Das Buch Nehemia (5)
Der siebenfache Widerstand (2)

Edward Henry Chater

© SoundWords, online seit: 29.07.2007, aktualisiert: 02.06.2020

Leitverse: Nehemia 6,1-16

Der fünfte Widerstand – Nehemia 6,1.2

Verse 1.2

Neh 6,1.2: Und es geschah, als Sanballat und Tobija und Geschem, der Araber, und unsere übrigen Feinde vernahmen, dass ich die Mauer gebaut hätte und dass kein Riss mehr darin wäre – doch hatte ich bis zu jener Zeit die Flügel noch nicht in die Tore eingesetzt –, da sandten Sanballat und Geschem zu mir und ließen mir sagen: Komm, und lass uns in einem der Dörfer in der Ebene von Ono miteinander zusammentreffen! Sie gedachten aber, mir Böses zu tun.

Der Feind ändert hier seine Kampfweise. Da er einsah, dass durch die Wachsamkeit und Kampfesbereitschaft Nehemias und der Juden der Streit aussichtslos sein würde, griff er zur Kriegslist und sagte: „Komm, und lass uns … miteinander zusammentreffen!“ Darin lag etwas sehr Bestechendes. Da sie mit offener Feindschaft nichts ausrichteten, griffen sie zu erheuchelter Freundschaft. Das natürliche Herz ist arglistig, mehr als alles – es ist bösartig (Jer 17,9). Viele greifen zur List, wenn sie mit Gewalt ihr Ziel nicht erreichen; Überredung vermag oft viel mehr als Drohungen. Sie wollten eine Zusammenkunft außerhalb der Mauer haben. Vorderhand war es ihnen wenigstens klar, dass sie innerhalb keine erlangen konnten; deshalb sagten sie: Lasst es uns versuchen, eine solche in einem der Dörfer der Ebene zu bekommen. – Ono ist ein geeigneter Mittelpunkt!

Und so sandten ihre Führer ihren hinterhältigen Vorschlag dem Nehemia. Doch sie wussten nicht, wen sie vor sich hatten. Nehemia war ein Mann, der mit Gott wandelte, er hatte seinen Geist und durchschaute ihre Arglist sofort; er wusste, dass diese listigen Feinde Unheil planten. Und so sandte er Boten an sie und ließ ihnen sagen:

Vers 3

Neh 6,3: Ich führe ein großes Werk aus und kann nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk ruhen, wenn ich es ließe und zu euch hinabkäme?

Das war eine gute, gesunde Antwort; er hielt sich an Gottes Grundsätze. Gottes Werk war ein großes Werk, und kein anderes war so wichtig. Er konnte es nicht vernachlässigen, da er zu seiner Ausführung Gottes Zustimmung hatte und wusste, dass es nach seinen Gedanken war (Dan 9,25). – „Warum sollte das Werk ruhen …?“ Ja, warum eigentlich? – Gott wünschte seinen Fortgang, warum sollte Nehemia es verlassen und zu dem Tiefstand ihres Lagers hinabkommen und wie einer sein, der mit seinen Feinden auf trautem Fuß lebt? Das war kein Pfad für einen Mann Gottes. Gottes Mittelpunkt war zu Jerusalem und nicht in der Ebene von Ono. Gott wollte sie innerhalb dem Tor, hinter der Mauer haben, und nicht außerhalb, auf dem niedrigen Standpunkt des samaritischen Lagers – das würde in der Tat ein Herunterkommen gewesen sein. Wir können den Ungläubigen nie dahin bringen, sich zu der Höhe des Glaubens zu erheben. Wenn daher der Glaube vor dem Unglauben schwach wird, so ist es allemal der Mann des Glaubens, der zu leiden hat, weil er seinen erhabenen sittlichen Standort einbüßt.

