Das Johannesevangelium (4)
Kapitel 4

William Kelly

© SoundWords, online seit: 03.05.2001, aktualisiert: 06.07.2023

Leitverse: Johannes 4

Wir befinden uns noch in dem Teil unseres Evangeliums, der dem Dienst unseres Herrn in Galiläa vorausgeht, den die drei synoptischen Evangelisten schildern, wenn auch diese Reise durch Samaria den Herrn zu deren Anfangspunkt führt. In Johannes 3,24 wird es aufgefallen sein, dass Johannes noch nicht ins Gefängnis geworfen war. Als er ins Gefängnis geworfen wurde (Mk 1,14) und Jesus es hörte (Mt 4,12), kam Er nach Galiläa und predigte. Unser Kapitel spricht von einem früheren Zeitpunkt und führt uns, wie gewöhnlich, zu einer tieferen Schau von allem, was da vor sich ging.

Verse 1-3

Joh 4,1-3: Als nun der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes (wiewohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger), verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa.

Wenig wussten die Jünger von der Tiefe der Herrlichkeit, die in Ihm war oder von dem daraus folgenden Segen für den Menschen, obwohl sie mit Eifer tauften und so ihren Meister der Eifersucht derer aussetzten, die seinen Aufstieg und seine Ehre schlecht vertragen konnten. Es wird aufgefallen sein, dass nicht Er, sondern seine Jünger taufte. Er wusste von Anfang an, wie es ausgehen würde; und dies findet seine angemessene Bestätigung hier. Sie könnten auf Ihn als Messias taufen; aber Er, der Sohn Gottes, wusste von Anfang an, dass Er als der Sohn des Menschen leiden und sterben musste: So hatte Er es schon zu Nikodemus mit den segensreichen Ergebnissen für den Gläubigen erwähnt. Die Taufe, die Er einsetzte, war deshalb eine Taufe nach seinem Tod und auf seinen Tod und seine Auferstehung. Der Sohn Gottes wusste, was im Menschen war, selbst wenn der Mensch geneigt war, Ihm aufgrund der Zeichen, die Er wirkte, zu huldigen. So kannte Er die Wirkung der Tätigkeit seiner Jünger auf die religiösen Menschen jener Zeit.

Die Eifersucht der Pharisäer trieb dann in Wirklichkeit den Herrn von Judäa fort. Was war dieses Gebiet weiter? Was war es ohne Ihn, vor allem, als es Ihn verwarf und Er es verließ? Sie mochten sich des Gesetzes rühmen, aber sie hatten es nicht gehalten; sie mochten die Verheißung für sich in Anspruch nehmen, aber Er, der Verheißene und der Erfüller aller Verheißungen, war dort gewesen, und sie erkannten Ihn nicht, liebten Ihn nicht, sondern bewiesen mehr und mehr ihre Herzensentfremdung von Ihm, ihrem Messias. Was konnte der erste Bund jetzt nutzen? Er musste ihre Verdammung bekräftigen; er würde keine Befreiung erwirken. Der Jude sollte unter den Artikeln des Gesetzes nur Verderben und Tod ernten. Wir sollen gegenwärtig mehr sehen; doch hier am Anfang des Kapitels wird der Sohn Gottes durch das falsche Denken derer, die am meisten seine Gegenwart geschätzt haben sollten, sozusagen von dem Volk Gottes und dem Ort seiner Institutionen vertrieben – aber das in der Kraft ewigen Lebens, wie groß auch die Erniedrigung war, die die hochmütigen Frommen Ihm beibrachten, weil sie in Ihm nur einen Menschen sahen und wenig vermuteten, dass Er das fleischgewordene Wort sei.

Verse 4-6

Joh 4,4-6: Er musste aber durch Samaria ziehen. Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Felde, welches Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber daselbst eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich also an der Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde.

Er ist ebenso wirklich Mensch wie Gott, aber Er ist immer und allein der Heilige. Müde und verworfen sitzt Er dort mit unermüdlicher Liebe. Die falschen Meinungen vor Ihm können Ihn jetzt nicht mehr hindern als die hochmütige Schlechtigkeit, die Er gerade hinter sich gelassen hatte. Jerusalem und Samaria verschwinden beide. Was konnten sie beide für ein böses Herz, für einen schuldigen Sünder tun? Und solch ein Mensch nähert sich.

Verse 7-10

Joh 4,7-10: Da kommt eine Frau aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken (denn seine Jünger waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen.) Die samaritische Frau spricht nun zu ihn: Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau bin? (Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern.) Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.

Er, der das Herz geschaffen hat, kennt vollkommen den Zugang zu seinen Empfindungen, und was für eine Gnade kann Er nicht zeigen, der kam, um eine neue und göttliche Natur zu geben und Gott in Liebe zu offenbaren, wo nichts als Sünde, Selbstsucht und Unfriede war ? Gott in der Niedrigkeit eines Menschen bittet um einen Gefallen, Er bittet eine samaritische Frau um einen Schluck Wasser; aber das diente dazu, ihr Herz für ihre Bedürfnisse zu öffnen und ihr in der Kraft des Heiligen Geistes ewiges Leben und Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus zu geben.

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündigt, der Botschaft des Guten bringt, der Heil verkündigt, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König. So sprach zu alten Zeiten der Geist der Weissagung durch Jesaja; und so wird es später in Vollkommenheit erfüllt werden, so wie es jetzt im Ansatz der Fall ist. Aber was für ein Anblick für Gott und auch für den Glauben: Er, der Sohn Gottes, beschäftigt sich so, nachdem Er von eifersüchtigem Hass und Verachtung der Menschen vertrieben worden ist, mit einer unglücklichen Samariterin, die ihr Leben in der Suche nach einem Glück, das sie so niemals gefunden hat, verzehrt hat! Überrascht fragt sie, wieso ein Jude so etwas von ihr bitten konnte: Was hatte sie empfunden, hatte sie schon da erfasst, wer Er war und dass Er im vollen Maße wusste, was sie war? Und wie wieder beruhigend war es für sie nachher, als sie auf den Weg zurückblickte, auf dem Gott sie an gnädiger Weisheit an jenem Tag geführt hatte, damit sie Ihn für ewig erkennen könnte!

Allein sprach Er mit ihr allein. Er begann in ihrer Seele sein Werk für den Himmel, für die Ewigkeit, für Gott. Kein Wunder irgendeiner äußeren Art wird vor ihren Augen gewirkt, kein äußeres Zeichen ist nötig. Der Sohn Gottes spricht in göttlicher Liebe, wenn auch (wie wir sehen werden) die Erkenntnis erst kommt, als das Gewissen erreicht und bearbeitet wird. Das Gesetz ist gut, wenn man es gesetzmäßig gebraucht, wenn man weiß, dass seine Anwendung sich nicht auf eine gerechte Person bezieht, sondern auf gesetzlose und ungehorsame, auf gottlose und sündige Person bezieht, kurz auf alle, die sich der gesunden Lehre widersetzen. Aber Christus als die Offenbarung Gottes in Gnade ist das Beste von allem. Er gibt alles, was nötig ist, Er schafft (nicht sucht) das, was sein sollte, nicht um auf die absolut notwendige Lektion über das, was wir sind, zu verzichten, sondern um uns fähig zu machen, das zu ertragen, damit wir erkennen, wie wahr Gott selbst in vollkommener Liebe sich um uns kümmert, trotz alles dessen, was wir sind.

