Arbeit für Gott – Worin besteht der Dienst? (9)
1. Chronika 23,1-5.25-32; 2. Chronika 30,2-22; 34,12.13; Nehemia 8,7-13

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 25.03.2006, aktualisiert: 21.10.2022

Leitverse: 1. Chronika 23,1-5; 25-32; 2. Chronika 30,21.22; 34,12.13; Nehemia 8,7-13

Nun kommen wir zu 1. Chronika 23.

Hier sind die Umstände völlig anders. Wir haben in 1. Chronika 23,25.26 gelesen: „Denn David sprach: Der HERR, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe geschafft, und er wohnt in Jerusalem auf ewig; so haben auch die Leviten die Wohnung und alle ihre Geräte zu ihrem Dienste nicht mehr zu tragen.“ Bei dem Volk Israel war die geschichtliche Reihenfolge so, dass sie sich zuerst in der Wüste befanden und dann, nachdem sie in das Land gekommen waren, die Wohnung und ihre Geräte nicht mehr zu tragen brauchten. Bei uns ist das anders. Wir befinden uns sowohl in der Wüste wie auch im Land, wenn auch nicht in demselben Augenblick. Unser praktischer, täglicher Wandel geschieht in dieser Welt, in der Wüste, doch wenn wir uns mit den himmlischen Segnungen, mit denen Gott uns in den himmlischen Örtern gesegnet hat, beschäftigen, befinden wir uns im Land. Denselben Unterschied finden wir auch hinsichtlich des Levitendienstes. Levitendienst in der Wüste bedeutet, dass wir der Wahrheit Gottes in dieser Welt Zeugnis geben. Der Levitendienst im Land wird inmitten des Volkes Gottes ausgeübt und steht in Verbindung mit den himmlischen Segnungen.

Es ist bemerkenswert, dass wir diese neuen Einrichtungen des Levitendienstes noch nicht bei Josua, sondern erst bei David finden. Wie kam das? Gott hatte dem Volk in 5. Mose 12 sagen lassen, dass, wenn es in das Land gekommen wäre, es den Ort aufsuchen sollte, wo Gott seinen Namen wohnen lassen wollte. Dieser Ort war verborgen. Sie sollten ihn aufsuchen. Doch wir sehen in den Büchern Josua, Richter und 1. Samuel nichts davon, dass das Volk diesen Ort suchte. Es schien so, als hätten sie kein Interesse daran. Doch endlich, nach Hunderten von Jahren, gab es einen Mann unter dem Volk, der diesen Platz fand: David. Er schreibt in Psalm 132, wie er als junger Mann diesen Platz schon finden wollte, und dann schreibt er von der Bundeslade in Kirjath-Jearim. Da fasste er schon den Entschluss, für sie eine passende Stätte zu bereiten. Er fand zwar diesen Platz noch nicht buchstäblich, aber wohl schon mit seinem Herzen. Ihr jungen Leute, wenn ihr den Platz, wo der Herr Jesus heute inmitten seines Volkes wohnen möchte, nicht zuerst mit euren Herzen findet, werdet ihr ihn auch praktisch nicht finden!

David war der bevorrechtigte Mann, dem Gott schließlich diesen Ort zeigen konnte. David fand ihn nach Jahrhunderten des Verfalls. Hunderte von Jahren waren seit Josua vergangen, seit das Volk in das Land gekommen war. Gott hatte den Menschen in dieser Zeit geprüft und musste alles, was vom Fleisch war, beiseitestellen: Ein menschliches Priestertum hatte versagt in Eli, und ein menschliches Königtum hatte versagt in Saul. Doch nun kam David, dieser Mann nach dem Herzen Gottes, und er führte das ein, was nach den Gedanken Gottes war.

