich sollte Gott richten und nicht Gott mich. Aber seht, wie ihnen im Weiteren der Mund gestopft wird; denn wann sagte Gott: „Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme“? Als jeder Israelit jeglichen Anspruch auf alles, was Gott zu geben hatte, verloren hatte, da zog Gott sich, wenn ich den Ausdruck verwenden darf, in seine eigene Souveränität zurück, damit Er sie nicht abschneiden müsste.[22]

Wir halten nun inne, um noch einmal festzustellen, dass es Leute gibt, die sagen, Erwählung geschehe nur gemeinschaftlich[23], um so Gottes souveräne Erwählung Einzelner loszuwerden. Isaak und Jakob sind Beispiele für die individuelle, souveräne Erwählung, da es zu diesem Zeitpunkt keine Gemeinschaft, kein Volk Israel gab.

Kehren wir zurück. Erkennen Sie an, dass Gott das Recht hat, sich dessen zu erbarmen, den Er auswählen will, um sich seiner zu erbarmen? Dem gnädig zu sein, den Er erwählt, um ihm gnädig zu sein? Dies ist eine Prüfung für den Zustand der eigenen Seele.

  • Röm 9,16: Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott.[24]

Wir können den Segen nicht erlangen, indem wir ihn haben wollen oder indem wir laufen (aktiv werden, handeln), um ihn zu erlangen. Er wird souverän gegeben.

Arthur Pridham bemerkte:

Deshalb wird die Unterstellung der Möglichkeit, Gott könnte ungerecht sein – nachdem sie den üblichen Ausruf entrüsteter Ablehnung bei dem Apostel hervorgerufen hat –, zu einer Gelegenheit für die deutlichere und nachdrücklichere Formulierung der Lehre von der Barmherzigkeit als eines besonderen Aspektes des erwählenden Willens Gottes: „Denn er sagt zu Mose: ,Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme‘“ (Röm 9,15).

Ausgerechnet dem Gesetzgeber Israels offenbarte Jahwe das Geheimnis seiner Wege in souveräner, erwählender Gnade, nachdem das Volk durch seinen Bruch des Bundes der Werke allen Anspruch auf gesetzlichen Segen verwirkt hatte.[25] Nachdem sie für einen Augenblick kraft ihres versprochenen Gehorsams dem Gesetz gegenüber auf eine höhere moralische Ebene als andere Menschen zugelassen worden waren, katapultierte ihre Sünde sie auf die gewöhnliche Ebene einer gottlosen Welt hinunter (Amos 9,7.8). Aber nachdem die allgemeine Schuld und das daraus folgende Verderben der Kreatur einmal bewiesen waren, ist die Frage der Gerechtigkeit bei jedem Erweis göttlicher Gunst dem Geschöpf gegenüber zwangsläufig ausgeschlossen. Das heißt: Wenn Gott mit den Menschen – in sich selbst betrachtet und mit Verweis auf ihre eigenen Werke – ins Gericht geht, muss das alle Hoffnung zerstören. Denn Vergeltung für die Sünde ist der natürliche Lauf der göttlichen Gerechtigkeit. Doch das würde das Verderben aller mit sich bringen, denn alle haben gesündigt. Die Macht ist Gottes, und der natürliche Zustand des Menschen als Sünder fordert die Ausübung dieser Macht in zornentbrannter Empörung heraus. Aber die Barmherzigkeit ist ebenso sein. Diese nun muss in ihrer Natur notwendigerweise durch den Willen dessen, der Barmherzigkeit erzeigt, gesteuert und gelenkt werden. Sie wird durch keinen Reiz des Verdienstes angezogen. Überdies ist das menschliche Elend, da es die natürliche Auswirkung des göttlichen Gerichts über die Sünde ist, kein zwingender Anlass zur Barmherzigkeit. Ihre tiefe und segensreiche Quelle muss gesucht werden und lässt sich (wenn diese Tiefe tatsächlich durchforschbar ist) im Geheimnis der Liebe Gottes finden – in Gott selbst, dessen Name Liebe ist.

Auch ist dies nicht alles. Die objektive Manifestation der Barmherzigkeit, wenn sie in ihrem vollen Glanz in der Person Jesu offenbart wird, reicht nicht aus, um den Segen der erwählten Gefäße der Gnade Gottes zu sichern. Die Natur kann die Wahrheit Gottes niemals glauben, sei es zum Guten oder zum Bösen. „Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht“ (Joh 8,45) ist der Aufschrei der Wahrheit selbst, als sie von denen (d.h. den Juden) Unehre und Widerstand erfuhr, die, was das Fleisch betrifft, Gott doch nahestanden. Die Gefäße der göttlichen Barmherzigkeit müssen daher geeignet gemacht werden, um die Barmherzigkeit zu empfangen. Die Wahrheit muss durch die Kraft des Heiligen Geistes subjektiv auf das Herz und das Gewissen einwirken oder alle Verheißung und alles Zeugnis werden gleichermaßen ihre Wirkung verfehlen. „Also“, fügt Paulus hinzu, „liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott.“

Nun wurde das Geheimnis von der erwählenden Barmherzigkeit ausgerechnet Mose, dem Mann Gottes, verkündet. Seine großartige Veranschaulichung für Israel wird an dem Tag kommen, an dem das zerstreute und auseinandergetriebene Volk, ermüdet durch die Menge seiner Wege (Jes 57,10), wieder in sein eigenes Land zurückgebracht wird. Denn die Barmherzigkeit, die ihre Sünde im Alten Bund zum Weggehen getrieben hatte, wird wiederaufleben, sobald die Zeit der Verheißung gekommen ist. „Ich will mich über Lo-Ruchama erbarmen“ (Hos 2,25) ist das Wort, das über sie gesprochen wird, die ehemals um ihrer Sünden willen hinweggetan wurde. Außerdem wird der Herr sich wieder mit Barmherzigkeit Jerusalem zuwenden. Sein Haus soll darin wieder aufgebaut werden und die Messschnur soll über Jerusalem gespannt werden (Sach 1,16). Für einen kleinen Augenblick hat Er Zion verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit wird Er sie wieder sammeln (Jes 54,7 und viele andere Stellen). So finden wir erstens die feierliche Beteuerung des souveränen Willens göttlicher Barmherzigkeit als einziger Bedingung für den Segen und zweitens die deutliche Versicherung, dass es diesem Willen wohlgefällt, Israel am letzten Tage Barmherzigkeit zu erzeigen.

„Denn die Schrift sagt zum Pharao: ,Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an die erweise und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde.‘ So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er“ (Röm 9,17.18). In enger Verbindung mit dem unmittelbar Vorhergehenden und zur weiteren Veranschaulichung der Lehre von der göttlichen Barmherzigkeit[26] wird als Nächstes die Manifestation der gerechten Macht hinsichtlich des Gerichts veranschaulicht: „Denn die Schrift sagt zum Pharao“ usw. Derselbe Heilige, der sich das souveräne Vorrecht der Barmherzigkeit vorbehält, ist in der gerechten Verhängung seiner Vergeltung gegen rebellische Sünder gleichermaßen Gott. Die Frage „Wer ist der HERR?“, die der Pharao im Stolz seines Herzens stellte – eine Frage, die, ob sie nun hörbar ausgesprochen wird oder nicht, immer in den Tiefen der nicht erneuerten Natur lauert –, muss eines Tages ihre entscheidende Antwort erhalten. Wie es dem Pharao und seinem Heer geschah, deren Untergang zum dauerhaften Zeugnis der Macht und auch der Treue Gottes in allen Ländern verkündet wird, so wird es wieder geschehen, wenn dem „plötzlichen Verderben“, das so lange wie ein Damoklesschwert über einer unbußfertigen Welt gehangen hat, schließlich erlaubt wird niederzufahren (1Thes 5,3; 2Thes 2,8-12).[27]

Zuerst muss mit dem harten Herz des Menschen gehandelt werden. In Hesekiel 36,26 wird festgehalten, dass der Mensch ein steinernes Herz hat. Wir müssen in Erinnerung behalten, dass Israel den ersten Menschen in der Prüfung repräsentiert, in der Probezeit, um festzustellen, ob er nach dem Fall wiederherstellbar wäre. In Bezug auf Israel schrieb Arthur Pridham:

 

 

 

Die Zusammenfassung des Apostels in Römer 9,18 führt uns an den Punkt, über den hinaus kein erschaffener Verstand jemals vordringen kann. Der Wille Gottes wird als letzter und hinreichender Grund für die gegensätzlichen Zustände von Gut und Böse, wie sie bei den Menschen auftreten, festgehalten:

  • Röm 9,18: So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er.
… wir müssen uns nur an die frühere Lehre des Apostels erinnern, die die innewohnenden Eigenschaften der verdorbenen Natur betrifft, um deutlich zu erkennen, dass, unabhängig von gerichtlicher Blindheit – die der Anfang jener ewigen Bestrafung ist, die hartnäckigen Sündern widerfährt –, jedes Mal, wenn Gott davon absieht, ein Herz zu erweichen, Er es verhärtet.[28] Das heißt: Wenn der Wille seinen natürlichen Neigungen überlassen bleibt, dient das unterschiedliche Handeln Gottes, ob in Güte oder zum Gericht, nur dazu, die angeborene Widerborstigkeit des unerneuerten Willens dem Willen Gottes gegenüber deutlicher an den Tag zu legen. Denn, wie bereits gezeigt wurde, der natürliche Verstand kann dem Gesetz Gottes niemals unterworfen sein.