Das ist Gnade, wirkliche Gnade Gottes. Kein Irrtum ist vollständiger oder gefährlicher als die Meinung, dass die Gnade aus Sünde Licht macht. War es eine oberflächliche Abfertigung unserer Sünden, als Christus sie an seinem Leib auf dem Fluchholz trug ? Schlug das Gesetz jemals einen Sünder in dieser Weise wie Gott, als Er seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte und so „keine Verdammung für die, welche in Christus Jesus sind“ erwirkte? Nein, es war ausdrücklich etwas, was das Gesetz nicht tun konnte. Das Gesetz konnte den Sünder mit seinen Sünden verurteilen; aber Gott hat so in Christus nicht nur die Sünden verurteilt, sondern auch die Wurzel des Bösen, die Sünde im Fleisch, und dieses in einem Opfer für die Sünde, so dass die, die sonst nichts als Verurteilung innen und außen, in Vergangenheit und Gegenwart, in der Natur und ihrem Leben hatten, jetzt durch die Gnade „keine Verdammung“ haben. Alles, was verurteilt werden konnte, ist verurteilt worden; und sie sind in Christus und wandeln nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Dies ist jetzt das Gesetz der Freiheit.

Hier bestand ohne Zweifel ein solcher Stand noch nicht und war folglich auch niemand möglich. Aber der Sohn handelte und redete hier in der Fülle der Gnade, die bald alles für den Gläubigen vollenden sollte und ihm alles übergeben sollte. Aber Er lässt die Samariterin wissen, dass sie nichts weiß. Denn wie groß auch seine Güte ist (und sie hat keine Grenze), sie schont nicht die Anmaßung des Menschen; und die Offenbarung, die sie von Gott und aus Gott bringt, geht niemals richtig ein, bis das Ich gerichtet ist. Samaria und Jerusalem kannten die Gnade egal wenig; und nur Christus kann durch den Geist das Herz öffnen, dass es sich beugt und dies annimmt. „Wenn du die Gabe Gottes kenntest“: Das ist die Wirklichkeit und der Aspekt Gottes in dem Evangelium. Er ist nicht ein Forderer, sondern ein Geber. Er befiehlt dem Menschen nicht, Ihn zu lieben, sondern Er verkündigt seine Liebe zu den Menschen, ja zu dem Schlimmsten der Sünder. Er sucht nicht die Gerechtigkeit des Geschöpfes, sondern offenbart seine eigene Gerechtigkeit. Aber der Mensch ist träge, wenn es um Glauben geht, und der religiöse Mensch begreift am allerspätesten, was aus ihm nichts und aus Gott alles macht. Aber das ist das Wort der Wahrheit, das Evangelium von unserem Heil; das ist die freie Gabe Gottes, die der Herr dort offenbarte und der Frau von Samaria erklärte.

Aber da war und ist mehr. Die Erkenntnis der Gabe Gottes im Gegensatz zum Gesetz auf der einen Seite oder der reinen Unkenntnis von seiner aktiven Liebe auf der anderen Seite ist unlösbar mit dem Glauben an die persönliche Würde des Sohnes Gottes verbunden. Deshalb fügt der Heiland, so niedrig, wie Er war, hinzu: „und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken“. Denn ohne dieses wird nichts richtig erkannt. Jesus ist die Wahrheit und bleibt ewig die Probe für die Seele, die mit umso größerer Entschiedenheit und anbetender Dankbarkeit die Herrlichkeit dessen anerkennt, der, als wahrer Gott, in unendlicher Liebe Mensch wurde, damit wir in Ihm ewiges Leben hätten. Denn anders – das können wir freimütig sagen – konnte das nicht geschehen. Die Wahrheit ist exklusiv und unveränderlich; sie ist nicht nur die Offenbarung dessen, was ist, sondern auch dessen, was allein sein kann und sein muss, in Übereinstimmung mit der wahren Natur Gottes und dem Zustand des Menschen. Doch wirkt Gott in seiner eigenen Freiheit, denn seine Liebe ist immer frei und immer heilig; und die Wahrheit kann nur sein, was sie ist; denn Er hat jene Liebe zum Menschen zu den Menschen in ihrer Sünde, ihrem Tod und ihrer Finsternis herabgebracht.

Es ist die Offenbarung Gottes an den Menschen in Ihm, der, wenn Er auch der Sohn Gottes war, sich so herabneigte, die Bedürftigste und Schlechteste und am meisten von Gott Entfremdete zu segnen, indem Er um einen Trunk Wasser bat, damit Er darin die Gelegenheit fände, selbst so einer Frau lebendiges Wasser zu geben: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest, und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Denn die Gnade, die in Christus wahrhaft erkannt wird, bringt Vertrauen zu der Gnade hervor und ermuntert das Herz, die größte Wohltat von Ihm zu erbitten, der niemals unter, sondern über der höchsten Stellung, die Ihm verliehen werden kann, sein wird. Niemals kann es geschehen, dass der Glaube des Menschen das reiche Maß der Gnade Gottes ausschöpft oder es sogar überschreitet. Wenn nun die Menschen trotz ihres Bösen ihren Kindern gute Gaben zu geben wissen, wie viel mehr wird der Vater, der im Himmel ist, den Heiligen Geist denen geben, die Ihn darum bitten? Wenn eine schuldige Samariterin von dem Sohn Gottes davon überzeugt wird, dass sie, wenn sie die Gabe Gottes kennt und den, der sie gebeten hat, Ihm zu trinken zu geben, während Er müde am Brunnen saß, Ihn nur bitten musste, um lebendiges Wasser zu empfangen, so hatte bisher noch keiner, der so fragte und empfing, irgendetwas wie ein angemessenes Empfinden von jenem unendlichen Segen, dass der Heilige Geist gegeben ist, um in dem Gläubigen zu sein.

So ist das lebendige Wasser, von dem Christus hier spricht: nicht Kraft in der Gabe, auch nicht einfach ewiges Leben, sondern der Geist, der von dem Sohn gegeben wird, dass Er in dem Gläubigen als die Quelle der Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater sei.

Es ist, wie einige gesagt haben, nicht ganz richtig, dass Christus hier mit „der Gabe Gottes“ gemeint sein soll, wobei der nächste Abschnitt die Erläuterung bringt. Ohne Zweifel war Er das Mittel, wie die Gabe Gottes geoffenbart wurde; aber der erste der Sätze in diesem reichen Wort unseres Herrn stellt den Gedanken der freien Gabe Gottes dar, so seltsam das auch dem Menschen zu sein scheint. Die Natur als solche versteht das niemals; das Gesetz allein macht es noch weniger begreiflich. Der Glaube allein löst die Schwierigkeit, die mit der Person, dem Auftrag und Werk Christi verbunden ist, der das Zeugnis, der Beweis und das Wesen davon ist; aber es ist die freiwillige Gnade Gottes, die gemeint ist. Deshalb lenkt der zweite Teil, anstatt nur den ersten zu erläutern, die Aufmerksamkeit auf Ihn, der dort in der größten Erniedrigung weilte (Er war müde von seiner Reise und bat eine Frau, von der Er wusste, dass sie die wertloseste Frau von allen Samariterinnen war, um einen Trunk Wasser) und der doch der Sohn des Vaters in ungeminderter Fülle göttlicher Herrlichkeit und Gnade für die Allerschlechtesten war. Und dies war so wahr, dass sie, die bis dahin für all dies blind gewesen war, Ihn nur zu bitten brauchte, um die beste und größte Gabe zu erhalten, die ein Gläubiger empfangen kann: lebendiges Wasser, nicht bloß Leben, sondern den Heiligen Geist. So war die Dreieinigkeit wirklich darin eingespannt, diese Worte unseres Herrn für die Samariterin zu erfüllen, während Christus der Weg dazu ist – die ganze Gottheit war mit dem angebotenen Segen verbunden.