So ist es auch heutzutage. Der Feind hat gar oft Gewalt gegen die Kirche Gottes angewendet und ist durch Gebet und Wachsamkeit usw. geschlagen worden. „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“ (Röm 8,31). Und dann hat der Feind oft seine Kampfesweise geändert. Satan geht nicht nur umher „wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Pet 5, 8), sondern er sucht uns auch als eine listige Schlange zu verführen (2Kor 11,3; Off 12,9). Er ist ein Meister der Kriegskunst. Ihm ist an Verbrüderungen außerhalb der Mauer Gottes sehr viel gelegen. Nichts gefällt ihm mehr, als wenn er die Heiligen dazu verleiten kann, hinter ihrer sie abschließenden Mauer, der kostbaren und ewigen Wahrheit Gottes, hervorzutreten und dann miteinander auf dem niedrigen Standort der Ebene von Ono zusammenzutreffen. Wie oft hört man den Ruf: Kommt, wir wollen das, was uns voneinander trennt, fallen lassen und eine allgemeine Konferenz in … haben! Oder: Sollten wir denn einander nicht lieben? Welchen größeren Beweis unserer Liebe können wir einander geben, als dass wir zusammenkommen? Nichts ist ein größeres Zeugnis der Welt gegenüber! – Wirklich?

Doch wie steht es um die Wahrheit? Haben wir das Wort, das der Geist durch Johannes in seinem dritten Brief redete, vergessen: „Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln“ (3Joh 4)?; und das im zweiten Johannesbrief: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich einige von deinen Kindern in der Wahrheit wandelnd gefunden habe“ (2Joh 4), und Vers 6: „Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln“ (2Joh 6). Diesen könnte man noch viele Schriftstellen hinzufügen.

Ist eine Konferenz von Sekten Liebe in der Wahrheit (2Joh 1)? Ist die von vielen so laut gepriesene Vereinigung von Christen dem göttlichen Gedanken der Einheit des Geistes entsprechend? Ist eine Verbrüderung die wahre Gemeinschaft des Sohnes Gottes? Fern sei uns der Gedanke. Eine gewöhnliche Konferenz von Kindern Gottes, wie ergeben sie Ihm auch als Einzelne sein mögen (mit oder ohne Anzahl bloßer Namenschristen), hat keine Ähnlichkeit mit dem, was uns die Heilige Schrift über die Versammlung oder Kirche Gottes lehrt; sie ist eine Entstellung der Ordnung Gottes und daher von unermesslichem Schaden. Beim Niederschreiben dieser Zeilen sind wir uns völlig bewusst, dass dies von manchen bestritten wird; aber das ist kein Zeichen ihrer Geistlichkeit. Viele werden das übertriebene Anschauungen nennen; da sie jedoch schriftgemäß sind, so hat das wenig zu sagen. Was auch andere von Gottes Grundsätzen und von denen denken, die sie durch seine Gnade durchführen, Gott wird das, was von Ihm ist, anerkennen, und auch die, die sich Ihm dadurch empfehlen.

Es hat in der Geschichte der Kirche nie einen Augenblick gegeben, wo die Heiligen mehr nötig hatten, zu wachen und zu beten und ihre Waffenrüstung anzulegen, um bereit zu sein, jedem Angriff des Feindes zu widerstehen, und um Gnade zu erlangen, seiner großen List und Tücke nicht anheimzufallen. Es sind schwere Zeiten, die Verwirrung ist groß; aber Gottes Wahrheit bleibt bestehen. „Auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2).

Absonderung vom Bösen ist Gottes Grundsatz der Einheit, und nicht eine Verbrüderung von Personen mit verschiedenen Grundsätzen und Ansichten. Nichts ist für Christen, die Glieder voneinander unabhängiger Versammlungen oder verschiedener Sekten sind, unheilvoller, als zusammenzukommen und das, was sie voneinander trennt, für einige Tage fallen zu lassen, und dann in ihre verschiedenen Benennungen zurückzukehren. Wenn man nach seinem eignen Gefallen oder Gutdünken eine solche Übereinkunft trifft und dann dafür eintritt, dass so etwas nach den Gedanken Gottes ist, so ist das eine jeder Einsicht bare Verdrehung der Wahrheit. Das kann nur auf dem falschen Grundsatz der Zusammenkunft in der Ebene von Ono geschehen, und der ist: eine äußerliche Vereinigung nach menschlichen Grundsätzen, getrennt vom göttlichen Grund. Mannigfach werden wir in dem Buch der Wahrheit vor derartigen Verbrüderungen gewarnt.