 

Dementsprechend verwendet der Geist Gottes durchgängig diese Ausdrucksweise, wenn Er die Wege böser Menschen beschreibt, seien sie Juden oder Heiden.[29] Solange Israel unter dem Alten Bund bleibt, heißt es von dem Herzen des Volkes, dass es ein steinernes Herz ist; und dieses durch ein Herz aus Fleisch zu ersetzen, ist das verheißene Werk erneuernder Gnade (Hes 36,26). Während die besondere Heimsuchung gerichtlicher Blindheit in Worten wie den folgenden angekündigt wird:

 

  • Joh 13,40: Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet,
verweist derselbe Geist für die Ursache ihrer Vernarrtheit einzig auf sie selbst:
  • Sach 7,11.12: Aber sie weigerten sich zuzuhören, und zogen die Schulter widerspenstig zurück und machten ihre Ohren schwer, um nicht zu hören. Und sie machten ihr Herz zu Diamant, um das Gesetz nicht zu hören noch die Worte.
Denn es ist eine furchtbare Wahrheit: Je deutlicher und direkter die Stimme Gottes sich an das natürliche Herz wendet, desto entschiedener und deutlicher manifestiert sich der vorsätzliche Widerstand gegen seinen Willen. Und so kommt es, dass wir dieselben reumütigen Leute vorfinden, die, wenn ihre Augen geöffnet werden, damit sie das Licht Israels sehen, solche Bekenntnisse wie die folgenden machen:
  • Jes 53,6: Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg,
dann aber Jahwe Vorhaltungen machen, wenn in ihnen erstmalig ein Sinn für ihre Verlorenheit und ihre Entfernung von Ihm geweckt wird, und auf die folgende Art protestieren:
  • Jes 63,17: Warum, o HERR, lässt du uns von deinen Wegen abirren, verhärtest unser Herz, dass wir dich nicht fürchten? (Vgl. auch Jes 64,6.)

 

 

So wahr ist es, dass, wenn die „wirksame Kraft des Irrwahns“ (2Thes 2,11) kommt, sie diejenigen zum Gericht versiegeln soll, die so lange das Angebot der Gnade auf die leichte Schulter genommen haben, der verdorbene Wille des Menschen das bereitwillige Mittel sein wird, durch das die List des Verführers seine Ziele ausführt. Wenn die Menschen ins Verderben geführt werden, geschieht das am Halsband ihrer eigenen gottlosen Begierden.

 

Wir haben also gesehen, wie die souveränen Eigenschaften des erwählenden Vorsatzes, der uneingeschränkten Barmherzigkeit und der Gerichtsgewalt nicht nur zu Gott gehören, sondern wie eine jede von ihnen mit seinem Namen als dem Gott Israels – den durch sein Wort gebundenen Erfüller der den Vätern verheißenen Barmherzigkeit – verbunden ist.[30]

Und als ein Beispiel, wie Gott verstockt, wird der Pharao beim Exodus angeführt.

Die Verstockung des Pharaos

Bevor wir uns einen Artikel ansehen, der mit einiger Ausführlichkeit den Fall des Pharaos behandelt, folgen hier ein paar allgemeine Bemerkungen von J.N. Darby zum Thema Verstockung:

Wenden wir uns nun der Geschichte des Pharaos zu. „Denn die Schrift sagt zum Pharao: ,Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erweise und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde‘“ (Röm 9,17). Und hier, würde ich sagen, möchte ich nicht die volle, klare Bedeutung dieser Textstelle schwächen oder ihr entgehen, weil sie zu einer Frage der Lehre gemacht worden ist. Es gibt in bestimmten Fällen eine Verstockung. Es ist unmöglich, dass Gott jemand versuchen oder dazu bringen könnte, böse zu sein; aber Er kann verstocken bzw. verhärten und den Sünder richterlich in die Blindheit dahingeben. Ich möchte hier mit Ehrfurcht sprechen, aber die Schrift ist sehr deutlich. Man beachte Gottes Wege und wie es mit dem natürlichen Menschen beginnt und was für ein Ende es nimmt; siehe Römer 1. Nach einer langen Liste von Lastern und Schlechtigkeiten heißt es in Römer 1,24: „Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen zur Unreinheit.“ In Römer 1,25 heißt es, dass sie „die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben anstatt dem Schöpfer. … Deswegen hat Gott sie hingegeben in schändliche Leidenschaften.“ Und dann in Römer 1,28: „Und weil sie es nicht zu gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben in einen verworfenen Sinn.“ Nun lässt sich in der gesamten Geschichte beobachten, dass Gott den Menschen nicht böse macht, sondern ihn einfach in das dahingibt, was er ist. Wiederum sagt Gott von Israel: „Mache das Herz dieses Volkes fett und mache seine Ohren schwer, und verklebe seine Augen“ (Jes 6,10). Und so ergeht es auch angeblichen Christen in dieser letzten Haushaltung [Dispensation] der Gnade: „… darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben“ (2Thes 2,10.11). Es wäre eine schreckliche Blasphemie, zu sagen, dass Gott sie böse gemacht hätte. Aber denen, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, wurde zum Gericht die Macht der Verführung gesandt.[31]

Ein Calvinist wird dies natürlich verwerfen, weil er die Verstockung/Verhärtung mit seiner Vorstellung von einer Erwählung zur Verdammnis verbindet. Somit folge die Verstockung nicht auf eine Handlung des Menschen (wie wir gerade in Römer 1 gesehen haben, dass es tatsächlich der Fall ist), sondern sei Teil des Beschlusses der Verdammung. Und so wird es nicht zugestanden, dass der Pharao zuerst sein Herz verstockte und dann Gott es verstockte. James R. White schreibt:

Zu sagen, der Pharao habe zuerst sein Herz verstockt, ignoriert erstens 2. Mose 5,1.2 und setzt voraus, dass dies nicht die Erfüllung von 2. Mose 4,21 ist, und setzt zweitens voraus, dass die Verstockung seines Herzens durch Gott irgendwie auf Handlungen des Pharaos „basiert“ oder von ihnen abhängt.[32]

Das Gegenteil ist der Fall. Erstens ist er es, der etwas voraussetzt – dass nämlich 2. Mose 5,1.2 die Erfüllung von 2. Mose 4,21 ist; und zweitens scheint er das zu tun, weil er voraussetzt, dass der Fall mit der calvinistischen Erwählung zur Verdammnis übereinstimmt – einer Lehre, die nicht wahr ist. Tatsache ist, dass die Verstockung des Pharaos durch Gott ein richterlicher Akt von Gottes moralischer Herrschaft in der Welt ist. In 2. Mose 3,19 sagt Jahwe, dass der König von Ägypten die Israeliten nicht ziehen lassen würde. Dies war tatsächlich auch der Fall, aber es ist eine Tatsache, dass Gott an einem bereits verhärteten Herzen handelte, wobei historisch festgehalten ist, dass die Verstockung durch Gott geschah, nachdem der Pharao sein Herz verhärtet hatte (wenngleich Gott voraussagte, dass Er das Herz des Pharaos verstocken würde) – und das sind die offensichtlichen Tatsachen. Gott macht das Herz nicht böse, doch wenn es böse ist und sich seine Härte dadurch manifestiert, dass es jedes Zeugnis, das ihm nahegebracht wird, verwirft, bestärkt Gott ein solches Herz in seiner manifestierten Verstocktheit. Psalm 105,25 und 2. Mose 12,36 ändern nichts an dieser Tatsache und ebenso wenig tut das Sprüche 21,1. Gott verstockte Sihon ebenso (5Mo 2,30), wie Er es anschließend mit den Kanaanitern tat (Jos 11,19.20). In Fällen wie dem des Pharaos, in denen wir genügend Einzelheiten erfahren, können wir sehen, dass Gottes richterlicher Akt seiner moralischen Herrschaft, nämlich die Verstockung, nach einem gewissen Verhalten über sie kam. Dies wird in Römer 1,24 („Darum hat Gott sie dahingegeben“), in Römer 1,26 („Darum hat sie Gott hingegeben“) und in Römer 1,28 („Und weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben in einem verworfenen Sinn“) ziemlich deutlich. Wenn die Vorstellung eines Beschlusses der Verdammung nicht wäre, warum würde irgendjemand sich bemühen, eine Verbindung der Verstockung mit einem in Ewigkeit gefassten Beschluss Gottes zu finden?

