Wie ist es direkt nach der Entrückung im Himmel?
Offenbarung 5

Hendrik Leendert Heijkoop

© EPV/SoundWords, online seit: 04.03.2006, aktualisiert: 24.10.2022

Leitverse: Offenbarung 5

Meine Gedanken wurden auf dieses Kapitel gelenkt, als wir von der Herrlichkeit des Herrn Jesus sangen und davon, wie die Engel Ihn anbeten. Denn das ist das Thema hier in Offenbarung 5,11.12. Es handelt sich in Offenbarung 5 um einen Zeitraum, der auf die Zeit folgt, in der wir hier auf Erden sind. Am Anfang des vierten Kapitels spricht eine Stimme aus dem Himmel zu Johannes: „Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss“, also nachdem die Geschichte der Versammlung, die wir in Offenbarug 2 und 3 haben, beendet ist. Aber bevor uns gezeigt wird, was danach hier auf Erden geschehen wird, wie Gott die Feinde vernichtet und alles dem Herrn Jesus zu Füßen legt, wie Er ja gesagt hat: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße!“ – bevor wir das sehen, werfen wir hier erst einen Blick in den Himmel, damit wir wissen, wie es im Himmel gleich nach der Entrückung der Versammlung aussieht.

Als Erstes finden wir in Offenbarung 4 den Thron Gottes. Immer wieder wird in der Offenbarung über den Thron gesprochen – über den Gerichtsthron, den Regierungsthron Gottes. Wenn Gott auch auf Erden verworfen ist und gleichzeitig – ja, vielleicht ein paar Jahre später, aber jedenfalls sehr bald danach – Satan hier auf der Erde seinen Thron und seine Macht einem Menschen gibt, dem Haupt des wiederhergestellten weströmischen Reiches (wir lesen das alles in Offenbarung 13), steht doch im Himmel der Thron Gottes, und Er regiert dort und regiert von dort aus auch über die Erde. Jetzt tut Er es in nicht unmittelbar sichtbarer Weise. Dann aber, wenn wir nicht mehr hier sind, wird Er direkt regieren, dann wird Er sein Gericht über diese Erde offen ausführen – wenn auch anfangs die Menschen noch nicht erkennen werden, dass es von Ihm kommt, weil Er (genau wie jetzt) die Zustände auf der Erde zu seinem Zweck gebrauchen wird.

Danach sehen wir Den, der auf dem Thron sitzt und dessen Herrlichkeit hier mit Hilfe von Edelsteinen beschrieben wird.

Außerdem finden wir, dass ein Regenbogen rings um den Thron ist; das heißt, dass der Thron hier in Verbindung mit der Erde gesehen wird. In 1. Mose 9 erfahren wir, dass der Regenbogen von dem Bund spricht, den Gott mit dieser Erde geschlossen hat. Wir sehen also Gott in Verbindung mit dieser Erde, und zwar Gott als Schöpfer, der als solcher das Recht hat, zu regieren, und es auch tut, und der als Schöpfer die Geschöpfe hinsichtlich dessen, was sie getan haben, zur Verantwortung ziehen wird. In Apostelgeschichte 17,31 lesen wir, dass Gott die ganze Welt und jeden einzelnen Menschen richten wird durch einen Mann, den Er dazu verordnet hat. Auch andere Stellen sagen das.

So sehen wir hier Den, der auf dem Thron sitzt – und wir brauchen nicht zu fragen, wer das ist: Es ist der Schöpfer. Wenn uns Gottes Wort über die Schöpfung belehrt, wird immer wieder gesagt, dass der Herr Jesus der Schöpfer ist. Johannes 1,3: „Alles ward durch ihn, und ohne ihn ward auch nicht eines, das geworden ist.“ Kolosser 1,16: „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden …, alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“ Er selbst hat es getan, Er hat es in seiner eigenen Kraft getan, und Er hat es für sich selbst getan. Diese Bedeutung haben die griechischen Ausdrücke in diesen Versen. – So sehen wir hier in dem, der auf dem Thron sitzt, den Herrn Jesus – vielleicht nicht Ihn allein, denn der Sohn tut niemals etwas getrennt von dem Vater und von dem Heiligen Geist, wie auch der Vater niemals etwas getrennt von dem Sohn und von dem Heiligen Geist tut. Aber doch ist Er als der Schöpfer jedenfalls hier mit einbegriffen. Er sitzt auf seinem Thron im Himmel. In Offenbarung 3 lesen wir, dass Er sich selbst auf den Thron seines Vaters gesetzt hat. Hier aber steht: Er sitzt auf dem göttlichen Thron der Regierung über diese Erde.

