Kirchentag 1999
Nachgedanken

Hanno Garthe

© H. Garthe, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 29.10.2022

Vom 16. bis 20. Juni 1999 fand in Stuttgart der 28. Deutsche Evangelische Kirchentag statt unter der Losung: Ihr seid das Salz der Erde (Matthäus 5,13). Ein schöner Bibelspruch, eine ansprechende bildliche Formulierung, ein symbolhaltiges Wort: Salz würzt, ätzt, taut auf, konserviert … Welche spezifisch christlichen Anforderungen mit dem Salz-Sein verbunden sind: Davon kann sich leicht einen Eindruck verschaffen, wer die ganze Predigt (bis zum Ende des siebten Kapitels) liest. Selten trifft man jemanden, der diesen Anforderungen einigermaßen gerecht zu werden scheint. Aber noch seltener trifft man jemanden, der sich einen Vers aus dieser Predigt zum Leitsatz macht und gleichzeitig ihren Urheber völlig verleugnet und verrät. Bergpredigt ohne Jesus, Christentum ohne Christus: Das ist fades Salz, das zu nichts mehr taugt, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.

Heute las ich die Extra-Beilage zum Kirchentag 1999 in DER WEG, Evangelische Wochenzeitung für das Rheinland (26) 7/99. Diese Zeitung erscheint im Evangelischen Presseverband in Bielefeld, der wiederum auch die Kirchenzeitungen für Westfalen und Lippe, für das Saarland, die schlesische Oberlausitz, Berlin-Brandenburg und den Nordelbischen Kirchenkreis herausgibt. Ich gehe davon aus, dass Der Weg als sachlich gilt und ungefähr die Meinung der evangelischen Öffentlichkeit im Rheinland (und darüber hinaus) repräsentiert. Ich habe mir mein Bild vom Stuttgarter Kirchentag auf der Grundlage dieser Zeitung gebildet. Die Artikel sind durchgängig in einem sachlich-neutralen und eher bestätigenden als kritischen Ton verfasst. Deshalb nehme ich an, dass man sich auf ihren Informationswert verlassen kann. Nirgends auf den acht Seiten gibt es auch nur eine vorsichtige Distanzierung, geschweige denn eine empörte Polemik.

Dieses Defizit möchte ich hier ausgleichen. Von einem Christentum ohne Christus distanziere ich mich, die Frechheit, mit der Christus geleugnet wird, empört mich, und deshalb werde ich durchaus auch polemisch sein.

Der ökumenische Sommer kommt

Ein Thema, das das Profil des Kirchentags mindestens so stark bestimmte wie das Salz-Motto, war: die Ökumene – das „Thema, dem die Zukunft – hoffentlich – gehört“, wie G.-M. Hoeffchen in DER WEG auf der ersten Seite schreibt: „Bei den christlichen Kirchen neigt sich das Jahrtausend der konfessionellen Spaltungen dem Ende zu. Es gibt kein Überleben in selbstgewählter Isolation.“ Auf dem Kirchentag wurden recht verschiedene Leute und Strömungen aus der Isolation geholt und in die große Gemeinschaft integriert.

Zunächst geht es natürlich um die Integration der beiden großen Kirchen.

Damals kämpften die Reformatoren um die Rechtfertigung des Sünders allein aus Glauben (sola fide) und durch Gottes Gnade (sola gratia): Denn es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten; und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christus Jesus geschehen ist […] So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke; allein durch den Glauben (Römer 3,23.28). Nach katholischer Lehre muss der Sünder seine Rechtfertigung durch seine Taten erwirken. Christus hat (nach kath. Lehre) durch seinen Tod nicht etwa die Annahme bei Gott oder ewiges Leben erkauft, sondern nur das Einfließen der Gnade, erhältlich allein durch die Sakramente. Die Annahme bei Gott muss (nach kath. Lehre) durch eigene Werke verdient werden.

Die Reformatoren lehnten in Lehrfragen die Autorität des Papstes und der Kirche ab und stützten sich allein auf die Schrift (sola scriptura), die nach ihrem Selbstzeugnis Gottes ewiges und lebendiges Wort ist: Alle Schrift, von Gott eingegeben … (2. Timotheus 3,16). Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig (Hebräer 4,12). Das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich … (Jesaja 40,8). Nach katholischer Lehre wird die Heilige Schrift gleichberechtigt ergänzt durch die päpstliche und kirchliche Überlieferung – entgegen dem Selbstzeugnis der Schrift: Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen (Offenbarung 22,18). Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind (Matthäus 15,9).