Verse 11.12

Joh 4,11.12: Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief: Woher hast du denn das lebendige Wasser? Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab, und er selbst trank aus demselben und seine Söhne und sein Vieh?

Sie versteht keines der gnadenreichen Worte, die sie gehört hatte; sie vermischten sich nicht mit Glauben in ihrem Herzen; sie macht deshalb Einwände dagegen. Wenn das Wasser aus dem Jakobsbrunnen genommen werden sollte, wo war das Schöpfgefäß, das herabgelassen werden musste, denn der Brunnen war tief? Maßte Er sich an, größer als Jakob zu sein, oder war seine Quelle ein besserer Brunnen als der, der Jakob und sein Haus und das, was jetzt zu ihnen gehörte, versorgte? So argumentiert der Verstand gegen den Herrn entsprechend den Gefühlen oder der Tradition! So verhängnisvoll ist die Unwissenheit hinsichtlich seiner Person und der Wahrheit. Umstände sind die Probe für den Glauben und der Morast des Unglaubens, der sich froh (mit oder ohne jeden gerechten Anspruch) eines großen Namens und seiner Gaben bedient – ach! um einem größeren, ja dem größten Namen auszuweichen.

Man beachte nun die Gnade des Heilands, Er enthüllt mit der äußersten Fülle dieser dunklen Seele die unaussprechliche Gabe Gottes, die im Gegensatz steht zu ihren eigenen Gedanken und denen des Menschen im Allgemeinen:

Verse 13.14

Joh 4,13.14: Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.

Wasser, von welcher Quelle auch immer es stammt (dessen die Natur sich rühmt), mag erfrischen, aber der Durst wird wiederkommen; und Gott hat es so für das Geschöpf angeordnet, dass das so sein sollte und so sein muss. Aber es ist nicht so, wenn einem gegeben wird, von dem Geist zu trinken. Christus gibt dem Gläubigen den Heiligen Geist, dass Er in ihm eine frische Quelle göttlicher Erquickung sei, nicht nur ewiges Leben von dem Vater in der Person des Sohnes, sondern die Gemeinschaft des Heiligen Geistes; und von daher kommt die Kraft der Anbetung, wie wir etwas weiter in genau dieser Unterredung erfahren werden. So ist es nicht nur eine Befreiung von der Sucht nach Vergnügen, Eitelkeit und Sünde, sondern eine lebendige Quelle unerschöpflicher und göttlicher Freude, Freude an Gott durch unseren Herrn Jesus, und das in der Kraft des Geistes. Es setzt den Besitz ewigen Lebens in dem Sohn voraus, aber auch die Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist, in unsere Herzen ausgegossen ist.

Selbst jetzt bleibt die Samariterin so verständnislos wie je zuvor.

Verse 15-19

Joh 4,15-19: Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher komme um zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinen Mann und komm hierher. Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann, Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann; denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet. Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.

Sie würde fröhlich erfahren, wie sie von ihren Begierden und ihrer Mühe um diese Welt befreit werden könnte. Bis jetzt war noch kein Strahl himmlischen Lichtes in sie hineingefallen. Keinen Durst zu haben und nicht hierherkommen zu müssen, um zu schöpfen – das bildete die Grenze ihrer Wünsche von dem Heiland, von dem sie noch nicht erkannt hatte, dass Er ein Heiland war, noch weniger, dass Er der eingeborene Sohn war.

Dieses schließt den ersten Teil der Unterredung des Herrn mit ihr ab. Es war nutzlos, mehr, als bis dahin schon gesagt, vorzubringen. Jesus hatte ihr schon den Grundsatz vor Augen gestellt, nach dem Gott handelt, und seine eigene gnadenreiche Fähigkeit, ihr auf ihre Bitte hin lebendiges Wasser zu geben; Er hatte auch die unvergleichliche Erhabenheit seiner Gabe gezeigt, verglichen mit irgendeiner oder jeder Gabe Jakobs, denn seine Gabe war göttlich. Aber ihr Herz erhob sich nicht über den Bereich ihrer täglichen Bedürfnisse und irdischen Wünsche. Sie war seinen Worten gegenüber taub, obwohl sie Geist und Leben sind und offenbarten, was ewig ist.

War es dann vergeblich gewesen, dass Er so in der Fülle der Liebe Gottes zu ihr gesprochen hatte? Weit gefehlt. Es war sehr wichtig, wenn eine Tür innen einmal geöffnet wurde, dass sie dann überlegen und finden konnte, dass solcher Reichtum an Gnade ihr, ganz ohne dass sie ihn gesucht hatte, geschenkt worden war. Aber es war nutzlos, jetzt noch mehr davon zu sagen. Deshalb folgt die abrupte und anscheinend zusammenhanglose Aufforderung des Herrn? „Gehe hin, rufe deinen Mann und komm hierher.“ Aber lag die Abschweifung außerhalb der Frage um ihr Heil? Nein. Es war der zweite und notwendige Schritt bei einer Seele, wenn sie göttlich gesegnet werden soll. Durch ein erwecktes Gewissen gehen Gnade und Wahrheit ein; und weil ihr Gewissen bis jetzt nicht berührt war, waren die Gnade und Wahrheit überhaupt nicht verstanden worden.

Auf der einen Seite war es sehr entscheidend, dass sie und wir und alle den klarsten Beweis haben sollten, dass das Zeugnis von der Gnade des Heilands erfolgt, bevor es irgendeine Fähigkeit gibt, es aufzunehmen; denn wie dies Gott und seine freie Gabe erhebt, so erniedrigt es den gänzlich bösen und schrecklich gefährlichen Zustand des Menschen und stellt ihn bloß.

Auf der anderen Seite war es ebenso bedeutsam, dass sie dahin gebracht werden musste, zu fühlen, wie sie jene freie und wunderbare Gnade nötig hatte, deren der Heiland sie versichert hatte, und zwar in all ihren Tiefen und ihrer Größe und ewigen Dauer; und sie sollte das fühlen, bevor sie sich selbst als Sünderin vor Gott erkannt hatte. Er führt sie jetzt zu diesem Punkt: Denn so, wie es unmöglich ist, Gott ohne Glauben zu gefallen, so ist ein Glaube ohne Buße verstandesmäßig und wertlos. Das ist der Mensch, wenn er einen Beweis erkennt und akzeptiert, was er in seiner Weisheit für das Beste hält, und nicht ein Sünder, der, getroffen durch souveräne Gnade, gerichtet wird und sich in seinen Sünden erkennt, aber dann überglücklich ist, den Heiland, den einzigen Heiland, in Jesus Christus dem Herrn zu finden.

Aber der Herr hält noch an der Gnade fest. Er sagt nicht: Geh hin, rufe deinen Mann, ohne hinzuzufügen: „und komm hierher“. Er bereut seine Güte nicht, weil sie so unverständig war; im Gegenteil, Er benutzte das neue und notwendige Mittel, um die Notwendigkeit solcher Güte spürbar zu machen. Wie sorgfältig ist die Gnade, sie arbeitet an der Seele, damit sie eingehen und bleiben kann, jetzt, wo sie in ihrer ganzen Fülle und ohne Vorbereitung dafür, sondern nur aufgrund der verheerenden Lage des Menschen, bezeugt worden ist!