Dann aber folgt Offenbarung 5. Hier wird uns gesagt, wie die Erlösung dieser Erde zustande kommt und was die Grundlage dafür ist. In Johannes 1,29 sagt Johannes der Täufer von dem Herrn Jesus: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Wie tut Er das? In Kolosser 1,20 lesen wir, dass Er alle Dinge mit Gott versöhnen wird, dass Er sie zurückbringen wird zu Gott, so dass sie wieder in göttlicher Harmonie mit dem Schöpfer sein werden. Er wird alles richten, wird das Böse bestrafen, und am Ende wird Er doch Segen auf diese Erde bringen. Scheinbar hat Satan den Sieg davongetragen, indem er die Schöpfung Gottes verdorben hat. Das höchste irdische Geschöpf Gottes, den Menschen, der als eine Dreieinheit (mit Leib, Seele und Geist) geschaffen wurde und das Bild Gottes war (was Engel nicht sind), hat Satan verdorben und zu seinem Sklaven gemacht, so dass die Menschen ihm dienen und ihn anbeten. Der Herr Jesus bezeichnet Satan in Johannes 12,31 als den Fürsten dieser Welt, und in 2. Korinther 4,4 wird er „der Gott dieser Welt“ genannt. Aber Gott besteht auf seinen Rechten, und am Ende wird Er den Sieg erringen, wenn auch auf Erden Satan den Sieg davongetragen zu haben scheint. Satan hat Gott verworfen und die Macht über diese Welt an sich gerissen. Er hat die Menschen zu seinen Sklaven gemacht, die, wenn sie auch in seiner Gefangenschaft sind, ihm doch die Ehre freiwillig geben, die Gott zusteht. Schließlich hat er – soweit es die Menschen sehen können und was ihre eigene Verantwortlichkeit angeht – sogar den Schöpfer ans Kreuz gebracht und ermordet. „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!“

Scheinbar also hat Satan den Sieg errungen. Am Ende aber sehen wir – und das ist das große Thema der Offenbarung –, dass nicht Satan der Sieger sein wird, sondern der Herr Jesus. Besser gesagt: Gott wird Sieger sein, aber der Herr Jesus wird es zur Ausführung bringen. Er hat die Grundlage für den Sieg am Kreuz von Golgatha geschaffen, und Er wird alles auch zu Ende führen, so dass Er alle Feinde besiegt, wobei der letzte Feind der Tod sein wird (1Kor 15,24-28). Dann wird Er das Reich dem Vater übergeben, damit Gott alles und in allem sein wird. Auf der neuen Erde wohnt Gott bei den Menschen. Keine mittelbare Regierung ist mehr nötig. Er kann herrschen, ohne dass da zwischen Ihm und den Menschen eine Mittelinstanz ist. Er kann herrschen, weil die Menschen Ihm freiwillig und völlig dienen und Ihn freiwillig anbeten werden, so dass Er in ihrer Mitte ruhen kann. Gott wird den Sieg erringen, aber durch den Herrn Jesus.

Dieser Teil der Offenbarung beginnt mit Kapitel 6 und reicht bis Kapitel 11,18, setzt dann mit Kapitel 12 wieder ein, umfasst das folgende Kapitel bis Kapitel 19 und dann noch Kapitel 20. In diesem Teil der Offenbarung sieht man meistens nicht viel von dem Sieg Gottes. Man findet Gottes Gerichte, unmittelbare Gerichte und zum Teil Gerichte, die nicht unmittelbar von Gott, sondern durch seine Vorsehung über diese Erde kommen. Aber die Menschen bekehren sich nicht, sondern lästern den Gott des Himmels. Danach wird, wie Kapitel 20 sagt, Satan tausend Jahre gebunden, und tausend Jahre herrscht der Herr Jesus. Die Menschen erfahren all die wunderbaren Segnungen, die damit verbunden sind – kein Krieg mehr, keine Armut, kein Fluch, keine Dornen und Disteln, die Wüste wird blühen wie eine Rose, und kein Tod wird mehr sein, so dass die Menschen, die schon am Anfang dieser Zeit lebten, zuletzt mehr als tausend Jahre alt sein werden. Niemand wird sterben, es sei denn, dass er sich offen dem Herrn Jesus widersetzt hat. Darüber sagt Psalm 101, dass das Gericht jeden Morgen die Gesetzlosen des Landes und alle, die Frevel tun, ausrotten wird. Im letzten Vers von Jesaja 66 lesen wir, dass die Menschen die Leichname derer sehen werden, die von Ihm abgefallen sind, und dass sie deshalb davor zurückschrecken, es auch zu tun. Dennoch stellt sich dann heraus, dass Satan, wenn er nur einen Moment losgelassen wird, gleich wieder die Mehrzahl der Menschen unter seiner Fahne vereinigen kann und sie gegen den Herrn Jesus führt, gegen das Lager der Heiligen. Das ist der Mensch.

Und doch kommt ein Ende für allen Widerstand und alle Auflehnung gegen Gott – der große weiße Thron von Kapitel 20, an dem alle Toten, das sind alle Ungläubigen, stehen, um gerichtet zu werden.

Aber bevor Gott uns das zeigt – ja, es ist wahr, Gott kann sich alles unterwerfen durch seine Gerichte, Er hat die Macht, Er ist ja der Allmächtige –, bevor Gott uns das zeigt, gibt Er uns erst Kapitel 4 und 5, damit wir die Hintergründe erfahren. Da sehen wir etwas ganz anderes. Zunächst sehen wir, was Gott, der Schöpfer, ist und dass Er als solcher ein Anrecht auf die Schöpfung hat und seine Rechte auch wahrnimmt. Da steht sein Thron, und von seinem Thron aus wird Er regieren. Die, die seine Gerichte ausführen, sehen wir in den vier lebendigen Wesen, die in Kapitel 4 ein Bild von den Engeln sind. Engel sind in den Regierungswegen Gottes die Ausführenden seiner Gerichte. Das finden wir im Alten Testament und auch in der Offenbarung.

