Das Johannesevangelium (21)
Kapitel 21

William Kelly

© SoundWords, online seit: 03.05.2001, aktualisiert: 10.01.2021

Leitverse: Johannes 21

Es ist praktisch unmöglich, die Offenbarung Jesu am See Tiberias von den beiden vorhergehenden Szenen zu trennen, denn sie ist die Ergänzung dazu; dies zu sagen, berechtigt uns Johannes 21,14 eindeutig. Es ist deshalb ganz unrichtig, von dem Kapitel als einem Anhang zu sprechen oder sogar anzunehmen, dass es erst einige Zeit nach dem übrigen Evangelium geschrieben worden sei: eine Folgerung, die hauptsächlich, wenn nicht sogar ganz, auf ein Missverständnis der beiden abschließenden Verse von Kapitel 20 zurückzuführen ist, wie schon herausgestellt worden ist.

Der Leser wird bemerken, dass die Verbindung unmittelbar und deutlich mit den beiden vorhergehenden Offenbarungen des auferstandenen Herrn besteht. Als Erstes haben wir gesehen, wie Er (nachdem Er sich selbst Maria Magdalene zu erkennen gab und sie mit der charakteristischen Botschaft zu den Jüngern sandte) in ihrer Mitte stand, als sie versammelt waren, ohne dass sie Ihn eintreten sahen, und zwar war dies am ersten Tag der Woche oder am Auferstehungstag, wo sie sich des Friedens freuten und Er sie mit der Botschaft des Friedens in der Kraft des Geistes sandte, um Sünden in seinem Namen zu vergeben oder zu behalten. Als Zweites haben wir Ihn, acht Tage nachdem Er seine Jünger getroffen hatte, wiederum gesehen, wo Thomas da war, der das errettete Israel der letzten Zeit darstellt, das nur glaubt, wenn es Ihn auferstanden sieht. Jetzt haben wir das wunderbare Bild des Tausendjährigen Reiches, wenn Er von allen Meeren die Heiden sammelt, was der Zeit folgt, wo die Juden als solche zu dem Herrn zurückkehren, so wie die ganze Weissagung es uns zeigt. Die dritte Szene folgt in der richtigen Reihenfolge auf die zweite, von der die Wahrheit, die damit gezeigt wird, als eine Folge abhängt, wie es hiermit „nach diesem“ ausgedrückt wird.

Verse 1-6

Joh 21,1-6: Nach diesem offenbarte Jesus sich wiederum den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber also: Simon Petrus und Thomas, genannt Zwilling, und Nathanael, der von Kana in Galiläa war, und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Schiff; und in jener Nacht fingen sie nichts. Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus sei. Jesus spricht nun zu ihnen: Kindlein, habt ihr wohl etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet finden. Da warfen sie es aus und vermochten es vor der Menge der Fische nicht mehr zu ziehen.

Petrus schlägt mit seiner ihm eigenen Energie vor, fischen zu gehen, und sechs andere begleiten ihn. Aber das Ergebnis ist nicht besser als da, wo einige von denselben Jüngern mit demselben Petrus vor seiner und ihrer Berufung versuchten zu fischen. Selbst in den Tagen des Reiches muss die Macht offenbar von dem Herrn sein, nicht von den Menschen und auch nicht von den Heiligen selbst; und Petrus musste und sollte die Lektion lernen, wenn auch die röm.-kath. Kirche das in falschem Stolz für Petrus ablehnt. Das Reich ist noch nicht in Macht und Herrlichkeit offenbart, sondern insgeheim für solche, die Ohren haben zu hören. Und wenn auch die Gnade ihre Wunder wirkt, so brechen die Netze entzwei, und die Boote drohen zu sinken, sogar wo ihre Genossen kommen, um ihnen beim Einholen der großen Fischmengen zu helfen. Hier ist Jesus nicht an Bord, und sie fahren nicht auf die Weite des Sees hinaus, sondern als schon der frühe Morgen anbrach, stand Er am Ufer. Er war noch unbekannt, und Er stellte ihnen eine Frage, die ihnen das Bekenntnis über ihren Misserfolg abverlangte. Dann kam das Wort: Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet finden. Und so war es. Denn als sie es so auswarfen, waren sie jetzt nicht in der Lage, das Netz vor der Menge der Fische zu ziehen. Das ist ein Bild für den großen Fischzug aus den Nationen heraus, und zwar während des Tausendjährigen Reiches, wenn die Rettung von ganz Israel sich als unvergleichlich segensvoll für die Heiden erweisen wird. Wenn ihr „Fall“ durch göttliche Gnade so zum Guten gewandt worden ist, wie viel mehr ist das dann der Fall bei ihrer „Fülle“ (Röm 11,12), wofür diese sieben Israeliten das Pfand sein mögen? Der einst verworfene, aber jetzt auferstandene Christus soll das Haupt der Heiden sein, nicht nur der Kirche jetzt droben, sondern später auch der Nationen auf Erden, und das bislang ungläubige Israel wird anerkennen, dass Er ihr Herr und ihr Gott ist. Dann wird der Jude singen: Gott wird uns segnen; und alle Enden der Erde werden Ihn fürchten. Und wiederum: Es werden kommen die Großen aus Ägypten; Äthiopien wird eilends seine Hände ausstrecken zu Gott. Ihr Königreiche der Erde, singet Gott, besinget den Herrn. Bei dem Gleichnis für jene Zeit reißen die Netze nicht entzwei. Auch besteht kein Denken daran, die Fische in das Boot zu holen. Noch weniger aber wird daran gedacht, die Guten in Gefäße zu sammeln und die faulen Fische wegzuwerfen. Die Schwachheit des Menschen und der irdischen Verhältnisse schwindet vor der gegenwärtigen Macht des Herrn, der alles leitet.

