Was haben wir für Gott übrig?
Opfer des Lobes, Wohltun, Mitteilen ...

Jacob Gerrit Fijnvandraat

© SoundWords, online seit: 17.01.2006, aktualisiert: 17.12.2023

Leitverse: Hebräer 13,15.16; Römer 12,1

Einleitung

Ein Opfer ist etwas mehr als einfach nur ein Geschenk. Das wird bereits klar, wenn wir uns die Vorschriften des Alten Testaments besehen, die von Opfern handeln. So musste beim Passah ein einjähriges Lamm geschlachtet werden. Ein Lamm also, das seinen vollen Wert hatte. Darüber hinaus musste es ohne irgendein Gebrechen sein (2Mo 12). Dasselbe finden wir bei den fünf Opfern in 3. Mose 1–7. Die Opfertiere mussten ohne Gebrechen sein, und auch das Beste, das Fett, musste der Israelit abtreten. Natürlich wurde dies in erster Linie vorgeschrieben, weil diese Opfer eine Vorschattung des Opfers Christi waren. Dennoch gibt es eine ganz praktische Seite dieser Sache. Der Israelit musste lernen, dass Gott es wert ist, dass Ihm das Beste gegeben wird. Dies kann aus Maleachi 1,8 abgeleitet werden: „Und wenn ihr Blindes darbringt, um es zu opfern, ist es nichts Böses? Und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, ist es nichts Böses? Bringe es doch deinem Landpfleger dar: Wird er dich wohlgefällig annehmen oder Rücksicht auf dich nehmen?, spricht der Herr der Heerscharen.“ Ein minderwertiges Opfer ist eigentlich eine Beleidigung für den Empfänger. Ein Opfer ist eine Gabe, durch die man die Würdigung und Hochschätzung ausdrückt, die man für die Person des Empfängers hat. Im Opfern liegt also der Grundgedanke: etwas Wertvolles für die betreffende Person übrighaben.

„Deinen einzigen, den du lieb hast“

Eine zutreffende Illustration finden wir in 1. Mose 22. Abraham sollte nicht einfach so etwas opfern, nein, dort steht mit Nachdruck: „deinen einzigen“. Man könnte sagen: Das ist schon eindeutig genug. Das zeigt schon an, dass Abraham alles opfern musste, was er hatte. Ja, und doch steht noch dabei: „den du lieb hast“. Hierdurch wird das unbeschreiblich Schwere dieses Opfers auf außergewöhnliche Weise betont. Abraham bringt dieses Opfer. Wer selbst Vater ist und versucht nachzuvollziehen, was das für Abraham gewesen sein muss, bekommt eine Ahnung von dem, was Opfern bedeutet.

„Liebe, zu wunderbar für mich“

Sobald jemand sich bekehrt hat, ist er durch die vollständige Umkehr seines Denkens und seiner Seele in der Lage, etwas mehr von dem zu begreifen, was Golgatha für Gott bedeutet. Wenn jemand die Abscheulichkeit der Sünde erkannt und ein Auge für die Heiligkeit Gottes bekommen hat, dann lernt er – und sei es immer noch stückweise – verstehen, was es für Gott gewesen sein muss, dass er seinen einzigen Sohn (Joh 3,16), seinen eigenen Sohn (Apg 20,28) nicht geschont hat, sondern Ihn für uns alle hingegeben hat. Das gilt auch für den Herrn Jesus, denn Er opferte sich selbst.

Unterstellen wir einmal, dass ein Vater seine nette Tochter, die in einer harmonischen Familie aufgewachsen ist, dazu bewegt, in einer asozialen Familie zu helfen, wo der Zustand schlimmer ist als in einem Schweinestall (solche Familien existieren leider). Wird nicht jeder Tag für dieses Mädchen ein Martyrium sein? Der Gestank, die grobe Sprache, die Manieren, ja die ganze Atmosphäre – werden sie ihr nicht täglich zuwider sein? Wenn der Vater seine Tochter herzlich lieb hat und den Zustand in dieser Familie von A bis Z kennt, ist das dann ein Opfer oder nicht? Nun, das ist nur eine Kleinigkeit verglichen mit der Tatsache, dass Gott seinen eigenen Sohn, den Er lieb hat, den Heiligen und Reinen, auf diese sündige und verdorbene Erde herabsandte.