Der evangelische Kirchentag hatte mehrere prominente Katholiken eingeladen. Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der KATHOLISCHEN DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ, beklagte in seiner Predigt „mangelnden Mut zu christlichem Profil“. Sein Appell: Die Christen sollen sich stärker als bisher „offensiv bei gesellschaftlichen und politischen Fragen und Problemen“ einschalten. Solche unoriginellen Forderungen sind natürlich zwischen den Kirchen konsensfähig; für eine Einigung auf diesem Niveau zahlt die Evangelische Kirche nichts drauf. Ähnlich wohltönend, aber harmlos ist der Wunsch Joachim Garsteckis von der katholischen Friedensbewegung PAX CHRISTI nach einer Entwicklung vom „Recht des Stärkeren hin zur Stärke des Rechts“. Und gar wenn der katholische Theologieprofessor Karl-Joseph Kuschel an einem großen Friedensgebet teilnimmt, mag die Beschwörung der Gefahr einer katholischen Infiltration etwas übertrieben wirken. Die Präsenz der Katholiken zeigt aber Entwicklungen an, die im Hintergrund längst gelaufen sind.

Eine grundsätzliche Ablehnung zentraler katholische Irrlehren gibt es in der evangelischen Kirche nicht mehr, weil der eigene Standpunkt so unsicher geworden ist. Über die Rechtfertigungslehre wird Ende Oktober eine gemeinsame Erklärung von Lutheranern und Katholiken erscheinen. Besser wäre eine klare Distanzierung. Man will aber zusammenkommen um jeden Preis. Den Preis zahlt die protestantische Seite, er heißt: Verzicht auf die Autorität der Schrift; für die katholische Seite ist dasselbe kein Zugeständnis, sie hat die Autorität der Schrift schon längst untergraben durch die Autorität von Kirche und Papst.

Standfestigkeit beweist Rom bislang auch in Bezug auf die Abendmahlsgemeinschaft. Sie erkennt die evangelische Abendmahlspraxis nach wie vor nicht an. Damit aus dem „ökumenischen Frühling ein Sommer wird“, wie Reinhard Frieling, bisheriger Leiter des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim, sagt, muss also noch einiges geschehen. Es wird wahrscheinlich im schrittweisen Aufgeben reformatorischer Standpunkte bestehen. Denn was ist der Motor der Einigungsbemühung? Eine Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern, orientiert an der Heiligen Schrift, wie die Reformatoren sie zuerst wollten, jedenfalls nicht. Das werde ich im Folgenden noch zeigen. Leider!

„Die Zeit der Konfessionen ist zu Ende“

Ja sicher, es gab auch noch christliche Bekenntnisse auf dem Kirchentag. So wurde während des „Feierabendmahls“ dafür geworben, des eigenen Glaubens gewisser zu werden und auf dem Weg des christlichen Glaubens zu bleiben. „Wir glauben der biblischen Verheißung und wünschen ihnen allen“ – nämlich den Menschen nichtchristlicher Religion – „Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Ein frommer Wunsch.

Wie stellte sich der „eigene Glaube“ in den Worten prominenter Vertreter auf dem Kirchentag dar?

Heinz Zahrnt etwa – Autor der vielbeachteten Bücher Die Sache mit Gott und Warum ich glaube, Kirchentagspräsident 1971 und 1973 – formuliert als Grunderkenntnis eines langen Lebens: „Gott ist verborgen. Aber niemals kompliziert.“ Aha. Mehr als 100 000 Menschen reisen nach Stuttgart – voller „Sehnsucht nach persönlicher religiöser Erfahrung und Vergewisserung des eigenen Glaubens“ – und müssen von einem 84-jährigen Theologen hören: „Gott ist verborgen.“ Hoffentlich hat er ihnen auch gesagt, dass der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, den unsichtbaren Gott verkündigt hat (Johannes 1,18); dass Gott offenbart ist im Fleisch (1. Timotheus 3,16); dass Jesus zu Philippus sagt: Wer mich sieht, der sieht den Vater (Johannes 14,9). „Niemals kompliziert“, so formuliert G.-M. Hoeffchen seine Reaktion auf das, was von Zahrnts Predigt bei ihm angekommen ist, „das mag für Gott gelten, nicht aber für das Suchen der Menschen nach ihm.“ Hat Zahrnt ihm nicht gesagt: Du wirst ihn finden, wenn du ihn wirst von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen (5. Mose 4,29)? Oder: Ihr werdet mich suchen und finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr (Jeremia 29,13.14).