Augustinus mag mit Recht als der Fähigste und am meisten Erleuchtetste der frühen Schreiber über dieses Zeichen betrachtet werden, das er mit dem vergleicht, das der Berufung des Simon Petrus und der Söhne des Zebedäus vorausgeht. Er hatte recht, indem er den Fischzug, der der Auferstehung folgte, von dem wunderbaren Fischzug vorher unterschied. Auch fügt keiner von den anderen alten Schreibern etwas zu der Wahrheit seiner Beobachtungen hinzu. Gregor der Große trübt vielmehr die Kraft unserer Schriftstelle durch seine Anstrengung, aus der Rolle des Petrus viel zu machen, um den päpstlichen Anmaßungen, die da gerade rasch anstiegen, zu helfen. Das frühere Wunder betrachtet er als kennzeichnend für das Gute und Böse in der Kirche, so wie sie jetzt ist; das letztere Wunder kennzeichnend nur für das Gute, das sie in Ewigkeit haben soll, wenn die Auferstehung der Gerechten am Ende dieses Zeitalters vollendet ist (Serm. ccxlviii-cclii etc.).

Es ist vielleicht schon genug gesagt worden, was schon im Voraus eine so irrige Interpretation des Zeichens vor uns verbessert. Es besteht kein Denken an eine Fischzugszene in der Auferstehung der Gerechten oder Ungerechten. Es ist nicht wahr, wenn man die Juden oder Menschen für das Versammeln in den auferstandenen Gerechten zu ihrer himmlischen und ewigen Ruhe gebraucht. Die Väter sahen nichts von der zukünftigen Wiederaufrichtung des Reiches Israels, auch nichts von dem allgemeinen Segen aller Völker als solcher unter der Herrschaft des Herrn in dem zukünftigen Zeitalter. Die Modernen sind im Allgemeinen nicht weniger unwissend; denn wenn auch einige die Wiederaufrichtung Israels in ihrem Land und die Erfüllung der so lange und so reichlich im Alten Testament verheißenen Herrlichkeit sehen und anerkennen, so vermischen sie doch irgendwie mit seltsamer Ungereimtheit alles in diese Zeit. Sie begreifen nicht, dass dies die Merkmale von den zukünftigen Zeitalter sind, vor dem ewigen Zustand, wenn es absolut keinen Unterschied mehr zwischen Jude und Heide geben wird, so wie es jetzt schon für den Christen und die Versammlung keinen mehr gibt.

Aber hier ist noch eine andere Quelle dieses tiefen, langwährenden und weitverbreiteten Missverständnisses. Menschen und sogar guten Menschen gelingt es nicht, die wahre Natur der Versammlung zu sehen, wie sie nicht an die besonderen Merkmale des Tausendjährigen Reiches auf der anderen Seite glauben. Wie viel Irrtum würde vermieden werden, wenn sie den besonderen Charakter und das beispiellose Vorrecht des Leibes Christi in der Gemeinschaft mit seinem himmlischen Haupt seit der Erlösung, während Er zur Rechten Gottes sitzt, erkennen würden! Wie viel mehr noch, wenn sie auf seine Rückkehr mit seiner Braut, die dann schon vollendet und entrückt ist, um bei Ihm droben zu sein, warten würden, wenn Er dann seine Feinde zu seinem Fußschemel legen wird und Juda zu seinem Pferd machen wird in dem Streit, der Jehova-Jesus als König über die ganze Erde einführt – an jenem Tage sind Jehova und sein Name eins. Es ist ebenso unerhört, diesen ganzen deutlichen Segen für Israel und die Nationen auf Erden unter der Herrschaft des Herrn mit der Versammlung, worin es weder Jude noch Grieche gibt, zu vermischen, wie es unverzeihlich ist, beides am Ende der Zeitalter oder in der Ewigkeit, die, wie sie annehmen, darauf folgt, zu verschmelzen. Sie rücken das neue zukünftige Zeitalter beiseite, das durch die Herrschaft des zweiten Menschen, des Herrn Jesus, durch die Abwesenheit des Satans, durch die Erhöhung der verherrlichten Heiligen in Macht droben und durch den Segen für alle Familien auf Erden hier unten charakterisiert wird.

Aber all dies steht unzerstörbar in der Schrift geschrieben; und keine Anstrengungen des Unglaubens können eine Wahrheit loswerden, die für den Stolz der Natur und des menschlichen Sinnes anstößig sein mag und anstößig ist, während sie sich voller Hilfe und Wert für die Christen erweisen will, die oft durch ihr eigenes falsches Lesen der Offenbarung und ihre daraus folgenden falschen Auffassungen von dem, was in dieser gegenwärtigen Zeit gesucht oder erwartet werden soll, verwirrt werden. Denn es gibt keinen Irrtum, der nicht seine eigenen giftigen Früchte trägt; und der Irrtum, um den es hier geht, beeinflusst, wenn er auch nicht grundsätzliche Wahrheit angreift, sehr weitgehend das rechte Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So werden die hauptsächlichen charakteristischen Unterschiede verschwommen gemacht und etwas nicht mehr zu unterscheidendes Vages wird präsentiert; dagegen spendet das Wort Gottes das vollste Licht auf die verschiedenen Zeitepochen und auf jenes Geheimnis in Bezug auf Christus und die Versammlung, was dazwischen kommt und was alles überragt.

Die Liebe, die von Gott ist, macht das Auge einfältig, und dadurch ist der ganze Leib voller Licht. Johannes erkannte schnell den Herrn.