Und weiter: Unterstellen wir auch, dass der Vater aus unserem Beispiel seiner Tochter rät, sich vollständig in den Familienzustand einzuleben, um das Herz dieser Menschen zu erreichen und zu gewinnen. Würde das nicht eine übermenschliche Aufgabe sein? Nun, was muss es für Gott gewesen sein, seinen Sohn zu geben, Ihn als Mensch unter Menschen leben zu lassen (ausgenommen die Sünde), Ihn schließlich kreuzigen zu lassen und (der tiefste Punkt) Ihn zur Sünde zu machen? Wenn wir – mit diesem äußerst schwachen irdischen Beispiel vor Augen – hierüber nachdenken, sagen wir dann nicht mit dem Dichter: „Liebe, zu wunderbar für mich!“?

Unsere Opfer

Bevor wir uns mit unserem eigentlichen Thema, nämlich unseren Opfern, beschäftigen können, war es nötig, zuerst unsere Aufmerksamkeit auf das Opfer zu richten. Denn unsere Opfer haben nur einen Wert, wenn sie mit dem Opfer des Herrn Jesus Verbindung halten. Wenn wir bei unseren Opfern nicht das Opfer von Golgatha vor Augen haben, hört alles, was wir sagen, geben oder tun, auf, ein Opfer zu sein. Wenn es um den Wert und den Charakter des Opfers geht, ist das Opfer, das der Herr brachte, unser vollkommenes Muster.

Aber nun zur Art unserer Opfer. In der Bibel werden wir ermahnt, drei Sorten Opfer zu bringen. So lesen wir:

  • Heb 13,15: Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen

  • Heb 13,16: Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.

  • Röm 12,1: Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.

Lasst uns jedes dieser Opfer einmal näher betrachten.

Das Opfer des Lobes

Heb 13,15: Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.

Im Wort Gottes wird über Dank, Lob und Anbetung gesprochen. Dank steht in Verbindung mit dem, was an und für uns getan wurde; es ist unsere Antwort auf das, was wir empfangen haben. Lob und Anbetung sind eng miteinander verbunden, aber dennoch dürfen wir einen gewissen graduellen Unterschied machen. Bei Lob beschäftigen wir uns mit der Größe Gottes, die in seinen Taten zum Ausdruck kommt. Der Gläubige der alten Haushaltung brachte Gott Lob, wenn er voller Respekt seine mächtige Schöpfung in Augenschein nahm oder seine kraftvollen Taten in Israel bewunderte. Psalm 148 und 150 geben uns ein Beispiel für Ersteres, während Psalm 136 uns ein Beispiel für beides gibt. Auch lobte der Israelit Gott für seine Rettung, bei der Gottes Güte zum Vorschein kam; ein Beispiel hierfür haben wir in Psalm 107. Für uns kommt noch etwas dazu: Wir stehen hinter dem Kreuz; größer als je in Israel werden hier Gottes Gnade und Güte geschaut. Wir können nicht bei der Schöpfung stehen bleiben (denk daran, dass wir diesen Punkt nicht überschlagen dürfen, was leider passiert, weil wir der Schöpfung so entfremdet sind), unser höchstes Lob bringen wir in Verbindung mit der Tatsache, dass Gott seinen Sohn gegeben hat. Wir finden dies sehr schön wieder in Lied 4[1] aus dem Liederbuch Geistliche Lieder.[2] Die erste Strophe beschreibt Gottes Größe als Schöpfer; die zweite Strophe besingt Ihn als den Gott, der in Gnaden seinen Sohn für uns in den Kreuzestod geben wollte.