So war das auch, als der Herr Jesus auf diese Erde kam. Gott hatte in den Tausenden von Jahren im Alten Testament den Menschen in jeder Hinsicht geprüft und musste schließlich alles, was aus dem Fleisch war, am Kreuz hinwegtun. Gott hat in seinem Gesalbten, so wie damals in David, alles zustande gebracht, was in seinem Herzen war. Der Herr Jesus ist nach dem Hebräerbrief der wahre Melchisedek, der nun im Himmel ist. Er ist der König des Friedens und der König der Gerechtigkeit (Heb 7,1-3). Wir sind daran gewöhnt, uns besonders mit der Wahrheit der Versammlung zu beschäftigen, und das ist auch gut, denn diese Wahrheit war jahrhundertelang verlorengegangen. Doch wir sollten dabei auch nicht die Wahrheit über das Reich Gottes im Neuen Testament vergessen, wie es in dieser Zeit seit dem Pfingsttag auf Erden besteht. Wir sind nicht nur Glieder der Versammlung, sondern auch Untertanen in diesem Reich. In Apostelgeschichte 1 sehen wir zum Beispiel, wie der Herr Jesus vierzig Tage lang mit seinen Jüngern über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen (Apg 1,3). Er hat dort mit den Jüngern nicht über die Versammlung gesprochen. Kennen wir die Wahrheit über das Reich Gottes noch? Wir werden einmal mit dem Herrn Jesus in seinem Reich herrschen, doch heute sind wir Untertanen in diesem Reich, Sklaven des Königs. Wir sind in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt (Kol 1,13) und haben ein Erbteil im Reich Christi und Gottes (Eph 5,5). Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17). Das sind sehr wichtige Belehrungen, denn das Reich Gottes steht in Verbindung mit der königlichen Autorität des Herrn Jesus. Er hat diese Autorität und übt sie auch aus.

Das sehen wir zum Beispiel besonders im ersten Brief an die Korinther, wo der Apostel Paulus über die Seite der Verwaltung des Christentums schreibt. Deshalb lesen wir in diesem Brief auch öfter von dem Reich Gottes und von Geboten und Einrichtungen des Herrn. Alles, was wir in diesem Brief finden, ist gültig für die gesamte christliche Haushaltung und trifft also auch heute noch zu. So wie David in 1. Chronika 23 den Levitendienst den neuen Umständen im Land anpasste und alles nach den Gedanken Gottes einrichtete, hat der Herr auch in dieser Haushaltung alles bestimmt. Das Volk Gottes hatte damals nichts zu entscheiden bezüglich des Levitendienstes, genauso wenig wie auch heute. Einerseits sind wir gesegnet mit allen geistlichen Segnungen, wie der Epheserbrief uns sagt, doch zur gleichen Zeit sind wir im Blick auf den Levitendienst völlig der Autorität unseres Melchisedek unterworfen. Gott hat alles zusammengefasst in seinem Gesalbten, und der Levitendienst sollte ausschließlich nach seinen Geboten ausgeübt werden.

Wir haben in 1. Chronika 23,3 gelesen, dass es zur Zeit Davids 38.000 Leviten gab und dass David sie nach ihren verschiedenen Aufgaben einteilte. Der größte Teil wurde für die Aufsicht des Hauses des HERRN bestimmt, das zu der Zeit noch die Stiftshütte war, später unter Salomo jedoch der Tempel. Dazu kamen Vorsteher, Richter, Torhüter und solche, die den HERRN preisen und loben sollten mit Instrumenten. In Vers 24 lesen wir, dass das Alter, in dem die Leviten in den Dienst des Hauses des HERRN traten, von David auf zwanzig Jahre herabgesetzt wurde. Die Verantwortung der Leviten war in gewisser Hinsicht geringer geworden. Sie brauchten die Stiftshütte nicht mehr zu tragen. Für das Zeugnis in der Wüste ist eine bestimmte Reife nötig. Es ist klar, dass junge Brüder, die erst kurz zur Bekehrung gekommen sind oder erst seit kurzem einen Dienst tun, nicht in dem Maße über Erfahrungen der Wüste sprechen können wie ältere Brüder, ältere Leviten. Doch wenn es um die Umstände im Land geht, also um die Sphäre, wo himmlische Segnungen genossen werden, können auch jüngere Leviten über diese Segnungen und Vorrechte sprechen. Daher durften die Leviten im Land bereits ab zwanzig Jahren in den Dienst des Hauses des HERRN treten. Wir sehen sogar in 1. Chronika 23,27, dass diese Anweisung Davids mit zu seinen letzten Worten gehörte. Dadurch wird die Bedeutung dieser Worte unterstrichen.