Die Verstockung folgt also auf den offenkundigen Unglauben des Menschen angesichts eines Zeugnisses, das Gott gegeben hat

Judas ist ein äußerst schreckliches Beispiel dafür:

Doch Nähe zu Jesus ohne Glauben an Ihn hat, wenn das Herz den Einfluss seiner Gegenwart überwindet, auf eine furchtbare Weise Verstockung zur Folge; der Bissen, der zeigte, dass sie aus derselben Schüssel aßen, der Bissen, den Judas empfing, von Jesu Hand eingetaucht, ist nur das Zeichen dafür, dass Satan in sein Herz einzog. Satan hält Einzug in sein Herz, um es zu verhärten, sogar gegen jedes gutherzige Gefühl der Natur, gegen jede Erinnerung an etwas, was auf das Gewissen einwirken könnte. Es gibt viele unbekehrte Menschen, die einen vertrauten Gefährten nicht verraten würden, indem sie ihn mit Küssen überhäuften; viele böse Menschen, die sich an die Wunder, die sie sahen – vielleicht selbst taten –, erinnert hätten. Habgier war da gewesen, sie war nie unterdrückt worden; dann schlug Satan dem Judas die Möglichkeit vor, sie zu befriedigen. Ich persönlich habe keinen Zweifel daran, dass Iskariot dachte, der Herr würde den Händen der Menschen entkommen, wie Er es getan hatte, als seine Stunde noch nicht gekommen war: Seine Reue, als er erfuhr, dass Jesus verurteilt war, lässt mich dies denken – eine Reue, die nur auf andere Herzen stieß, die genauso hart waren wie sein eigenes; ein erschreckendes Bild des menschlichen Herzens unter Satans Einfluss. Dann, als beinah letzte Phase seines Einflusses, verhärtet Satan Judas gegen jedes Gefühl der Menschlichkeit beziehungsweise das eines Menschen gegenüber seinem Freund und gibt dem Ganzen den letzten Schliff, indem er ihn verlässt und ihn der Verzweiflung in der Gegenwart Gottes anheimgibt.[33]

Die fortgesetzte Nachgiebigkeit des Menschen gegenüber der „Sünde im Fleisch“ verhärtet/verstockt das Gewissen. Stephanus klagte seine Zuhörer der Halsstarrigkeit an (Apg 7,51). Die Geschichte Israels unter dem Gesetz war voll davon:

  • Apg 7,51: Ihr widerstreitet allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr.

Das ist genau das, was der erste Mensch durchweg immerzu tut. Stephanus wandte sich an ihr Gewissen, aber sie verstockten ihr Herz und töteten ihn. Gott warnt davor, sein Herz zu verstocken (Heb 3,8.15; 4,7). Das verhindert nicht, dass Gott zu gegebener Zeit Herzen verstockt, wenn Er es so will. Darüber hinaus nutzt Er das Böse für die Erfüllung seines heiligen Willens (Ri 9,23; 1Chr 21,1; Judas’ Fall; usw.), wenn Er auch das moralisch Böse nicht erschafft. Das wäre seinem Wesen – Licht (1Joh 1,5) – entgegengesetzt.

W. Kelly bemerkte:

Alles, was das offenbarte Wesen und die offenbarten Gedanken Gottes verzerrt oder gar außer Acht lässt, ist falsch und wird immer zu falschen Schlussfolgerungen führen. Aber im Allgemeinen besteht der Fehler nicht so sehr in irrigen Schlussfolgerungen aus der Schrift als vielmehr in menschlichen vorgefassten Meinungen und bloßem Theoretisieren. Es gibt calvinistische Spekulationen genauso wie arminianische. Mir scheint es, dass beide Gedankengebäude fraglos voreingenommen sind und der Wahrheit Gewalt antun. Die praktische Lektion ist es, sein Vertrauen nur in Gottes Wort zu setzen. In seiner Offenbarung können wir sicher ruhen, wozu wir auch verpflichtet sind.[34]

Die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen

(Aus The Bible Treasury, Jg. 9, S. 345–347)
Die angefügte Tabelle wurde aufgestellt, um die Schwierigkeiten von jemand zu lösen, der darauf besteht, dass – wenn durch einen Beschluss oder die Souveränität Gottes nur eine bestimmte Anzahl von Menschen gerettet werden soll – sich natürlich schlussfolgern lässt, dass die übrigen durch einen ähnlichen Beschluss verlorengehen, ungeachtet ihres Sinnes oder ihres Verhaltens.

Wenn wir unsere Schlussfolgerungen menschlichen Vorstellungen entsprechend ziehen, wäre dies bestimmt der Fall. Aber dies beruht nicht auf Schlussfolgerungen, obwohl es sie zieht: Wir stoßen oft auf deutliche Texte, die den Menschen widersprechen. Es gibt in der Natur viele Dinge, die wir sehen und glauben, aber nicht verstehen und nicht in der Lage sind zu durchdenken. Wenn unsere Gedanken durch das Wort Gottes und ihm entsprechend geformt werden, werden wir feststellen, dass der Mensch immer als verantwortliches Wesen gilt und für seine eigenen Sünden gerichtet und verdammt wird und nicht durch einen vorgefassten Beschluss Gottes.

Bevor wir fortfahren, wäre es besser, die Tabelle selbst zu untersuchen, die auf deutliche Weise die Absichten Gottes und die Verantwortung des Menschen darstellt. Alle Autoritäten sind sich einig, dass neun von den neunzehn Schriftstellen aus dem zweiten Buch Mose, nämlich Nummer 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17 und 18 die Verstockung des Pharaos dem Willen Jahwes zuschreiben. Nummer 19 sagt nichts über den Pharao selbst aus, sondern nur über die Ägypter im Allgemeinen. Von den übrigen schreiben Nummer 6, 7 und 10 die Verstockung dem König selbst zu. Zu dieser Gruppe müssen wir allerdings Nummer 16 hinzufügen, wo sie nach der Wiedergabe von Mr. Young[35] oder nach der der Englishman’s Hebrew Concordance eindeutig eine Handlung des Pharaos ist. Was die restlichen betrifft, so erwähnen Nummer 4, 5, 8 und 11 die Verstockung als Tatsache, ohne deren Verursacher zu bestimmen.

Der Fall des Pharaos [Zum Vergrößern auf die Graphik klicken]

Achtzehn von unseren Nummern sind also erklärt. Die einzig verbleibende Nummer, Nummer 3, hat im Hebräischen dieselbe Form wie 5 und 11 und sollte zu diesen Nummern hinzugefügt werden, und sie wurde dementsprechend übersetzt von Mr. Young, von der Vulgata und von Arias Montanus.[36] Zusammengefasst wird die Verstockung des Pharaos in neun Fällen dem Herrn zugeschrieben; wenn wir Nummer 19 hinzunehmen, den Ägyptern im Allgemeinen; in vier Fällen dem Pharao selbst; und in fünf Fällen wird der Verursacher nicht genannt.

Der Herrn handelt stets zur Verherrlichung seines Namens:

  • Röm 9,17: Denn die Schrift sagt zum Pharao: „Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erweise und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde.“
Dennoch war der König von Ägypten verantwortlich; sein eigenes Volk und die Nachbarvölker waren Zeugen dafür:
  • 2Mo 8,15: Da sprachen die Wahrsagepriester zum Pharao: Das ist Gottes Finger!

  • 2Mo 9,20: Wer unter den Knechten des Pharaos das Wort des HERRN fürchtete, der ließ seine Knechte und sein Vieh in die Häuser fliehen.

  • 2Mo 10,7: Und die Knechte des Pharaos sprachen zu ihm: Bis wann soll uns dieser zum Fallstrick sein? Lass die Leute ziehen, dass sie dem HERRN, ihrem Gott, dienen!

  • 2Mo 11,3: Auch war der Mann Mose sehr groß im Land Ägypten, in den Augen der Knechte des Pharaos und in den Augen des Volkes.

Dies sind ausreichende Beweise dafür, dass diese Gerichte sich bei den Menschen aller Klassen bemerkbar machten, wobei die Auswirkung schließlich durch das Schlagen der Erstgeburt gesteigert und vertieft wurde und dann noch einmal noch schrecklicher durch den Untergang im Roten Meer, als der Herr sagte:

  • 2Mo 14,4: Ich will mich verherrlichen an dem Pharao und an seiner ganzen Heeresmacht, und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin,
und wiederum, als das ägyptische Volk sagte:
  • 2Mo 14,25: Lasst uns vor Israel fliehen, denn der HERR kämpft für sie gegen die Ägypter.

Wurde diese große Befreiung nicht zum immerwährenden Thema des Lobgesangs für Israel von 2. Mose 15 an bis zum Ende ihrer Geschichte? Siehe Psalm 78; 105; 106 usw.

Was nun dachten die Völker der Erde über diese Befreiung, sei es in Bezug auf die Verbreitung des Namens des HERRN oder in Bezug auf den Pharao selbst? Betrachteten sie diesen als einen Stock oder Stein, ohne Verantwortung, kurz gesagt wie ein wildes Tier ohne jegliches Gewissen? Lassen wir die Schrift darüber Zeugnis ablegen. Zuerst sind da die Schlösser und Riegel an den Toren von Jericho und das Zeugnis der Rahab:

  • Jos 2,9-11: Ich weiß, dass der HERR euch das Land gegeben hat und dass der Schrecken vor euch auf uns gefallen ist und dass alle Bewohner des Landes vor euch verzagt sind. Denn wir haben gehört, dass der HERR die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter getan habt, die jenseits des Jordan waren, Sihon und Og, die ihr verbannt habt. Und wir hörten es, und unser Herz zerschmolz, und es blieb kein Mut mehr vor euch in irgendeinem Menschen; denn der HERR, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten.

Dies ist ein gewaltiger Tadel für die Israeliten dafür, dass sie nicht sofort hinaufgezogen waren; als ob Gott, wenn Er einen Befehl erteilt, nicht alles zu seiner Erfüllung vorbereiten würde. Diese Frau erwähnt die Durchquerung des Roten Meeres, die vierzig Jahre zuvor stattgefunden hatte, und erklärt, dass diese Durchquerung die kanaanitischen Völker mit Schrecken erfüllte, so dass von Anfang an der Weg in das Land offenstand.