Anbetung geht eigentlich noch einen Schritt weiter. Dann treten die Taten Gottes mehr in den Hintergrund, und wir sind überwältigt von dem, was Gott ist: Seine Majestät, seine Liebe und Barmherzigkeit, seine Heiligkeit erfüllen dann unser Herz. Anbetung ist dann meistens auch nicht vollkommen in Worten auszudrücken; sie wird oft wortlos sein. So lesen wir: „Die Ältesten fielen nieder und beteten an“ (Off 5,14). Danach kommt ein Punkt. Die Lobpreisungen werden erwähnt (Off 5,9.12.13). Die Anbetung war nicht zu umschreiben; es ist ein Gemütszustand, in dem Gott verherrlicht wird.

Frucht der Lippen – aber auch Frucht des Herzens

Das Opfer des Lobes wird als „Frucht der Lippen“ umschrieben. Aber das bedeutet nicht, dass dies nur ein Produkt der Lippen ist; mit anderen Worten ein Lippenbekenntnis. Die Frucht der Lippen muss in unseren Herzen keimen und als reife Frucht durch die Lippen geäußert werden. So finden wir das auch in Epheser 5,19 und Koloser 3,16: Wir müssen dem Herrn in unseren Herzen zujubeln und lobsingen. Dafür ist jedoch erforderlich, dass wir uns mit der Person und dem Werk von Christus beschäftigen. Vor allem sind hierbei wichtige, praktische Dinge anzumerken, was unsere gemeinsame Anbetungsstunde betrifft. Wenn wir samstags abends unseren Familienbesuch bis weit in den Abend oder vielleicht auch in die Nacht hinein ausgedehnt haben und wir sonntags morgens vor Müdigkeit fast nicht aus unserem Bett kommen können, wenn wir kaum Zeit haben, um zu essen und auf die Schnelle zur Zusammenkunft gehen, dann ist beinahe unmöglich, dass wir dem Herrn wirklich ein wertvolles Lobopfer bringen können.

Eine wichtige Belehrung finden wir in 5. Mose 26, wo es um das Opfer der Erstlinge geht. Diese musste ein Israelit zu Hause gesammelt haben. Dann tat er sie in einen Korb und trug sie zum Tempel. Frei angewendet: Wenn wir uns nicht von vornherein auf die Tatsache einstellen, dass wir dem Herrn sonntags morgens ein Opfer bringen, kommen wir mit leerem Korb in die Zusammenkunft. Das will natürlich nicht heißen, dass wir uns vorher ausdenken sollen, welches Lied wir gleich vorschlagen usw., aber es ist wohl nötig, dass wir uns einstellen auf das, was wir zu tun gedenken, sofern das, was wir zu sagen oder zu bringen haben, wirklich wertvoll für den Herrn und auch wirklich ein Opfer sein soll. Glücklicherweise kann der Herr auch während der Zusammenkunft unsere Herzen zu Ihm hinaufziehen und mit Lob und Dank erfüllen. Aber das ist dann seine Sache. Unsere ist, uns auf die Anbetungsstunde von vornherein einzustellen.

Aber doch: Frucht der Lippen

Damit sind wir noch nicht am Ende. Auch wenn es nun kein Lippenbekenntnis ist, ist es doch die Frucht der Lippen. Sie werden zwar nur durch einen Teil der Anwesenden ausgesprochen, jedoch scharen sich die anderen dahinter, was in dem gemeinsamen „Amen“ zum Ausdruck kommt.