„David sprach: Der HERR, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe geschafft“ (1Chr 23,25). Wie schön ist es, von diesem Gesichtspunkt aus den Dienst zu betrachten: Gott hatte dem Volk Ruhe verschafft. In Psalm 132 lesen wir, wie David die Tatsache besingt, dass Gott zu seiner Ruhe gekommen war, nachdem die Bundeslade auf den Berg Zion gebracht war, und der Gesalbte, der Mann nach dem Herzen Gottes, auf dem Thron in Jerusalem saß. Verstehen wir etwas davon, liebe Geschwister, welch eine Ruhe jetzt für das Herz Gottes besteht, indem nun alles, das wahre Priestertum, die wahre Königsherrschaft und alles, was damit verbunden ist, in Ihm, dem verherrlichten Herrn, vereinigt ist auf Zion? Wie wunderbar ist es, diese Tatsache in unseren Herzen praktisch zu verwirklichen. Wir gehen nicht nur durch diese Wüste, sondern wir dürfen auch den Herrn Jesus in der Herrlichkeit sehen. Im Licht dieses Friedens und dieser Ruhe, die aufgrund des Werkes des Herrn Jesus zustande gebracht worden sind, dürfen wir unseren Dienst ausüben. In diesem Licht stellt uns der Heilige Geist in diesen Kapiteln den Dienst auf ganz neue Art und Weise vor:

  1. Die erste Aufgabe der Leviten bestand noch immer darin, wie wir in 1. Chronika 23,28-32 lesen, dass sie alles, was sich im Haus Gottes vorfand, pflegten, versorgten und reinigten. Sie halfen bei den Schichtbroten, bei der Zubereitung der Speisen und auch bei den Opfern, indem sie zum Beispiel die Haut der Brandopfer abzogen. Welch ein schöner Dienst ist es, wenn Leviten so den Priestern bei ihrer Anbetung helfen dürfen, ihnen alles, was sich im Heiligtum befindet, rein und sauber darstellen dürfen, damit sie ermuntert werden, den Dienst als Priester im Heiligtum auszuüben. Und gerade hier, wo das Volk sich im Genuss der himmlischen Segnungen im Land der Verheißung befindet, bestehen noch immer diese Aufgaben. Selbst nach der Gefangenschaft in Babylonien wird erneut über diese Aufgaben gesprochen.

  2. Zweitens gab es unter den Leviten Schatzmeister (1Chr 26,20-28). In den Versen 26 und 27 wird gesagt, was diese Schätze waren. Wir lesen dort: „Dieser Schelomith und seine Brüder waren über alle Schätze der geheiligten Dinge, welche der König David und die Häupter der Väter, die Obersten über tausend und über hundert, und die Obersten des Heeres geheiligt hatten; von den Kriegen und von der Beute hatten sie sie geheiligt zur Unterhaltung des Hauses des HERRN.“ Wir wollen dazu noch zwei Stellen lesen (2Chr 31,14): „Und Kore, der Sohn Jimnas, der Levit, der Torhüter gegen Osten, war über die freiwilligen Gaben Gottes, um das Hebopfer des HERRN und das Hochheilige herauszuheben.“ Dann noch Nehemia 13,12.13: „Und ganz Juda brachte den Zehnten vom Getreide und Most und Öl in die Vorratskammern. Und ich bestellte zu Schatzmeistern über die Vorräte: Schelemja, den Priester, und Zadok, den Schreiber, und Pedaja, von den Leviten, und ihnen zur Seite Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas; denn sie wurden für treu geachtet, und ihnen oblag es, ihren Brüdern auszuteilen.“ Wir finden hier einen Dienst, den wir auch in unseren örtlichen Zeugnissen sehr gut kennen. Wir haben nicht nur mit den Gegenständen im Heiligtum zu tun, sondern sehen hier auch, dass das Volk Gottes Schätze bringt. Erstens handelt es sich um Schätze, die während des Krieges geraubt wurden (1Chr 26), und zweitens gehörte zu diesen Schätzen auch der Zehnte vom Getreide, Most und Öl (Neh 13), der in die Vorratskammern gebracht wurde. Wir haben bereits gesehen, dass die Zehnten die Segnungen waren, die das Volk Gottes für den Levitendienst zusammenbrachte.