Die Philister geben uns ein anderes eindrucksvolles Zeugnis gegen den Pharao. Die Bundeslade Gottes war bei ihnen, und es stellte sich die Frage, wie sie ihrer ledig werden konnten und was sie dem Herrn opfern sollten (1Sam 6,5.6). Die Priester und Wahrsager wurden gerufen. Sie empfahlen dem Volk:

  • 1Sam 6,5.6: Gebt dem Gott Israels Ehre … Und warum wollt ihr euer Herz verstocken, wie die Ägypter und der Pharao ihr Herz verstockt haben? Ließen sie sie nicht ziehen, als er seine Macht an ihnen ausgeübt hatte, und sie zogen weg?

Hier ist nicht nur dreihundertfünfzig Jahre danach ein Zeugnis dafür, dass der Auszug Israels aus Ägypten eine Tatsache war, es ist auch ein Eingeständnis des widerspenstigen Verhaltens des Pharaos seitens der Priester eines fremden Volkes. Es ist eine Schlussfolgerung, gezogen von den natürlichen Feinden Israels, dass der Pharao zu Recht dafür gerichtet wurde, dass er sein Herz gegen den Gott Israels verstockt hatte – was auch immer die geheimen Absichten Gottes, wie sie Mose bekannt waren, gewesen sein mochten. Der Pharao war ein Unterdrücker, bevor der Herr im Interesse seines Volkes richterlich eingriff, und bei diesem Eingreifen weigerte sich der Pharao immer noch, die Hand eines Mächtigeren als er selbst anzuerkennen – dem Zeugnis der Wahrsagepriester und seiner Großen sowie der Verwüstung und dem Elend, das seine Halsstarrigkeit verursachte, zum Trotz. Immer noch sagte er:

  • 2Mo 5,2: Wer ist der HERR, auf dessen Stimme ich hören soll, um Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den HERRN nicht, und auch werde ich Israel nicht ziehen lassen.

Noch einige Worte zu dem Thema von Gottes souveränem Ratschluss und der Verantwortung des Menschen werden genügen. Dazu gibt das Zitat aus Römer 9 Anlass, da es zeigt: Bei den Bösen ist es nicht so, dass sie zuvor zum Verderben bestimmt wurden, sondern sie werden für ihr Verhalten gerichtet werden. Dahingegen sind die Erwählten zuvor zur Herrlichkeit bereitete Gefäße:

  • Röm 9,22.23: Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben [engl. made up, griech. katärtisména], und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat.

Im Falle der Bösen nun, die weit davon entfernt sind, zu ewigen Qualen auserwählt zu sein, stellen wir fest, dass Gott sie – „Gefäße des Zorns“ – mit großer Geduld erträgt und dass sie nicht durch Ihn, sondern durch ihre eigenen Taten zum Verderben zubereitet sind. Das Wort katartízo bedeutet „korrigieren, reparieren, ausbessern“ und dann als Partizip „zubereitet, angepasst, vorbereitet“. Dieses Wort legt keinen Beschluss Gottes nahe, sondern ein Werk des Menschen. Während es also wahr ist, dass Christen „in Christus erwählt“ wurden „vor Grundlegung der Welt Grund“ (Eph 1,4) und vorherbestimmt sind, Gottes Kinder zu sein „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ (Eph 1,6), und während es ebenfalls wahr ist, dass sie während ihres Lebens die Berufung empfangen („Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen“ [Röm 8,30], und wiederum: „… uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen“ [Röm 9,24]), so wäre es doch niemals richtig, zu sagen, dass verlorene Sünder auf vergleichbare Weise zur Verdammung erwählt wurden. Nein. Wenn wir für den Augenblick den Fall der Heiden außer Acht lassen, können wir auf jeden Fall in Bezug auf die Christenheit sagen:

  • 2Thes 2,11.12: Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.

Es ist offensichtlich, dass die Verurteilten so behandelt werden, weil sie die Wahrheit nicht glauben, und nicht, weil sie zur Verurteilung bzw. Verdammung auserwählt wurden. Dies führt uns zu einem weiteren Punkt die Gottlosen betreffend. Es ist klar, dass es nach langem geduldigen Ertragen seitens Gottes eine Verstockung zum Gericht gibt. Dies traf auf den Pharao zu. Es traf auch auf das jüdische Volk zu, als Christus im Land war:

  • Jes 6,10: Mache das Herz dieses Volkes fett, und mache seine Ohren schwer, und verklebe seine Augen: damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein Herz nicht versteht und es nicht umkehrt und geheilt wird.

Diese Prophezeiung ihrer Verblendung, mehr als siebenhundert Jahre zuvor geschrieben, wurde schließlich durch den Mund Christi Wirklichkeit; und Paulus, der ihnen in weit entfernte Länder nachging, wendete sie in Rom noch einmal auf sie an:

  • Apg 28,25-28: Treffend hat der Heilige Geist durch Jesaja, den Propheten, zu unseren Vätern geredet und gesagt: „Geh hin zu diesem Volk und sprich: Hörend werdet ihr hören und nicht verstehen.“

Und ist es nicht eine sehr ernste Tatsache, dass dies der letzte Zustand der Christenheit sein wird, wie wir gerade eben aus 2. Thessalonicher 2,7-12 zitiert haben? Eine Verblendung und Verstockung zum Gericht nach langem, ja nach jahrhundertelangem geduldigen Ertragen seitens Gottes. Wird es auch nur eine einzige Person unter denen geben, die inmitten der Vorrechte des Evangeliums gelebt haben, die die Schuld für diese Verurteilung auf Gott selbst schieben wird? Nein, jeder Mund wird gestopft werden – Menschen werden an einen Ort gehen, der ursprünglich nicht für die Bösen und Unbußfertigen, sondern für den Teufel und seine Engel bereitet wurde (Mt 25,41).

Wir wollen festhalten, dass wir, obwohl wir an beides glauben, nämlich an die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen, dennoch nicht vorgeben, beides auf logische Art und Weise miteinander in Einklang bringen zu können. Vielleicht war es niemals vorgesehen, dass wir als endliche Wesen in dieser Welt dazu fähig sein sollten. Innerhalb der Sphäre unserer eigenen Existenz gibt es Paradoxe in Hülle und Fülle, die wir glauben, ohne sie miteinander vereinbaren zu können. Wenn das schon bei den Angelegenheiten der niederen Welt der Fall ist, sollte es uns dann unmöglich sein, in den Regionen der höheren Welt etwas zu glauben, ohne es miteinander vereinbaren zu können? Nein; lassen Sie uns dem Wort des lebendigen Gottes bereitwilligen Gehorsam entgegenbringen und unerschütterliches Vertrauen darauf haben – glauben, was wir dort finden, und es unserem heiligen Herrn überlassen, uns die scheinbaren Diskrepanzen darin zu erklären oder auch nicht, ganz wie Er will. Es wird Schwierigkeiten geben und Dinge, die „schwer zu verstehen sind“; aber nur die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen sie zu ihrer eigenen Verdammnis (2Pet 3,16).

Schließlich mag es als sicher gelten, dass die, die gerettet werden, aus Gnade gerettet werden durch die erwählende Liebe Gottes und dass die, die in derselben Umgebung, in der die Gnade wirkt, verlorengehen, aus eigener Schuld verlorengehen.

So weit The Bible Treasury.

Ein weiterer Punkt sollte beachtet werden. Ein Calvinist, der beweisen möchte, dass Gott ein Herz verstockt, bevor der Mensch selbst sein Herz verstockt, könnte behaupten, dass 2. Mose 5,1.2 die Erfüllung von 2. Mose 4,21.22 ist. In anderen Worten: Die gottgewirkte Verstockung des Herzens des Pharaos sei der selbst gewirkten Verstockung vorausgegangen und sei nicht darauf gefolgt. Der Leser sollte erkennen, dass dies eine Annahme ist, die mit der calvinistischen Sicht der Verstockung übereinstimmt. Auch ist 2. Mose 7,13 nicht so klar und eindeutig (siehe Youngs Übersetzung), dass es die Problematik zugunsten der calvinistischen Sicht auflöst. Verstockung ist eine Handlung von Gottes moralischer Herrschaft, die das Verhalten des Menschen richtet, und 2. Mose 9,12 usw. ist die Erfüllung von 2. Mose 4,21.22.

Gefäße, zuvor bereitet zur Herrlichkeit – Gefäße des Zorns, zum Verderben zubereitet

Röm 9,22: Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben …

Dieses Thema wurde in einem Zitat weiter oben bereits gestreift, aber hier soll die Unterscheidung zwischen den Gefäßen hervorgehoben werden. Auch der letzte Absatz des obigen Zitates verdient große Beachtung. Gottes Erwählung hat nie jemand daran gehindert, zu Christus zu kommen.

Ist Gottes Erwählung für irgendjemand ein Hindernis?

Der folgende Lehrdialog ist sehr alt (18. Jahrhundert?) und sein Autor ist unbekannt:

Aber berichtet uns die Bibel nicht von Gottes ewiger Erwählung?

  • Das tut sie; aber weshalb die Frage?

Nun, wenn ich nicht erwählt werde, muss ich zugrunde gehen.

  • Dann nehme ich an, Sie wünschen sich, die Lehre von der Erwählung stünde nicht in der Bibel.

O ja, das tue ich.

  • Warum? Würde das die Sache besser machen? Würde es Ihre Chancen, gerettet zu werden, erhöhen?