Verse 7-14

Joh 21,7-14: Da sagt jener Jünger, welchen Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr. Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um (denn er war nackt) und warf sich in den See. Die anderen Jünger aber kamen in dem Schifflein, (denn sie waren nicht weit vom Lande, sondern bei zweihundert Ellen) und zogen das Netz mit den Fischen nach. Als sie nun ans Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch darauf liegen und Brot. Jesus spricht zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und wiewohl ihrer so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstücket. Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? da sie wussten, dass es der Herr sei. Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und gleicherweise den Fisch. Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.

Aber wenn Johannes der Erste war, der erkannte, wer es war, der zu ihnen redete, so ist Petrus mit seinem charakteristischen Temperament der Erste, der handelt, um in seine Gegenwart zu kommen, jedoch nicht nackt, sondern in geziemender Kleidung. Er hatte elendig und tief und wiederholt versagt, aber nicht sein Glaube; denn sogar der Heiland hatte für ihn gebeten, dass dieser Glaube nicht wanken solle. Verzweiflung wegen des schwersten Unrechtes ist nicht mehr Glauben als die Gleichgültigkeit, die die Stimme des Heilands nicht hört und niemals seine Herrlichkeit oder seine Gnade erkennt und nie das Bewusstsein der eigenen Schuld hat. Er lernt hier aus Erfahrung, auf den Herrn zu vertrauen, nachdem er zu sehr auf seine eigene Liebe zu seinem Meister vertraut hatte; und Christus muss für sein Herz, der er seine Brüder stärken soll, alles werden.

Der Herr jedoch verachtet niemanden, und die anderen Jünger folgen in dem kleinen Boot und ziehen das Netz, das voller Fische ist, ans Land. Denn Er hatte ihnen nicht solch einen Fischzug gegeben, um ihn hinter sich zurückzulassen. Die Gnade lässt uns anders werden, aber sie lässt uns niemals uns unziemend betragen. Petrus begab sich in angemessener Art zu dem Herrn; so taten auch die anderen es an ihrem Platz. Denn sie hatten wirklich alle ein Herz und eine Absicht, dem Herrn zu gefallen.

So wird es sein, wenn des Meeres Fülle sich zu Zion wenden wird. Was wird nicht die Wirkung davon sein, dass ganz Israel gerettet wird? Denn wenn ihr Fall der Reichtum für die Welt ist und ihr Verlust der Reichtum für die Heiden, wie viel mehr bringt dann ihre Fülle? Was wird ihre Aufnahme anderes sein als Leben aus den Toten? Jehova wird den Schleier wegziehen, der über allen Nationen liegt; Israel wird nicht nur das Instrument göttlicher Rache über ihre Feinde sein, sondern auch das Mittel göttlicher Gnade und göttlichen Segens für alle Familien auf Erden. Und der Überrest Jakobs wird inmitten vieler Völker sein wie ein Tau von Jehova, wie Regenschauer auf das Kraut, der nicht auf Menschen wartet und nicht auf Menschenkinder harrt. Und der Überrest Jakobs wird unter den Nationen, inmitten vieler Völker, sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Löwe unter den Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, zertritt und zerreißt, und niemand errettet (Mich 5,6.7).

Es ist herausgestellt worden und ist beachtenswert, dass, als die Jünger ans Land ausstiegen, sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch darauf liegen und Brot sahen. Der Herr hatte vor ihnen und ohne sie gearbeitet, wenn Er ihnen auch Gemeinschaft mit den Früchten der Tätigkeit seiner Gnade geben wollte. Er wird einen heidnischen Überrest für sich selbst bereit gemacht haben, bevor Er sein Volk gebraucht, um den großen Fischzug der Heiden im Tausendjährigen Reich zu tun. Die Gnade Gottes wird nach einer ganz anderen und kräftigeren Art wirken, als die Menschen es denken; und während Er geruht, sein Volk zu gebrauchen, ist es gut für sie, zur gleichen Zeit zu lernen, dass Er von ihnen unabhängig handeln kann und handeln tut. O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Wie hat sich beides in Israel und bei den Heiden gezeigt!

Doch wollte der Herr, dass die Seinen in die Gemeinschaft dessen eindrangen, was Er erwirkt hatte, und dass sie sich gleichzeitig aber auch über ihre eigenem Arbeit freuen sollten. „Jesus spricht zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und wiewohl ihrer so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus spricht zu ihnen: Kommet her, frühstücket.“

Der Gegensatz zu allem, was das gegenwärtige Werk seiner Knechte charakterisiert, ist sehr deutlich. Das Gleichnis in Matthäus 13 zeigt uns, dass selbst bis zum Ende des Zeitalters gute und faule Fische in dem Netz bewahrt werden und dass es dann die besondere Aufgabe der Fischer ist, die guten Fische in Gefäße zusammenzulesen und die faulen wegzuwerfen. Dagegen erfüllen die Engel, wie wir wissen, bei der Erscheinung des Herrn, wenn das Gericht kommt, die umgekehrte Arbeit der Trennung der Bösen von den Gerechten. Der wunderbare Fischzug in Lukas 5, der den gegenwärtigen Dienst beschreibt, zeigt uns, dass die Netze zerreißen und die Boote, in die die Fische geladen wurden, zu sinken begannen. Nichts dergleichen erscheint hier, wo die Tage des Reiches dargestellt werden, wenn der Herr mit den Seinen auf Erden ist. Da werden viele große Fische genannt, aber keine faulen Fische. Es wird besonders zum Ausdruck gebracht, dass das Netz nicht zerriss; es ist kein Gedanke daran, dass das Boot sinkt, und das Netz wird gezogen, anstatt dass das Boot damit gefüllt wird. So wird ein vollkommen anderer und zukünftiger Zustand der Dinge beschrieben, nachdem dieses Zeitalter zu Ende ist und die Ewigkeit noch nicht beginnt.