    Unter den Leviten wurden nun etliche als Schatzmeister angestellt, die diese Schätze verwalteten und an solche verteilten, die sie für ihren Dienst brauchten. Das war eine sehr wichtige Aufgabe der Leviten. Vielleicht denken wir manchmal gering darüber. Doch auch heutzutage bringt das ganze Volk Gottes Schätze zusammen, um den Dienst zu fördern. Das Volk selbst kann diese Schätze nicht verteilen, dafür brauchen sie die Leviten. Wir denken dabei natürlich zuerst an die Gelder, aber wir können auch an andere Mittel für den Dienst denken, die nötig sind zur Unterstützung von Geschwistern, zur Erhaltung der Lokale, für all die äußeren Dinge, die erforderlich sind, um den Dienst aufrechtzuerhalten. Nun, nicht jeder Bruder oder jede Schwester ist für solch einen Dienst ohne weiteres geeignet. Wir haben in Nehemia 13,13 gelesen: „Denn sie wurden für treu geachtet, und ihnen lag es ob, ihren Brüdern auszuteilen.“ Wir brauchen für solch einen Dienst Brüder, die treu erfunden werden. Nur solche können dieser großen Verantwortung entsprechen, diese Mittel, die von der Versammlung zusammengelegt werden, richtig zu verwalten und nach geistlichen Maßstäben unter die Leviten zu verteilen. Es besteht die Gefahr, dass diese Mittel nach menschlichen oder fleischlichen Maßstäben verteilt werden. Darum ist für diesen Dienst Treue, Weisheit und große Abhängigkeit vom Herrn nötig, mit dem Gebet: Herr, gib uns Weisheit, diese Mittel nicht nach unseren Meinungen zu verteilen, sondern nach Deinen Gedanken, damit alles zu Deiner Ehre ausschlägt. – Kein Dienst, der für den Herrn ausgeübt wird, ist gering; er sollte in Abhängigkeit von Ihm getan werden.

  3. Drittens finden wir unter den Leviten Torhüter. Wir haben in 1. Chronika 9,19.20 einen Hinweis darauf, dass es bereits bei der Stiftshütte in der Wüste Torhüter gab. Dort wird besonders Pinehas, der Sohn Eleasars, genannt. Wir wissen aus dem vierten Buch Mose, wie treu er seine Aufgabe ausgeübt hat, indem er einmal einen Fürsten des Volkes tötete, als dieser eine midianitische Frau genommen hatte (4Mo 25,6-8). Torhüter sind solche, die die Tore bewachen, damit niemand in den Vorhof hineinkommen kann, der nicht zum Volk Gottes gehört, der kein Recht hat, dort hineinzugehen. Andererseits lassen sie alle hinein, die zum Volk Gottes gehören.

    Wir sind nicht alle Torhüter. Wenn wir noch einige Verse aus 1. Chronika 26 dazu lesen, wird das sehr deutlich. Am Ende von Vers 6 lesen wir: „Denn sie waren tapfere Männer.“ Für diese Aufgabe ist Tapferkeit notwendig, denn manchmal ist es gar nicht einfach, gewisse Personen zurückzuhalten, die sich sehr danach drängen hineinzukommen. Bisweilen ist es auch nicht einfach, manche zuzulassen, die nicht recht wollen oder von sich meinen, dass sie nicht das Recht dazu haben. Dann müssen sie ermutigt werden hineinzugehen. Das ist kein einfacher Dienst. In Vers 4 finden wir Obed-Edom, der zu diesem Dienst besonders geeignet war, denn er hatte drei Monate lang die Bundeslade in seinem Hause bewacht und dafür gesorgt, dass nichts sie beschädigen konnte (1Chr 13,13.14).