Wer Gott als verborgen bezeichnet, leugnet Jesus als die Offenbarung Gottes im Fleisch.

Oder Jörg Zink in seinem Vortrag über den Geist Gottes als Anfang und führende Kraft: Wer Gottes Geist in sich aufgenommen habe, könne seinen Glauben in Worte fassen und ungeahnte Fähigkeiten entwickeln. Die Formulierung ist aalglatt und macht Eindruck; aber was heißt: Gottes Geist in sich aufnehmen? Lies das Neue Testament von vorne bis hinten, nirgendwo ist die Rede davon, dass die Gläubigen den Geist in sich aufnehmen sollen oder auch nur können. Den Geist gibt Gott dem Gläubigen: Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch bleibe ewiglich, den Geist der Wahrheit (Johannes 14,16.17). Gott hat uns versiegelt und in unsre Herzen das Pfand, den Geist gegeben (2. Korinther 1,22). Aufgenommen werden soll und kann vielmehr das Evangelium als unabdingbare Voraussetzung für die Gabe des Geistes: Durch Christus habt auch ihr gehört das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der Verheißung (Epheser 1,13).

Wer vom Aufnehmen des Geistes spricht, verschleiert die Notwendigkeit der Aufnahme des Evangeliums und damit die Notwendigkeit der Buße.

Als harmlose Mücken erscheinen die Formulierungen von Zahrnt und Zink, wenn man sie vergleicht mit der elefantösen Irrlehre der Allversöhnung, die der Tübinger Professor Jürgen Moltmann in seinem Kirchentags-Vortrag (Gibt es ein Leben nach dem Tod?) verkündete. Er glaube, „dass die Geschichte Gottes mit unserem Leben nach unserem Tod weitergehen wird, bis jene Vollendung erreicht ist, in der eine Seele Ruhe finden wird“. Er glaube hingegen nicht an ein großes, endgültiges Strafgericht Gottes, sagte er. „Für mich bedeutet das Gericht Gottes das endgültige Zurechtbringen des getanen und erlittenen Unrechts und die endgültige Aufrichtung der Gebeugten.“ Es gibt kein Gericht, Herr Moltmann? Paulus schreibt: Denn Gottes Zorn vom Himmel her wird offenbart über alle gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen (Römer 1,18). Johannes weissagt in der Offenbarung – die aber vielleicht für Moltmann, wie für die katholische Theologie, eine „geheime“ Offenbarung ist –: Und ich sah einen großen weißen Stuhl und den, der darauf saß; vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott; […] Und die Toten wurden gerichtet […] nach ihren Werken. […] Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buche des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl (Offenbarung 20,11-15).

Wer das Endgericht leugnet, leugnet die Richter-Gewalt Christi: Alles Gericht hat der Vater dem Sohn gegeben, auf dass sie alle den Sohn ehren (Johannes 5,22). Wer das Endgericht leugnet, leugnet die Notwendigkeit des Kreuzestodes Christi: So werden wir ja vielmehr durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind (Römer 5,9). Wer das Endgericht leugnet, leugnet das Bibelwort: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Johannes 3,16).

„Die Zeit der Konfessionen ist zu Ende“, sagte Zink während einer Bibelarbeit und meinte damit natürlich das Anbrechen der ökumenischen Zeit. Aber Konfession heißt eigentlich Bekenntnis. Die Zeit klarer Bekenntnisse scheint auch zu Ende zu sein.

Ganz leise klang neben dem pompösen Konzert der Star-Theologen die Stimme des ehemaligen württembergischen Landesbischofs D. Theo Sorg, der auf dem Kirchentag als Redner die WERKSTATT DES WÜRTTEMBERGISCHEN PIETISMUS vertrat. Kräfte zur Erneuerung der Kirche können, mahnte er, nur von der Heiligen Schrift und von geistlich geprägten Menschen ausgehen. Das ist ein wahrer und klarer Satz und zugleich ein wichtiger Impuls – aber leider auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein der geistlichen Orientierungslosigkeit.