Der Herr wird dann sicherlich seine Verbindung mit seinem Volk auf Erden erneuern; ich spreche nicht von dem Haus des Vaters droben und von den himmlischen Beziehungen, sondern von denen, die mit einem Segen auf Erden gesegnet werden sollen. Es ist ohne Frage ein schriftgemäßer Ausblick, der so froh macht, dass gerade diese Erde von ihrer gegenwärtigen Verderbtheit und ihrer Knechtschaft zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit werden soll. Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes, wenn jetzt auch, wie wir wissen, die ganze Schöpfung noch seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber das wird nicht immer der Fall sein. Der Herr selbst kommt, und der Tag seiner Erscheinung wird die Schöpfung befreit sehen, natürlich nicht so wie wir, die wird die Erstlingsfrüchte des Geistes haben und jetzt in die Freiheit der Gnade durch den Glauben befreit sind, sondern die Schöpfung selbst wird auch durch Macht in die Freiheit der Herrlichkeit befreit werden. Es wird das Reich Gottes sein, und es ist dann nicht mehr ein Geheimnis für den Glauben, sondern es wird in Macht und in all seinem Ausmaß des Segens offenbar, mit seinen irdischen und mit seinen himmlischen Dingen, wie der Herr es Nikodemus mitteilte und wie wir in Epheser 1 und Kolosser 1 in Verbindung mit der Tatsache, dass Christus das Haupt ist, und mit seiner Versöhnung lernen. Hier gab der Herr an jenem Tag das Pfand für den zukünftigen großen Segen, wenn die heidnische Welt an der allgemeinen Freude teilhaben wird und wenn seine Auferstehungsmacht und Gegenwart seinem Volk geoffenbart werden wird. Keiner außer Ihm konnte oder wollte so handeln wie Er. Seine Gnade ist unbeirrbar.

„Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Da sie wussten, dass es der Herr sei. Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und gleicherweise den Fisch. Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.“ Das ist der Tag, den die Weissagung vorhergesehen hat und den die Heiligen alter Zeit erwartet haben, wenn sie Ihn alle erkennen werden vom Geringsten bis zum Größten, und keiner mehr zu sagen braucht: Erkenne den Herrn! „In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron Jehovas nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens Jehovas in Jerusalem; und sie werden nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens nachwandeln. In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Hause Israel ziehen, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, welches ich euren Vätern zum Erbteil gegeben habe“ (Jer 3,17.18).

Da wurde eine große Lücke für diese Welt und die Herrlichkeit Gottes in ihr sein, eine Lücke, die durch nichts sonst gefüllt werden konnte für den, der Gottes Handeln mit der Welt gut und ernsthaft beobachtet, wenn es nicht eine Zeit göttlichen Segens für Israel und die Nationen durch die Gnade und zum Lobe des auferstandenen Herrn Jesus geben würde. Das überschneidet sich nicht im Geringsten mit den Dingen, die tiefer und höher als die Welt sind, wozu der Christ und die Versammlung berufen sind. Im Gegenteil, wenn die Wirklichkeit und der wahre Charakter des Reiches bei der Erscheinung Christi nicht gesehen werden, werden sie mit den richtigen Hoffnungen der Versammlung vermischt, was für den bestimmten Segen der Versammlung auf der einen Seite und Israels mit den Heiden auf der anderen Seite verderblich ist.

Aber unser Evangelium offenbart ja in voller Weise Gott in Christus auf Erden, und es zeichnet in diesen abschließenden Kapiteln seine Wege in dem auferstandenen Christus, zuerst für den Christen und die Versammlung, als Nächstes für Israel und als Letztes für die Heiden. Aber niemals wird die Gnade, die an der einzelnen Seele wirkt, aus den Augen gelassen. So musste Petrus ganz wiederzurechtgebracht und öffentlich rehabilitiert werden; so wollte der Herr es haben. Er war schon in einem Augenblick besonders einzeln genannt worden (Mk 16,7), wo solch eine Unterscheidung von größter Bedeutung war, sowohl für ihn selbst als auch für seine Brüder, die natürlich den Mann, der so betrüblich und trotz der ernstesten Warnung seinen Meister verleugnet hatte, mit tiefem Misstrauen betrachtet hatten. Und bevor die Elf den Herrn in der Mitte stehen hatten, war Er Simon erschienen (Lk 24,34; 1Kor 15,5). Aber Er wollte das gnadenreiche Werk tief im Herzen des Petrus weiterführen, und Er führt uns in die Geheimnisse dieser wahrlich göttlichen Zucht ein.

Verse 15-17

Joh 21,15-17: Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas’, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr. du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmlein. Wiederum spricht er zum zweiten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas’, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe. Er spricht zum dritten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas’, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe.