Die Frau, die antwortet: „Ich habe keinen Mann“, ist erstaunt, die vernichtende Entgegnung zu hören: „Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann; denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet.“ Sie war überführt. Das war eine Offenbarung des Geistes und der Kraft. Und doch waren die Worte knapp und einfach, und keines von ihnen war hart oder streng. Es war die Wahrheit über ihren Zustand und ihr Leben, auf höchst unerwartete Weise deutlich gemacht, so wie Gott es in der einen oder anderen Art bei jeder bekehrten Seele zu tun weiß und tut. Es war die Wahrheit, die sie nicht schonte und ihre Sünden vor Gott und ihrem eigenen Gewissen aufdeckte. Sie zweifelte nicht einen Augenblick, was das war, das alles offenbar machte. Sie erkannte, dass dies das Lieht Gottes war. Sie anerkennt, dass seine Worte nicht menschliche Weisheit, sondern Gottes Kraft sind. Sie bricht unter dieser Überführung ihrer Schuld zusammen und bekennt sofort: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Es war nicht allein die Tatsache, sondern die Wahrheit von Gott.

Es ist deshalb klar, dass „Prophet“ nicht nur einen Menschen bedeutet, der die Zukunft voraussagte, denn darum ging es hier nicht, sondern jemanden, der die Gedanken Gottes zum Ausdruck brachte – jemanden, der durch die offenbare Führung des Geistes das redete, was nicht auf natürliche Weise erkannt werden konnte, doch was deshalb umso mehr die Seele vor Gott und sein Licht stellte. So ist Abraham ein Prophet (1Mo 20,7) und die Väter im Allgemeinen (Ps 105,15) und die alttestamentlichen Propheten in ihrem ganzen Dienst und all ihren Schriften, nicht bloß, was die Weissagung betrifft. Das Gleiche gilt betont auch von der neutestamentlichen Weissagung, wie wir in 1. Korinther 14,24.25 sehen können. Sie wird von Gott gegeben, wenn sie das Leben richtet, ja das Verborgene des Herzens vor Ihm aufdeckt.

Da sie die göttliche Kraft seiner Worte erkennt, ergreift die Samariterin die Gelegenheit, Licht von Gott in eine Sache hineinzubekommen, die sogar für sie nicht ohne Verwirrung und Interesse gewesen war: der religiöse Unterschied zwischen ihrem Volk und der auserwählten Nation, und das nicht bloß in der Huldigung für Gott, sondern im formellen oder ausgesprochen öffentlichen Gottesdienst. Sie wollte die Frage, so alt wie sie war, jetzt für sich gelöst haben. Die Samariterin konnte, wie manch anderer, der sich in traurigem Irrtum befindet, auf alte Tradition pochen. Glückselig die Seele, die stattdessen ihre Zuflucht bei Jesus nimmt! Er allein ist die Wahrheit. Andere mögen sich irren und selbst getäuscht sein.

Darum wurde Jesus geboren und darum kam Er in die Welt, dass Er für die Wahrheit zeugen sollte. Was mehr ist: „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört seine Stimme.“ Ach! Wie anders ist es bei der Christenheit gewesen, die zuerst verdorben wurde, dann hoffnungslos zerrissen wurde und die außerordentlich hochmütig war, wenn sie am meisten Grund hatte, sich zu schämen. Es sei unsere Aufgabe in solch einem Zustand des Verderbens, sein Wort zu bewahren und seinen Namen nicht zu verleugnen.

Eine Zeit des übermäßigen Verfalls prüft die Seele; denn es scheint kühn zu sein, sich von den Hervorragenden dieser Erde, besonders wenn sie ganz viele sind, zu unterscheiden, und diejenigen, die Gottes Wort anhangen, sind wenige und haben nichts, dessen sie sich rühmen können. Gerade aus diesem Grund ist es kostbar in Gottes Augen und kein geringes Zeugnis für den abwesenden Meister. Doch ziemt es sich für alle, die sich von der Masse unterscheiden, sich ihres Grundes sicher zu sein, wie diese Frau es suchte, als sie sich an Jesus wandte; und der Christ braucht keinen anderen Grund suchen – ja, er ist schuldig und töricht, wenn er, wo die Unsicherheit der Leute so groß und schwer ist, auf irgendeinen anderen Grund schaut – als Jesus, wie Er durch sein Wort und seinen Geist redet.

Verse 20-26

Joh 4,20-26: Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr saget, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berge, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisset nicht, was; wir beten an und wissen, was, denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet.

Der Herr geht mehr als sorgfältig auf jeden Wunsch des Herzens der Samariterin ein. Denn hier haben wir nicht bloß die Rechtfertigung der israelitischen Anbetung verglichen mit ihrem samaritischen Gegenbild, sondern die erste Offenbarung christlicher Anbetung, wie sie dem Menschen von Gott gegeben ist; und diese als Anbetung, die nicht nur die samaritische Art, sondern auch das Judentum übertrifft – eine Änderung überdies, die sich damals anbahnte. Doch wird alles so in Worte gefasst, dass es sogar für die so angeredete Seele klar genug ist; während hier die Wahrheit so tief geht, wie kein Heiliger es jemals erahnt hat, so tief wir auch darin geschöpft haben mögen und uns daran erfreut haben.

„Der Vater“ sollte fortan angebetet werden, was für eine Offenbarung in sich selbst. Es geht nicht mehr um den Jehova Gott Israels, auch nicht um den Allmächtigen, wie es der Name war, durch den Er sich den Vätern bekannt machte. Hier ist eine reichere Offenbarung Gottes und eine weit innigere. Nicht als der Ewige, der sich selbst in den Bund und die Herrschaft einbezog, der sicher auch noch seine Wege mit Israel erfüllen wird, wie Er sie für ihre eigenen Wege gezüchtigt hat. Auch ist es nicht der Gott, der seine armen Pilger schützte, die sich auf ihren Wanderungen unter feindlichen Fremden an seine Verheißungen klammerten, bevor ihre Kinder eine Nation bildeten und sein Gesetz empfingen. Es war Gott so, wie der Sohn Ihn kannte und wie Er Ihn in der Fülle von Liebe und Gemeinschaft bekannt machte, der dementsprechend die Seinen, die in der Welt waren, in die bewusste Gemeinschaft von Kindern, als von Ihm Geborene, bringen würde (vgl. Joh 1,12.13.18; 14,4-10.20; 16,23-27; 20,17-23).

Kein Wunder, dass in der Gegenwart solcher Nähe und der Anbetung, die ihr geziemt, der Berg Gerisim versinkt und das Heiligtum zu Jerusalem verschwindet. Denn das eine war nur die Anstrengung des eigenen Willens und das andere nur der Versuch und die Probe für die Unfähigkeit des ersten Menschen, Gott zu begegnen und zu leben. Die christliche Anbetung gründet sich auf den Besitz ewigen Lebens in dem Sohn und auf der Gabe des Geistes aus der Kraft der Anbetung.

In Vers 22 macht es der Herr der Samariterin unmöglich, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass, wenn die christliche Anbetung in Zukunft die einzige für Gott annehmbare Form der Anbetung sein sollte, die samaritische Anbetung geradeso gut war wie die jüdische. Das nicht. Die Samariter beteten an, was sie nicht wussten; die Juden wussten, was sie anbeteten; „denn das Heil ist aus den Juden“, fügte Er hinzu. Sie hatten „die Annahme, die Herrlichkeit, den Bund, die Gesetzgebung und den Gottesdienst sowie die Verheißungen, die den Vätern gegeben waren, wovon, fleischlich gesehen, der Christus stammte, welcher über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen“. Die Samariter waren bloße Nachahmer, Heiden, die eifersüchtig auf Israel waren und ihm feindlich gesonnen waren, ohne Gottesfurcht; sonst hätten sie sich Gottes Wegen und seinem Wort unterworfen.

So werden Gottes Vorrechte an Israel gerechtfertigt; aber trotzdem war der Herr gerade zu dieser Zeit von pharisäischer Eifersucht vertrieben worden, und auf der anderen Seite hatte Er auch alle Anmaßung von traditionsbedingtem und ererbtem Segen beiseitegeschoben. Er war hier, um von Gott Kunde zu geben, und nicht, um den Menschen zu beglaubigen; und jetzt, da Er verworfen war, verschwinden Jerusalem und Samaria gleicherweise dahin. Das Alte ist gerichtet; alles muss neu werden. Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, jetzt, wo die, die die Einsetzungen Gottes hatten, seinen Ratschluss in Bezug auf sie selbst verwerfen. Und wenn jener Unglaube zum Äußersten führen sollte im Hass gegen den Vater und den Sohn, so würde er doch nur die Fülle göttlicher Gnade und Gerechtigkeit ans Tageslicht bringen, denn seine Liebe würde dann absolut frei sein, um erhaben über alles Böse hinweg für seine eigene Herrlichkeit zu wirken, wie wir es wirklich bei einem gekreuzigten, aber auferstandenen Christus finden.

Es ist deshalb beachtenswert, dass der Herr nicht „wen“, sondern „was“ sagt. Denn im Judentum wohnte Gott in dichter Finsternis, und das Zeugnis, das von Ihm durch das levitische System (mit seinen Opfern und Priestern, dem Eingang, dem Vorhang, dem Weihrauch, kurz: mit allem) gegeben wurde, war, dass der Weg ins Allerheiligste noch nicht geoffenbart worden war. Als Christus starb, war er geoffenbart; der Vorhang war zerrissen von oben bis unten, die ewige Erlösung war gefunden; die Anbetenden, die einmal gereinigt sind, haben kein Bewusstsein mehr von Sünden, und sie werden ermuntert, einzutreten. So ist das Christentum. Gott hat sich als der Vater in dem Sohn durch den Geist geoffenbart. Ihn, den allein wahren Gott, und den, den Er gesandt hatte, um Ihn zu offenbaren, zu erkennen, ist ewiges Leben. Und das machtvolle Werk, das am Kreuz geschehen ist, hat mit all unserem Bösen aufgeräumt, so dass wir frei sind, um uns Seiner zu freuen. Wir wissen deshalb, wen wir anbeten, und nicht nur „was“. Als Gott in der dichten Finsternis verborgen war und nur die Einheit seiner Natur Ihn verkündigte, blieb die Gottheit verschwommen. Welch ein Unterschied jetzt, wo der Vater in dem Sohn durch den Geist offenbart ist!

Deshalb wird dieser alles überragende Segen in seinem positiven Charakter in den Versen 24 und 25 enthüllt. Denn es ist eine Stunde, wo die Form verworfen wird, wie es im Judentum nicht geschehen konnte. Nur die Realität wird gestützt. Nationale Anbetung ist deshalb jetzt ein offensichtlicher Wahn, sie ist nur eine Anstrengung, das wieder zu erwecken, was verschwunden war, soweit es irgendeine Anerkennung vonseiten Gottes betrifft. Sie wurde in Israel unter dem Gesetz zu ihrem besonderen Zweck anerkannt; genauso wird es zuallerletzt im Tausendjährigen Reich sein, aber gehört nicht in die Zeit, die damals kam und jetzt ist, wenn wir dem Herrn glauben. Es ist jetzt eine Stunde, wo die wahren Anbeter den Vater anbeten. Wer und was sind sie? Die lehrmäßigen Äußerungen der Apostel beantworten diese Frage einstimmig in der Richtung, dass diese Gottes Kinder sind, von Ihm geboren durch den Glauben an Christus und versiegelt durch den Geist, ruhend auf seiner Erlösung. So sagt der Apostel (Phil 3,3), dass wir (im Gegensatz zu den bloßen Juden oder Judenanhängern) die wahre Beschneidung ist, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen. Aber wir müssen das Neue Testament als Ganzes zitieren, um den vollen Beweis zu geben, wenn einer mehr Beweise will, als der Herr sie in diesem Zusammenhang gibt, obwohl ich überzeugt bin, dass einer, der sich solch einem Zeugnis nicht beugt, auch nicht durch zehntausend andere Beweise überzeugt würde. Ein einziges Wort von Gott ist dem Gläubigen mehr wert als jeder andere Beweis: Wie viele könnten den Ungläubigen überzeugen?

Weiterhin, was von der Anbetung gesagt wird, schließt alle Menschen aus, die keine wahren Gläubigen sind. Denn sie sollen im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wie könnten das welche, die den Geist nicht haben und die Wahrheit nicht kennen? Zugegeben, der Artikel fehlt hierbei. Aber das erhöht in solch einem Fall wie dem unseren hier nur die Stärke der Aussage; denn da ist von einem geistlichen und wahren Charakter der Anbetung die Rede. Das heißt: Die Worte des Herrn drücken mehr aus als die Notwendigkeit, den Heiligen Geist zu haben oder mit der Wahrheit vertraut zu sein, obwohl schon dieses den Christen mit seinen herausragenden Vorrechten voraussetzen würde. Aber Er sagt, dass sie in diesem Sinne anbeten, nicht bloß, dass sie den Geist und die Wahrheit haben, um anbeten zu können. Nun könnte natürlich ein Christ ungeistlich und nicht der Wahrheit entsprechend handeln. Sogar Petrus und Barnabas versagten in einer schweren Krise, dass sie nicht entsprechend der Wahrheit des Evangeliums wandelten. Und wenn es auch ein wirklicher und wahrer Anbeter ist, er würde nicht in Geist und Wahrheit anbeten, wenn er den Geist betrübt oder den Herrn verunehrt. Aber es bleibt noch klarer, dass keiner außer den „wahrhaftigen Anbetern“ so anbeten kann, wenn sie auch bei einen gegebenen Anlass oder in einem gegebenen Zustand in der Tat nicht so anbeten könnten, wie sie sollten.

Darüber hinaus „sucht auch der Vater solche als seine Anbeter“. Lasst uns dies überdenken. Es war die Zeit, wo jeder Jude zu Jerusalem hinaufzog, um den HERRN zu suchen; die Zeit wird kommen, wo alle Nationen zu demselben Mittelpunkt zusammenströmen werden, wenn der Sohn des Menschen in Macht kommt und in Herrlichkeit herrscht. Aber das charakteristische Wirken der Gnade ist es, dass der Vater die wahrhaftigen Anbeter sucht. Ohne Zweifel versammeln sie sich, wenn sie gesucht werden, zu dem Namen des Herrn hin und erfreuen sich seiner Gegenwart durch den Geist. Es ist nicht genug, dass sie gewaschen sind – gewaschen nicht nur durch Wasser, sondern durch Wasser und Blut – und ganz rein sind; es ist nicht genug, dass sie den Geist haben als das Zeugnis von dem einen wirksamen Opfer und als Quelle des Lobes und Kraft ständigen Danksagens; „denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“. Welch eine Zuversicht für sie! Welch eine Gnade in Ihm! Doch ist sein Suchen für jeden Christen gültig. Mögen sie seine Gnade damit beantworten, dass sie alles, was in dieser bösen Zeit ihrer unwürdig ist, verdrängen.

Aber da sind noch andere Worte von tiefer Bedeutung: „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen ja Geist und Wahrheit anbeten.“ Hier geht es um die Natur Gottes, nicht um die Beziehung der Gnade, die Er jetzt in und durch Christus offenbart. Er muss dementsprechend angebetet werden, und Er sorgte im vollen Maße dafür, in Anbetracht dessen, dass das neue Leben, das wir genießen, durch den Geist ist und Geist ist, nicht Fleisch (Joh 3,6); wie Er uns in der Tat nach seinem eigenen Willen durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat (Jak 1), und wir sind deshalb nicht wiedergeboren aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes (1Pet 1,23). Wir sollten zuversichtlich wandeln und im Geist anbeten, wenn wir im Geist leben. Er ist uns gegeben, damit wir den ersten Adam richten und verwerfen sollen, um nur den zweiten Menschen, unseren Herrn Jesus, zu verherrlichen. Ja noch mehr, da Gott ein Geist ist, nimmt Er nur geistliche Anbetung an. Seine Anbeter „müssen in Geist und Wahrheit anbeten“. Das ist eine moralische Notwendigkeit, die sich aus seiner Natur ergibt – einer Natur, in voll in Ihm geoffenbart wurde, der das Bildnis des unsichtbaren Gottes ist; und wir sollten in Bezug hierauf und auf den Charakter dessen nicht unwissend sein, die wir von Ihm als an Christus Gläubige wiedergeboren sind.

Die Frau, die von diesen Worten überwältigt ist, die zwar klar sind, aber ohne Zweifel ihr Verständnis weit übersteigen (denn sie ragen auf zu Gott, genauso sicher wie sie zum Menschen herabkommen), denkt sofort an den Messias. Sie gibt ihre Zuversicht auf sein Kommen zu und ist sicher, dass, wenn Er kommt, Er alles verkündigen wird (Joh 4,25). Ach, wenn doch alle, die an Ihn glauben, das von Ihm glauben würden! Ach, wenn sie doch, wenn Er ihnen den Frieden zugesprochen hat, sich nicht wieder der Sünde zuwenden möchten! Und welch eine Torheit ist größer, als sich von seinen Worten zu genau diesem Thema und beispielsweise, wie sie in diesem Kapitel stehen, abzuwenden und den menschlichen Traditionen zu folgen und den Arten und Weisen, wie die Welt sie bei der Anbetung Gottes hat?

Und jetzt dringen die letzten Worte, die nötig sind, um alles Übrige anzuspannen und ihr ewigen Segen zu vermitteln, an ihr Ohr und an ihr Herz: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet“ (Joh 4,26). Es könnte die unterste Form sein, den Einen vorzustellen, der dem Sünder helfen kann; doch es bleibt immer von Anfang bis Ende wahr, dass jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, von Gott geboren ist. Und das glaubte die Samariterin. Ihr Herz wurde berührt, ihr Gewissen aufgewühlt, und jetzt gehörte ihr die Gnade und Wahrheit, die durch Jesus Christus geworden ist, im vollen Maße. All der Segen gehörte ihr in seiner Person, der da gegenwärtig war und von ihr im Glauben angenommen wurde.

Was für ein Augenblick: ein gegenwärtiger Messias und der mit einer samaritischen Frau spricht – und zwar über christliche Anbetung!

Vers 27

Joh 4,27: Und über diesem kamen seine Jünger und verwunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du?, oder: Was redest du mit ihr?

Sie wunderten sich darüber, dass Er mit einer Frau sprach. Worüber wundert sie sich, die wusste, dass jedes Geheimnis ihres Herzens bloß und aufgedeckt vor Ihm lag, mit dem sie zu tun hatte? Seine Gnade hatte jedoch voll den Weg bereitet. Er, der alle Eckchen ihrer Seele erforschte, hatte sie schon dadurch ermutigt, dass Er ihr die reichste Gnade Gottes des Vaters geoffenbart hatte, weil Er selbst der einzig wahre Offenbarer dieser Gnade ist, und Er war im Begriff, den Heiligen Geist zu geben, damit sogar sie das erfassen und sich daran erfreuen könne. Es war keineswegs ein Suchen ihrerseits; der Vater suchte solche; auch ging es nicht darum, dass Er mit ihr redete, sondern Er offenbarte sich ihr. Die Jünger mussten viel lernen. Wenn sie das Thema der Unterredung gekannt hätten, hätten sie sich noch unvergleichlich mehr gewundert.

Verse 28-30

Joh 4,28-30: Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug stehen und ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: Kommet, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was irgend ich getan habe; dieser ist doch nicht etwa der Christus? Sie gingen zu der Stadt hinaus und kamen zu ihm.

Die moralische Umwandlung war ungeheuer. Eine neue Welt tat sich ihr auf, die die gegenwärtige Welt durch neue Gefühle und neue Pflichten verblassen ließ. Die Kraft davon zeigte sich darin, dass sie sich ganz über die sichtbaren Dinge erhob, was auch immer gewöhnlich die Wirkung sein könnte, in der Bemühung um eine bessere Erfüllung des gegenwärtigen irdischen Werkes. Aber die Offenbarung Christi an ihre Seele war alles verzehrend und war der kräftigste Ansporn, Ihn auch andere erkennen zu lassen. Wo das Auge einfältig ist, ist der Leib voller Licht. Sie fühlte, was sie am meisten brauchte, und sie handelte dementsprechend. Sie ließ ihren Wasserkrug zurück und kehrte zu der Stadt zurück und sagte den Leuten von Jesus. Wie sie Ihn doch richtig verstand! Er hatte sie nicht ausdrücklich geschickt, doch ging sie freimütig einladend los. Auch war es nicht bloß, dass sie sie aufforderte, zu gehen: „Kommet, sehet einen Menschen.“ Sie wollte mit ihnen zusammen gehen. Ihr Herz war in dem Strom seiner Gnade und rechnete mit dem gleichen Empfang für andere, wenn dieser auch, genau wie bei ihr, nicht zu garantieren war. Das ist die Kraft göttlicher Liebe vom ersten Anfang an.

Doch wegen seiner Gnade wurde die Wahrheit nicht geschwächt. Sie mussten sich auch auf das vorbereiten, was sie erforscht hatte. „Kommet, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt, hat, was irgend ich getan. Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ Nun, sie wussten, was sie für eine Frau gewesen war; und wenn Er so mit ihr umgegangen war, könnten sie Ihn dann nicht auch sehen und Ihn hören? Solch ein persönliches Erlebnis hat große Kraft, und es ist auch sicher, wo es nicht bloß ein Appell an die Gefühle ist, sondern wo gleichzeitig das Gewissen gesucht wird.

Verse 31-34

Joh 4,31-34: In der Zwischenzeit [aber] baten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennet. Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm wohl jemand zu essen gebracht? Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.

Wie erniedrigend, seine Jünger zu solch einem Zeitpunkt mit dem Leib und seinen Bedürfnissen beschäftigt zu finden. Und das gibt der Herr ihnen durch seine Antwort zu verstehen. Sie kannten solch eine Speise noch nicht, wenn sie auch Jünger waren. Es ist nicht so, wie viele es oft deuten: sein Fleisch und seinen Kelch; denn da war eine innere Quelle der Liebe und Freude an seinem Vater, seinen Willen zu vollbringen und seinen Willen zu tun. Darin ermüdete Er nie, und auch wir sollten es nicht, wie groß auch immer die Müdigkeit des Leibes sein mag. Denn „er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle. Und Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer fallen hin; aber die auf den HERRN harren, gewinnen neue Kraft: Sie heben die Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.“ Jesus kannte dies selbst in vollkommenem Maße, und hier ist ein Beispiel dafür.

Verse 35-38

Joh 4,35-38: Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an, denn sie sind schon weiß zur Ernte. Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf dass beide, der da sät und der da erntet, zugleich sich freuen. Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da sät, und ein anderer, der da erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.