Für Christen, die gesund im Glauben und gottselig im Wandel sind, ist genug Raum, zusammenzukommen und sich zum Namen des Herrn Jesus Christus auf dem göttlichen Grund der Einheit des Geistes zu versammeln, und allem, was diese Einheit in sich begreift, wie es in Epheser 4 und anderwärts dargestellt wird; dann umgibt uns die eine Mauer der kostbaren und ewigen Wahrheit Gottes ohne irgendwelchen Riss. In dieser Mauer müssen aber die Tore gegen das Lager samt seinen falschen Grundsätzen und Bräuchen fest verschlossen und verriegelt sein, dagegen, wie wir später zeigen werden, aus inniger Zuneigung weit geöffnet für alle, die ihr Anrecht, innerhalb zu sein, nachweisen können. Irgendwelche engeren Grundsätze als diese, hiervon unabhängige oder gar entgegengesetzte Grundsätze sind nicht nach der Wahrheit Gottes. Ein anderer Grund, andere Mauern mögen von Hunderten, ja Tausenden gutgeheißen werden; Kinder Gottes, die in vieler Hinsicht aufrichtig sind und denen unser Herz in Liebe entgegenschlägt, mögen andere Anschauungen vertreten: Aber trotz alledem bleibt die Wahrheit bestehen. Tausende sind, Gott sei Dank, dahin geführt worden, ihr gemäß zu handeln, und wir haben Vertrauen, dass es durch Gottes überschwängliche Gnade noch viel mehr sein werden.

Christus ist der einzige Mittelpunkt, Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung oder Kirche (Kol 1,18), der Sohn über Gottes Haus (Heb 3,6). Der Geist bildet hier auf Erden den Leib und wohnt im Haus Gottes. Der Kreis, dessen Mittelpunkt Christus ist, umfasst die ganze Kirche. Gottes Wahrheit schließt, der Mauer Jerusalems gleich, alles aus, was nicht von Ihm ist, sei es nun in der bekennenden Kirche oder der Welt im Allgemeinen zu finden. Möchte Er geben, dass jedem Leser dieser Zeilen die Unterweisung, die uns die Zusammenkunft in der Ebene von Ono gibt, zu Herzen gehe.

Vers 4

Neh 6,4: Und sie sandten auf diese Weise viermal zu mir, und ich erwiderte ihnen auf dieselbe Weise.

Obgleich nun Nehemia den Feinden von vornherein pflichtgetreu geantwortet hatte, so ließen sie sich doch nicht so leicht abschrecken; sie zeigten große Ausdauer und „sandten auf diese Weise viermal“ zu ihm (Neh 6,4); doch Nehemia hatte nur eine Antwort für sie, nämlich die gleiche wie vorher.

Durch Erörterungen mit dem Feind wird nichts gewonnen. „Ich … kann nicht hinabkommen“, das ist genug. Du magst denen, die dich auf ihren eignen niedrigen Standpunkt herabzubringen versuchen, ein-, vier- oder fünfzigmal entgegenzutreten haben; Nehemias schlichte, klare Antwort:„Ich … kann nicht hinabkommen“, wird immer genügen. Das besagt, ich kann nicht Gottes Grund und Gottes Wahrheit aufgeben. „Ich … kann nicht hinabkommen“, ist eine völlig hinreichende Antwort an alle die Sanballats, Tobijas und Geschems im Lager der Christenheit.

Der sechste Widerstand – Nehemia 6,5-7

Verse 5-7

Neh 6,5-7: Da sandte Sanballat auf diese Weise zum fünften Mal seinen Diener zu mir mit einem offenen Brief in seiner Hand. Darin stand geschrieben: Unter den Nationen verlautet, und Gaschmu sagt es, dass ihr, du und die Juden, beabsichtigt, euch zu empören; darum bauest du die Mauer; und du wollest, nach diesem Gerücht, ihr König werden; auch habest du Propheten bestellt, damit sie in Jerusalem über dich ausrufen und sagen: Es ist ein König in Juda! Und nun wird der König diese Gerüchte vernehmen. So komm nun, dass wir uns zusammen beraten.