    Einen sehr deutlichen Vers bezüglich der Torhüter finden wir in 2. Chronika 23,19 in den Tagen des Königs Josia: „Und er [das ist der Priester Jojada] stellte die Torhüter an die Tore des Hauses des HERRN, dass keiner hineinginge, der irgendwie unrein wäre.“ Auch darüber wachen die Leviten. Nicht jeder von uns ist zu solch einem Dienst geeignet. Es gibt Brüder in unserer Mitte, die der Herr besonders dazu berufen hat, bei der Entscheidung zu raten, welche Personen zugelassen werden sollten und welche nicht. Grundsätzlich sind die Zulassung und der Ausschluss natürlich eine Sache der ganzen Versammlung. Diesen Grundsatz dürfen wir nicht außer Acht lassen. Andererseits wissen wir aber auch, dass im Allgemeinen Personen aufgrund des Zeugnisses von zwei oder drei Brüdern zugelassen werden. Warum wird das so gehandhabt? Obwohl wir alle die Verantwortung tragen, überlassen wir es einigen Brüdern. Ist das schlecht? Nein, das ist gut, denn wir wissen, dass sie eine Gabe als Torhüter haben. Torhüter sind also solche Brüder, die eine geistliche Gesinnung und Erfahrung besitzen, wodurch sie besonders geeignet sind, Besuche bei Geschwistern zu machen, die gerne ihren Platz einnehmen möchten. Es ist daher durchaus nicht beunruhigend, wenn diesen Dienst eine kleine Gruppe von Brüdern tut. Wir haben, dem Herrn sei Dank, solche Brüder, die besonders dazu geeignet sind, mögliche Unreinheit zu erkennen und solchen Personen zu wehren, aber auch andere zu ermuntern, bei denen nichts im Wege steht, ihren Platz am Tisch des Herrn einzunehmen.

    Manchmal ist es geschehen, dass Personen zugelassen wurden, von denen man später sagen musste, dass es besser gewesen wäre, sie wären niemals zugelassen worden. Es sind Beispiele bekannt, wo solche Personen Jahre später zugegeben haben, dass sie gar nicht bekehrt waren, als sie zugelassen wurden. Da fehlte wahrer Torhüterdienst. Wie schändlich kann das für ein Zeugnis sein, ja für das ganze Volk Gottes. In Nehemia 13 haben wir ein Beispiel dafür, wie jemand in den Tempel gelassen wurde, der kein Recht dazu hatte: „Und vor diesem hatte Eljaschib, der Priester, der über die Zellen des Hauses unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija, diesem eine große Zelle gemacht, wohin man vordem die Speisopfer legte … Und als ich nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Böse, welches Eljaschib zugunsten Tobijas getan, indem er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes gemacht hatte. Und es missfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus; und ich befahl, dass man die Zellen reinigen sollte“ (Neh 13,4.5.7-9). Da mangelte es am Torhüterdienst. Da waren solche hineingekommen, die dort nicht sein sollten. Die Ursache für diese mangelnde Sorgfalt finden wir in Vers 22: „Und ich befahl den Leviten, dass sie sich reinigen und kommen sollten, die Tore zu bewachen, um den Sabbattag zu heiligen“ (Neh 13,22). Wenn die Leviten selbst nicht rein sind, wie können sie dann darüber wachen, dass kein Unreiner hineinkommt? Wenn Unreinheit in der Versammlung vorhanden ist, wenn die geistliche Gesinnung nicht in Ordnung ist, wie können wir dann darüber wachen, dass Unreine tatsächlich draußen bleiben und nur solche hineinkommen, die rein sind? Wenn wir sehen, dass dieser Dienst geistlich ausgeübt wird, sollten wir dem Herrn dafür danken, damit die Zeugnisse bewahrt bleiben.

  4. Wir kommen nun zu der vierten Aufgabe, und das ist der Dienst der Aufseher. Bei den Aufsehern können wir besonders an solche Tage denken, als das Haus Gottes in Verfall geraten war. Ein Beispiel dazu haben wir in 2. Chronika 34 gelesen, also aus der Zeit, als Josia König war, fast am Ende des Reiches Juda. In jenen Tagen gab Gott eine Erweckung in Juda, die ein schönes Beispiel ist für unsere Zeit, wo Gott es auch nach einer langen Zeit des Verfalls in seiner Gnade geschenkt hat, dass ein Wiederaufbau des Hauses Gottes stattgefunden hat. Wir lesen hier von solchen Leviten, die beim Wiederaufbau des Hauses Gottes mit der Aufsicht beschäftigt waren: „Und die Männer handelten getreulich an dem Werke. Und über sie waren bestellt: Jachath und Obadja, die Leviten, von den Söhnen Meraris, und Sekarja und Meschullam von den Söhnen der Kehathiter, um die Aufsicht zu führen … sie haben das Geld, das im Haus des HERRN gefunden worden ist, ausgeschüttet und es in die Hand derer gegeben, die zur Aufsicht bestellt sind, und in die Hand derer, die das Werk tun“ (2Chr 34,12.17). Solche Leviten brauchen wir in Zeiten, wo das Haus Gottes in Verfall geraten ist. Gott hat besonders im vergangenen [19.] Jahrhundert Männer geschenkt, die einen Dienst ausgeübt haben, wodurch das Haus Gottes wieder aufgebaut werden konnte. Ich spreche jetzt über das Haus Gottes gemäß der Verantwortung des Menschen. In dieser Hinsicht ist durch unsere Schuld leider viel ruiniert worden. Deshalb brauchen wir solche Leviten.

    Doch brauchen wir nicht auch heutzutage solche Aufseher? In den Bildern der Schrift werden die örtlichen Zeugnisse manchmal mit Häusern verglichen. Müssen wir nicht sagen, dass an bestimmten Orten das Haus Gottes in Verfall geraten ist? Erleben wir es nicht hin und wieder, dass in einer örtlichen Versammlung Schwierigkeiten entstehen, so dass Gefahr besteht, dass das ganze Zeugnis zerrissen wird? Manchmal sind wir völlig hilflos, weil solche Schwierigkeiten nicht durch eindeutig bestimmbares Böses entstanden sind, sondern dadurch, dass das Fleisch wirksam ist und Brüder einander entgegenstehen. Dann bitten wir den Herrn, dass Er Aufseher geben möge, die bei dem Wiederaufbau des Hauses Gottes die Aufsicht führen können. Auch das ist ein schwieriger Dienst. Haben wir es nicht erlebt, dass die Schwierigkeiten in den Versammlungen nur noch größer wurden, wenn Brüder, die nicht vom Herrn berufen waren, sich mit den Problemen beschäftigten? Wenn der Herr sie nicht als Aufseher bestellt hat, werden sie die Schwierigkeiten nur noch verschlimmern. Doch wir haben auch oft erlebt, dass der Herr in seiner Gnade solche Brüder gegeben hat, die vor Ihm fühlten, von Ihm berufen zu sein, und die zu bestimmten Orten gingen, um als Leviten diesen Dienst auszuüben und dort das Zeugnis wieder aufzubauen. Der Verfall kann schon viele Jahre angedauert haben und sehr fortgeschritten sein, so dass kaum noch Hoffnung vorhanden ist, dass die Schwierigkeiten gelöst werden können. Lasst uns dann den Herrn bitten, dass Er solche Brüder gebe, damit den Zeugnissen doch noch geholfen werden kann. Der Herr ist in seiner Gnade immer noch Derselbe. Welch ein Segen für solche Zeugnisse, wenn sie diese Hilfe nicht ablehnen, sondern willig annehmen, so dass das Haus Gottes wieder aufgebaut werden kann. Wie wichtig ist dieser Dienst! Aber wie schwierig ist er oft für solche Brüder, die der Herr dazu berufen hat.

  5. Fünftens haben wir von Vorstehern und Richtern gelesen. Wir finden ebenfalls in den Einrichtungen Davids in 1. Chronika 26,29-32 Hinweise auf diesen Dienst. In Vers 30 heißt es, dass sie „wackere Männer“ und in Vers 31, dass sie „tüchtige Männer“ waren. Es gibt wohl kaum einen Dienst in unserer Mitte, für den wir so viel beten sollten, da er so schwierig auszuüben ist. Es ist oft leichter, auf unpersönliche Weise mit dem Wort zu dienen, wenn man die Geschwister nicht kennt, als einen Dienst als Vorsteher und Richter auszuüben, wo man mit praktischen Problemen zu tun hat. Es geht dabei nicht so sehr um den Dienst eines Aufsehers über ein Zeugnis, sondern um einen Dienst dort, wo Schwierigkeiten zwischen einzelnen Brüdern entstanden sind. Wie gut ist es, wenn Geschwister, die einen Rechtsstreit miteinander haben, wissen: Wir können zu diesem Bruder oder jener Schwester gehen. Sie können uns helfen.

    Wir haben ein schönes Beispiel hierfür aus den Tagen Josaphats, wo Josaphat in einer Zeit der Erweckung diese Richter neu bestellte: „Auch in Jerusalem bestellte Josaphat Leviten und Priester und Häupter der Väter Israels für das Gericht des HERRN und für den Rechtsstreit. Und sie waren nach Jerusalem zurückgekehrt. Und er gebot ihnen und sprach: Also sollt ihr tun in der Furcht des HERRN, mit Treue und mit ungeteiltem Herzen. Und was irgend für ein Rechtsstreit vor euch kommt vonseiten eurer Brüder, die in ihren Städten wohnen, zwischen Blut und Blut, zwischen Gesetz und Gebot, Satzungen und Rechten, so sollt ihr sie verwarnen, dass sie sich nicht an dem HERRN verschulden und dass nicht ein Zorn über euch und über eure Brüder komme. Also sollt ihr tun, damit ihr euch nicht verschuldet“ (2Chr 19,8-10). Das ist der Dienst der Richter. In diesen Versen finden wir aufs neue die Voraussetzungen für diesen Dienst. Wie sprechen diese Verse doch auch in dieser Hinsicht zu unseren Gewissen. Josaphat sagt hier in Vers 9: „Also sollt ihr tun in der Furcht des HERRN, mit Treue und mit ungeteiltem Herzen.“ Wie traurig, wenn Brüder, die einen solchen Dienst tun, nicht mit ungeteiltem Herzen urteilen, sondern Partei ergreifen und dadurch die Gegensätze nur noch vergrößern. Wir brauchen solche Leviten, die in der Furcht des HERRN, mit ungeteiltem Herzen, völlig unparteiisch und objektiv nach biblischen Maßstäben des Gerichtes Gottes urteilen und eine Aussprache zustande bringen. Salomo war solch ein Richter, der völlig unparteiisch nach den Gedanken Gottes urteilte (1Kön 3,16-28).

    Bisweilen haben sich Brüder sogar dazu hinreißen lassen, mit ihren Problemen zu einem irdischen Richter zu gehen. Wir wissen aus 1. Korinther 6, dass das verboten ist. Paulus sagt in Vers 5: „Also nicht ein Weiser ist unter euch, auch nicht einer, der zwischen seinen Brüdern zu entscheiden vermag? sondern es rechtet Bruder mit Bruder, und das vor Ungläubigen!“ (1Kor 6,5). Wir brauchen diese Leviten, und der Herr wird sie uns in seiner Gnade geben, wenn wir Ihn darum bitten. Er gibt immer noch solche Brüder unter uns, die mit ungeteiltem Herzen einen solchen Dienst nach den Gedanken Gottes ausüben können. In Korinth war das nicht leicht. Es waren Parteien und Sekten entstanden. Da konnte die Frage entstehen: Wer kann diese Schwierigkeiten lösen? Doch Paulus antwortet darauf: Keine irdischen Richter! Ihr habt Brüder unter euch, die fähig sind, die anstehenden Dinge zu beurteilen. Lasst uns sowohl persönlich als auch als Versammlung den Herrn um solche Brüder bitten, die diesen Dienst ausüben können.