Es gibt einen Bibeltext, der sehr deutlich über das allgemeine Priestertum spricht und wo über Opfer gesprochen wird. Das ist 1. Petrus 2,5: „Werdet auch ihr selbst, als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesus Christus.“

Hier wird deutlich gezeigt, dass alle Gläubigen das Priestertum formen. Allerdings ist die öffentliche Beteiligung in einer Sonntagmorgen-Zusammenkunft auf eine bestimmte Anzahl beschränkt, vor allem, wenn viele anwesend sind. In Israel hatte man, was das angeht, ein Problem. Die Anzahl der Priester war so groß geworden, dass sie nicht mehr alle gleichzeitig mit dem Tempeldienst beschäftigt sein konnten. Daraufhin hatte David vierundzwanzig Priesterorden eingeführt, so dass jeder Orden abwechselnd im Tempel (damals noch Stiftshütte) diente. Natürlich dürfen wir daraus keine wörtliche Schlussfolgerung ziehen und für unsere Anbetungsstunde eine Regelung treffen. Wir haben hieraus lediglich den Grundsatz zu Herzen zu nehmen und geistlich anzuwenden. Gott wollte, dass alle Priester opferten und dazu diente diese Regelung. Genauso will Gottes Geist alle Brüder leiten, Ihre Priesterschaft zu erfüllen. Wenn ständig dieselbe Gruppe Brüder sich im Dienst beteiligt, dann ist da etwas verkehrt, wobei wir außen vorlassen, ob das an den Schweigenden liegt, die sich Ihrer Verantwortlichkeit entziehen oder an den Anderen, die keine Gelegenheit dazu geben.

Liederparade

Ein anderes Übel ist, dass manchmal „ein Lied nach dem anderen“ vorgeschlagen wird. Man meint schon mal, dass eine solche Versammlung sehr gut geistlich gesinnt sein muss. Ich glaube allerdings, dass die Chance groß ist, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn Hebräer 13 über die Frucht der Lippen spricht, dann ist die Bedeutung die, dass das, was die Lippen des betreffenden „Priesters“ äußern, auch in der Tat in seinem Herzen lebt und er mehr oder weniger übersetzt, was in den Herzen aller lebt. Schlussendlich sind unsere Lieder jedoch Äußerungen von dem, was in dem Herzen des Dichters lebt. Natürlich will Gott dies für uns gebrauchen. Aber wenn unser Lied wirklich ein Opfer des Lobes sein soll, dann werden wir uns auch in die Gedanken des Liedes einfühlen müssen. Menschlicherweise ist das Vorschlagen eines Liedes eine einfache Sache. Ist es jedoch nicht ein Zeichen geistlicher Schwäche, wenn die Anzahl der Lieder die Anzahl der Gebete (gesprochene Lobpreisungen) weit übertrifft und sie so schnell vorgeschlagen werden, dass man sich unmöglich in den Inhalt vertiefen kann? Hierzu kommt auch noch, dass manche, die morgens Draufgänger beim Liedervorschlagen sind, in der Abendstunde und Gebetsstunde durch Abwesenheit glänzen. Es ist schon nötig, diese Dinge öffentlich zu benennen, denn schlussendlich geht es nicht um äußeren Schein. Petrus nennt es „geistliche“ Opfer. Es geht um den geistlichen Wert. Das müssen wir gut bedenken.

Opfer als Liebesgaben

Heb 13,16: Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.

Im Gegensatz zu den geistlichen Opfern, womit wir uns zuerst beschäftigt haben, geht es in Hebräer 13,16 um materielle Opfer. Aber auch wenn wir uns hier mehr auf materiellem Boden befinden, haben die Opfer nur einen Wert, wenn sie in einer guten Gesinnung gebracht werden. Der Ursprung, die Quelle, aus der sie kommen, um die geht es. Deshalb steht da auch nicht: „Gott hat den Geber lieb“, sondern: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2Kor 9,7). Wie wird jemand ein fröhlicher Geber? Das geht nur, wenn wir auf die unaussprechliche Gabe sehen, die Gott selbst gegeben hat. Es ist bemerkenswert, wie Paulus, geleitet durch Gottes Geist, in die einfachsten Dinge immer wieder das Kreuz hineinbringt. Das achte und neunte Kapitel des zweiten Korintherbriefes sind der Sammlung von Gaben geweiht, die dort in der Gemeinde für die Armen in Judäa gesammelt werden sollten. Nachdem der Apostel betont hat, dass durch diese Gabe die Echtheit ihrer Liebe geprüft wird, kommt er zu dem bekannten Ausspruch: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet“ (2Kor 8,9). So eine „gewöhnliche“ Sache wie eine Kollekte wird dadurch auf einmal in das Licht des Kreuzes gestellt. Wer traut sich noch, dieses vor Augen habend, ein „Trinkgeld“ in die Kollektenbeutel zu werfen?