Oder glaubt jemand, dass die Umweltorganisation GREENPEACE, vertreten auf dem Markt der Möglichkeiten, sich besonders für den warnenden Ruf des Pietisten interessiert? Wahrscheinlich nicht, denn was hat GREENPEACE mit Kirche zu tun? Aber wenn das so ist: Was hat dann GREENPEACE auf dem Kirchentag zu suchen?

GREENPEACE teilt mit den Christen immerhin noch das Interesse an der Bewahrung der Schöpfung. Welches Interesse teilen die Christen mit Vertretern der Homosexuellen? Freundliche Mienen, so berichtet G.-M. Hoeffchen absolut kritiklos, seien auch am Stand der HUK, der ÖKUMENISCHE ARBEITSGRUPPE HOMOSEXUELLE UND KIRCHE zu sehen gewesen. Männer und Frauen verteilten rosa Luftballons ans Publikum, Aufschrift: Salzig oder süß? Test it. Hoeffchen dazu: „Mag es im Vorfeld gerade dieses Kirchentages erbitterten Streit darum gegeben haben, wer oder was sich zur evangelischen Kirche zählen darf: Beim Abend der Begegnung ist von Missstimmung nichts zu spüren“ (S. 3). Der erbitterte Streit scheint in manchen Fällen nicht im Sinne derer aufgelöst worden zu sein, denen das Grundbuch der Kirche noch das Grundbuch der Kirche ist. In der Bibel wird Homosexualität als Sünde verurteilt: Du sollst nicht bei Knaben liegen wie beim Weibe; denn es ist ein Greuel (3. Mose 18,22). Und: Ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen, desgleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Brauch des Weibes und sind aneinander erhitzt in ihren Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihres Irrtums (wie es denn sein sollte) an sich selbst empfangen (Römer 1,26.27). Und: Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie, einen Mann und ein Weib (1. Mose 1,27). Gibt es in der Evangelischen Kirche noch Leute, die sich Gedanken darüber machen, wie man in unserer Gesellschaft mit diesen biblischen Ordnungen umgeht?

Dialog statt Mission

Ökumene, sagte ich eingangs, bedeutet zunächst einmal Integration der beiden großen Kirchen.

Das Streben nach dieser Integration scheint sich die evangelische Kirche leisten zu können, weil diejenigen Kräfte in ihr, die an fundamentalen biblisch-reformatorischen Lehren festhalten wollen, absolut in der Minderheit sind – zum Beispiel BEKENNTNISBEWEGUNG KEIN ANDERES EVANGELIUM. Prominente Vertreter kirchlicher Lehre hingegen, die ein großes Publikum haben, bringen dies und jenes, aber eben kein biblisches Evangelium mehr. Der schützende Damm des Glaubens an die Schrift ist (längst!) gebrochen; gleichzeitig überträgt sich scheinbar die Tendenz der pluralistischen westlichen Demokratien zur Integration und Toleranz auf das Klima in der Kirche – so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auf dem Stuttgarter Kirchentag Ulrich Börngen von der WELTKONFERENZ DER RELIGIONEN FÜR DEN FRIEDEN (Stuttgart) betonte, es werde zwar keine Einheitsreligion angestrebt, man sei aber auf dem Weg zu einer Ökumene der Weltreligionen. Gott ist verborgen, von Buße wird nicht gesprochen, die Bibel ist nicht Offenbarung und Jesus nicht Richter – in der Tat hat ein so beschaffenes Christentum den anderen großen Religionen nichts mehr voraus. Nichts mehr! Ist der sogenannte Missionsbefehl Jesu am Ende des Matthäusevangeliums auf diesem Hintergrund noch ernstzunehmen? Verkommt er (mit diesen Denkvoraussetzungen gelesen) nicht zur Lächerlichkeit, entsprungen aus maßloser Selbstüberschätzung des Nazareners oder vielmehr der Jünger – denn nur in deren Verkündigung ist er ja (mit diesen Denkvoraussetzungen betrachtet) auferstanden – oder auch des letzten Überarbeiters des Textes, den wir (mit diesen Denkvoraussetzungen betrachtet) als Matthäusevangelium kennen?

Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes (Matthäus 28,18-20).

