Erlebnisse mit dem Propheten Elisa (1)
Der Mantel Elias

John Thomas Mawson

© SoundWords, online seit: 08.07.2006, aktualisiert: 04.08.2022

Leitverse: 2. Könige 2,13-15

2Kön 2,13-15: Und Elisa hob den Mantel Elias auf, der von ihm herabgefallen war, und kehrte um und trat an das Ufer des Jordan. Und er nahm den Mantel Elias, der von ihm herabgefallen war, und schlug auf das Wasser und sprach: Wo ist der HERR, der Gott Elias? – Auch er schlug auf das Wasser, und es zerteilte sich hierhin und dorthin; und Elisa ging hinüber. Als nun die Söhne der Propheten, die gegenüber in Jericho waren, ihn sahen, da sprachen sie: Der Geist Elias ruht auf Elisa! Und sie kamen ihm entgegen und beugten sich vor ihm zu Erde nieder.

„Und Elisa ging hinüber“: Wie der Herr den Thron der Gnade erreichte

Etwa fünfzig junge Leute standen in spannender Erwartung beisammen und blickten auf einen einsamen Mann, der das steile Ufer des Flusses herabstieg. Sie hatten ein tiefes Empfinden dafür, dass sie einen Führer, ein Haupt benötigten, und vielleicht konnte dieser Mann dies sein. Sie sind dessen nicht gewiss, doch der Weg, den sie ihn durch die ungestüme Flut nehmen sehen, bringt sie zur Entscheidung. Es ist eine ernste Zeit von großer Bedeutung, für ihn und für sie. Sein Weg durch den Fluss ist sehr einfach. Er schlägt die Wasser mit seinem Mantel und ruft Gott an, und siehe, sie teilen sich hierhin und dorthin. Er geht wie auf einem gebahnten Weg hindurch, und diese Menge bückt sich vor ihm zur Erde nieder wie ein Mann und erkennt ihn als ihr Haupt und ihren Führer an.

Der Mann, den sie gut kannten, war Elisa, der von Gott berufene Prophet Israels. Sein Name bedeutet „Gott ist Retter“, und er stellt einen Heiland-Gott dar, der voll von Gnade für das bedürftige und niedergebeugte Volk war. Von all den Männern, die in jenen alttestamentlichen Tagen Gott dienten, ragt er als Prophet der Gnade hervor, und darin war er ein Schatten von unserem Herrn Jesus Christus, der jetzt auf dem Thron der Gnade Gottes deren Verwalter zugunsten der Menschen ist; doch nur ein Schatten, beachten wir dies, nicht die Wirklichkeit. Und da der Schatten nichts, der Körper aber alles ist, so ist auch Elisa nichts. Aber wie schön bringt seine ergreifende Geschichte bildlich die allgenügende Gnade unseres Herrn Jesus Christus vor uns. Und das ist etwas, was unserer sorgfältigsten Beachtung wert ist, denn wer kann ohne den Heiland und seine Gnade sein? Weder ich noch du, mein Leser und Freund. Ein bedürftiges Volk mit all seinen Bürden, Krankheiten, Schwierigkeiten und Kümmernissen zieht an Elisa vorüber. Wir wollen auf sein Kommen und Gehen achten und unsere eigenen geistlichen Nöte darin abgebildet sehen. Doch wie Elisa der Mann für sie war, so ist sein großes Gegenbild der Mann für uns. Von Ihm schreibe ich, und tue dies mit Freude und Dank und mit voller Überzeugung, denn ich habe an mir selbst geschmeckt, dass Er gnädig ist.

Die Geschichte Elisas ist gleich einem Garten Gottes in einem unfruchtbaren Land, gleich einer Oase in der Wüste. Sie erleuchtet den Geist und erquickt das Herz. Gott war mit Elisa, der mit Recht „der Mann Gottes“ genannt wurde. Er wurde nie zuschanden. Er blieb Herr in jeder Lage und war allen Anforderungen gewachsen. Alle Arten Menschen kamen zu ihm: Könige, Hauptleute, Aussätzige, vornehme Frauen und trauernde Witwen, und sie alle empfingen Segen durch ihn. Er begegnete Freund und Feind, Guten und Bösen, Israeliten und Heiden, und freigebig verschaffte er ihnen Wohltaten, denn die Gnade Gottes kann nicht auf irgendein Volk oder auf irgendeine Klasse von Menschen beschränkt werden. Sein Leben war freudevoll und überfließend, denn zu geben und zu vergeben, zu beleben und zu segnen ist die Freude Gottes, und sein auserwähltes Gefäß nahm daran teil. Fast jede Art menschlicher Not war eine Gelegenheit für Elisas Dienst. Es gab natürlich Grenzen für ihn, denn auch er war ein fehlbarer Mensch, ein schwaches Gefäß und nur ein Schatten von dem kommenden, allgenügenden, herrlichen und vollkommenen Heiland. Nur Jesus konnte sagen: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28). Er hat es gesagt, und sein Werk ist nicht weniger gesegnet als sein Wort.