Ist es ein Opfer?

Bezüglich des Gebrauchs unserer Güter wollen wir noch einmal die Betonung auf das Wort „Opfer“ legen, das hier gebraucht wird. Was wir dem Herrn bringen, muss wirklich wertvoll für Ihn sein; es muss ein Opfer sein. Es wird ein Opfer, wenn wir unser Herz in die Gabe legen. Das tat die arme Witwe (Lk 21,2); absolut gesehen, war die Gabe nicht so groß, es waren nur zwei Kupfermünzen. Aber sie gab sie mit ihrem Herzen. Es war ihr ganzer Unterhalt und sie hatte alles für Gott übrig. Wir tun manchmal einen, zwei oder zehn Euro in die Kollekte, weil wir’s „nicht kleiner haben“. Diese Frau hatte es kleiner: Sie hatte zwei Kupfermünzen. In Markus steht so bedeutungsvoll dabei: „Das ist ein Pfennig.“ Hätte sie die zwei Münzen in der Form eines Pfennigs in der Tasche gehabt, hätte sie nur schwer weniger geben können. Aber jetzt hätte sie es mit einer Münze gut sein lassen können. Sie gab jedoch beide Münzen. Das ist ein praktisches Beispiel, das Christus uns vorhält. Er sieht nicht auf die Gabe an sich, sondern Er sieht auf die Quelle, aus der die Gabe entspringt.

Gott sieht, was du übrig behältst

Wir sehen auf das, was die Menschen geben. Das tut Gott nicht. Hier gilt das Wort, das an Samuel erging: „Der Mensch sieht auf das Äußere, aber der Herr sieht auf das Herz“ (1Sam 16,17). Die andern warfen große Gaben in die Schatzkiste. In den Augen der Menschen war das ganz schön was. Aber die zwei Scherflein der Witwe waren mehr: Gott sah ihr Herz.

Es gibt jedoch noch etwas, was eng mit dem Opfergedanken in Verbindung steht. Der Wert der Gabe von der Witwe lag darin, dass sie nichts übrig behielt. Die anderen warfen aus ihrem Überfluss hinein und hatten demnach noch genug übrig. Sie hingegen gab alles. Gott beurteilt eine Gabe also nicht nach dem Betrag an sich, sondern nach dem, was du übrig behältst.

Wird uns da nicht vielleicht ein bisschen heiß unter den Füßen? Ich glaube, dass wir hier am besten die Hand an unsere eigene Brust schlagen. Aber bedenke dabei: Mose steckte seine Hand zwei Mal in seine Brust. Wir tun das leider oft nur ein Mal und dann verbessert sich leider nichts. In diesem Zusammenhang ist sehr lehrreich, was Paulus in 2. Korinther 8,12 schreibt: „Wenn die Bereitschaft vorhanden ist, so ist jemand angenehm nach dem, was er hat, und nicht nach dem, was er nicht hat.“ In der Geschichte der Witwe finden wir sozusagen eine Anwendung dieses Wortes. Die Bedeutung ist, dass wir nicht auf den Anderen sehen sollen, wie viel er gibt. Manchmal machen wir uns selbst was vor: „Wenn ich so viel besäße, dann würde ich dies und das geben.“ Und weil wir nicht so viel besitzen, geben wir eben nichts. Vielleicht kennst du die schöne Geschichte von Theophilus und Christobel. Theophilus fragte Christobel: „Wenn du hundert Kühe hättest, würdest du fünf dem Herrn geben?“ Prompt antwortete Christobel: „Ja“, und dann ging das so weiter mit Pferden, Schafen etc. Zum Schluss fragte Theophilus: „Wenn du nun zwei Schweine hättest, würdest du dann eins dem Herrn geben?“, worauf Christobel etwas pikiert sagte: „Das ist nicht ehrlich, Theophilus. Du weißt genau, dass ich zwei Schweine hab.“