Nein! zur Verkündigung des Evangeliums an Juden – das sagte auf dem Kirchentag die ARBEITSGEMEINSCHAFT JUDEN UND CHRISTEN. Diese Gruppe hatte eine Podiumsdiskussion veranstaltet – originell! –, die im Titel schon das Ergebnis der Diskussion vorwegnahm: Nein zur Judenmission. Das Podium war verbürgterweise ausschließlich mit Gegnern der Judenmission besetzt. Das ist sehr interessant und zeigt deutlich, was von der Anerkennung der Meinung Andersdenkender, für die sich die Kirche sonst so stark macht, übrigbleibt, wenn die Andersdenkenden einmal für den eigenen Glauben statt für einen fremden einstehen wollen. Dafür saß auf dem Podium der jüdische Rabbiner Joel Berger, der die Stirn hatte zu behaupten: „Judenmission ist für mich Fortsetzung des Holocaust mit anderen Mitteln.“ Jeder nichtjüdische Deutsche wäre für einen solchen Spruch am nächsten Tag von den Medien wegen Verunglimpfung der Opfer des Holocaust gegeißelt worden. Aber ich finde ja die Verunglimpfung der sogenannten Judenmission mindestens so schlimm; und noch schlimmer, dass so etwas auf dem evangelischen Kirchentag unzensiert durchgeht und sogar zu einem Abschlusspapier führt.

Liebe Kirchenleute: Hätte es keine Judenmission gegeben, gäbe es gar keine christliche Kirche! Der Anfang der christlichen Mission fand fast ausschließlich unter Juden statt. Warum in aller Welt soll die Kirche heute ein schlechtes Gewissen dabei haben, einem Juden die gute Botschaft vom Heil in Jesus Christus zu verkünden? Ich ahne, warum: Ihr glaubt genauso wenig wie die Juden daran, dass, wie Petrus in den ersten Tagen in Jerusalem sagte, kein anderer Name unter dem Himmel gegeben ist, darin wir sollen selig werden (Apostelgeschichte 4,12). Ihr glaubt genauso wenig wie die jüdischen Zeitgenossen Jesu an dessen Gottessohnschaft, auf die er Anspruch erhob (Johannes 5,18). Zum Glück wird die Resolution der Arbeitsgruppe über die Zeit des Kirchentages hinaus wahrscheinlich keine offizielle Verbindlichkeit haben. Dennoch wäre es ganz falsch, dieses Ergebnis für die vereinzelte Meinung einer Splittergruppe zu halten. So äußerte sich Bischof Wolfgang Huber (Berlin) zwar diffuser, aber tendenziell doch im Sinne der Arbeitsgruppe: Durch die Diskussion um die Judenmission gerate der Missionsbegriff in Misskredit. Ein christliche Judenmission, die aus einem Überlegenheitsgefühl heraus agiere, dürfe es nicht geben. „Die wechselseitige Anerkennung der Glaubensfreiheit der anderen ist die Voraussetzung für jeden Dialog.“

Auch der EKD- (EVANGELISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND) -Ratsvorsitzende Präses Manfred Kock setzte kein besseres Signal: Er nahm an der Veranstaltung nicht teil mit der Begründung, er wolle nicht eine bestimmte Position für die EKD vertreten, solange von ihr keine einheitliche Stellungnahme existiere. Dies habe zu Unmut auf dem Kirchentag geführt, wird in DER WEG berichtet (S. 6); vermutlich, weil man von ihm eine entschiedene Unterstützung der Aktion erwartet hatte. Entschieden gegen das Nein, also für das Ja zur Judenmission hat er sich jedenfalls nicht geäußert, der hohe Repräsentant, obwohl er leicht Gelegenheit dazu gehabt hätte.

Ein weiteres Indiz für den Punktestand im jüdisch-pseudochristlichen Dialog ist dieses: Geplant war eine dreitägige Veranstaltungsreihe, die das Gespräch zwischen Juden und Christen fördern sollte. Sie konnte nicht stattfinden, weil die ISRAELITISCHE RELIGIONSGEMEINSCHAFT WÜRTTEMBERG ihre Teilnahme abgesagt hatte. Grund: Sie fühlte sich durch die Anwesenheit des EVANGELIUMSDIENST FÜR ISRAEL (EDI) in ihrer Existenz bedroht! Fühlte sich eigentlich die evangelische Kirche durch die Anwesenheit diverser nichtchristlicher Gruppen auf dem Kirchentag nicht in ihrer Existenz bedroht? Sie hätte allen Grund dazu!