Das war die sechste Form, die der Widerstand annahm. Obwohl Nehemia den Feind viermal zurückgewiesen hatte, so ließ dieser sich dadurch ganz und gar nicht einschüchtern. Er versucht es noch einmal und wendet dabei alle seine Verschlagenheit an, sein Ziel zu erreichen. Oh, wie sehr hasste der Feind Gottes Mauer! Ein offener, unterschriftsloser Brief, von keinem unterzeichnet! Das ist ein sehr schlechtes Zeichen. Unterschriftslosen Mitteilungen gegenüber sollte man sich immer ablehnend verhalten. – „Unter den Nationen verlautet.“ – Wer hatte so etwas verlauten lassen? Von wem ging das Gerücht aus?

Sodann: „Unter den Nationen.“ Man sollte meinen, das ist sicherlich keine zuverlässige Quelle. Was konnten die Nationen außerhalb Jerusalems davon wissen, was Nehemia und die Juden innerhalb der Mauer der Stadt taten? „Und Gaschmu sagt es.“ Wer ist Gaschmu? Ist ein einziger Zeuge genügend? Und ist er auch ein unparteiischer Zeuge? Beachten wir ferner die Schreibweise: „dass ihr, du und die Juden, beabsichtigt, euch zu empören; darum bauest du die Mauer; und du wollest, nach diesem Gerücht, ihr König werden; auch habest du Propheten bestellt, damit sie in Jerusalem über dich ausrufen und sagen: Es ist ein König in Juda!“, usw. Das war ein seltsames Gebräu. Wie leicht ist es, falsche Gerüchte in Umlauf zu setzen und Gottes Diener zu schädigen! Der Hass gegen Nehemia spricht aus jedem Satz. In dem samaritanischen Lager gab es gewissenlose Männer genug; alles war völlig aus der Luft gegriffen, um ihr Ziel des Verderbens zu erreichen. Am Schluss wird die Absicht ihrer hinterlistigen Herzen offenbar, indem sie sagen: „So komm nun, dass wir uns zusammen beraten.“

Das Volk Gottes hat es in den Erfahrungen der Gegenwart oft mit dem Gegenstück hiervon zu tun. Der religiöse Teil der Christenheit stellt immer die Hauptgegner des Volkes Gottes und des Werkes Gottes. Es scheint, als ob sie es gar nicht in Ruhe lassen können; und oft zeigt sich dabei große Beharrlichkeit im Widerstand. Leute, die sonst, was sie und ihre Anhänger betrifft, sehr gewissenhaft sind, greifen oft zu ganz verwerflichen Mitteln, wenn es sich darum handelt, das Fortkommen wahrer Kinder Gottes zu hindern. Unterschriftslose Briefe, falsche Gerüchte und Angriffe in Druckschriften haben oft zum Schaden der Wahrheit weite Verbreitung gefunden. Satan findet da viele willige Werkzeuge. – Wie leicht ist es zu sagen: „Es verlautet“, „Man sagt“. Und wie bereitwillig werden oft üble Gerüchte aufgenommen, und es wird das, was völlig unwahr ist, als wahr hingenommen, zum großen Nachteil derer, die Gottes Herrlichkeit suchen. Und wenn dann noch gesagt werden kann, dass irgendein wohlbekannter religiöser Führer das bestätigt hat, so werden viele ohne Zögern dafür eintreten, dass es wahr sein muss. Der Mensch macht da leider nur zu oft Bitteres zu Süßem und Süßes zu Bitterem, Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis; doch Gott hat sein feierliches Wehe über die ausgesprochen, die also tun (Jes 5,20). Wie oft wird auch ein aufrichtiger Diener des Evangeliums, der ganz von dem einen Gedanken beseelt ist, dass sein Herr und Meister durch die Aufrechterhaltung der Wahrheit und die Ausbreitung der Heilsbotschaft erhöht und verherrlicht werde, und der sich bescheiden und unverdrossen abmüht, fälschlich angeklagt, dass er sich selbst zu erhöhen suche, weil er mit gutem Gewissen nicht Hand in Hand mit dem Lager und dessen Gepflogenheiten gehen kann. Der einzige König in Juda, den Nehemia zu erhöhen wünschte, war der HERR; und der einzige Herr, den der aufrichtige Christ zu verkündigen wünscht, ist Jesus, der Verworfene, der wiederkommen wird, um über alles zu herrschen.