Man kann nichts mitnehmen

Manche Menschen lassen den Rubel rollen und stützen sich dabei auf das Wort: „Denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, [so ist es offenbar], dass wir auch nichts hinausbringen können“ (1Tim 6,7). Es ist aber bestimmt nicht die Absicht Gottes, dass ein Gläubiger nachlässig mit den irdischen Gütern umspringt, die Gott ihm anvertraut hat. Dennoch müssen wir bedenken, dass wir nichts mitnehmen können. Das lässt uns zufrieden sein, wenn wir das Nötige zur Verfügung haben, um für unseren Unterhalt zu sorgen.

Es hängt jedoch mehr an dieser Sache. Ich las einmal in einem englischen Artikel: „Du kannst dein Geld nicht mitnehmen, aber wohl vorausschicken.“ Der Schreiber verwies hierbei auf einen anderen Bibeltext aus 1. Timotheus 6,19. Hier wird zu den Reichen gesagt, dass sie sich eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, wenn sie ihr Geld im Dienst für den Herrn gebrauchen. Zu Recht bemerkt dieser Gläubige: „Ein sichereres Bankguthaben gibt es nicht.“ Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter lässt uns sehen, dass wir in die ewigen Hütten aufgenommen werden (Lk 16,9), wenn wir hier auf Erden den Mammon der Ungerechtigkeit benutzen, um uns Freunde zu machen (für die Ewigkeit). Wie schön ist es, wenn wir unser Geld als Opfer für den Herrn verwenden. Genauso wie die Frauen aus Lukas 8,2.3 dienen wir dann dem Herrn mit unserer Habe. Von seiner Seite aus wird der Herr nie unser Schuldner bleiben (vgl. Spr 11,25; 19,17; 28,27).

Wohltun und Mitteilen

Nach diesen praktischen Anmerkungen über den Gebrauch unserer irdischen Güter wollen wir die in Hebräer 13,16 genannten Opfer etwas näher betrachten. Es wird nämlich über „Wohltun“ und „Mitteilen“ gesprochen. Hier wird meines Erachtens eine deutliche Unterscheidung getroffen, und wir tun gut daran herauszufinden, worin der Unterschied besteht. Wohltun bezieht sich auf Gutestun an Armen. Unser Wort „Wohltäter“ zeigt das auch. Obwohl das Wort „Wohltun“ auch in einem allgemeineren Sinn von „Gutes tun“ gebraucht wird, gibt es eine Stelle, die sich deutlich auf die Versorgung von Armen und „Bedürftigen“ bezieht. So lesen wir in Markus 14,7: „Die Armen habt ihr allezeit bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen wohl tun.“ In diesem Sinn wird hier in Hebräer 13 über das Opfer des Wohltuns gesprochen. Ein großes Vorbild finden wir in Gott, der „vielfach seine Wundertaten an uns erwiesen hat“ (Ps 40,5).

Zehn Prozent?