Das denke ich.

  • Wie?

Wenn die Erwählung weggenommen würde, dass denke ich, dass ich von mir selbst aus Buße tun und umkehren könnte.

  • Ich sehe das nicht so. Ist es die Erwählung, die Ihnen ein verstocktes, hartes Herz gibt?

Nein, sicher nicht.

  • Würde die Hinwegnahme der Erwählung die Verstockung Ihres Herzens hinwegnehmen?

Nein, das würde sie nicht.

  • Wenn also all Ihre Unbußfertigkeit und Herzenshärte und Ihr Unglaube bleiben würden wie zuvor, welchen Nutzen hätte dann die Hinwegnahme der Erwählung? Das würde Ihre Lage um keinen Deut besser machen.

Aber die Erwählung scheint mir doch ein Hindernis zu sein.

  • Nein; Ihr hartes Herz ist das Hindernis, nicht die Erwählung. Sie mögen etwas an Ihrem harten Herzen auszusetzen haben, aber Sie können nichts an der Erwählung auszusetzen haben.

Aber ist es nicht so, dass nur die gerettet werden, die erwählt sind?

  • Ja, in der Tat, das ist wahr; aber wie wird dadurch aus der Erwählung ein Hindernis? Mir scheint sie eine Hilfe zu sein und kein Hindernis. Würden Sie, wenn man die Erwählung wegnähme, irgendwie besser sein? Wären Sie eher dazu in der Lage, Buße zu tun? Hätten Sie eine größere Chance, gerettet zu werden?

In diesem Licht betrachtet, scheint die Erwählung sicherlich ein Freund des Sünders zu sein und nicht sein Feind; und sie wegzunehmen, würde bedeuten, seine einzige Chance, gerettet zu werden, wegzunehmen.

  • Genau; nehmen Sie sie weg und Sie werfen das Seil fort, das Ihnen zugeworfen wurde und mit dem allein Sie eine Hoffnung haben, das Ufer zu erreichen. Ich gebe zu: Wenn der Mensch nicht gänzlich verdorben und böse wäre, wenn er noch etwas Kraft und Güte in sich trüge, wäre die Erwählung ein Hindernis und eine Entmutigung; aber solange der Mensch völlig verloren und gottlos ist, ist sie des Sünders einzige Hoffnung.

Aber wirkt sie nicht entmutigend?

  • Nicht, wie ich sie verstehe. Sie hindert niemand. Sie hält Sie nicht davon ab, Buße zu tun, wenn Sie das wollen. Wenn Sie aus sich selbst heraus Buße tun können, brauchen Sie sich um die Erwählung nicht zu kümmern, sie wird Ihnen nicht schaden; aber wenn Sie das nicht können, ja, dann ist sie Ihre einzige Hoffnung.

Wie sollte ich sie also gebrauchen?

  • Folgendermaßen: Sie sollten Ihren völlig verlorenen Stand erfahren, der solch eine Erlösung nötig machte. Sie sollten Gottes freie Liebe darin sehen. Sie sollten sich von dem Wissen darum leiten lassen, um sich ruhig und einfach in die Hände Gottes zu begeben, und das ist die Erlösung. Sie sollten im Gedächtnis behalten, dass die Erwählung niemals, niemals auf irgendeine Weise oder zu irgendeiner Zeit dieser segensreichen Wahrheit im Weg stehen kann: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37).

„Mit vieler Langmut ertragen …. die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben“

Röm 9,22.23: 22 Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben, 23 und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat.

Anstoß nehmen an Gott: Es scheint beinahe überall in der Christenheit verbreitet zu sein, an Gottes souveräner Erwählung der Sünder von Ewigkeit her Anstoß zu nehmen. Daher die Anstrengungen, die unternommen werden, um diese Wahrheit zu umgehen und die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber aufrechtzuerhalten. J.N. Darby merkt an:

Es wäre eine schreckliche Blasphemie, zu sagen, dass Gott die Menschen böse machte. Aber denen, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, sandte Gott zum Gericht die Macht der Verführung (2Thes 2,10.11). Und hier, man beachte es, heißt es nicht, dass Gott die Gefäße des Zorns zum Verderben bestimmt hätte, sondern dass Er „mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben“; das heißt, nach langem Ertragen gibt Gott an ihnen ein warnendes Beispiel dafür, was gerechtes Gericht ist; so wie Er zum Pharao sagt: „Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erweise“ (Röm 9,17). Im Endeffekt sagte Er: Nun wirst du sehen, wer der HERR ist; denn der Pharao hatte gesagt: „Wer ist der HERR, dessen Stimme ich hören soll?“ (2Mo 5,2). „Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er denn noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden?“ (Röm 9,19). Es ist nicht deine Aufgabe, das zu fragen; du bist nur ein Mensch und doch willst du mit Gott rechten!? Schweig still, denn Gott legt dem Menschen gegenüber keine Rechenschaft über seine Angelegenheiten ab. Der Anfang aller Gerechtigkeit ist der, dass Gott seine Rechte hat; und wenn Gott seine Rechte nicht hat, wer sollte seine Rechte haben, wer wird sie haben? Es ist moralisch wichtig, dass du deinen Platz einnimmst und Gott seinen Platz lässt; du bist bloß ein Mensch, und daher steht es dir nicht an, mit Gott zu rechten; du musst schweigen, wenn Gott spricht.[37]

Der Töpfer und der Ton: Römer 9,21 wendet die Rechte eines Töpfers auf Gott an, mit dem Ton zu tun, was Ihm gefällt. Es wird nicht festgestellt, dass Er auf die Weise gehandelt hat, die in Vers 21 beschrieben wird, aber sein Recht, es zu tun, wird betont. Warum würden wir sein Recht leugnen, so zu handeln? Gott behauptet seine Rechte, obwohl der Mensch dazu nicht bereit ist. Siehe Jeremia 18,3-6; Jesaja 29,16; 45,9. J.N. Darby merkt an:

Selbstverständlich hat der Töpfer die Macht, herzustellen, was ihm gefällt; aber wenn wir Gott nicht sein Recht und seinen ordnungsgemäßen Platz zugestehen, wer soll dann die Dinge in Ordnung bringen, nachdem die Sünde sie in Unordnung gebracht hat? Das Zeichen dafür, dass eine Seele recht hat, moralisch recht hat, ist, dass sie sagt: Ich bin ein Sünder und verdiene ewige Verdammnis und all mein Vertrauen ruht auf souveräner Güte. Der Glaube sagt: Ich war dabei, schnelles Verderben über mich zu bringen, aber Gottes Gnade hielt mich auf; auf diese Weise nehme ich meinen wahren Platz vor Gott ein. Überall herrscht die Einsicht (selbst in jenen Systemen, die an dieser Stelle anderer Ansicht sind), dass der Glaube des Einzelnen sich als Schuldner der souveränen Barmherzigkeit allein fühlt und anerkennt. Doch wiederum: „Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?“ (Röm 9,21). In diesem Abschnitt nun – wenn darin auch der absolute Rechtsanspruch Gottes, zu tun, was Ihm gefällt, betont wird – wird allerdings nicht gesagt, dass Er tatsächlich irgendwelche Gefäße zu nicht ehrenvollem Gebrauch gemacht hat; vielmehr stellt dieser Abschnitt einfach sein Vorrecht, seinen Rechtsanspruch fest, aus derselben Masse zu machen, was Ihm gefällt, und zwar ohne Abstriche. Aber Gott erträgt tatsächlich diese bösen Menschen, wie Er durch den Mund des Propheten Jesaja zu Israel sagte: „Aber du hast mit zu schaffen gemacht mit deinen Sünden, du hast mich ermüdet mit deinen Ungerechtigkeiten“ (Jes 43,24). Dann wiederum durch den Propheten Amos: „Siehe, ich werde von euch niedergedrückt, wie ein Wagen voller Garben von seiner Last niedergedrückt wird“ (Amos 2,13).[38] [Laut Elberfelder Übersetzung ist die Bedeutung des hebräischen Verbs hier nicht gesichert. Dieser Vers könnte daher auch wie folgt übersetzt werden: „Siehe, ich mache es unter euch schwankend, wie ein Wagen voll Garben schwankt“; Anm. d. Übers.]

Gefäße des Zorns, zubereitet zum Verderben: Der Zustand der Verlorenen wird hier beschrieben. Die Art und Weise, wie ihr Zustand herbeigeführt wurde, wird nicht zum Ausdruck gebracht. Uns wird nicht zu verstehen gegeben, wie sie zum Verderben zubereitet wurden.[39] Gott sieht den Sünder an und erblickt ihn als zum Verderben zubereitet. Die Menschen sind bereit zum Verderben. Es steht hier nicht, dass sie zuvor zum Verderben vorbereitet oder bestimmt wurden, als ob es eine Verfügung der Verdammnis gäbe. Außerdem erträgt Er sie. Der Zustand der Menschheit wird auch in Epheser 2,3 so beschrieben:

  • Eph 2,3: Wir waren von Natur Kinder des Zorns wie auch die Übrigen.

Was nun „die Übrigen“ betrifft, so wird ewiger Zorn auf ihnen ruhen, da sie auf ewig verstockt bleiben werden in ihren steinharten Herzen. Derart ist die Widerspenstigkeit des Menschen gegen Gott, der sich stets eigenwillig weigert, zum großen Abendmahl zu kommen (Lk 14).