Dann kommt Kapitel 5. Da sehen wir eine wunderbare Entfaltung der Güte Gottes und der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Wie gesagt, der Herr Jesus hat erstens als Schöpfer ein Anrecht auf das ganze Erbteil, das ganze Weltall. Er hat alles für sich gemacht (Kol 1,16). Außerdem lesen wir in Hebräer 1, dass Er als Sohn ein Anrecht auf alles hat. Schließlich sagt Psalm 8 – die Stelle wird in Hebräer 2 und auch sonst noch angeführt –, dass Er als Sohn des Menschen das Anrecht hat auf alles, auf das ganze Weltall – nicht nur auf die Erde, sondern auch auf den Himmel.

Hier aber in Offenbarung 5 wird gezeigt, dass Gott nicht nur durch seine Allmacht und aufgrund seiner Rechte als Schöpfer diese Erde wieder in Besitz nimmt und dass Er sogar dem Herrn als dem Sohn des Menschen nicht ohne weiteres alles gibt. Hier sehen wir, dass der Herr Jesus auf eine gerechte Weise das Erbteil aus der Hand Satans zurücknimmt, so dass dieser niemals sagen kann: Das ist zu einfach. Wenn ich der Allmächtige wäre, könnte ich das auch tun. – Auch Satan wird anerkennen müssen – wie jeder Ungläubige, wenn er vor dem großen weißen Thron steht –, dass Gott in Gerechtigkeit handelt. In Offenbarung 5 wird uns gezeigt, auf welche Weise und auf welcher Grundlage der Herr alles tun wird.

Wir sehen hier, wie der Herr Jesus den Sieg errungen hat und erringen wird. Der Apostel sagt in 1. Korinther 2, dass er sich vorgenommen hatte, unter den Korinthern nichts zu wissen als nur Christus und Ihn als gekreuzigt – nicht das Kreuz, sondern Ihn als gekreuzigt. Das heißt, er hatte dort lediglich gepredigt, dass ein Mann, den man ans Kreuz heftete und der da hing, mit Händen und Füßen angenagelt, so dass Er, soweit die Menschen sahen, nichts tun konnte gegen alle, die Ihn umringten, ja dass Er vollkommen hilflos war und so starb – der Apostel hatte gepredigt, dass dieser Mann der Retter war und dass man nur gerettet werden konnte, wenn man Ihn als seinen Heiland, als seinen Retter annahm. Das war für das Denken der Griechen der reinste Widersinn. Es war in ihren Augen eine Torheit. Ihre Götter und Halbgötter waren dagegen mächtige Helden, die außergewöhnliche Kraft besaßen!

Vers 1

Off 5,1: Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, mit sieben Siegeln versiegelt.

Hier in Offenbarung 5 finden wir nun zuerst Den, der auf dem Thron sitzt. In seiner Rechten hat er „ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, mit sieben Siegeln versiegelt“. Jeremia 32 sagt uns, was ein solches Buch bedeutet. In den Büchern Mose wird uns mitgeteilt, dass jeder Israelit im Land ein Erbteil hatte. Aber dann sehen wir zum Beispiel in 3. Mose 25, dass ein Israelit sein Erbteil verlieren konnte, indem er es vielleicht verkaufte, weil er verschuldet war. Der nächste Verwandte – auf jeden Fall nur ein Verwandter – hatte das Recht, dieses Erbteil wieder zurückzukaufen. In Jeremia 32 lesen wir, dass Jeremia auf Befehl Gottes das Erbteil von seinem Neffen zurückkauft. Der Neffe kommt zu ihm ins Gefängnis und sagt: Du bist der Löser, du hast das Recht zu lösen. – Jeremia tut es. Das wird dann beschrieben in zwei Briefen, einem versiegelten und einem unversiegelten. Den versiegelten, der also der Beweis war, dass der Löser das Erbteil gelöst und den Preis bezahlt hatte, bekam der Löser – also eben der, der den Preis bezahlt hatte.

So steht hier, dass Er, der Schöpfer, in seiner Rechten das Buch hat, den Beweis, dass der Besitzer als Löser ein Anrecht auf dieses Erbteil hat, weil Er den Preis bezahlt hat. Er hat ein Recht, alles in Besitz zu nehmen. Es ist das Erbteil, das Gott Adam anvertraut hatte, damit er es bebaute und bewahrte (1Mo 2,15), das aber Adam Satan übergeben hat, indem er sich selbst zum Sklaven Satans machte und so das Erbteil mitriss in die Gefangenschaft unter Satan. Wer könnte es der Hand Satans entreißen, und zwar auf eine gerechte Weise? Als Satan den Herrn Jesus versuchte, sagte er: „Alle Reiche des Erdkreises sind mir übergeben“ (Lk 4,6), und der Herr Jesus widersprach dem nicht. In gewisser Weise hatte Satan recht. Man kann einerseits sagen: Satan hat die Erde geraubt, aber andererseits ist es so, dass Adam sie ihm gegeben hat. Die Menschen haben freiwillig Satan als ihren Fürsten angenommen und jetzt als ihren Gott (2Kor 4,4). Wer kann das Erbteil nun noch aus der Hand Satans zurückholen?