„So komm nun, dass wir uns zusammen beraten“, steckt hinter jedem Widerstand dieser Art: Die unterschriftslosen Briefe würden bald verbrannt werden, die üblen Gerüchte bald aussterben und die falschen Anklagen bald aufhören, wenn die, die dem Herrn treu zu sein suchen, ihre Flagge niederholen würden und dem weitverbreiteten Schibboleth, dem Losungswort, beistimmten, dass die Kirche und die Welt in völligem Einklang miteinander Beratungen abhalten könnten. Ja, wenn die Kinder Gottes nur die Herrlichkeit Christi und das wahre Zeugnis für Gott dem sich den jeweiligen Umständen anpassenden, selbstsüchtigen, lauwarmen und gleichgültigen Geist der Zeit opferten, so würde nach außen hin alles in hinreichendem Einvernehmen geschehen. Ach, wie viele sind den scheinbar richtigen Plänen erlegen, die weltliche Weisheit in den heiligen Dingen Gottes ersonnen hat! Von vielen ist es heute, leider, nur zu wahr, was seinerzeit von Israel gesagt wurde: „Und mein Volk liebt es so. Was aber werdet ihr aber tun am Ende von all dem?“ (Jer 5,31).

In jenem gefährlichen Augenblick war der Lieblingsplan des Feindes diese große Zusammenkunft, die Konferenz oder das Konzil auf der Ebene von Ono außerhalb der Mauer Gottes. Er gedachte, weitgehende Vorteile daraus zu ziehen, da jedoch der Glaube in Tätigkeit war, so war alles zum völligen Fehlschlag verurteilt. Nehemia und seine Gefährten standen in ihrem Herzen Ono gänzlich fern. Jeder, der die Kirchengeschichte einigermaßen kennt, weiß, welchen Platz die Konzile der Christenheit in der Vergangenheit einnahmen und welchen verderblichen Einfluss sie weithin ausgeübt haben. Deshalb sollte jeder, der Christus treu ergeben ist, auf der Hut sein, damit er nicht in den Fallstrick des Feindes gerate und irgendeine Zusammenkunft gutheiße, die nicht sicher auf den Ausspruch gegründet werden kann: „So spricht der Herr.“

Nehemia gab auf alle ihre Winkelzüge eine schlichte und gerade Antwort:

Verse 8.9

Neh 6,8.9: Da sandte ich zu ihm und ließ ihm sagen: Es ist nicht geschehen nach diesen Worten, die du sprichst; sondern aus deinem eigenen Herzen erdichtest du sie. Denn sie alle wollten uns in Furcht versetzen, indem sie sprachen: Ihre Hände werden von dem Werk ablassen, und es wird nicht ausgeführt werden. Und nun, stärke meine Hände!

Nichts kommt einer kurzen, klaren Antwort in der Kraft des Geistes gleich, all den listigen Plänen des Feindes gegenüber; sie ist viel besser als Bände von Beweisen. Wenn du dich darauf einlässt, kann es geschehen, dass der Feind sich in dieser Waffe viel geübter erweist, als du es bist. Ein klares Wort durch den Geist, auf die Schrift gegründet, ist besser als alles. – Worauf es ihm ankam, war, das Werk zum Stillstand zu bringen. Doch je mehr und mehr der Feind die Juden zu schwächen versuchte, desto mehr betete Nehemia zu Gott, sie zu stärken. Die Juden waren in der Tat schwach, wenn es sich nur um sie gehandelt hätte, sie waren dem Feind durchaus nicht gewachsen; aber mit Gott auf ihrer Seite waren sie mehr als Überwinder.

Fürchtet euch nicht, ihr Christen! Tretet dem Feind mit den Worten eures Meisters entgegen: „Es steht geschrieben“ (Mt 4). Lasst euch auf keine Vernunftschlüsse oder einen Streit ein, messt euch nicht mit dem Feind! Stützt euch auf Gott; wendet euch zu Ihm, wartet auf Ihn und betet zu Ihm. In seiner Gegenwart allein wird euch Stärke; Er wird euch nicht im Stich lassen. „Es ist nicht geschehen nach diesen Worten, die du sprichst; sondern aus deinem eigenen Herzen erdichtest du sie“, ist eine vollkommene Antwort auf vieles, was weit und breit wider die Wahrheit ausgesprengt wird. – Weshalb nur diese große Feindschaft? – Ach, es ist die Feindschaft gegen Gott und seinen Christus! Das ist traurig genug, aber wahr. Und das Traurigste von allen ist das, wozu wir nun gelangen, nämlich wenn sich ein irregeleiteter Christ auf die Seite der weltlichen Kirche des bekennenden Lagers stellt und dem Kampf wider das Licht und die Wahrheit Gottes beitritt. Lasst es uns ernstlich angelegen sein, dass wir nicht nur des Herrn sind, sondern auch auf seiner Seite stehen (1Chr 12,18).

Der siebte Widerstand – Nehemia 6,10.11

Die letzte Form des Widerstandes tritt uns in den Worten entgegen:

Verse 10.11

Neh 6,10.11: Und ich kam in das Haus Schemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabeels, der sich eingeschlossen hatte. Und er sprach: Lass uns im Haus Gottes, im Inneren des Tempels, zusammenkommen und die Türen des Tempels verschließen, denn sie werden kommen, um dich zu ermorden. Und zwar werden sie bei Nacht kommen, um dich zu ermorden. Aber ich sprach: Ein Mann wie ich sollte fliehen? Und wie könnte einer, wie ich bin, in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich will nicht hineingehen!

Nachdem sich alle Anstrengungen des Feindes, das Werk aufzuhalten, als nutzlos erwiesen hatten, nahm er schließlich seine Zuflucht dazu, jemand innerhalb der Mauer zu bestechen, um Nehemia durch Furcht zu bewegen, eine äußerst unwürdige Handlung zu begehen. Einer von diesen, Schemaja, hatte sich eingeschlossen – das war schon ein Teil ihres elenden Planes und die Folge ihrer Bestechung. Er wollte Nehemia durch den Hinweis, der Feind würde unvermutet bei Nacht kommen und ihn ermorden, dazu bestimmen, das Heilige des Tempels Gottes zu betreten. Es war eine reine Erfindung, gemacht, um das Werk aufzuhalten; doch Nehemia hatte ein gutes Gewissen und fürchtete sich nicht. „Menschenfurcht legt einen Fallstrick … Die Gottlosen fliehen, obwohl kein Verfolger da ist; die Gerechten aber sind getrost wie ein junger Löwe“ (Spr 29,25; 28,1). „Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen“ (Jak 4,7). Nehemia durchschaute ihr böses Vorhaben; er lebte im Bewusstsein der Gegenwart Gottes und wusste, dass der „Schatten seiner Flügel“ hinreichte, ihn inmitten der Schwierigkeiten und Gefahren des Werkes zu schützen. seine Antwort war die Antwort des Glaubens: „Ein Mann wie ich sollte fliehen? Und wie könnte einer, wie ich bin, in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich will nicht hineingehen!“ (Neh 6,11). Nehemia war nicht nur dem Werk des Herrn völlig ergeben, sondern auch, wenn es sein musste, bereit, für Ihn oder die Brüder des Herrn das Leben zu lassen. Wie traurig war es demgegenüber, wenn einer, von dem man Treue erwarten sollte, sich durch das Geld des Feindes bestechen lässt, wie es Schemaja tat!