Er hat sie nie gemacht, wie sie sind; doch Er ertrug die Sünde des nun gefallenen Menschen trotz zahlreicher und unablässiger Provokationen. Sie sündigten, sie übertraten, sie verachteten seine Barmherzigkeit, sie boten seinem Zorn die Stirn; aber Er ertrug sie mit großer Geduld.[40]

Wenn wir an Gottes Geduld denken, sollten wir 2. Petrus 3,15 im Auge behalten: „Erachtet die Langmut unseres Herrn für Errettung.“

„Gefäße der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat“

Nun kommen wir zu den Gefäßen, die Gott bereitet hatte. Wir lesen davon, dass diese „zuvor bereitet“ [before prepared] wurden. Wozu wurden sie bereitet? Warum hat Gott sie bereitet? Bei der Betrachtung des großen Abendmahls haben wir gesehen, dass es dazu diente, Gottes Gnade zur Schau zu stellen und zu feiern. Er wollte sich in Gnade ausdrücken und wollte sein Haus voll von Gästen haben, die seine souveräne Gnade feierten. Und hier sehen wir dieselbe segensreiche Wahrheit:

  • Röm 9,23: … damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat.

J.N. Darby schreibt dazu:

Was, wenn Er die zum Verderben zubereiteten Gefäße ertrug? Die nicht Er zubereitet [fitted] hatte, sondern an denen Er, wie am Pharao, seinen Zorn erzeigte, als sie bereits solche waren; um dann den Reichtum seiner Herrlichkeit kundzutun an den Gefäßen der Begnadigung. Das Werk an ihnen nun, die Er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit, war sein Werk. Sie waren Gefäße der Begnadigung und Er bereitete sie zu Herrlichkeit selbst vor. So geschah es auch mit uns, die wir durch Gnade glauben. Die anderen waren Gefäße des Zorns, und an ihnen (zum Verderben zubereitet) erzeigte Er seinen Zorn und erwies seine Macht so wie auch am Pharao. Alle waren von Anfang an böse. Er stellte seinen göttlichen Anspruch und seine göttlichen Wege sowohl in Barmherzigkeit als auch in Herrlichkeit dar. Er ist souverän in sich selbst und bereitet zur Herrlichkeit „uns“, sagt der Apostel, die er „nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen“ berufen hat (Röm 9,24).[41]

Aber wenn er von Barmherzigkeit spricht, bringt der Apostel sofort Gott mit hinein: „… damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat.“ Es ist hier moralisches Handeln und nicht bloß kalte, trockene Lehre. Wir sehen, wie Gott mit diesen Gefäßen umgeht, die Er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hatte, und wie Er dann mit viel Geduld die zum Verderben zubereiteten Gefäße des Zorns erträgt. Und noch einmal: Beachten wir, dass es nicht heißt, diese Gefäße des Zorns seien zuvor zum Verderben bereitet [prepared] worden; dass es auch nicht nur heißt, die Gefäße der Begnadigung seien zur Herrlichkeit zubereitet [fitted]. Nein, denn die Gefäße der Begnadigung wurden zuvor von Gott zur Herrlichkeit vorbereitet [prepared], wohingegen die Gefäße des Zorns dadurch zum Verderben zubereitet [fitted] wurden, dass das Maß ihrer Missetaten voll geworden war. Aber was immer es Gutes gibt, muss von Gott kommen, und zwar allein von Ihm; das Böse ist leider bereits in uns. Wenn aber die Frage immer noch gestellt wird: Warum hat Gott diese Bosheit so lange ertragen und nur zuletzt an den zum Verderben zubereiteten Gefäßen seinen Zorn erzeigt?, dann lautet die Antwort: Nachdem Er die Wege der Menschen erprobt und gezeigt hat, dass alle im Gericht eingeschlossen sind, kommt Er selbst mit Barmherzigkeit herein, mit souveräner Barmherzigkeit; und so stellt der Apostel es dar. Kann Er dann nicht auch die Heiden zulassen? Sicher; denn wenn Gott Gefäße der Begnadigung vorbereitet, kann Er genauso gut einen Heiden wie einen Juden vorbereiten.[42]

Juden und Heiden werden nun berufen (Röm 9,24), an dieser Barmherzigkeit teilzuhaben; Barmherzigkeit, die unverdient ist, die aber souverän in Gottes Wegen ist, sowohl herrscherlich (in seinem dispensationalen Handeln) als auch individuell (indem sie Sünder in die Stellung bringt, wo sie zur Darstellung des Reichtums seiner Gnade werden). Tatsächlich erfahren wir über den Leib, der so umgestaltet werden wird, dass er Christi verherrlichtem Leib gleicht (Phil 3,21), in 2. Korinther 5,5 lernen wir:

  • 2Kor 5,5: Der uns aber eben dafür zubereitet hat, ist Gott.

Jeder Segen, den wir haben, ist Teil des „Reichtums seiner Gnade“ (Eph 1,7; 2,7). Der Gläubige ist ein Gefäß der Erwählung, und jedes Werk der Gnade in uns ist vom Allerersten an Gottes Tun, das den Willen des Menschen ausschließt:

  • Eph 2,10: Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

Gott wird alles Böse zu seiner eigenen Herrlichkeit benutzen, ob auf seinen Wegen dispensational in der Zeit oder in Ewigkeit. Er zeigt seine Souveränität sowohl in der Barmherzigkeit als auch im Gericht, sowohl für die Zeit als auch für die Ewigkeit.

Was die irrige Vorstellung betrifft, es gäbe nur gemeinschaftliche Erwählung, wollen wir feststellen, dass es sich hier um individuelle Gefäße der Begnadigung handelt, genau wie die zum Verderben zubereiteten Gefäße des Zorns individuelle Gefäße sind.[43] Souveräne Bereitung zur Herrlichkeit „zuvor“ hat individuelle Gefäße im Blick. Der Römerbrief spricht nicht von einer gemeinschaftlichen Erwählung der Gemeinde, wenngleich er in Römer 11 von einer nationalen Erwählung Israels spricht, einer nationalen Erwählung zur Vorherrschaft über die Nationen, die verwirklicht werden wird, wenn der Erlöser aus Zion kommen und alle Gottlosigkeiten von Jakob abwenden wird (Röm 11,26). In der Zwischenzeit heißt es in Bezug auf ethnische Juden:

  • Röm 11,5: So besteht nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade.

Das „auch“ deutet an, dass es auch in Elias Zeit so war (Röm 11,4). So gab es auch in seiner Zeit einen Überrest nach der Auswahl der Gnade. Aber das bedeutete – offensichtlich – nicht das gesamte Volk Israel. Es ist kein Hinweis auf gemeinschaftliche – besser: nationale – Erwählung, weder in seinen Tagen noch in der heutigen Zeit. In der Gegenwart gilt also:

  • Röm 11,7.8: Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auserwählten haben es erlangt, die Übrigen aber sind verhärtet worden, wie geschrieben steht: „Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben, Augen, dass sie nicht sehen, und Ohren, dass sie nicht hören, bis auf den heutigen Tag.

„Chapter 5: God’s Sovereignty in the Book of Romans“
aus God’s Sovereignty and Glory in the Election and Salvation of Lost Men
Present Truth Publishers, Jackson, 2003

Übersetzung: S. Bauer

Vorheriger Teil Nächster Teil

Anmerkungen

[1] In seiner Einleitung zum Vevey-NT (französisch) schreibt J.N. Darby:

Die mehrdeutige Bedeutung des englischen Wortes call [„berufen, rufen, nennen“], das gleichermaßen „einen Namen geben [nennen]“ wie auch „jemand einladen, zu uns zu kommen [rufen]“ und „(jemand in eine Position) berufen“ bedeutet, macht den Gebrauch dieses Wortes schwierig, wenn es mit dem Begriff „Heiliger“ oder „Apostel“ verbunden ist. In Ermangelung eines besseren Ausdrucks haben wir dieses Wort dennoch beibehalten, siehe Römer 1,6.7; 8,28; 1. Korinther 1,1.2.24; Judas 1; Offenbarung 17,14. Es – wie schon geschehen – als „berufen, Heilige [zu sein]“ zu übersetzen, würde den Sinn verzerren; „die Heilige genannt werden“ ist noch schlimmer. Um die exakte Bedeutung wiederzugeben, müsste es heißen: „Heilige durch Ruf“, da die fraglichen Personen durch den Ruf Gottes Heilige wurden; und der Leser tut gut daran, bei den eben genannten Schriftstellen daran zu denken (Collected Writings of J.N. Darby, Bd. 13, S. 197).

[2] Synopsis, ebenda.

[3] Siehe J.N. Darby’s Teachings Regarding Dispensations, Ages, and Administrations and the Two Parentheses, erhältlich bei Present Truth Publishers.