Der Herr greift die Sache bei der Wurzel an. Er spricht nicht von der Verleugnung des Petrus Ihm gegenüber, sondern dringt zu ihrer Ursache vor. Petrus fiel aus Selbstvertrauen, wenigstens aus dem Vertrauen auf seine eigene Liebe zu seinem Meister. Er dachte, dass er da gehen konnte, wo andere nicht sicher gehen konnte, und dass er zu dem Bekenntnis seines Namens angesichts von Gefängnis und Tod stehen würde. Wir kennen alle selbst das Ergebnis nur zu gut. Der Größte der Zwölf verleugnete den Herrn zu wiederholten Malen und schwor sogar trotz der kürzlichen und ernsten Warnung. Aber die Wiederherstellung ist nicht vollständig, wenn wir auch die Frucht ganz voll anerkennen. Um durch und durch segnen zu konnten, wollte der Herr, dass wir, wie Petrus hier, den verborgenen Ursprung erkennen. Das hatte Er bis jetzt nicht erreicht; der Herr macht ihn seinem Knecht bekannt. Da ist keine Eile; Er wartet, bis sie ihr Mahl eingenommen hatten, und dann sagt Er zu Simon Petrus: „Simon, Sohn Jonas’, liebst du mich mehr als diese?“ Er ruft ihn mit seinem natürlichen Namen; denn Er wusste wohl, worin das Geheimnis bestand, dass der Feind bei Petrus eine Handhabe hatte; und Er wollte in der Seele des Apostels ein echtes Gefühl dafür wecken. Durch die Meinung von seiner eigenen größeren Liebe hatte er nicht bloß auf sich selbst vertraut im Verhältnis zu anderen, sondern er war auch den Worten des Herrn gegenüber nachlässig gewesen. Hätte er sich seine Worte im Gebet zu Herzen genommen, so wäre er nicht gefallen, als er versucht wurde, sondern er hätte der Versuchung standgehalten und sie überwunden. Aber es war nicht so. Er war sicher, dass er den Herrn mehr liebte als die Übrigen; und wenn sie in solch einer Prüfung nicht stehen konnten, so wollte er es zeigen; und dieses Vertrauen auf seine eigene überragende Liebe zu Christus war genau der Grund seines Falles, so wie die Befragung der um ihn Herumstehenden die Gelegenheit für den Fall bot. Und jetzt liegt die Wurzel vor Petrus durch die Führung des Herrn offen da, wo Petrus schon über die Frucht geweint hatte.

Aber zuerst erkennt Petrus nicht das Ziel des Herrn. Er vermeidet unweise Vergleiche mit anderen; er appelliert einfach an das innere Bewusstsein des Herrn: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Der Herr ist weit davon entfernt, dieses Bekenntnis von großer Liebe abzulehnen, und Er beweist seine eigene Wertschätzung dieses Bekenntnisses und sein Vertrauen in Petrus. Denn Er, der große Hirte, der im Begriff ist, die Welt zu verlassen, vertraut seinem Knecht das an, was unaussprechlich kostbar in seinen Augen ist und was am allermeisten seiner Fürsorge bedurfte: „Weide meine Lämmlein.“ So prüft Er unsere Liebe, indem Er dem Schwächsten der Heiligen mit seiner Liebe antwortet. „Jeder, der den liebt, welcher geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“ Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat; aber es ist nicht so, dass wir Ihn allein lieben, sondern die, die sein sind, nicht die, die uns natürlicherweise lieben, sondern die, die Er göttlich liebt. „Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht“; und: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat? Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.“

Fühlte nicht Petrus tief innerlich und in steigendem Maße, wie das liebevolle Vertrauen des Herrn so auf ihm ruhte, noch viel mehr als bevor er fiel? Die Verwaltung des Reiches der Himmel, die Schlüssel (nicht der Kirche oder des Himmels) des Reiches waren Petrus verheißen worden und erfüllten sich zur entsprechenden Zeit. Hier ist es etwas Zarteres und Innerlicheres, wenn auch kein Grund besteht, die Herde, die ihm hier anvertraut wird, über die Menschen der Beschneidung hinaus auszudehnen (s. Gal 2,1). Erinnerte er sich nicht an Jesaja 40,11 im Zusammenhang mit dem gelobten Messias in seinem Werk, wie Er jene Herde wie ein Hirte weidet, wie Er die Lämmer in seinen Arm nimmt und in seinem Gewandbausch trägt und wie Er die Säugenden sanft leitet?

Der Herr fängt noch einmal an, aber Er lässt jeden Bezug auf andere fallen. „Simon, Sohn Jonas’, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe.“ Es ist eine schmerzliche Lehre, dass sogar solch ein reifer Gelehrter wie Grotius sich einer so unwürdigen Meinung verschreibt, dass diese bemerkenswerten Unterschiede im Ausdruck keine wichtigen Unterschiede in der Wahrheit darstellten. Aber Petrus, wenn er auch nicht mehr herabsetzend von anderen denkt, kann doch seine Gewissheit nicht aufgeben, dass der Herr im Inneren von seiner wirklichen Liebe zu Ihm überzeugt sei. Und der Herr trägt ihm jetzt auf, seine Schafe zu hüten so wie vorher seine Lämmer. So sagt es Petrus zu einem späteren Zeitpunkt eindringlich zu den Ältesten unter den jüdischen Christen, die er anredete, Menschen aus der Zerstreuung in Pontus und in anderen Gebieten von Kleinasien: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, nicht als die da herrschen über ihre Besitztümer, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid“ (1Pet 5,2.3).

In den Worten des Herrn und in den Worten des Apostels können wir zu unserem eigenen Gewinn feststellen, wie sorgfältig gesagt wird, dass die Lämmer und die Schafe Christus gehören und nicht den Ältesten oder sogar dem Apostel. Die Herde ist Gottes Herde. Der, der Christen als seine Versammlung betrachtet, ist derselben Vergesslichkeit göttlicher Gnade und göttlicher Autorität schuldig wie die Gemeinde, die den Geistlichen als ihren Diener betrachtet anstatt den Diener Christi. Wenn welche denken, dass dies kleine Unterschiede seien, so ist es klar, dass sie kein rechtes Verständnis von einem Unterschied haben, der so tief in der Wahrheit ist, wie er auch voller höchst wichtiger Konsequenzen für Gut und Böse in der Praxis ist. Nur dies gibt moralische Erhöhung, da nur dies allein aus dem Glauben kommt; dies allein befreit von dem Ich und gibt denen, die dienen, genau wie auch denen, denen gedient wird, die echte Beziehung und den echten Charakter zueinander und sogar Christus.