Satan hat seine Kampfweise noch nicht verändert. Wie gar manchen Erfolg durch Geld kann er verzeichnen. Gar viele Christen haben durch irgendeinen verderblichen Einfluss ihre Standhaftigkeit eingebüßt. Wir fürchten, es gibt so manche neuzeitliche Schemajas. Oh, dass wir den Glauben Nehemias nachahmten! Es ist viel besser, auf dem Schlachtfeld des Herrn zu kämpfen, als fern davon ein stilles Heiligtum mit einem schlechten Gewissen zu finden. – „Ein Mann wie ich sollte fliehen?“ – Sollte ein Christ, ein Nachfolger Christi, ein treuer und wahrhaftiger Zeugen, ein Mann, dessen Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, am Tage der Prüfung fliehen? Der für uns ist, ist größer als alle, die gegen uns sein können. „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schau nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).

Viele der Heiligen am Anfang der christlichen Kirche standen für Gottes Wahrheit, was es auch kosten mochte, und ließen ihr Leben für Christus und seine Brüder. Paulus’ Verlangen war, Ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem er seinem Tod gleichgestaltet würde (Phil 3,10). Welch ein Beispiel für uns! Wir leben am Tag der offenen Tür und werden in Gnade vor offener Verfolgung und einem Zeugentod bewahrt; aber ach, wie oft stehen wir nicht treu zu unserer Fahne, wenn wir durch ein scharfes Wort oder den beißenden Spott des Feindes auf die Probe gestellt werden. Möge Gott uns Gnade geben, treuer zu sein.

Verse 12.13

Neh 6,12.13: Und ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern er sprach diese Weissagung gegen mich, und Tobija und Sanballat hatten ihn gedungen. Darum war er gedungen worden, damit ich mich fürchten und so handeln und mich versündigen sollte und damit sie ein böses Gerücht hätten, um mich in Verruf zu bringen

Zum siebten Mal erwies sich Nehemias Glaube den Angriffen des Feindes weit überlegen, und dies aus dem einfachen Grund, weil er sich auf Gott stützte. „Und ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte; sondern er sprach diese Weissagung gegen mich“ (Neh 6,12). Schemaja war gedungen worden, ihn in Furcht zu setzen und Schande auf ihn zu bringen; aber Nehemia war vor falschen Brüdern ebenso sicher wie vor falschen Feinden.

Verse 14

Neh 6,14: Gedenke es, mein Gott, dem Tobija und dem Sanballat nach diesen ihren Werken, und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich in Furcht setzen wollten!

Christen, stützt euch in allem auf Gott! Das ist der Schlüssel zum Erfolg, heute wie damals. Schaut über das bloße Fleisch und Blut und menschliche Gewalttat und Schlauheit hinweg, deren Anführer Satan ist, und verlasst euch allein auf Gott: „Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“ (2Kor 5,7)! Keiner wird sich vergebens an Ihn wenden. Wir sind „mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37).

Verse 15.16

Neh 6,15.16: Und die Mauer wurde vollendet am Fünfundzwanzigsten des Elul in zweiundfünfzig Tagen. Und es geschah, als alle unsere Feinde es hörten, da fürchteten sich alle Nationen, die rings um uns her waren, und sie sanken sehr in ihren Augen; und sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott aus geschehen war.

Nichts kann Gottes Werk aufhalten. Jerusalems Mauer war Gottes Mauer. Gott wollte sie gebaut haben, und sie wurde gebaut. Wenn die Bauenden mit Gott arbeiten, so haben sie nichts zu fürchten. Gott hat in diesen letzten Tagen sichtlich gewirkt, dass die Wahrheit wiedererlangt wurde und auch, dass ein Volk für sie gewonnen wurde. Achten wir darauf, seinem Ruf zu entsprechen, seinem Willen untertan zu sein und sein Wort zu halten! Noch muss ein großes Werk getan werden, aber nicht durch unsere eigene Kraft oder fleischliche Tätigkeit: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen“ (Sach 4,6). Die wichtige Sache ist, wie sein Knecht in alter Zeit kämpfend nach seiner Wirksamkeit zu ringen (Kol 1,29). Es ist nicht an der Zeit, die Arme ineinander zu schlagen und es sich bequem zu machen. Die Herrlichkeit Gottes steht auf dem Spiel, und Gott braucht willige und ergebene Diener, um seinen Willen auszuführen. Möchten wir unter ihnen gefunden werden, bis unser Herr kommt.

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