[4] Zum Beispiel wurde eine Frage in The Bible Treasury, New Series, Bd. 5, S. 64, beantwortet:

Frage: Was ist der Unterschied zwischen der Berufung und dem Erbteil im Epheserbrief im Vergleich zu denselben Begriffen im ersten Petrusbrief? Antwort: Dem Apostel Paulus wurde es gegeben, die Berufung und das Erbteil in seiner ganzen Höhe und Tiefe, Länge und Breite der Herrlichkeit Christi, des Sohnes und verherrlichten Menschen im Himmel, des Hauptes über alle Dinge und des Erben aller Dinge zu offenbaren sowie unseren Anteil als eins mit Ihm und als seine Miterben. Der Apostel Petrus wurde dazu inspiriert, vielmehr die himmlische Berufung und Stellung der Christen und Gottes Familie, seine Priester und Könige im Gegensatz zu den Hoffnungen Israels darzustellen. Deshalb spricht er von einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird für die, die hier sind und durch Gottes Macht durch den Glauben für die Erlösung bewahrt werden, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden. Es handelt sich nicht um ein großes Geheimnis wie in Epheser 5,32, das Christus und die Gemeinde betrifft; auch nicht um das Geheimnis von Gottes Willen und Ratschluss (Eph 1,9.10), Christus zum Haupt des himmlischen und irdischen Universums einzusetzen, dem Erbe in seiner vollsten Größe.

[5] W. Kelly, über 2. Petrus, ebenda.

[6] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 3, S. 76–77.

[7] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 21, S. 354.

[8] W. Kelly, The Bible Treasury, New Series, Bd. 6, S. 104.

[9] Ist es nicht Vernebelung, zu behaupten, dass in der Schrift die Worte „Vorherbestimmung“ und „Erwählung“ austauschbar verwendet werden? (Dave Hunt, What Love Is This?, S. 219).

[10] James Moffat, Predestination, New York (Loizeaux Brothers), S. 7, vertritt die Lehre des moralisch freien Willens Gott gegenüber. Nachdem er über vorherige Kenntnis, Auserwählung und Prädestination geschrieben hat, verwirft er den Gedanken, dass [Römer 8,29] sich auf eine besonders abgegrenzte Klasse so vorhererkannter Personen bezieht:

Das Fehlen einer bewussten Absicht, vorher zu erkennen, kommt in Römer 8,29 besser heraus, wenn es, wie es sollte, folgendermaßen übersetzt wird: „Denn die er vorhererkannte, die hat er auch vorherbestimmt.“ Da gab es keinen Veranlassen oder außerordentliches Wirken seines selektiven Willens. Gemäß seiner innewohnenden Eigenschaften erkannte Er sie vorher durch den gewöhnlichen Prozess seines Vorherwissens, vor dem nichts Zukünftiges verborgen bleiben oder verborgen werden kann.

Dieses Zitat bedeutet, dass der Text Folgendes lehrt: „In Übereinstimmung mit dem, was Er vorhererkannte bzw. wusste, bestimmte Er vorher.“ Das wäre „der gewöhnliche Prozess seines Vorherwissens“. Wir leugnen keineswegs Gottes Allwissenheit und Vorherwissen, aber wir beteuern sein Vorhererkennen von Personen in Christus, einer Klasse von Personen – und das ist die Folge, um Moffats Worte zu benutzen, des „Wirkens seines selektiven Willens“. Für diese Klasse von Personen, das heißt Christen, sind Vorhererkennen, Auserwählung, Vorherbestimmung und Berufung in Gottes souveränem Ratschluss miteinander verknüpft. Daher sind wir „nach Vorsatz berufen“ (Röm 8,28). In Epheser 1,11 lesen wir: „… in dem {d.h. in Christus} wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens.“ Dieser „Rat seines Willens“ schließt jeden anderen Willen aus. Sein eigener Wille ist nicht von dem angeblich moralisch freien Willen des Menschen Gott gegenüber abhängig. „Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott“ (Röm 9,16).

[11] J.N. Darby, Letters, Bd. 1, S. 476.

[12] Dave Hunts Ansicht ist es, dass Gottes Zuvorerkennen in der Schrift einfach bedeutet, dass Gott im Voraus weiß, was sein wird, und dass es nichts anderes bedeutet als das. Außerdem vertritt er die Meinung, Gottes Vorherwissen, dass bestimmte Personen das Evangelium glauben würden, sei sein Grund dafür, sie zu erwählen/vorherzubestimmen (What Love Is This?, S. 226–227).

Er gibt dem Zuvorerkennen dieselbe Bedeutung wie Gottes generelle Allwissenheit, Gottes Vorherwissen. Aber was er hier in Wirklichkeit getan hat, ist, dieses Zuvorerkennen auf eine ausgesuchte Gruppe zu beschränken, das heißt auf diejenigen, die glauben würden – das bedeutet aber, es in diese Textstelle hineinzulesen. Tatsächlich ist es aber eine ausgesuchte Gruppe, nämlich die Gruppe der souverän und bedingungslos Erwählten. Die Wahrheit ist, dass Zuvorerkennen nicht auf dieselbe Weise benutzt wird, wie wenn wir an Gottes generelle Allwissenheit denken. Außerdem wird diese Vernebelung (seine Vernebelung des Unterschiedes zwischen Erwählung und Vorherbestimmung, die in Fußnote 138 angeführt wird) in verschiedene Argumente, die er anbringt, hineingetragen, wie wir hier sehen, wo er „Erwählung/Vorherbestimmung“ sagt. Das ist nicht dasselbe. Wir werden weiter unten sehen, wie diese Unterscheidung auch in einigen Fällen auf Gottes (Er-)Kennen/Wissen [knowing] zutrifft.

[13] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 26, S. 174–175.

[14] Siehe den scharsinnigen Brief über diese Anmaßung in Letters of J.N. Darby, Bd. 1, S. 314–316.

[15] Es gibt einige erstaunliche Kommentare von N. Geisler zu diesem Text (Röm 9,16):

Wieder ist das griechische Wort für „an“ hier ek, was „aus … heraus“ bedeutet. Es ist ein Verweis auf die Quelle der Erlösung, und nicht auf das Mittel, durch das wir sie empfangen – das bedeutet, dass es ein freier Akt unseres Willens ist, sie zu empfangen (Joh 1,12; Eph 2,8; usw.) (op. cit., S. 59 [S. 60]).
1. Ek steht überhaupt nicht in diesem Satz. Das Wort, das mit „an“ übersetzt wird, ist (dreimal) toû.
2. Johannes 1,13 verwendet dreimal ek: weder ek dem Willen des Fleisches noch ek dem Willen eines Mannes, sondern ek Gott. So geschieht die Wiedergeburt nicht „aus“ dem Willen des Fleisches, nicht „aus“ dem Willen eines Mannes, sondern „aus“ Gott.
3. Johannes 1,12 und Epheser 2,8 verweisen nicht auf einen „freien Akt unseres Willens“. Das ist eine arminianische Aufzwingung.

[16] Anhang 7 betrachtet „gemeinschaftliche Auserwählung“ näher (die Erwählung Israels ist eine nationale Erwählung). Hier müssen wir sie im Zusammenhang mit Jakob ansprechen. Der Fall der Erwählung Jakobs muss ein ziemliches Problem für diejenigen darstellen, die an den moralisch freien Willen Gott gegenüber glauben, wie man an der folgenden Behauptung sieht:

Gott spricht hier nicht über Jakob als Individuum, sondern über das Volk Jakob (Israel). In 1. Mose 25,23 wurde Rebekka vorhergesagt: „Zwei Nationen sind in deinem Leib und zwei Völkerschaften werden sich scheiden aus deinem Innern … und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ Also geht es hier nicht um individuelle Auserwählung, sondern um die gemeinschaftliche Auserwählung eines Volkes – des erwählten Volkes Israel (N. Geisler, op. cit., S. 82 [S. 84]).

Dies scheint die Standardkost nach Art der Arminianer zu sein (so auch in Dave Hunt, What Love Is This?, S. 263, 264, wo auch andere zitiert werden). Zuerst einmal ist 1. Mose 25,23 kein Beweis dafür, dass hier keine Individuen gemeint sind. Und Abraham, Isaak, Sara und Rebekka sind namentlich genannte Individuen. Dann spricht Römer 9,10.11 von den zwei Brüdern in Rebekkas Leib. Römer 9,12 wurde gesagt, bevor die beiden Kinder geboren waren. Nach dieser Vorstellung von der „gemeinschaftlichen Auserwählung“ sollen wir glauben, dass die folgenden beiden Namen, Jakob und Esau (in Röm 9,13), nicht die beiden Söhne von Rebekka bedeuten, von denen Gott gerade redete, sondern zwei gemeinschaftliche Wesen, die plötzlich mit Namen genannt werden. Dann kehrt die Textstelle wieder zu Individuen zurück, zu Mose und dem Pharao, neben denen auch Hosea und Jesaja zitiert werden. Alle Personennamen in der Textstelle gehören Individuen; nur nicht in Römer 9,13? Die Argumentation, dass Jakob und Esau zwei Völker bedeuten, zeigt, wie verzweifelt der Fall der „gemeinschaftlichen Auserwählung“ ist.

Einige benutzen dies als Mittel, um die Auserwählung von Einzelpersonen loszuwerden, indem sie Vers 13 nicht mehr bedeuten lassen als einen gemeinsamen Status oder ein Privileg, das dem einen im Gegensatz zu dem anderen gewährt wird. An der folgenden Bemerkung lässt sich vielleicht ein Unwohlsein erkennen in Bezug auf den Gedanken, dass, wenn das nicht gemeinschaftlich gemeint ist, eine bedingungslose Auserwählung Jakobs gemeint sein muss:

Obwohl also Israel als Volk auserwählt war, musste dennoch jeder Einzelne Gottes Gnade durch „Glauben“ annehmen, um gerettet zu werden (Röm 11,20) (ebenda).