Aber der Herr spricht noch einmal zu ihm. „Er spricht zum dritten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas’, hast du mich lieb?“ Hier erreichte der Schnitt den Grund. Nicht ein Wort des Tadels oder des Vorwurfs; aber der Herr fragt ihn zum dritten Mal, und zum ersten Mal greift Er den Ausdruck von Petrus von der besonderen Liebe auf. Erschien nicht seine dreifache Verleugnung in dem Licht des dreifachen Appelles und vor allem in dem Licht jenes Wortes, das so eine große Liebe ausdruckt ? „Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe“, oder, wenn man die Lesart der alexandrinischen, der vatikanischen und der Pariser Fassung etc. bevorzugt: „Weide meine Lämmer“, eine Verkleinerung von Zartheit und Liebe getragen. Das Werk der Wiederzurechtbringung war jetzt voll geschehen.

Petrus lässt jeden Gedanken an das Ich fallen und kann nur in der Gnade Zuflucht finden. Nur Er, der von sich aus alles ohne eine Anstrengung erkennt, nur Er konnte dem Herzen des Petrus trotz seines Mundes und aller Erscheinungen Glauben schenken; doch wusste nicht Er, dass sein armer leugnender Diener Ihn so lieb hatte? Die Antwort des Herrn, mit der Er ihm aufs Neue das anvertraute, was Ihm auf Erden am liebsten war, die Gabe der Liebe des Vaters an Ihn, besiegelt die Wiederzurechtbringung des Petrus, nicht nur in der Seele, sondern auch in seinem Verhältnis zu den Schafen seiner Weide. Weide sie, sagte der Herr. Sie zu hüten oder sie als Hirte zu beaufsichtigen, wird nicht vergessen; aber die positive Pflege, so wie bei den Lämmern am Anfang, bleibt bis zum Ende die bleibende Aufgabe des Hirten, das gewöhnliche Bedürfnis der Schafe; aber das erfordert anhaltende und tiefe Liebe, dass man nicht vielleicht schimpft oder herrscht, sondern weidet, und zwar nicht an letzter Stelle die geringsten von allen Schafen Christi. Nur die Liebe Christi kann das bewirken.

Aber dies ist nicht alles. Es ist dem Herrn nicht genug, die Seele des Petrus ganz wieder zurechtzubringen und ihm noch mehr zu geben, als ihn in seiner Beziehung zu den Schafen wieder einzusetzen, die sonst hätte bloßgestellt erscheinen mögen. Die Gnade wollte ihm zu Gottes entsprechender Zeit das geben, was er nicht nur verloren hatte, sondern auch zu seiner eigenen Schande und zur Unehre seines Meisters umgedreht hatte, das Bekenntnis seines Namens bis zum Gefängnis und zum Tod.

Verse 18.19

Joh 21,18.19: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tode er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hattet spricht er zu ihm: Folge mir nach.

Hierbei sind Handlungen und Worte verschleiert und doch kennzeichnend so wie bei dem, was vorausgeht, und bei dem, was folgt. Es war die Absicht, eine wichtige und interessante Wahrheit zu zeigen, aber nur für solche, die alles durchdachten und über die richtige Bedeutung der Worte und Handlungen des Herrn nicht hinausgingen. Petrus stand damals in der Blüte seiner natürlichen Kraft. In seiner Jugend (und er war noch weit davon entfernt, ein alter Mann zu sein) war er zu energischem Handeln bereit, und er neigte dazu, seine Freiheit mit allzu viel Selbstvertrauen zu gebrauchen. Er hatte es gerade gewagt, dorthin zu gehen, wohin er wollte, nämlich in das Haus des Hohenpriesters; und soweit es seine beherzten Worte verhießen, konnte man gedacht haben, dass er seine Lenden gürtete wie ein Mann, um größte, tapfere Heldentaten zu tun oder um einen großen Kampf von Anfeindungen für seinen verratenen und getroffenen Meister zu tun. Das Ergebnis kennen wir alle nur zu gut; und Petrus war mehr und mehr dahin geführt worden, das zu sehen und zu erkennen, bis er jetzt bis zu der Wurzel vorgestoßen war und das Ganze vor Gott richtig beurteilte. Und jetzt lässt ihn auch der Herr wissen, dass die Gnade ihm zurückgeben wollte, was ihm für ewig verloren schien: die Gemeinschaft der Leiden Christi und die Gemeinsamkeit mit seinem Tod, und zwar weit mehr in der Tat, als Petrus es in seiner eigenen selbstvertrauenden Liebe und Kraft, bevor er elendig zusammengebrochen war, angenommen hatte.

Wir sehen, wie die Gnade jeden Grund zum Rühmen ausschließt, während sie für Ehre sorgt, die über das hinausgeht, was wir in unseren eigenen fleischlichen Wünschen jemals geahnt haben. Ist das nicht Gottes würdig, und ist es nicht für die Heiligen passend? Als Petrus seinen eigenen Worten entsprechend losmarschierte, kam nichts Gutes dabei heraus; er als ein so begnadeter Diener verleugnete den Heiligen und Gerechten, seinen eigenen gnädigen Meister. Es war die tiefste Erniedrigung, und doch war er ein wahrer Heiliger und ein liebender Jünger. Aber so war es, weil er sich auf eigene Veranlassung hin in die Versuchung begeben hatte, anstatt sie Gottes Willen entsprechend zu erdulden, wenn er von ihr versucht wurde. So war sein Fall unvermeidlich; denn keiner kann der Versuchung widerstehen außer im Glauben und im Selbstgericht. Ein Gläubiger zu sein und den Herrn glühend zu lieben, wird nicht im Geringsten unter solchen Umständen bewahren, so seltsam dies auch vielen klingen mag, die wenig daran denken, wie oft und wie tief sie den Herrn praktisch in großen und in kleinen Dingen, mit denen sein Name verbunden ist, verleugnen. Wir müssen uns schämen, worauf auch immer wir stolz sind; und wie viel besser ist sogar dieser Gewinn, als dass Er uns in uneingeschränkter Selbstgefälligkeit weitergehen lässt?

Aber der Herr verheißt Petrus, dass, wenn er alt sein würde, er seine Hände ausstrecken sollte und dass ein anderer ihn gürten und ihn hinbringen würde, wohin er nicht wollte. So würde Petrus, wenn es ihm nicht länger möglich war, sich seiner eigenen Kraft oder seines eigenen Mutes zu rühmen, als ein hilfloser alter Mann sich des einzigartigen Vorrechtes von Gott erfreuen, nicht nur des Todes um Christi willen, was er in jüngeren Tagen auf sich zu nehmen versucht hatte und wobei er schmählich gescheitert war, sondern des Vorrechtes, genau jenen Tod zu erdulden, den der Herr mit seinem langen Todeskampf und seiner Schmach erlitten hatte. Denn der Herr, wie ausdrücklich betont wird, sagte dies, andeutend, (nicht dass Petrus überhaupt für Ihn sterben sollte, sondern) mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte; und nachdem Er dies gesagt hatte, sprach Er zu ihm: Folge mir nach!

Die Andeutung war kaum missverständlich. Wenn in jenen Tagen solch eine Exekution für die geringsten Sklaven und schuldigsten Verbrecher gemeinhin verbreitet war, so verstand jeder die Bedeutung des „Erhöhtwerdens“ oder des die Arme Ausstreckens durch die Kraft eines anderen. Wiederum machte die Handlung, dass Er Petrus berief, Ihm zu folgen, so wie Er einige Schritte am Ufer wandelte, die ernste Absicht, die darin lag, deutlich. Doch sogar da und so beweist die Tatsache, dass ein anderer ihn dahin bringen sollte, wohin er nicht wollte, wie wenig vom Ich in dem Tod des Petrus am Kreuz sein sollte, im Gegensatz zu denen, die in späteren Zeiten den Tod eines Märtyrers suchten, um diese Krone zu gewinnen. Nein! Das Ende des Petrus auf Erden sollte Leiden und Sterben für Christus sein, der ihm die Gnade geben wollte, zum entsprechenden Augenblick auszuhalten. Nicht Heroismus oder Askese ist das Merkmal des Christen, sondern Gehorsam. Die Lektion von dieser überragenden Gnade bleibt für uns bestehen, die wir denselben Heiland lieben und die wir eine Natur haben, die nicht besser ist als die des Jüngers. Haben wir das gelernt? Kann man es sicher und klar lernen, außer wenn man Christus nachfolgt? „Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand diente so wird der Vater ihn ehren.“ Petrus sollte, als er berufen war, dem Meister nachfolgen; und so tat er es. Möge dieselbe Gnade uns stärken und leiten auf demselben Pfad zum Leben oder Tod! Christus zu folgen, so wie Er uns beruft, ist unser bester Dienst.

Der feurige Geist des Petrus, den die ernste Mitteilung des Herrn dazu anregte, ergreift die Gelegenheit, um wegen eines Menschen zu fragen, der so eng mit ihm verbunden war wie der geliebte Jünger. Es ist schwer, bei dieser Frage die Eifersucht des Aktiven für das Besinnliche zu entdecken, von der früher und mittelalterliche Schreiber so viel sagen. Aber der Herr gibt ihm die Berichtigung, die er nötig hat.

Verse 20-23

Joh 21,20-23: Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, welchen Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesu: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm! Wenn ich will. dass er bleibe. bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach. Es ging nun dieses Wort unter die Jünger aus: Jener Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm; dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will. dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?

Es war wirklich liebevolles Interesse hinsichtlich eines Menschen, der noch enger mit ihm verbunden war als sein eigener Bruder Andreas, und zwar durch das Band einer gemeinsamen Liebe zu Jesus und von Jesus. Dies machte Petrus neugierig, über Johannes etwas zu erfahren, jetzt, wo sein eigenes irdisches Schicksal gerade enthüllt worden war. Aber wenn der gnädige Herr in seiner eigenen sanften Art den neugierigen Geist seines Knechtes tadelte, so bot Er doch reichlich Stoff zum Nachdenken in dem Rätsel, das Er Petrus vorsetzte. Man kann leicht erkennen, wie oberflächlich die Meinung von Augustinus und vielen seither ist, dass der Herr nicht mehr gemeint habe, als dass Johannes ein langes und sanftes Leben führen sollte im Gegensatz zu Petrus, der im Alter ermordet werden sollte, so wie sein eigener Bruder Jakobus schon in seiner Jugend. Es wurde ausdrücklich betont, dass Petrus dem Herrn sogar in seinem Tod folgen sollte, soweit dies möglich war. Nicht so Johannes, der bleiben sollte nach dem Willen des Herrn, bis Er kam. „Wenn ich will, dass er bleibe“ etc.

Es ist nicht nötig, zu sagen, dass ein offensichtliches und beabsichtigtes Geheimnis in der Art liegt, wie das ausgesprochen wird; und einige haben angenommen, dass hier auf die Zerstörung Jerusalems und das Bericht über das jüdische Volk angespielt wird; denn es steckt gewiss mehr hinter solch einem Gedanken als ein bloßer friedlicher Tod im vorgerückten Alter. Denn der Tod ist im wahren Sinne nicht das Kommen des Herrn, sondern vielmehr das Umgekehrte, unser Gehen zu Ihm. Wir wissen in jedem Fall, dass es Johannes gegeben war, den Sohn des Menschen als Richter der Versammlungen zu sehen und nicht nur Visionen von Gottes Handeln mit der Welt, seien es Juden oder Heiden, entsprechend seiner Vorsehung, zu haben, sondern auch Visionen von der Wiederkunft des Herrn im Gericht über die gotteslästerlichen Mächte der Erde und des Menschen der Sünde, um das lange verkündigte Reich Gottes und die Zeiten der Wiederzurechtbringung aller Dinge aufzurichten mit der noch größeren Herrlichkeit im neuen Jerusalem.

Aus den Worten des Herrn heraus, die sehr rasch verkehrt gedeutet wurden, scheint die Synagoge ihre Fabel von dem wandernden Juden entnommen zu haben, und die Christenheit ihren „Prester“ (?) Johannes, um die Herzen, die die Wahrheit verloren hatten, entweder dahin zu führen, Christus zu verwerfen oder alles in Aberglauben zu kehren.

Aber dies wird uns von Vers 23 mit großer praktischer Bedeutung klargemacht, nämlich wie gefährlich es ist, auf Tradition zu vertrauen, sogar auf die früheste, und wie gesegnet es ist, den unbeirrbaren Standort des geschriebenen Wortes Gottes einzunehmen. Die Gerüchte, die unter den Brüdern in den apostolischen Zeiten umhergingen, sind eine ganz natürliche, wenn nicht sogar notwendige Folgerung aus den Worten den Herrn dem Anschein nach. Aber wir tun nicht gut daran, eine Feststellung aus verstandesmäßigen Schlussfolgerungen vorbehaltlos anzunehmen und noch weniger in ein System hineingezogen zu werden, das sich auf solchen Ableitungen aufbaut. Wir haben das Wort des Herrn, und der Glaube beugt sich dem Wort zu seiner Freude und Ruhe und zur Ehre Gottes. Der Irrtum schmuggelt leicht die erste Entfernung von dem, was Er sagt, ein, wie der Apostel uns hier lehrt, nämlich dass der Herr nicht gesagt hatte, dass jener Jünger nicht sterben sollte, sondern: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme.“ Doch diejenigen, die diesem kleinen Fehler Einladungsruf gaben, waren nicht Feinde, waren keine schrecklichen Wölfe oder Menschen, die die Dinge verdrehten, um die Jünger von der Wahrheit abzuziehen. „Unter den Brüdern“ verbreitete sich die Tradition, die unbegründet und irreführend ist. Wunder oder Gaben oder Kräfte oder die Einheit waren kein Hindernis. Der Fehler entstand aus dem Überlegen, anstatt sich an das Wort des Herrn zu klammern. Die Brüder gaben aus Mangel an Unterwerfung gegenüber Gott und an Misstrauen gegenüber sich selbst den Worten eine Bedeutung, anstatt ihre wahre Bedeutung aus den Worten einfach zu entnehmen. Kein Wunder, dass ein anderer großer Apostel uns Gott und dem Wort seiner Gnade anbefiehlt; denn wenn wir vollen Nutzen aus seinem Wort in einfacher Abhängigkeit von Ihm ziehen, können wir nicht Ihn gebührend ehren, wenn wir gleichzeitig sein Wort nachlässig behandeln. Und obwohl der Heilige Geist uns so bewahrt und segnet, ist sogar Er in keiner Weise der Maßstab der Wahrheit (während Er in jeder Weise die Macht ist), sondern Christus, so wie Er in dem geschriebenen Wort offenbart wird.

An allerletzter Stelle kommt das persönliche Siegel oder die Bezeugung des Schreibers:

Verse 24.25

Joh 21,24.25: Dieser ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der dieses geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es sind aber auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat, und wenn diese alle einzeln niedergeschrieben würden, so würde, dünkt mich, selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen.

Es war Johannes und kein anderer. Jeder inspirierte Schreiber bewahrt nichtsdestoweniger seinen eigenen Stil und seine eigene Art, und zwar keiner mehr unmissverständlich als der, der das vierte Evangelium schrieb. Doch das, was geschrieben wurde, ist nur ein Beispiel, in göttlicher Weisheit ausgewählt und mit einem besonderen Plan zur Abrundung des großen Umfanges und der Absicht göttlicher Offenbarung. Wenn alles, was Jesus tat, geschrieben worden wäre, so nimmt der Gott verehrende Evangelist an, dass die Welt selbst zu klein für die benötigten Bücher sein würde.

Es mag beachtet werden, wie auffallend das Ende des Evangeliums dem Anfang entspricht oder wenigstens dem letzteren Teil der Kapitel Johannes 1 und 2. Denn obwohl der Gegenstand die Person des Sohnes als auf Erden offenbart und dann den Heiligen Geist bei seiner Rückkehr zu dem Vater herabsendend ist, wobei dieses Evangelium vor allen anderen die ewige Wahrheit und das höchste Vorrecht offenbart, so wird doch sorgfältig, bevor und nachdem dies historisch geschieht, darauf geachtet, zu zeigen, dass die alles fügenden Wege in keiner Weise vernachlässigt werden. Der letztere Teil von Johannes 20 und der Anfang von Johannes 21 und das Gegenstück zu der frühen Notiz. Wir dürfen hinzufügen, dass die Briefe des Johannes natürlich der tieferen Aufgabe gewidmet sind, das ewige Leben und die Gemeinschaft zu zeigen, die dasselbe mit dem Vater und dem Sohn gibt, wovon das Wort durch die Apostel die Offenbarung und der Heilige Geist die Kraft ist. Das Buch der Offenbarung ist auf der anderen Seite die volle und endgültige Enthüllung der Wege Gottes nach der Vorsehung; aber es offenbart auch das, was über diesem allem steht, und ihre Verbindung mit Himmel und Ewigkeit, die uns dort vollständiger und lebendiger vor Augen geführt wird als irgendwo sonst in dem Zeugnis Gottes.

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