Wann auch immer die Zeiten für die natürliche Ernte sein mochten, die Felder waren geistlich gesehen reif zur Ernte. Der Mensch, die Welt, verdienten ohne Zweifel das Gericht; aber derselbe Zustand der Sünde, der nach dem Gericht verlangt, wird von Gott für seinen Ruf der Gnade gebraucht. Das Evangelium kommt ausdrücklich auf der Grundlage des totalen Verderbens des Menschen und verwischt deshalb alle Unterschiede. Jude, Samariter und Heide – was sind sie alle jetzt außer Sünder? Der Jude war unter der Prüfung gewesen, aber er verwarf jetzt den Messias, den Sohn Gottes. Alles war verloren; aber der verworfene Christus ist der Heiland, und jetzt gibt es ein Heil für alle, und die Gnade bringt es solchen wie diesen Samaritern nahe.

Nicht dass die Gnade in den vergangenen Zeiten der Prüfung nicht gewirkt hätte. Der Mensch hatte alles bis zum Letzten zerbrochen, aber Gott bereitete den Weg dazu, wo nicht mehr erfahrungsgemäßes Handeln und die Gerechtigkeit des Menschen gesucht werden, sondern wo Gottes Gerechtigkeit aufgrund des Werkes Christi offenbart wird. Seine Zeugen hatten nicht vergeblich gearbeitet, wie wenig auch manchmal die Wirkungen sichtbar waren. Aber das wahre Lieht schien jetzt, und alles erschien, wie es war, im Blickfeld der Gnade. Was für ein Anblick für Christus, wie die Samariter zu Ihm kamen! – Sie kamen, um Einen zu hören, der uns alles sagt, was irgend wir getan haben! Die Felder waren wirklich reif.

Es ist bemerkenswert, dass der Herr jetzt vielmehr über das Ernten als über das Säen spricht, obwohl doch das Säen natürlich vorher kommt und auch anderswo seinen Platz hat, wie zum Beispiel in Matthäus 13. Zu alten Zeiten war es mehr Säen als Ernten; jetzt, an diesem Tag der Gnade, gibt es ein charakteristisches Ernten – eine Frucht, die sich nicht nur aus Gottes vergangenem Handeln ergibt, sondern aus seinem Kommen und seinem machtvollen Werk, der Er so zu den Jüngern spricht: „Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben; auf dass beide, der da sät und der da erntete zugleich sich freuen.“ So wird es an dem Tag der Herrlichkeit sein, wie der Geist davon sogar jetzt schon in der Versammlung und im Herzen des Christen wahr ist. „Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da sät. und ein anderer, der da erntet.“ Aber während es noch diese Unterschiede gibt, bleibt es so, dass die Apostel in der Richtung gekennzeichnet werden, dass sie eher ernten als säen, und so steht es natürlich auch mit anderen Arbeitenden. „Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt: Andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.“

Wie überzeugend wurde dies zu Pfingsten und später bestätigt, wie wir wissen.

Verse 39-42

Joh 4,39-42: Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an ihn um des Wortes der Frau willen, welches bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was irgend ich getan habe. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb daselbst zwei Tage. Und noch viele mehr glaubten um seines Wortes willen; und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.

Es ist überwältigend, wie Gott das einfache Zeugnis der Frau ehrte. Viele aus jener Stadt glaubten an Ihn um ihres Wortes willen. Hier legt sie wieder Zeugnis ab von dem Suchen ihres Gewissens durch sein Wort. „Er hat mir alles gesagt, was irgend ich getan habe.“ Es ist eine gute Garantie, dass das Werk göttlich ist, wenn vor solcher Nachforschung nicht zurückgeschreckt wird; sonst ist die Gnade in Gefahr, als Deckmantel für die Sünde oder als oberflächliches Treiben mit einem Sünder missbraucht zu werden, anstatt dass sie alles in Gottes Licht richtet. Aber wenn irgend der Glaube echt ist, erhebt er sich von der Einrichtung zu dem hin, der geruht, diese zu gebrauchen, und Gott hat Gefallen daran, auf das Wort Jesu selbst Ehre zu legen. Deshalb wird uns gesagt, dass, als Er in Gnade dem Wunsch der Samariter nachkam und zwei Tage dort blieb, „noch viele mehr glaubten um seines Wortes willen“. Wie nett war es für die Frau, als sie zu ihr sagten: „Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.“ Gott führte auch sie dahin, dass sie sein Messias-Sein fallen ließen, und die Schreiber haben es ohne rechten Grund eingefügt. Die alte Meinung scheint überzeugend, dass die Worte „der Christus“ verschwinden sollten. Ihr Bekenntnis ist noch viel einfacher und bestimmter, wenn das so ist. Sie wussten jetzt und bekannten die Wahrheit – die Gnade und Wahrheit, die durch Jesus Christus geworden ist (vgl. 1Joh 4,14).

So ist der Herr, wie wir sehen, in Samaria ohne irgendein Wunder anerkannt worden – erst von einer Person als Prophet und schließlich als Heiland der Welt von allen, die dort an Ihn glaubten. Das vollste Bekenntnis seiner Gnade fand sich dort, wo man am wenigsten auf Verständnis gehofft hätte; aber der Glaube gibt neue Weisheit, die so von der alten verschieden ist, dass diejenigen, die weise sind, töricht werden müssen, wenn sie in Gottes Augen weise werden möchten. Wie segensvoll für solche, die sich keiner Weisheit rühmen können und die die Gnade mit aller Einfachheit entsprechend ihrer eigenen Kraft formt! So waren die Samariter, unter denen der Herr diese kurze Zeit weilte.

Verse 43.44

Joh 4,43.44: Nach den zwei Tagen aber zog er von dannen aus [und ging hin] nach Galiläa; denn Jesus selbst bezeugte, dass ein Prophet in dem eigenen Vaterlande keine Ehre hat.

Er nimmt wieder seinen Platz unter den Verachteten und Niedrigen auf. Das erste Evangelium stellt heraus, dass diese Sphäre seines Dienstes der Weissagung entsprach: Denn Jesaja, der die Sünden und das Gericht Israels von Anfang bis Ende darstellt, hatte von dem Licht gesprochen, das an Galiläa aufleuchten sollte, wenn Finsternis die begünstigten Orte im Land bedecken würde. Alle Evangelisten verweilen in der Tat aus dem einen oder anderen Grund bei seinem Dienst in Galiläa. Nur Johannes bringt seine charakteristischen Vorfälle in Jerusalem in den Vordergrund. Markus spricht viel von Galiläa, weil es seine Aufgabe war, den Dienst des Herrn zu beschreiben; und wir müssen Ihm wirklich dorthin folgen, wenn wir die Einzelheiten mitbekommen möchten. Lukas gibt wiederum Galiläa an zur Erläuterung der moralischen Wege Gottes in der Gnade unseres Herrn Jesus und des Wirkens von Einem, der umherging, wohltuend und heilend alle, die von dem Teufel überwältigt waren. Johannes stellt dies, wie gewöhnlich, auf eine Grundlage, die sich deutlicher auf seine Person bezieht.

Es war sein eigenes Zeugnis, dass ein Prophet keine Ehre in seinem eigenen Land hat. Er war nicht herabgekommen, um seine eigene Ehre zu suchen, sondern die Ehre dessen, der Ihn gesandt hatte. Er hatte eine Fülle von Gnade und Wahrheit auszuteilen; Er war gesandt. Er war gekommen, um seines Vaters Willen zu tun; zufrieden, nichts zu sein – nichts vom Menschen zu haben, geht Er nach Galiläa. Aber wenn die Galiläer Ihm keine Ehre darbrachten, als Er in ihrer Mitte war, so waren sie doch von dem Gerücht, das ausgegangen war, besonders durch den Eindruck, den Er in der Hauptstadt gemacht hatte, nicht unberührt.