Er vertritt die Ansicht, Glaube sei kein Geschenk Gottes, sondern vielmehr ein Ausdruck des moralisch freien Willens. Dies ist eindeutig ein Bemühen, um damit um die Aussagekraft von Jakobs bedingungsloser Auserwählung herumzukommen. Er ist sich natürlich der Tatsache bewusst, dass nach Römer 11,26 (ebenda) die Zeit kommen wird, wo ganz Israel errettet werden wird, aber er befasst sich nicht mit der Textstelle. „Ganz Israel wird errettet werden.“ Beachten wir, wie Römer 11,26 den Namen Jakob in einer kollektiven Bedeutung gebraucht: Der Erlöser wird „die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden“. Jeder Einzelne derer, die das Volk bilden, wird errettet werden. Ich nehme an, dass die Argumentation nach Art der Arminianer besagt, dass wir glauben sollen, dass dem so ist, weil jeder Einzelne von ihnen seinen moralisch freien Willen ausüben wird, um zu glauben.

[17] W. Kelly, Introductory Lectures to the Study of the Minor Prophets, Maleachi, S. 505–512.

[18] W. Kelly, Notes on the Epistle of Paul to the Romans, London (Morrish), S. 174. Siehe den Abschnitt.

[19] Dave Hunt, What Love Is This?, S. 262. Wie W. Kelly oben aufgezeigt hat:

 … wenn Gott „niemand verwirft“, können wir völlig sicher sein, dass Er dann auch niemand hasst.

Er meint, dass Gott nicht aufgrund eines Beschlusses von Ewigkeit her hasste, sondern sich in Bezug auf Esau auf diese Weise ausdrückte, nachdem sich Esau als Gottloser gezeigt hatte (vgl. Heb 12,16.17). Aber diese Tatsache setzt die Worte „damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe“ nicht außer Kraft.

[20] W. Kelly, Notes on the Epistle of Paul to the Romans, London (Morrish), S. 182.

[21] W. Kelly, Lectures on the Gospel of Matthew, London (Rouse) 1896, S. 105.

[22] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 359. Siehe weitere Kommentare dazu siehe dort auf S. 398.

[23] Die Vorstellung der „gemeinschaftlichen Erwählung“ [corporate election] der Gemeinde ist ein Kunstgriff, der dazu dient, die individuelle Erwählung, die völlige Verlorenheit des Menschen, loszuwerden und die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber aufrechtzuerhalten. Diese Vorstellung wird in Anhang 7 betrachtet. Die Worte „gemeinschaftliche Erwählung“ sowohl auf Israel als auch auf die Gemeinde anzuwenden, ist grotesk. Das Volk Israel hat eine nationale Erwählung zur Vorherrschaft unter der Herrschaft des Messias. Es gibt keine Entsprechung für die Gemeinde.

[24] Siehe Collected Writings of J.N. Darby, Bd. 26, S. 179.

[25] 2. Mose 22; 23 u.a. und Apostelgeschichte 7,42. Die Aussagekraft dieser Anspielung auf eine so wichtige Krise in der Geschichte des Volkes ist offensichtlich. Um von der tief verwurzelten Vorstellung der Selbstgerechtigkeit befreit zu werden, brauchte es der jüdische Verstand, durch solche Verweise gelehrt oder daran erinnert zu werden, dass das Prinzip, an das er sich mit solch vernarrter Hartnäckigkeit klammerte, von Anbeginn an abgelehnt worden war. Langmütigkeit, Barmherzigkeit und Treue waren die Sicherheit eines halsstarrigen Volkes gewesen, das ein gerechtes Urteil, ungemildert durch Gnade, von der Erde hätte ausradieren müssen. …

[26] Vergleiche Psalm 136,10-21, wo Jahwes Güte/Gnade/Barmherzigkeit seinen Erwählten gegenüber als das Motiv und Maß seiner gerechten Gerichtshandlungen bezeichnet wird, sei es an den Ägyptern oder den Amoritern.

[27] A. Pridham, Notes and Reflections on the Epistle of the Romans, London (Yapp) S. 192–194.

[28] Wenn Er es sich selbst überlässt, lässt Er zu, dass es sich verhärtet, und dann heißt es, dass Er es – gewissermaßen aktiv – verhärtet. In Römer 1 und 2 wird dieser Punkt klar erläutert. In Römer 1 ist es Gott, der die Heiden in einen verworfenen Sinn hingegeben hat (Röm 1,28); aber ihre Schande kam durch ihre eigenen Begierden (Röm 1,24). Ebenso werden auch in Römer 2,5 der Starrsinn und die Unbußfertigkeit der Menschen gänzlich ihnen selbst zur Last gelegt.

[29] Allerdings häufiger in Bezug auf die Juden, wie zu erwarten wäre; da es ja deren Stellung in einer Bundesbeziehung mit Gott war, die zu der Manifestation dieser Verstockung solchen Anlass gab.

[30] Ebenda, S. 194–196.

[31] J.N. Daby, Collected Writings, Bd. 33, S. 398–399. Siehe Notes and Comments, Bd. 1, S. 208–209, wo hebräische Wörter, die mit „verhärten/verstocken“ übersetzt werden, besprochen werden; und S. 280, wo es um Jannes’ und Jambres’ Rolle von Satan (2Tim 3,8) geht.

[32] Ebenda, S. 221.

[33] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 244.

[34] W. Kelly, Introductory Lectures to the Minor Prophets, Obadja.

[35] Mr. Youngs Übersetzung, die besonders in Schottland geschätzt wird, wurde unter strenger Befolgung bestimmter Ansichten über die hebräischen Zeiten geschrieben, um die sich der Leser hier nicht kümmern muss. Seine Übersetzung wird im Original eingefügt und um Aufmerksamkeit zu erregen.

[36] Wenn die Authorized Version [King-James-Übersetzung] die richtige Übersetzung wäre, fände sich das Antezedenz [das, worauf es sich bezieht] zu „be hardened“ [„wurde verhärtet“] in Vers 10 und damit sehr weit zurück.

[37] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 399. Siehe auch Bd. 26, S. 180.

[38] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 399. Siehe auch Bd. 26, S. 106–107.

[39] Calvinisten werden in etwa Folgendes sagen:

Der Ausdruck bezieht sich dann auf den Zorn der Verdammung. Er bezeichnet die Gottlosen, wie der Höchste sie vor der Grundlegung der Welt bestimmte, als Manifestationen und Gegenstände seines gerechten Zorns (Herman Hoeksema, God’s Eternal Good Pleasure, Grand Rapids (Reformed Free Publishing Association) 1979, S. 75).

James R. White sagt: „Es gibt hier nur drei logische Möglichkeiten“, nämlich dass wir entweder alle zur Herrlichkeit bestimmt sind oder alle zum Verderben bestimmt sind, oder:

… einige Gefäße sind zur Herrlichkeit bestimmt und einige sind zum Verderben bestimmt, und es ist der Töpfer, der entscheidet, welche welche sind. Warum gibt es keine vierte Möglichkeit, eine, in der sich die Töpfe selbst bestimmen, basierend auf ihrer eigenen Wahl? Töpfe sind Töpfe! Da Gott wünscht, seinem auserwählten Volk (den Gefäßen der Begnadigung) „den Reichtum seiner Herrlichkeit“ kundzutun, muss es Gefäße geben, die zum Verderben bestimmt sind (The Potters Freedom, Amityville (Calvary Press Publishing) 2000, S. 214).

Ich kann nicht verstehen, wie jemand das sagen kann, es sei denn, die Doktrin von der Erwählung zur Verdammnis hat das Heft in der Hand. Aus diesen Bemerkungen geht deutlich hervor, dass er glaubt, Gott habe diese Gefäße von Ewigkeit her per Dekret zum Verderben bestimmt. Der Text stellt so etwas weder fest noch impliziert er es. White ist nicht damit zufrieden, wie der Text den Unterschied zwischen den zwei Arten von Gefäßen tatsächlich beschreibt. Jeder Mensch sündigt, weil er die Wahl trifft, es zu tun. Ganz bestimmt hat das Gefäß die Fähigkeit, sich zu entscheiden, zu sündigen bzw. die Sünde zu wählen. In einer Fußnote fügt er hinzu:

Andere argumentieren, dass der Begriff als ein Zwischending übersetzt werden sollte, so dass diese Gefäße sind, die „sich selbst zum Verderben vorbereitet haben“.

Siehe die Widerlegung dieses Standpunktes durch Daniel B. Wallace, Greek Grammar Beyond the Basics (Eerdmans, 1996, S. 417–418). Zu dieser letzten Bemerkung möchte ich nur sagen, dass J.N. Darby und W. Kelly beide im Griechischen sehr bewanderte Gelehrte waren und in der besagten Schriftstelle keine solche Lehre fanden, dass die Gefäße des Zorns zuvor zum Verderben zubereitet wurden. Da steht nichts davon, dass die Gefäße des Zorns zuvor vorbereitet bzw. bestimmt wurden. Gott kommt und findet sie so bereitet [fitted].

[40] W. Kelly, Notes on the Epistle of Paul, the Apostle, to the Romans, London (Morrish), S. 185.

[41] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 26, S. 180.

[42] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 400.

[43] Individuen werden auserwählt, wie in Markus 13,20.22.27; Lukas 18,7; sowie auch die „auserwählte Frau“ (2Joh 1) und die auserwählte Schwester (2Joh 13).


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen