Urim und Tummim
2. Mose 28,29

Thomas Oliver

© SoundWords, online seit: 23.08.2006, aktualisiert: 27.12.2021

Leitvers: 2. Mose 28,29

2Mo 28,29: Aaron soll die Namen der Söhne Israels an dem Brustschild des Gerichts auf seinem Herzen tragen, wenn er ins Heiligtum hineingeht, zum Gedächtnis vor dem HERRN beständig.

Nur in einer sehr schwachen Weise konnte Aaron das Volk vertreten. In Wirklichkeit waren nur die Namen der Stämme, nicht die der einzelnen Glieder, aus denen diese bestanden, auf den eingesetzten Steinen seines Brustschildes und der Schulterstücke eingestochen. Er hatte nur eine sehr unvollkommene Kenntnis ihrer Bedürfnisse und ihrer Übungen. Er liebte nicht jeden Einzelnen in dieser großen Menge. Doch diese Dinge stellen in sehr schöner Weise die Tätigkeit eines Anderen vor, der kommen würde und der jetzt zur Rechten Gottes ist als unser völlig hinreichender Vertreter: des Apostels und Hohenpriesters unseres Bekenntnisses, Jesus [Heb 3,1].

Unser Hoherpriester kennt bis ins Einzelne die Umstände und das Herz eines jeden der Seinen. „Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus“ (Joh 10,3). Er kennt die Seinen und ist gekannt von den Seinen. Sie hören seine Stimme und folgen Ihm. Unser Hoherpriester liebt uns mit einer nachsichtigen Liebe, von der uns nichts zu trennen vermag (Röm 8,39). Aaron trug die Namen auf seiner Schulter, dem Platz der Sicherheit, und auf seiner Brust, dem Platz der Zuneigung. So konnte der große Erfüller dieses Vorbildes sagen: „Ich gebe ihnen ewiges Leben und sie gehen nicht verloren ewiglich und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28). Und: „Da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1). Auf diese Weise wird die ewige Sicherheit der Gläubigen doppelt verbürgt.

Ein schönes Beispiel davon, welche Macht darin liegt, wenn Er seine Schafe mit Namen ruft, haben wir in der Begebenheit am Auferstehungsmorgen. Der Herr sagt zu Maria Magdalena: „Frau, was weinst du?“ (Joh 20,15). Sie erkannte Ihn nicht wieder; sie dachte, es wäre der Gärtner, der mit ihr redete. Als aber Jesus zu ihr sagte: „Maria!“, kennt sie Ihn sofort und bekennt Ihn als ihren Lehrer. Menschliche Namen beschreiben nicht den Charakter ihres Trägers, sie sind meist zufällig gewählt. Aber die Namen in der Schrift sind bezeichnend, und wenn noch dazu ein Name von dem Herrn gebraucht wird, so ist er bedeutungsvoll. Seine Stimme erweckt sofort einen Widerhall in ihrem Herzen. So ist es auch heute noch. Er redet persönlich zu uns, und es ist unser Vorrecht, zu hören und hingerissen zu werden durch den Ton seiner Stimme.

Seine Stimme zu erkennen ist ein geistlicher Vorgang, der seinen Ursprung in der Liebe hat, die in unseren Herzen lebendig ist. „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1Joh 4,19).

Dass göttliche Führung von unseren Herzen abhängig ist, wenn sie von Liebe gestaltet werden, wird im Allgemeinen nicht erkannt. Sehr schön wird diese Sache in dem Vorbild der vorher erwähnten Stelle des zweiten Buches Mose vorgestellt, wo die Urim (Sinnbild für „Licht“) und die Tummim (Sinnbild für „Vollkommenheit“) auch in das Brustschild des Gerichts gelegt waren, das auf dem Herzen Aarons war und beständig vor dem Herrn getragen wurde. So ist die Vollkommenheit des Lichts oder der Führung, verbunden mit Liebe, in beständiger Darbietung. Wir mögen versucht sein zu denken, dass Licht oder Führung von unserer geistlichen Fassungskraft abhängt, doch das ist das Gegenteil dessen, was die Schrift sagt. Jede schwierige Frage wird gelöst, weil wir die Salbung von dem Heiligen haben, von dem, der die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen hat. Kurz nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft erhob sich unter ihnen eine Frage, die jeder Lösung spottete, und der Tirsatha ließ als ein weiser Mann die Sache unentschieden, „bis ein Priester für die Urim und die Tummim aufstände“ (Neh 7,65). Diese Zeit ist für jene gekommen, die durch die Gnade in die himmlische Berufung eingeführt worden sind. Sie haben einen Tröster bei sich (gemeinsam) und in sich (persönlich), und so ist unbegrenzte Führung und Unterstützung vorhanden, um jedem nur möglichen Fall, der sich erhebt, zu begegnen.


Originaltitel: „Urim und Tummim“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 11, 1933, S. 136–138
Engl. Originaltitel: „Urim and Thummim“
in Old Testament Studies, S. 233–234,
in Scripture Truth, Jg. 24, 1932, S. 160–161


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