Das sehen wir hier. Gott will es ganz klarmachen; denn Gott ist immer gerecht. und das will er völlig deutlich machen. Denken wir beispielsweise an Offenbarung 20, in welchem Kapitel die Toten, die Ungläubigen, vor dem großen weißen Thron stehen und nach ihren Werken gerichtet werden. Weiß Gott nicht auch vorher, was sie getan haben und was die Strafe für ihre Sünden ist? Er weiß es bestimmt! Sobald jemand gestorben ist, ist sein Los entschieden. Wenn er nicht in seinem Leben Buße getan hat, gelangt er sofort an den Ort, von dem wir in Lukas 16 lesen, in das Totenreich, den Hades, wo er in der Qual sein wird. Und am Ende von Matthäus 25 – es handelt sich da um das Gericht über die Lebendigen, das der Herr am Anfang des Tausendjährigen Reiches ausüben wird – da lesen wir, dass die Böcke in die ewige Qual gehen und die Schafe in das ewige Leben. Dennoch stehen die Böcke tausend Jahre später wieder vor dem großen weißen Thron, und sie werden gerichtet nach ihren Werken. Wodurch wird erwiesen, dass sie schuldig sind? Gott sagt nicht: Ich weiß es, und das ist genug. – Er nimmt seine Bücher und zeigt ihnen, was sie getan haben. Er wird jedem zeigen, was seine Worte waren, was seine Gedanken waren, was seine Taten waren, und Er wird dem Sünder beweisen, dass er nur Böses getan hat, so dass er anerkennen muss: Es ist gerecht, wenn ich in die Hölle geworfen werde. – Wenn es dann doch noch Menschen geben sollte, die sagen: Ich bin doch fromm gewesen, ich habe doch Gott gedient auf Erden, ich bin doch Glied einer Kirche gewesen – dann nimmt Gott das Buch des Lebens, das in Offenbarung 13,8 das „Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“ genannt wird, und beweist, dass ihr Name nicht darin steht, dass ihre Behauptung also nicht richtig ist. Gott ist so gerecht, dass jeder, der gerichtet wird, anerkennen wird: Das Urteil ist gerecht, ich habe es verdient; mein Name steht nicht im Buch des Lebens. – So könnte ich weitere Beispiele anführen. Auch hier finden wir Entsprechendes.

Wir ersehen aus dieser Stelle, dass alles, was in der Offenbarung beschrieben wird, im Himmel seinen Anfang nimmt. Bevor die neue Erde da ist (wir finden sie erst in Kapitel 21), sogar bevor alles auch nur teilweise erfüllt ist in Offenbarung 20 – im Tausendjährigen Reich –, wird die Grundlage für die auf Kapitel 5 folgenden Ereignisse dargestellt, damit wir wissen, auf welche Weise alles zurückgebracht wird zu Gott; wie es dazu kommt, dass es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, in denen Gerechtigkeit wohnt und in denen Gott bei den Menschen wohnen wird, ja, wo alles in vollkommener Gemeinschaft, in vollkommener Harmonie mit Gott sein wird.

Vers 2

Off 5,2: Und ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?

Wer hat ein Recht, das Buch zu nehmen? Wer hat den Preis bezahlt, so dass er das Recht hat, diese Erde aus der Hand Satans zurückzunehmen? Gott wird es klarmachen. Jeder kann kommen und zu zeigen versuchen, dass er das Recht hat. Wer hat Satan überwunden und den Preis bezahlt? Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?

Vers 3

Off 5,3: Und niemand in dem Himmel, noch auf der Erde, noch unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen, noch es anzublicken.

Kein Engel, kein Erzengel konnte es tun – wie viel weniger ein Mensch! Wir können Johannes als Prophet verstehen:

Vers 4

Off 5,4: Und ich weinte sehr, weil niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen, noch es anzublicken.

Würde also dieser Zustand, wie er jetzt auf Erden ist, ewig so bleiben? Würde diese Erde ewig im Besitz Satans sein? Würde das, was uns in Römer 8 beschrieben ist – dass die ganze Schöpfung seufzt –, würde das ewig so bleiben? Würde ewig der Herr Jesus verworfen sein und die Gläubigen mit Ihm? Würde ewig die Erde verflucht bleiben? Aber dann erhalten wir die Antwort:

Vers 5

Off 5,5: Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.

Erst muss deutlich sein, dass kein Mensch, kein Engel, kein Geschöpf wiederherstellen kann, was Satan verdorben hat. Wenn das klar ist, sehen wir: Da ist einer, der es getan hat. Da ist ein Löwe. Es muss schon ein mächtiger Löwe sein, der Satan besiegen kann – Satan, der umhergeht wie ein brüllender Löwe, der so mächtig ist, dass ein Erzengel es nicht wagte, „ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen“ (Jud 9), Satan, der alles überwunden hat. Wie mächtig muss Er sein, der Satan mit allen seinen Millionen Engeln besiegt hat! Er ist der Löwe aus dem Stamm Juda, dem königlichen Stamm, aber gleichzeitig auch die Wurzel Davids. David war der König nach Gottes Gedanken, und Gott hatte gesagt, dass von seinem Samen immer jemand auf dem Thron sitzen sollte. Aber dieser ist nicht nur ein Sohn Davids; Er ist auch die Wurzel Davids. Alle Autorität kommt von Ihm, aus der Wurzel der Regierung Davids.