Manchmal wird gefragt: „Wie viel muss man denn jetzt geben?“ Nun ist das Wort „müssen“ an dieser Stelle schon ganz falsch. Im Licht des Opfers von Christus passt das natürlich überhaupt nicht. Lasst es uns also schnell durch „sollen“ ersetzen. Manche meinen, eine feste Norm in dem Betrag gefunden zu haben, den Abraham und später Jakob und das Volk Israel abtrat, und zwar zehn Prozent. Wir müssen jedoch beachten, uns nicht auf einen gesetzlichen Boden zu stellen. Sobald unser Geben an eine Regel gebunden ist, die zu einem Zwang wird, dann sind wir keine fröhlichen Geber mehr. Andrerseits werden die zehn Prozent manchmal entrüstet von der Hand gewiesen und als „gesetzlich“ bezeichnet, weil man nicht bereit ist, solch ein Opfer zu bringen. Nun, für solche Menschen gilt es, gut zu bedenken, dass die Gnade immer weiter geht als das Gesetz. Du kennst doch die regelmäßig wiederkehrende Aussage aus der Bergpredigt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist … aber ich sage euch …“ Wenn wir das auch auf unser Geben anwenden, verschwinden die zehn Prozent vielleicht im Schatten. Aber dennoch, für jeden, der nicht gesetzlich sein will, gibt es ein herrliches Beispiel von Zachäus: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen.“ Dann sind es also fünfzig Prozent. Wir stehen nicht unter Gesetz und brauchen uns nicht mehr auf zehn Prozent beschränken zu lassen!

Zweitens wollen wir noch zwei Bibeltexte zitieren, die ein Leitfaden für uns sein können: „Ein jeder von euch lege bei sich zurück und sammle auf, je nach dem er Gedeihen hat“ (1Kor 16,2). „Nach Vermögen, ich bezeuge es, und über Vermögen waren sie aus eigenem Antrieb willig, indem sie mit vielem Zureden uns um die Gnade und die Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen baten“ (2Kor 8,3.4).

Mitteilen

Genauso wie das Wort „Wohltun“ hat „Mitteilen“ eine breite und eine eingeschränkte Bedeutung. Alles, was man einem anderen gibt, ist Mitteilen. So wird in Römer 12,13 gesagt: „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil“ [i.S.v.: mit den Heiligen teilen]. Dennoch geht es da um ein Opfer des Wohltuns. Da konnte nicht stehen: „Tut wohl in den Bedürfnissen“ (oder: an den Bedürfnissen) der Heiligen. Hier ist einfach der Gedanke, „einen Teil unseres Besitzes an einen anderen zu geben“; dieser andere ist bedürftig, also geht es hier um einen Beweis des Wohltuns. Wenn wir allerdings das Wort „Mitteilen“ und „Mitteilung“ in seinem engeren Sinn betrachten, dann geht es um das Mitteilen für den Unterhalt derjenigen, die am Evangelium arbeiten. Eine Anzahl Stellen rechtfertigt dies: „Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allerlei Gutem dem mit, der ihn unterweist“ (Gal 6,6). Genauso gut, wie der Drescher seine Arbeit tut, in der Hoffnung, einen Teil der Ernte zu erhalten, hat auch der Arbeiter ein Recht auf Unterstützung (lies 1Kor 9). „Keine Versammlung hat mir in Bezug auf Geben und Empfangen mitgeteilt als nur ihr allein. Denn auch in Thessalonich habt ihr mir einmal und zweimal für meine Notdurft gesandt“, schreibt Paulus in Philipper 4,15.

Wohlgefällig für Gott

Wenn es nicht in der Bibel stehen würde, wären wir wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, die beiden Sorten von Gaben „Opfer“ zu nennen und erst recht nicht, dabei zu sagen, dass es Opfer sind, die als Wohlgeruch zu Gott aufsteigen. Es ist daher sicher gut, noch kurz hierauf aufmerksam zu machen. Nicht nur in Hebräer 13,16 wird uns das erklärt, auch in Philipper 4,18 sagt Paulus von der Unterstützung, die er bekam: „Ich habe von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer.“

Wenn jemand also nicht weiß, was er in die Kollekte tun soll, dann bedenke er, dass er nicht den Armen oder den Arbeitern des Herrn gibt, sondern dass er dadurch dem Herrn selbst ein Opfer bringt.

Das Opfer des Leibes

Röm 12,1: Ich ermahne euch nun Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist.