Andere Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft hatten weniger Skrupel: In einer der zahlreichen angebotenen Bibelarbeiten, die der württembergische Landesbischof Eberhard Renz als „Herzstück des Kirchentags“ bezeichnete, wurde Jesaja 65,17-25 (Vision vom neuen Himmel und der neuen Erde) ausgelegt, und zwar von Bischof Wolfgang Huber gemeinsam mit Rabbiner Jonathan Magonet (London). – Aber das ist doch ein jüdischer Text, den muss doch ein Jude auslegen dürfen? – Gewiss ist es ein jüdischer Text; aber gleichzeitig ist das Alte Testament genauso ein Buch der christlichen Kirche wie das Neue Testament. Alle Schreiber des NT sehen sich absolut nicht im Widerspruch zum AT – den „Schriften“, sondern sie betrachten ihre Texte als legitime und einzig richtige Fortsetzung und Auslegung des AT. Jesus selbst geht ihnen darin voran, die alttestamentlichen Texte auf seine eigene Person zu beziehen: Suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeuget (Johannes 5,39). Oder: Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren (Lukas 24,27). Nach diesem Vorbild beziehen die neutestamentlichen Schreiber auch Jesaja 65 ganz selbstverständlich auf die Zeit nach der Wiederkunft Jesu zum Gericht: Wir erwarten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt (2. Petrus 3,13). Und ebenso: Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr (Offenbarung 21,1). Der jüdische Rabbiner, der den alttestamentlichen Messias nicht mit Jesus identifiziert, kann diese Bezüge nicht akzeptieren; und das bedeutet: Er kann Jesaja 65 nicht angemessen auslegen, weil er die Einheit der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments leugnet! Der Bischof, der sich dabei an seine Seite stellt, macht sich derselben Untergrabung der Autorität der Schrift schuldig.

Einschub. Ich weiß, was es bedeutet, als Deutscher negativ von Juden zu sprechen. Vorsichtshalber stelle ich hier klar: Natürlich spreche ich nicht im Allgemeinen von Angehörigen des jüdischen Volkes. Ich spreche aber von Vertretern des jüdischen Glaubens – und eigentlich spreche ich ja von Vertretern der evangelischen Kirche, die es nicht mehr für nötig halten, sich von der jüdischen Religion, die den Christus leugnet, zu distanzieren.

Ich komme zum Vorletzten. Erstmals, so schreibt froh und kritiklos U. Waschelitz in DER WEG (S. 7), habe während eines Kirchentags ein Gespräch zwischen Christen, Juden und Muslimen stattgefunden. Außer dem bereits erwähnten Rabbiner Jonathan Magonet nahm auf jüdischer Seite an dem Gespräch der Journalist Günther B. Ginzel (Köln) teil. Der glänzte mit einem Zitat des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: „Muslime, Christen und Juden haben Anteil an der Wahrheit in ihrer je eigenen Ausprägung, die ganze Wahrheit ist bei Gott.“ Ach … Ich kenne auch ein Zitat: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich (Johannes 14,6). So spricht Jesus Christus. Ziemlich anmaßend und intolerant, nicht wahr? Das wäre nichts gewesen für Nathan den Weisen.

Vom Islam lernen?

Nun waren an dem Gespräch aber ja drei Parteien beteiligt. Als Vertreter des Islam nahm Naadem Elyas, Vorsitzender des ZENTRALRATS DER MUSLIME IN DEUTSCHLAND (Eschweiler) teil. Er ließ sich dazu herab, das Engagement der christlichen Kirchen zugunsten der Muslime zu loben, und forderte mehr gemeinsame Aktionen. An einer gemeinsamen Aktion hatte er zuvor bereits teilgenommen: In einer Bibelarbeit („Herzstück des Kirchentags“, s.o.) steuerte er eine Meditation zu einem Abschnitt aus dem Koran bei. Dabei legte er, anders als seine christlichen Kollegen, durchaus Wert auf ein scharfes Profil seiner eigenen Religion: „Bei Gott zählen die Taten des Menschen.“ Darf ich ein neutestamentliches Statement zum Thema ergänzen? Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme (Epheser 2,8.9).

Nachdem nun in dem Gespräch der drei Religionen der Jude sich für Toleranz ausgesprochen hatte und der Muslim für den Islam – welchen Beitrag leistete wohl der Christ, Bischof Wolfgang Huber? Bestimmt stellte er Schlüsselbegriffe christlicher Botschaft heraus. Aber nein! Er entblödet sich nicht, darauf hinzuweisen, dass Christen auch von anderen Religionen lernen können, zum Beispiel von der Gebetspraxis der Muslime, die fünfmal am Tag beten! Das gibt mir die Freimütigkeit, den Angehörigen aller Religionen auch noch einen Vorschlag für ihre Gebetspraxis zu machen – weniger die Häufigkeit als den Inhalt betreffend: Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch, dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus (Lukas 18,13.14).