Vers 6

Off 5,6: Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde.

Als Johannes sich dann nach diesem Löwen umblickt, der so mächtig ist, dass Er Satan besiegt hat, sieht er  „ein Lamm stehen wie geschlachtet“! Im Griechischen wird hier das Wort arnion („Lämmlein“) gebraucht. Dieses Wort kommt siebenundzwanzigmal in der Offenbarung vor, und zwar immer in der Verkleinerungsform, im übrigen Neuen Testament dagegen nur noch einmal, nämlich in Johannes 21,15. Überall sonst steht da ein anderes Wort (amnos). Hier in Offenbarung 5 ist es also arnion, ein ganz kleines Lamm, etwas Verächtliches, so, wie der Herr in Matthäus 15,26 von „Hündlein“ spricht (vgl. die Fußnote dazu in der Elberfelder Übersetzung). So wird uns das Lamm hier im Himmel vorgestellt. Dieser Löwe, der Satan besiegt hat, wozu der mächtigste Engel nicht imstande war, der getan hat, was kein Geschöpf tun konnte – Er hat es vollbracht als der Verworfene, der Verachtete, als ein Lämmlein, das keine Waffen besitzt und das nur schweigend leiden kann. Denn das ist die Bedeutung, die mit dem Ausdruck „Lämmlein“ verbunden ist, wie uns Jesaja 53,7 sagt. Er hat, als Er am Kreuz hing, mit Händen und Füßen ans Kreuz genagelt, den Sieg errungen – in Johannes 12,31 und 16,11 sagt Er selbst: Jetzt wird Satan gerichtet. – Deshalb ist Er würdig, das Buch zu nehmen, die Erde in Besitz zu nehmen. Er ist der wahre Löser. Nach dem Gesetz der Lösung musste Er ein „Verwandter“ sein. Er hat deshalb teilgenommen an Blut und Fleisch (Heb 2,14), ist Mensch geworden, von einer Frau geboren. Er hat den Preis bezahlt, den Preis seines Lebens, sein Blut. „Es war das Wohlgefallen der ganzen [göttlichen] Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes“, sagt Kolosser 1,19.20, „es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“ Da sehen wir Ihn stehen als das geschlachtete Lämmlein!

Es heißt hier in Vers 6: Sie sehen ein Lamm stehen, wie geschlachtet – wie gesagt, ein machtloses Lämmlein –, das aber „sieben Hörner hatte und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind“. Nein, es war keine Schwachheit, dass der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist. Als Er dort hing, scheinbar machtlos, trug Er gleichzeitig das Weltall durch das Wort seiner Macht. Es war nicht Uneinsichtigkeit, dass Er nach Jerusalem ging, wo Er gefangen genommen wurde. Er hat – wenn es sich hier auch in erster Linie auf das Gericht bezieht – die sieben Geister Gottes. Ein Horn spricht immer von Macht. Er hat sieben Hörner – das heißt, Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Der Antichrist später in Offenbarung 13 hat zwei Hörner, und der Kaiser des weströmischen Reiches hat zehn; Er aber hat sieben Hörner, hat vollkommene Macht, denn Sieben ist ja die Zahl der Vollkommenheit. Außerdem hat Er die sieben Geister Gottes – nicht nur Weisheit also, sondern vollkommene Weisheit und vollkommene geistliche Kraft. Wenn die Menschen Ihn auch verworfen sehen, so sagt Er doch: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“, und wir kennen Ihn so. Viele Menschen wissen von Ihm nur als von dem Verworfenen. Aber ist es nicht wunderbar, dass Er – die Welt weiß das nicht, wir aber wissen es –, als Er gegeißelt wurde, gleichzeitig den Menschen, die Ihn geißelten, die Kraft geben musste, das zu tun, und der Geißel die Kraft geben musste, Ihn zu schlagen? Dass, als Er ans Kreuz gebracht wurde, Er den Menschen die Kraft geben musste, Ihn ans Kreuz zu heften, und dem Eisen die Kraft, Ihn festzuhalten, und dem Holz die Kraft, Ihn tragen zu können? Hebräer 1,3 sagt uns: Er trägt das Weltall durch das Wort seiner Macht. Es ist nicht so, wie manche Menschen sagen, dass Er am Anfang die Dinge und die Naturgesetze geschaffen habe und seitdem alles sich selbst überlässt. Nein, Er hat die ganze Schöpfung so gemacht, dass sie immer von Ihm abhängig ist. Als Gläubige wissen wir, dass wir nicht einen Augenblick etwas ohne den Herrn Jesus tun können, dass wir Ihn in jeder Minute für unser geistliches Leben brauchen. Mit der Natur ist es genauso: Wenn Er für einen Moment seine Hand zurückziehen würde, dann würde alles vergehen. Es war also nicht Ohnmacht, dass Er am Kreuz starb.

Als ich vor kurzem Lukas 22 und Matthäus 26 las, hat es mich getroffen, dass da steht, wie Judas zu den Ältesten ging, um den Herrn zu überliefern, und wie die Pharisäer und die Priester zusammenkamen und überlegten, wie sie Ihn gefangen nehmen könnten. Dann setzte der Herr das Abendmahl ein und sagte: „Das ist mein Leib, den ich für euch gebe.“ Nein, Judas konnte Ihn nicht überliefern, und die Pharisäer konnten Ihn nicht gefangen nehmen. Er gab sich selbst! Das sehen wir auch hier. Wir wissen es – die Welt weiß es nicht, aber sie wird es erfahren.

Vers 7

Off 5,7: Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß.

Nachdem erst einmal sein Recht klargestellt ist, wird uns hier gleich das volle Ergebnis seines Werkes gezeigt, das Ergebnis, das zu dieser Zeit in der Praxis noch nicht verwirklicht ist. Das volle Ergebnis der Erlösung ist erst in Offenbarung 21 gegeben mit dem neuen Himmel und der neuen Erde, wenn es im Grundsatz auch schon im Tausendjährigen Reich in Offenbarung 20 verwirklicht ist. Im Himmel aber wird das volle Ergebnis schon in Offenbarung 5 gesehen.

Vers 8

Off 5,8: Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme, und sie hatten ein jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welches die Gebete der Heiligen sind.

Die Ältesten dort kennen es, sie sehen es schon. Sie sind im Bild diejenigen, die in 1. Johannes 2 „Väter in Christus“ genannt werden. Selbstverständlich sind sie in Offenbarung 5 ein Bild von allen Gläubigen, die dann verherrlicht sind, auch von den Gläubigen des Alten Testamentes. Sie werden Älteste genannt. Mit diesem Ausdruck werden Erfahrung, Erkenntnis und Weisheit angedeutet. Das ist in der ganzen Offenbarung der Charakterzug der Ältesten. Sie wissen alles, was mit der Person des Herrn Jesus und mit der Versammlung zusammenhängt, und sie sehen das volle Resultat des Werkes des Herrn schon. Die Ältesten haben in Gemeinschaft mit dem Herrn und mit dem Vater gelernt, alles mit den Augen Gottes zu sehen. Für Gott sind Dinge, die vielleicht in tausend Jahren geschehen, ebenso klar, als wenn sie jetzt schon geschehen wären. In Römer 8,30 heißt es: „Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“ Das sind die Auserwählten, die Er bestimmt hat, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Das sind wir – das sind alle, die zur Versammlung Gottes gehören, auch die, die noch bekehrt werden, wenn der Herr heute noch nicht kommt. Die hat Er berufen, die hat Er gerechtfertigt, die hat Er verherrlicht. Er hat das festgesetzt, und wenn Er etwas festsetzt, ist die Verwirklichung ebenso sicher, wie wenn es schon geschehen wäre. So steht auch in Epheser 3, dass die Versammlung im Herzen Gottes, im Ratschluss Gottes schon vor Grundlegung der Welt bestand, während sie auf der Erde erst mit dem Pfingsttag Wirklichkeit wurde.

Ebenso betrachten auch die Ältesten im Himmel alles. Sie sehen den Herrn Jesus, wie sie, wie Johannes Ihn sah und die Mutter des Herrn und die Frauen, als sie dort beim Kreuz standen. Sie sehen Ihn „stehend wie geschlachtet“, Ihn, der sich binden ließ, der sich anspeien ließ, der zuließ, dass man Ihn schlug, der zuließ, dass man Ihn geißelte, der zuließ, dass man Ihm seine Kleider nahm, der zuließ, dass man seine Hände an das Kreuz heftete und ebenso seine Füße, und der zuließ, dass man Ihn lästerte, wie man es getan hat, als Er am Kreuz hing. Ein Lamm ohne Kraft, „wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern“, machtlos, ein kleines verachtetes Lamm. So wird Er im Himmel gesehen. Es ist, als ob das Kreuz von Golgatha genommen und in den Himmel versetzt ist. Und der Verworfene ist der Sieger. Das ist die Art und Weise, wie Gott die Dinge behandelt.

Wenn dann die Ältesten und auch wir den Herrn Jesus so sehen, geht es uns da nicht so, wie der Apostel schon in 1. Korinther 1,23.24 sagt: „Wir aber predigen Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit; den Berufenen selbst aber, sowohl Juden als Griechen, Christum, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“? Wenn wir Ihn sehen als den Verworfenen, etwa in Psalm 22 und Matthäus 27, wie Er dort klagt, wie Er scheinbar machtlos in der Hand seiner Feinde ist und sich nicht wehrt; wie Er zu Gott ruft, und Gott keine Antwort gibt, ist es dann nicht so, dass gerade das unsere Herzen warm macht und zur Anbetung bringt – das, wovon die Menschen sagen: „Was für ein deutliches Zeichen der Schwachheit ist das! Was für ein Schwächling war das!“? So ist es auch hier. Er wird hier nicht als der Erlöser dargestellt, als derjenige, der für uns das Kreuz getragen hat, nicht als der „Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“, oder der, wie Epheser 5,2 sagt, „uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat“. Er wird hier als der Verworfene dargestellt. Wenn wir Ihn als den Verworfenen sehen, dann können wir nicht anders als ausrufen: Das ist mein Heiland! Wenn wir Ihn am Kreuz sehen und sehen, was Er auch vorher litt – sagen wir dann nicht wie ein holländischer Dichter: „Es sind nicht die Juden, Herr Jesus, die dich gekreuzigt haben. Es sind nicht die Juden, die dich geschlagen haben. Ich bin es, es geschah für meine Sünden“?