Jetzt kommen wir zur dritten Opfersorte, das Opfer „des Leibes“. Natürlich versteht jeder, dass nicht gemeint ist, unseren Körper auf einem Altar zu opfern. Wir können das Opfer umschreiben als das Opfer unseres Lebens, des praktischen täglichen Lebens. Wir leben allerdings in diesem Körper und nicht umsonst wird in Römer 12,1 über das Opfer des Leibes gesprochen. Es geht um alles, was wir mit dem Körper tun. Darüber werden wir auch Rechenschaft ablegen müssen. Denk nur an die ernste Aussage: „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, auf dass ein jeder empfange, was er in dem Leib getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses“ (2Kor 5,10). Leider können wir viel Böses in und mit unserem Körper tun. Daher werden wir ermahnt, unseren Körper nicht in den Dienst der Sünde zu stellen, sondern in den Dienst der Gerechtigkeit. Für uns persönlich ist es gut, Römer 6,8-14, Epheser 4,17–5,17 und Kolosser 3,5-15 ernsthaft zu überdenken. Paulus warnt insbesondere vor Hurerei, die einen besonderen Platz einnimmt. Alle Sünden geschehen außerhalb des Körpers. Wer jedoch hurt, sündigt gegen seinen eigenen Körper (1Kor 6,18).

Unser Leib – ein Tempel

In demselben Kapitel bezeugt der Apostel, dass unsere Körper Glieder von Christus und Tempel des Heiligen Geistes sind. Darum ist es so wichtig, wie und wofür wir diesen Körper gebrauchen. Wenn wir wirklich bedenken, dass wir nicht uns selbst gehören, sondern durch Christus gekauft und bezahlt sind, dann werden wir danach streben, Gott in unserem Körper zu verherrlichen (Röm 12,15-20). Alle Fragen – warum dürfen wir dies und das nicht usw. – fallen weg, wenn wir wirklich bedenken, dass wir unseren Körper und damit das Leben in diesem Körper als ein Opfer Gott weihen müssen. Ein gewaltiges Beispiel finden wir in Paulus, der bezeugen konnte, „dass Christus hoch erhoben werden wird an meinem Leib, sei es durch Leben oder durch Tod“ (Phil 1,20).

Alles, was ihr tut

Über diesen letzten Punkt wäre noch viel mehr zu schreiben, aber wir möchten diesen Artikel gern mit drei Stellen beschließen, die unser ganzes Leben umfassen:

  • Kol 3,17: Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn.

  • Kol 3,23: Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.

  • 1Kor 10,31: Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes.

Gott gebe uns eine geistliche Gesinnung, und lasst uns danach streben, uns vor den Herrn zu stellen, damit wir Ihm die drei Opfer, die wir behandelt haben, auch tatsächlich bringen.


Originaltitel: „Onze Offers“
Quelle: www.jaapfijnvandraat.nl

Übersetzung: S. Winterhoff

Anmerkungen

[1]

Ach, wer kann Dich würdig loben,
Großer Gott von Ewigkeit!
Was auf Erden und was droben,
Zeugt von Deiner Gütigkeit.
Du, Du bist des Lobes wert;
Selig, wer Dich preist und ehrt!

Wer kann Deine Lieb’ ergründen,
Deine Gnade, Deine Huld!
Gabst den Sohn für unsre Sünden,
Sprachst uns frei von aller Schuld.
Du, Du bist des Lobes wert;
Selig, wer Dich preist und ehrt!

Wer kann Deine Treu’ ermessen,
Deine Langmut, Sorg’ und Müh’!
Mag ein Weib ihr Kind vergessen,
Du vergißt die Deinen nie.
Du, Du bist des Lobes wert;
Selig, wer Dich preist und ehrt!

Wer kann Deine Größe nennen
Und Dein Wundertun verstehn!
Wer kann, wie Du bist, Dich kennen
Und in Deine Tiefen sehn!
Ja, Du bist des Lobes wert;
Selig, wer Dich preist und ehrt!

[2] Anm. d. Red.: Lied 4 in dem deutschen Liederbuch Geistliche Lieder entspricht Lied 7 in dem niederländischen Liederbuch Geestelijke Liederen. Der Liederdichter ist unbekannt.


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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