Verse 45

Joh 4,45: Als er nun nach Galiläa kam, nahmen die Galiläer ihn auf, da sie alles gesehen, was er in Jerusalem auf dem Feste getan hatte; denn auch sie kamen zu dem Fest.

Galiläa war nicht nur der Bereich, wo Er den größten Teil seines irdischen Lebens in Niedrigkeit und Gehorsam verbracht hatte, sondern dort hatte Er angefangen, sich seinen Jüngern zu erkennen zu geben; und dort hatte Er zuerst ein Zeichen als Zeugnis für seine Herrlichkeit gegeben: „Er kam nun wiederum nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein gewisser königlicher Beamter, dessen Sohn krank war, in Kapernaum“ (Joh 4,46). Jenes erste Zeichen zeigte die Verheißung, das Pfand und den Ernst der zukünftigen Freude und Segnung Israels; und Er selbst wird an dem zukünftigen Tag dort im Land sein, nicht mehr als Gast oder als der Herr des Festes allein, sondern als der Bräutigam. Und die Unfruchtbare wird ihren Schöpfer als ihren Mann erkennen, HERR der Heerscharen ist sein Name; und der Heilige Israels ist ihr Erlöser. Er wird nicht nur der Gott des Landes, sondern der Gott der ganzen Erde genannt werden. Aber jetzt ist noch nicht der Tag zum Frohlocken, sondern der Tag der Traurigkeit; noch nicht der Tag, den Ort von Israels Zelt auszudehnen oder die Behänge ihrer Wohnstätte auszuspannen oder die Seile lang zu machen. Es ist noch nicht die Zeit, sich auszubreiten zur Rechten und zur Linken, die Heiden werden noch nicht in Besitz genommen oder die verödeten Städte bevölkert. Kam dagegen nicht der Messias in das Seine, und die Seinen nahmen Ihn nicht an? Ja, sie waren sogar im Begriff, ihre Sünde an seinem Kreuz vollständig zu machen und ihren Unglauben mit ihrer Verwerfung des Evangeliums zu besiegeln, indem sie seinen Knechten verboten, zu den Heiden zu reden, damit diese errettet würden. Sie waren dabei, ihre Sünde immer mehr zu vergrößern, so dass der Zorn mit Macht auf sie gekommen ist, wenn auch die Gnade ihren Hall zum Heil und zur Bereicherung der Heiden wenden mag. Trotzdem ist die Gnade noch dabei, jedes Zeichen zu vollenden, das über Israel beschlossen war, und der Herr fügt bei dieser Gelegenheit eine neue und passende Offenbarung seiner Macht für ihre augenblickliche Lage und gegenwärtige Not hinzu.

Verse 46-48

Joh 4,46-48: Und es war ein gewisser königlicher Beamter, dessen Sohn krank war, in Kapernaum. Als dieser gehört hatte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm hin und bat [ihn], dass er herabkomme und seinen Sohn heile; denn er lag im Sterben. Jesus sprach nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so werdet ihr nicht glauben.

Wie auffallend ist der Gegensatz zu den einfacheren Seelen in Samaria! Da war Glaube an die Kraft Jesu, aber jüdischer Art. Der königliche Beamte hatte ohne Zweifel von Wundern gehört, die von Ihm in seiner Gegenwart persönlich gewirkt worden waren. Sein Glaube erhob sich nicht höher; doch konnte es offensichtlich, wenn es die Kraft Gottes war, keine Grenzen gaben. Abwesenheit oder Gegenwart konnten keine Bedeutung haben – es waren nur Umstände; und gerade das Wesen eines Wunders ist es, dass Gott sich über alle Umstände erhebt. Es ist irrational und ungläubig, ein Wunder an der Erfahrung eines Menschen zu messen. Es ist bloß eine Frage von Gottes Willen, seiner Macht und Herrlichkeit; und deshalb tadelt der Herr gerechterweise den Unglauben all solcher Gedanken.

Wie schön steht auch die Gnade, die an dem heidnischen Hauptmann, dessen Knecht krank war, wirkte, im Gegensatz zu den beschränkten Erwartungen dieses jüdischen Beamten! Dort schlug der Herr, um die Kraft seines Glaubens zu üben und offenbar werden zu lassen, vor, mit den Ältesten der Juden zu gehen, die Ihn baten, zu kommen und seinen Knecht zu heilen. Aber als Er schon nicht mehr weit von dem Hause entfernt war, sandte der Hauptmann Freunde zu Ihm mit der ausdrücklichen Bitte, sich nicht zu bemühen; denn er war nicht würdig, dass Er unter sein Dach treten sollte, genauso wenig, wie er sich für würdig hielt, dass Er selbst zu Ihm kam. Er brauchte nur ein Wort zu sagen, so würde sein Knecht gesund. Dies brachte dementsprechend eine große Billigung vonseiten des Herrn ein, und nicht seinen Tadel, wie hier. „Selbst nicht in Israel“ hatte Er so großen Glauben gefunden. Doch enttäuscht die Gnade des Herrn nie, und geringer Glaube empfängt ihre Segnung ebenso sicher, wie größerer Glaube seine größere Antwort.

Verse 49.50

Joh 4,49.50: Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt. Und der Mensch glaubte dem Worte, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.

Hier sehen wir wiederum, wie gering der Glaube ist, wenn der Appell dringend ist. Doch muss der Glaube eine gnädige Zusicherung haben: „Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt.“ Es war für die Seele des Beamten in jeder Weise besser und noch besser für die Verherrlichung Gottes, dass Jesus ihn gehen ließ, anstatt mit ihm zu gehen. Wenn es in die Gedanken und Worte des Menschen einging, war es gedacht, um seinen Glauben noch mehr zu prüfen. Und er brauchte nicht lange zu warten, bis er den Segen erfuhr:

Verse 51-53

Joh 4,51-53: Aber schon während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und berichteten, dass sein Knabe lebe. Er erforschte nun von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden sei; und sie sagten zu ihm: Gestern zur siebten Stunde verließ ihn das Fieber. Da erkannte der Vater, dass es in jener Stunde war, in welcher Jesus zu ihm sagte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte, er und sein ganzes Haus.

So sorgte der Herr dafür, dass die Knechte angespannt wurden, die aufgrund der Abwesenheit ihres Herrn umso interessierter und verantwortungsbewusster waren. Sie beobachteten den Fall; sie bemerkten die Veränderungen in der Krankheit des Patienten; und sie waren deshalb die Ersten, die sahen, wann sie sich zum Guten zu wenden begann. Sie konnten dem Herrn die genaue Stunde angeben, wann das Fieber von dem Kind gewichen war – genau die Stunde, wie er ihnen sagen konnte, als Jesus das Wort von der heilenden Kraft sprach.

Vers 54

Joh 4,54: Dies tat Jesus wiederum als zweites Zeichen, als er aus Judäa nach Galiläa gekommen war.

Ist das nicht ein Zeichen für das, was Er an dem Tag tun soll, wenn Er die tote Tochter Zion wiederbelebt und auch das Wasser der Reinigung in den Freudenwein verwandeln wird für Gott und Mensch? In der Zwischenzeit erlöst Er den Einzelnen in Israel, der im Begriff war, verlorenzugehen, wenn er den Glauben – und sei er auch noch so schwach – hat, das Heil von dem Christus zu erwarten. Es war sogar damals von seinem Dienst in seiner ganzen Bedeutung und Kraft wahr. Im folgenden Kapitel werden uns die Rechte seiner Person noch machtvoller in ihren gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen vor Augen gestellt. Hier geht es fast mehr darum, die Macht des Todes zu bezwingen, als Leben zu geben. Sogar, dass Er allein das tun konnte und tat, wo der Glaube da war.

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