Wir kommen sonntags morgens zusammen. Wozu? Wir empfangen das gebrochene Brot und den ausgegossenen Wein aus seiner Hand, und Er sagt: „Das ist mein Leib“, und: „Das ist mein Blut.“ Wir kommen zusammen, um Seiner zu gedenken, der gestorben ist – gestorben als ein Übeltäter durch die Hand von Menschen, soweit es hier auf Erden sichtbar wurde. Wenn wir das sehen, sind dann unsere Herzen nicht voll Lob und voll Anbetung? Fühlen unsere Herzen dann nicht oft das Bedürfnis – leider zu wenig, aber es ist doch vorhanden –, Ihn zu bewundern und anzubeten? Werden unsere Herzen dann nicht warm? So ist es auch hier. Da steht das verachtete, kleine Lämmlein. Aber wenn die Ältesten das sehen, können sie nicht schweigen. „Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme.“

Wenn wir Ihn dann hier in Offenbarung 5 sehen, dann können wir nicht mehr schweigen. In Offenbarung 4 brennen vor dem Thron sieben Feuerfackeln, „und aus dem Thron gehen hervor Blitze und Stimmen und Donner“, die Zeichen des Gerichts –, aber die Ältesten sitzen ruhig da. Aber wenn sie Ihn als den Verworfenen sehen, dann können sie nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Dann stehen sie auf, nehmen ihre Harfen, fallen nieder vor dem Lamm und singen ein neues Lied:

Verse 9.10

Off 5,9.10: Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation, und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!

„Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen.“ Es ist nicht ein neues Lied in dem Sinn, dass wir es vorher nicht kennen; es steht ja hier, was sie singen. Aber es ist das neue Lied der Erlösten, das neue Lied derer, die Ihn anerkannt haben als den Sieger von Golgatha, der alles vollbracht hat. Sie haben Ihn anerkannt als Den, der den Willen Gottes vollkommen ausgeführt, der alles wiedergutgemacht hat, was wir verdorben haben, ja noch mehr – der Gott verherrlicht hat, wie Gott sonst niemals verherrlicht worden ist, auch nicht, bevor die Sünde da war, und der den Grund gelegt hat für Segnungen, die es vorher niemals gegeben hat, auch nicht vor dem Sündenfall, und der Gott vollkommen offenbart hat. So sehen wir hier: Sie singen zusammen mit den lebendigen Wesen das neue Lied: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation, und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“

Sie sagen nicht: Du hast uns erkauft. Oh, auch das ist wahr. Wunderbar, singen zu dürfen: „Auf dem Lamm ruht meine Seele, betet voll Bewunderung an: Alle, alle meine Sünden hat sein Blut hinweggetan!“ Wunderbar der Vers in Galater 2,20b: „… der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“! Aber kennen wir nicht auch Augenblicke – wenn auch nur wenige, viel zu wenige –, in denen wir nur seine Herrlichkeit sehen und unsere Herzen davon so erfüllt sind, dass wir uns selbst ganz vergessen und nur Ihn anblicken, nur seine Herrlichkeit sehen? Im Himmel jedenfalls werden wir das tun. Dann werden unsere Herzen nicht mehr so egoistisch sein, dass wir nur daran denken, welche Folgen sein Werk für uns hat. Die Ältesten sehen Ihn und sagen nicht: „Du hast uns erkauft“ – nein: „Du hast für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm und Sprache … und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ Es handelt sich hier um das volle Resultat seines Werkes im Blick auf diese Erde und damit auch auf die Menschen. In diesem Zusammenhang steht es hier. Selbstverständlich sind die Ältesten mit eingeschlossen; auch sie sind Könige und Priester. Ebenso sind auch wir es, und auch wir werden über die Erde herrschen. Aber die Ältesten sind hier nur mit Ihm beschäftigt. Sie sehen: Er ist wirklich würdig, das Buch zu nehmen. Er hat alles getan. Er hat den Preis bezahlt. „Du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft …“ Er hat den Kaufpreis bezahlt als der Erlöser, als der Mensch Christus Jesus. Er hat ein Recht, das Erbteil in Besitz zu nehmen. In Kolosser 1 steht, dass Er alles in Harmonie mit Gott wiederherstellen wird. „Und euch … hat er aber nun versöhnt …“ So sehen wir es hier.

Verse 11.12

Off 5,11.12: Und ich sah: und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.

Dann finden wir die Engel, viele Engel um den Thron her. Es sind mindestens 20.000 x 20.000 + 2.000 x 2.000, also über 400 Millionen – aber es können auch viel mehr sein –, „die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm“. Was für ein Chor wird das sein, wenn mindestens 400 Millionen Engel gleichzeitig sprechen! Und was sagen sie? „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist!“ Dann nennen sie sieben Dinge, also eine Vollzahl dessen, was Ihm zukommt.