Wir sahen, dass Elisa den Wirkungskreis für seinen Dienst auf dem Weg durch den Jordan erreichte. Gott war mit ihm, als er diese Flut durchschritt, und die Wasser waren ihm unterworfen. Nicht ein einziger Tropfen davon nässte seine mit Sandalen beschuhten Füße. Wie ganz anders war es bei Jesus, als Er dem Tod ins Angesicht zu schauen hatte, von dem der Jordan nur ein Bild war. Es war notwendig, dass Er dem Tod die Stirn bot und ihn erlitt und durch ihn hindurchging, um auf den Thron der Gnade erhöht zu werden, damit Er dort Führer und Heiland sei. Er hatte ihm in all seiner Macht zu begegnen, und in jener furchtbaren Nacht wurde kein Wunder zu seinen Gunsten gewirkt; kein Weg wurde für Ihn gebahnt. Der Jordan überströmte alle seine Ufer, als Er an ihn herantrat, und kein Helfer konnte mit Ihm hindurchgehen. Als Er diese Stunde im Voraus schmeckte, sprach Er seine tiefe Seelennot mit den uns unvergesslichen Worten aus: „Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!“ (Joh 13,27.28). Und dann, als Er die Ufer des Flusses hinabstieg, noch ehe sein Fuß die überschäumenden Wasser berührte, betete Er: „Wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39). Doch es war nicht möglich und so musste Er ausrufen: „Die Wasser sind an die Seele gekommen! … In Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich“ (Ps 69,2.3). „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ (Ps 42,8). Sein Tod war eine Notwendigkeit. Nur auf diese Weise konnte der zunichtegemacht werden, „der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel“ (Heb 2,14), andernfalls hätten wir von dieser Macht nie befreit werden können. Gottes Liebe wäre uns nie bekannt geworden, denn auf keinem anderen Weg hätte sie völlig und in Gerechtigkeit offenbart werden können. Doch nun „erweist Gott seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“ (Röm 5,8). Getrennt von seinem Tod hätten unsere Sünden nicht vergeben werden können, wir hätten nicht gesegnet und nicht gerettet werden können. Es würde kein Heil und keine Gnade für Sünder geben, denn obwohl unser Herr noch einen über alles erhabenen Thron innehaben würde, denn Er ist Gott, so könnte und würde dies nicht ein Thron der Gnade sein.

Dies ist das Evangelium, das uns gepredigt wurde: Christus ist gestorben für unsere Sünden, nach den Schriften, und Er wurde begraben und ist auferweckt worden am dritten Tag, nach den Schriften. Doch die herrliche Geschichte der erlösenden Liebe geht weiter als dies. „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2,36). – „Er wurde gehorsam bis um Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, … und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,8-11).

Es ist gut für uns, Jesus, unseren Herrn, zu betrachten, wie Er für uns in die Wasser des Todes hinabstieg, gleich jenen Prophetensöhnen, die auf Elisa achtgaben, als dieser dem Ufer des Jordan zuschritt. Auch ist es gut für uns, zu betrachten, wie Er in der Auferstehung aus dem Tod hervorkam, denn die Wahrheit von einem toten Heiland würde keinen Wert für uns haben. Ja, Er würde kein Heiland sein, wäre Er nicht aus dem Tod wiedergekommen, denn „wenn Christus nicht auferweckt ist, so seid ihr noch in euren Sünden“ (1Kor 15,17). Wenn der Tod Ihn überwältigt und zunichtegemacht hätte, dann möchten wir uns über die Liebe wundern, die Ihn für uns sterben ließ, doch wir müssten über Ihn für immer trauern und keine Hoffnung, keine Freude, kein Lied würde je unseren Kummer und unseren Schwermut vertreiben. Gott würde seinen Sohn verloren haben, und wir hätten keinen Heiland, keinen Herrn, keinen Führer, keinen, zu dem wir unsere Sorgen bringen und dem wir unsere Nöte anvertrauen könnten, keinen, der uns mit seiner Gnade reich und überströmend machen könnte.

„Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt“ (1Kor 15,20); Er und nicht der Tod hat triumphiert. Er erschien seinen Jüngern und sagte zu ihnen: „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin“ (Lk 24,39). Diese Erscheinung ist uns in Gottes heiligen Schriften bezeugt, damit wir ihre Bedeutung im Glauben ergreifen und zu Füßen des aus den Toten auferweckten Jesus niederfallen und mit Thomas ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).

Jene jungen Männer, die sich vor Elisa zur Erde bückten und sich ihm als ihrem Führer unterwarfen, taten recht. Es war Gottes Wille, dass sie seinen auserwählten und gesalbten Propheten auf diese Weise anerkannten, und sie waren weise, den Willen Gottes zu tun. Er will, dass jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist. Und „wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden“ (Röm 10,9). Die aber, die den Herrn leugnen, der sie erkauft hat, bringen selbst schnelles Verderben über sich. Aber die, die sich vor Ihm beugen und Ihn bekennen und Ihm mit Herzensentschluss anhangen, werden bereichert durch die Gnade, die Er verwaltet. Der Titel und Platz als Herr, der Ihm jetzt gehört, bedeutet nicht nur, dass Er Autorität über alles hat, sondern dass Er auch der Verwalter aller Gnade Gottes für den Menschen ist. Und Er, der zur Rechten Gottes sitzt, verwendet sich für uns, damit wir mehr als Überwinder sind.

Nächster Teil


Originaltitel: „‚Und Elisa ging hinüber.‘ Wie der Herr den Thron der Gnade erreichte“ 
aus der Serie: „Befreiende Gnade wie sie in den Worten und Wegen des Propheten Elisa vor uns gebracht wird“ 
in der Monatszeitschrift Der Dienst des Wortes,  Jg. 11, 1933, S. 61–66


Hinweis der Redaktion:

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