Einige Worte zum Islam. Das aufgeklärte Bürgertum spricht in Deutschland viel von islamischem Fundamentalismus – den findet es nicht gut – und auch einigermaßen viel von islamischer Religiosität und Kultur – die es zu akzeptieren gelte. Schließlich leben in manchen deutschen Städten viele moslemische Türken, die in zunehmendem Maße auch nicht auf die Ausübung ihrer Religion in Deutschland verzichten wollen. Der Anblick von Minaretten muslimischer Moscheen ist in Deutschland nichts Ungewöhnliches mehr. Worüber deutlich weniger gesprochen wird, ist die Stellung des Islam zum Christentum. Darüber wissen die meisten nichts, und es interessiert auch nicht, weil ja die christlichen Standpunkte längst verlorengegangen sind. Allerdings glaube ich weder von der Kirchentagsleitung noch von Bischof Huber, dass sie nicht wissen, wie radikal ablehnend der Koran über das Fundament des christlichen Glaubens spricht. Ich zitiere im Folgenden auszugsweise den Koran und teilweise kleine Kommentare dazu aus dem Buch Die Botschaft des Koran von Prof. Dr. Süleyman Hayri Bolay, verlegt von der Türkischen Religionsstiftung in Ankara 1994 (Kommentar von Bolay in normaler Schrift, Koran-Zitat in Kursivschrift):

Unsere Religion verbietet es, Gott „Vater“ zu nennen, eine Eigenschaft, die potentielle Vielgötterei einschließt und als Lästerung gilt. Es ist eine schwere Sünde, Gott mit Eigenschaften und Verhaltensweisen der Menschen, wie Paarung, Vermehrung usw. auch nur gedanklich in Verbindung zu bringen. Hier unterschiedet sich der Islam am deutlichsten vom Christentum, weil dieses Gott mit Attributen der Unvollkommenheit in Verbindung bringt. Der Christ nennt den Propheten Jesus Gottes Sohn (Gott bewahre uns!) und bezeichnet Gott als „Vater“. Gegen diese irrige Auffassung bezieht der Koran Stellung und ermahnt die Muslime:
* 1) Und sie sprechen: „Gezeugt hat der Erbarmer einen Sohn.“ Wahrlich, ihr behauptet ein ungeheuerlich Ding. Fast möchten die Himmel darob zerreißen, und die Erde möchte sich spalten, und es möchten die Berge stürzen in Trümmer, dass sie dem Erbarmer einen Sohn beilegen, dem es nicht geziemt, einen Sohn zu zeugen. Keiner in den Himmeln und auf Erden darf sich dem Erbarmer anders nahen wie als Sklave. (Meryem: 19/88-94)
* 2) Der Schöpfer der Himmel und der Erde, woher sollte er ein Kind haben, wo er keine Gefährtin hat? Und geschaffen hat er jedes Ding und er kennt jedes Ding. (En’am: 6/101)
* 3) … und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe einen Sohn gezeugt, wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward. Ein schlimmes Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen nichts als Lüge. (Kehf: 18/4-5)
* 4) Denn er – erhöht sei die Herrlichkeit unsers Herrn! – hat sich keine Genossin genommen und keinen Sohn. (Cin: 72/3) […]

Anfangs nur in Gestalt von Schriften mit geringem Umfang hat Gott dann im Verlauf der Menschheitsgeschichte seine Gesetze in Form von vier großen Offenbarungsbücher erlassen: Tora, Psalter, Evangelium und Koran. Die drei erstgenannten sind mit der Zeit verfälscht worden und haben ihre Originalität eingebüßt. Augenscheinlich dadurch, dass es versäumt worden ist, sie sofort nach der Herabsendung niederzuschreiben, gingen sie verloren bzw. wurden verändert. Ungeachtetdessen glauben wir an sie. […] Wünscht ihr, dass sie (die Juden) euch Glauben schenken? Aber ein Teil von ihnen hat Allahs Wort vernommen und verstanden und hernach wissentlich verkehrt. (Bakara: 2/75) […]

