Das Buch Nehemia (3)
Der Bau der Mauer

Edward Henry Chater

© SoundWords, online seit: 14.07.2007, aktualisiert: 14.10.2016

Leitverse: Nehemia 3

Es ist unmöglich, in einer kurzen Abhandlung, wie diese es ist, auf all die lehrreichen Einzelheiten dieses Werkes einzugehen. Wir wollen suchen, aus dem Bericht über den Bau einige nützliche Unterweisungen für unseren Weg zu bekommen.

Der Erste, der zu bauen begann, war Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester. Sie bauten das Schaftor und einen Teil der Mauer und heiligten beides. So sollte es immer sein; wer vor Gott die höchsten Vorrechte seiner Stellung und seinem Dienst nach besitzt, sollte anderen ein Vorbild sein; und dies zusammen mit Nehemias Ermahnung und Glauben ermutigte die anderen, ebenso zu tun. Zu diesem Werk Gottes nun gaben die verschiedensten Volksklassen ihre Schultern her. Unter ihnen sehen wir Goldschmiede (Neh 3,8.31.32), den Sohn eines Salbenmischers (Neh 3,8) einen Obersten und seine Töchter (Neh 3,12), Priester, die Männer des Jordankreises (Neh 3,22), und Krämer (Neh 3,31.32) usw. Alle diese waren bereit und willig, neben ihren sonstigen Berufsgeschäften Zeit zu opfern, und zwar ohne Entgelt, um mit ihren eigenen Händen den Wiederaufbau der Mauer zu fördern. Keiner hielt diese Arbeit für unter seiner Würde stehend; nur die Vornehmen der Tekoiter beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn ( Neh 3,5).

Im Christentum ist Christus der Hohepriester, und alle Gläubigen sind von Rechts wegen Priester Gottes. Die, die in ihrem Herzen ihre priesterlichen Vorrechte und Obliegenheiten in Wahrheit zusammen mit Christus, unserem großen Priester in der Höhe, ausüben, werden die Ersten am Werk sein und durch ihr Beispiel die Heiligen ermutigen, in ihren Seelen die Aufrechterhaltung gerade der Wahrheit Gottes wiederzuerlangen, die sein Volk für Ihn selbst in Heiligkeit von der Welt und all ihrem Bösen absondert. Unter den Kindern Gottes sind heute alle Volksschichten vertreten, und ihre Freude ist es, im Werk des Herrn zu dienen. Und obwohl Gott das Törichte der Welt auserwählt hat, damit Er das Weise zuschanden mache, und Er nicht viele Mächtige und Edle berufen hat (1Kor 1,26.27), so sind doch – gepriesen sei sein Name – auch unter den Höchsten der Erde solche, deren Herzen sich in der Gegenwart seiner Oberhoheit und Herrlichkeit gebeugt haben, und die sich freuen, das Werk des Herrn persönlich zu fördern und auf mannigfache Weise zu unterstützen.

In diesem lehrreichen Kapitel fällt uns weiter auf, dass der Eifer Baruks, des Sohnes Sabbais, beim Ausbessern der Mauer besonders erwähnt wird (Neh 3,20); ferner, dass Schallum, der Sohn des Hallochesch, der Oberste des anderen halben Bezirks von Jerusalem, bei der Arbeit von seinen Töchtern unterstützt wurde (Neh 3,12); sodann, dass Jedaja (Neh 3,10) und die Priester (Neh 3,28) die Mauer ihren Häusern gegenüber ausbesserten, und Meschullam (Neh 3,30) seiner Zelle gegenüber.

Diesen lehrreichen Einzelheiten können wir zu unserem Nutzen die verschiedensten Unterweisungen entnehmen. Eifer im Werk des Herrn gefällt Gott wohl und wird in seinem Wort besonders vermerkt; Er wird ihn auch nicht vergessen, wenn ihn solche offenbaren, die Ihm heute dienen. Ebenso können christliche Frauen, wie die Töchter Schallums, leicht einen Dienst finden, den sie beim Wiederaufbau der Mauer ausüben können; auch sie können die Wahrheit schätzen und aufrechterhalten und sie durch einen heiligen Wandel und geziemendes Benehmen empfehlen (1Pet 3,1-4). Und schließlich ist gewiss für einen jeden von uns nichts wichtiger, als dass, was unser eigenes Haus oder Zimmer anlangt, alles gottgemäß aufrechterhalten wird, wie auch der Fall liegen möge.

Balken, Torflügel, Schlösser und Riegel

Ein anderer Punkt in Verbindung mit diesem Werk, auf den wir besondere Aufmerksamkeit lenken möchten, ist der, dass beim Aufrichten der Tore nicht weniger als fünfmal davon die Rede ist, dass sie die Tore mit Balken versahen und ihre Flügel, Schlösser und Riegel einsetzten (Neh 3,3.6.13-15). Weshalb nun werden diese Einzelheiten so oft wiederholt? Sicherlich, weil sie eine ganz besondere Bedeutung haben. Die Tore waren die einzigen Wege zum Ein- und Ausgang und sollten deshalb, wie wir später sehen werden, sorgfältig bewacht werden. Die Mauer diente nicht nur der Bewahrung der Stadt Gottes und dem Schutz und der Sicherheit des Volkes Gottes, sondern auch zum Ausschluss derer, die kein Teil, noch Los darin hatten. Da nun allein die Tore dem Verkehr mit denen dienten, die außerhalb waren, so war es auch äußerst wichtig, dass sie vollkommen gesichert wurden, damit kein Feind, weder durch Gewalt noch List, eindringen konnte.

So ist es auch bei der Kirche Gottes. Für Gott durch seine Wahrheit abgesondert, müssen die Tore stark und sicher sein. Gar oft ist Gottes Stadt die Beute von Wölfen geworden, die von außerhalb kamen. Der Apostel hatte davor in Apostelgeschichte 20,29 gewarnt, doch wie häufig sind treue Herzen durch Sorglosigkeit an den Toren beschwert und niedergedrückt worden! Allenthalben wird des Weiteren die Zulassung in Gemeinschaft aufgrund der Gnade und bloßer Menschenfreundlichkeit befürwortet, und zwar auch bei Personen, die die Heilige Schrift, um der Herrlichkeit Gottes und der Aufrechterhaltung der Wahrheit und Heiligkeit willen, rechtmäßig ausschließen würde. Wir könnten hier manches Beispiel anführen, das die traurige Zerstreuung der Schafe zur Folge hatte, nur weil man an den Toren nicht wachsam gewesen war. Lockerheit, hinsichtlich der Frage der Gemeinschaft, hat die Oberhand und nimmt überall zu. Die Balken, Torflügel, Schlösser und Riegel sind in Vergessenheit geraten. – Mancher Samariter außerhalb der Mauern Jerusalems hat zweifellos die Juden, die die Mauer bauten, für eine sich sehr von anderen abschließende engherzige Gemeinschaft gehalten, und doch war alles, was sie hierzu taten, ein Werk von Gott. Für jeden wahren Juden gab es innerhalb der Mauern Raum genug, was wir bald sehen werden; doch Gott wollte die Balken, Torflügel, Schlösser und Riegel haben, um die Unwahren draußen zu halten.

Innerhalb der Mauer Gottes hat heutzutage die ganze Kirche Gottes Platz; aber dort ist kein Platz für bloße Namenschristen; doch für jeden wahren Christen, der gesund in Lehre und Wandel ist, ist Raum vorhanden; es ist aber kein Raum für solche, die die falschen Wege der Christenheit aufrechterhalten oder verfolgen. Gott hasst jeden Lügenpfad (Ps 119,128).

Und beachten wir weiter: Alle die Tore waren in einer Mauer, in Gottes Mauer; es gab keine andere. Jede andere ist eine bloße menschliche Erfindung. Von Nehemia können wir sagen, dass er die eine Herde der Juden, Gottes irdische Schafe, innerhalb weidete. Heutzutage ist Christus der gute Hirte, und wir haben die eine Herde, die alle Christen umfasst (Joh 10,16). Das lässt keine menschlichen Verbrüderungen zu. Keine andere Mauer als nur die Wahrheit Gottes sondert uns für Christus, für die Einheit und Heiligkeit ab. Wir möchten unseren christlichen Lesern die hohe Bedeutung der Balken, Torflügel, Schlösser und Riegel ans Herz legen. Ohne diese ist es unmöglich, die Herrlichkeit Gottes in der Kirche aufrechtzuerhalten oder die Wahrheit auf Erden zu bewahren.

Für alles, was von Gott ist, sollten die Tore weit offen stehen, dagegen sollten sie dicht geschlossen, verbolzt, verschlossen und verriegelt sein gegen alles, was von Satan ist. Satan ist ein mächtiger und verschlagener Feind, und wir können sicher sein, dass er nichts unversucht lassen wird, um Sauerteig einzuführen und die Wahrheit zu verkehren oder doch wenigstens unwirksam zu machen. Die Mauer muss ihrem ganzen Umfang nach unversehrt erhalten werden und jedes Tor in gutem Zustand und bewacht sein. Die Wahrheit ist es, die uns von der Macht des Feindes frei macht (Joh 8,32).

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