Verse 13.14

Off 5,13.14: Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

Aber nicht nur das: „… jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist …“ Der Ausdruck „unter der Erde“ ist hier nicht derselbe wie in Philipper 2,10, wo steht, dass alle Unterirdischen ihre Knie vor dem Herrn beugen werden. Hier bezieht sich der Ausdruck auf alle Tiere, alles, was da ist. Alles wird sagen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Das trifft in dem Augenblick, von dem Offenbarung 5 handelt, noch nicht zu, es ist noch nicht erfüllt. Aber die Ältesten, die gelernt haben, alles mit den Augen Gottes zu betrachten, sehen schon das volle Resultat des Werkes des Herrn Jesus, so wie auch wir es sehen werden. Mit Sicherheit wird der Augenblick kommen, an dem wir nicht nur singen, sondern viel besser singen werden als jetzt, weil dann alles Irdische, alle Schwachheit des Leibes, die wir jetzt kennen, vorüber ist und weil das sündige Fleisch nicht mehr in uns ist; der Augenblick, da wir in der Herrlichkeit vollkommen sein werden. Dann werden wir das volle Resultat seines Werkes empfangen haben und genießen: Wir werden im Haus des Vaters sein als Kinder Gottes, als diejenigen, die von dem Herrn Jesus seine Brüder genannt werden – und wir sind wirklich seine Brüder, wenn Er auch der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist. Und jedes Geschöpf – nein, die Engel sind nicht gefallen, aber jedes Geschöpf, alle Tiere, alles, was geschaffen ist, alle Kreatur (wie viele Milliarden werden das sein!?) –, sie alle werden erlöst werden, und zwar aufgrund des Werkes des Herrn Jesus als des Verworfenen, als des Lämmleins, als des verachteten kleinen Lammes, das da steht. Und Er ist mein Heiland!

Wenn ich an diese Dinge denke, fällt mir oft eine kleine Geschichte ein. Als die Königin von England in der Westminster Abtei gekrönt wurde, durfte ihr kleiner Sohn auf der Balustrade sitzen. In dem Augenblick nun, als der Erzbischof von Canterbury ihr die Krone auf das Haupt setzte, rief der Junge plötzlich aus: Das ist Mutter! Die Vornehmsten der Welt waren ihretwegen zusammengeströmt, als sie diese hohe Ehre empfing und zur Königin gekrönt wurde. Ihr kleiner Sohn aber, und nur er allein, kannte sie als seine Mutter.

Was sagen wir, wenn wir Ihn so erblicken? Wenn wir sehen, wie hunderte Millionen Engel und Milliarden anderer Geschöpfe Ihn anbeten, sagen wir dann nicht: „Das ist der Sohn Gottes, der mich“ – nicht nur uns alle, sondern mich persönlich – „geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“? Sagen wir dann nicht: Das ist mein Heiland, mein Erlöser, der, dem ich alles verdanke und den mein Herz liebt!? Wie könnte mein Herz kühl bleiben – ja, es ist viel zu kühl, und ich schäme mich oft deswegen und ich verurteile mich oft – und doch: Ich habe Ihn lieb, wenn es auch wenig zu sehen ist. Wie Petrus kann ich sagen: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich liebe. – Können wir an seine Liebe denken, ohne das wir Ihn lieben? Wie wunderbar ist es, Ihn so zu sehen: als den Mittelpunkt, um den die ganze Schöpfung zusammengeströmt ist, wo alle und alles zusammen Ihn zum Gegenstand hat, um Ihn anzubeten und dann zu wissen: Wir werden den Lobgesang anstimmen. Wir sind die Erstlinge, die Versammlung der Erstgeborenen, die Ersten, die durch Ihn erlöst sind und Ihn anerkannt haben. Die Schöpfung lobt Ihn noch nicht als ihren Erlöser, sie lobt Ihn bis jetzt lediglich als Schöpfer, und auch das noch nicht vollkommen. Wir aber rühmen Ihn jetzt schon als Heiland und Erretter. Wir haben jetzt schon den Lobgesang angestimmt, die Engel werden dort einstimmen, und am Ende werden alle Geschöpfe mit einfallen: Es wird ein Jubelgesang sein von allem, was erschaffen wurde, zu Ehren des Herrn Jesus – zur Ehre dessen, der dort am Kreuz von Golgatha geschlagen, verspottet, angespien wurde; der da, was die Verantwortlichkeit der Menschen betrifft, ermordet wurde; der das alles tat, um uns zu retten und das Weltall aus der Macht Satans und der Sünde zu erlösen, um ein Heiland für das ganze Weltall zu sein und es wieder in Harmonie und in Gemeinschaft mit Gott zurückzubringen. Nur in Verbindung mit Gott kann die Schöpfung Freude und Frieden finden, so wie auch wir Gläubigen nur in Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus, nur in seinem Dienst und im Dienst Gottes völlig zufriedengestellt sein und völligen Frieden genießen können.


Originaltitel: „Offenbarung 4,2-6; 5,1-14
aus Hilfe und Nahrung, 1975, S. 317–332,
nach einem Vortrag von H.L. Heijkoop,
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