Wie die Tora, so ist auch das Evangelium seiner ursprünglichen Gestalt entkleidet worden. Als Beweis dafür braucht nur auf die vielen verschiedenen Evangelien verwiesen zu werden, die im Umlauf sind. […] O Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und sein Wort, das er in Maria legte, und Geist von ihm. So glaubet an Allah und seinen Gesandten und sprechet nicht: „Drei“. Stehet ab davon, gut ist’s euch. Allah ist nur ein einiger Gott; Preis Ihm, dass ihm sein sollte ein Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden, und Allah genügt als Beschützer. (Nisa: 4/171) […]

Und weil sie ungläubig waren und wieder Maria eine große Verleumdung aussprachen, und weil sie sprachen: „Siehe, wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, ermordet“ – doch ermordeten sie ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen – … Und siehe, diejenigen, die über ihn uneinig sind, sind wahrlich im Zweifel in betreff seiner. Sie wissen nichts von ihm, sondern folgen nur Meinungen; und nicht töteten sie ihn in Wirklichkeit, sondern es erhöhte ihn Allah zu sich; und Allah ist mächtig und weise. (Nisa: 4/156-158) Daraus [und aus einigen anderen Stellen, die ich nicht zitiert habe; HG] folgt: Ein Muslim hat unbedingt daran zu glauben, dass Maria, als sie Jesus empfing, von keinem Mann berührt war, dass Jesus nicht gezeugt worden ist, dass es nicht zu seiner Hinrichtung gekommen ist, sondern dass Gott ihn vielmehr zu sich erhöht hat.

So weit der Koran und Professor Bolay. Ich fasse noch einmal zusammen: Der Koran lehrt, a) dass Gott keinen Sohn hat; b) dass die Tora (fünf Bücher Mose) und das Evangelium (vier Evangelien), so wie sie in der Bibel enthalten sind, Verfälschungen sind; c) daSs Jesus nicht gekreuzigt wurde. Der Muslim Bolay selbst bezeichnet diese Punkte als deutliche Unterschiede zum Christentum. Die Vertreter der Evangelischen Kirche, so scheint es, stört das nicht. Darüber kann man doch reden! Oder noch besser: Man muss doch nicht gerade darüber reden! Warum auch: Die Gottessohnschaft Jesu (a) spielt sowieso eine untergeordnete Rolle; darüber, dass die Mosebücher und die Evangelien Ergebnisse langer und komplizierter Textentstehungsprozesse sind, an denen viele Autoren beteiligt waren (b), besteht auch längst Einigkeit; dass Jesus nicht gekreuzigt wurde (c), ist zum Glück nicht Lehrmeinung der Kirche; Theorien wie die, Jesus habe die Kreuzigung schwer geschwächt überlebt oder sei ihr entkommen und nach Indien ausgewandert, haben aber in den letzten Jahren auch schon einige Bücher in die Bestsellerlisten gebracht.

Zeitansage

Nach dem Vorletzten nun noch das Allerletzte. Am Donnerstagabend beteten auf dem Kirchentag Angehörige verschiedener Weltreligionen für den Frieden. Beteiligt waren neben evangelischen und katholischen Christen auch Juden, Buddhisten, Hindus, Muslime und Bahai (Bahaismus: 1863 in Bagdad gegr. Religionsgemeinschaft). Mit dabei: Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg), der katholische Theologieprofessor Karl-Joseph Kuschel (München), Oberrabbiner Albert H. Friedlander (London). Zu wem wurde da wohl gebetet?

„Kirchentage“, so schreibt G.-M. Hoeffchen im Leitartikel der Kirchentags-Beilage, „wollen Zeitansage sein: Wo stehen wir in Kirche und Gesellschaft, wie soll es weitergehen?“

Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht (1. Johannes 5,11.12).

Wo stehen wir, Herr Hoeffchen? Auf diesem Kirchentag hat die Kirche den Sohn Gottes auf vielfache Weise geleugnet. Kann sie ihn gleichzeitig noch „haben“ im Sinne des Johanneswortes?

Salz der Erde möchte sie gern sein, aber ohne Christus. Das geht nicht.

Wie soll es weitergehen? Die ganze Kirche Gottes, nicht nur die evangelische Teilkirche, ist in einem katastrophalen Zustand. Jeder Christ kann nur noch für sich mit den Worten Moses Gott bitten:

Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich kenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und siehe doch, dass dies Volk dein Volk ist! (2. Mose 33,13)


© Hanno Garthe (Juli 1999)
Mirkerstr. 33
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hannogarthe@aol.com


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