  6. Sechstens finden wir unter den Leviten die Lehrer. Das, was wir im Alten Testament über sie lesen, ist der heutigen christlichen Wirklichkeit sehr ähnlich. Das ist öfter in der Schrift der Fall. Wir haben das Tragen der Stiftshütte darauf angewandt, dass wir heute der Wahrheit Zeugnis geben. Auch das hat mit der Lehre zu tun. Doch in den letzten Zeiten des Volkes Israel wurde dieses noch deutlicher, indem ganz direkt von solchen Lehrern unter Israel gesprochen wurde. In Verbindung damit finden wir einfache Grundsätze in der Schrift, die oft übersehen werden, aber doch sehr wichtig sind für jeden, der unter uns einen Lehrerdienst ausüben möchte. In 2. Chronika 17,7, ebenfalls in den Tagen Josaphats, lesen wir zum ersten Mal von solchen Leviten, dass sie in den Städten Judas lehren sollten, in Vers 9 heißt es dann: „Und sie lehrten in Juda, indem sie das Buch des Gesetzes des HERRN bei sich hatten, und zogen umher durch alle Städte Judas und lehrten unter dem Volk“ (2Chr 17,9). Hiskia ermutigte die Leviten später in diesem Sinn: „Jehiskia redete zum Herzen aller Leviten, die gute Einsicht in Bezug auf den HERRN bewiesen“ (2Chr 30,22). Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz. Brüder, die einen Lehrerdienst ausüben möchten – ich spreche jetzt nicht über die geistliche Gesinnung, das ist eine selbstverständliche Voraussetzung –, müssen mindestens diese zwei Bedingungen erfüllen: Erstens müssen sie eine gute Einsicht in Bezug auf den HERRN haben, in die Dinge des Herrn – das haben wir hier –, und zweitens, wie wir in Nehemia noch sehen werden, müssen sie auch die Fähigkeit haben, das, was sie vom Herrn gelernt haben, anderen klarzumachen.

    Haben wir nicht manchmal einen Dienst gehört, wo jemand wohl eine schöne Gabe hatte, etwas auszulegen, aber er hatte nichts auszulegen, weil er keine Einsicht in die Wahrheit hatte. Entweder hatte er keine Gabe dazu oder er hatte das Wort Gottes zu wenig studiert. Wir sollten uns durch den Heiligen Geist leiten lassen, aber das enthebt uns nicht der Pflicht, dass wir auch ernstlich das Wort Gottes studieren. Niemand von uns kann durch den Heiligen Geist über einen Abschnitt sprechen, wenn er nicht zuvor für sich selbst Einsicht in diesen Teil der Wahrheit bekommen hat. Wenn wir die Wahrheit nicht verstehen, können wir sie auch nicht weitergeben. Haben wir andererseits nicht manchmal erlebt, dass bestimmte Brüder wohl Einsicht in die Wahrheit Gottes hatten, aber nicht die Fähigkeit, ihre Gedanken klar zu formulieren, um anderen deutlich zu machen, was sie meinten? Solche Brüder können in einem kleineren Kreis anderen zum Nutzen sein. Wir sollten jedenfalls den Herrn fragen, welchen Dienst Er uns gibt. Und wenn wir die Fähigkeit zu lehren nicht haben, sollten wir anderen den Dienst überlassen, denen der Herr auch klare Gedanken und eine klare Ausdrucksweise gegeben hat.

    In Nehemia 8 finden wir solche deutlichen Grundsätze für den Dienst am Wort, für den Lehrerdienst. In Vers 5 lesen wir, dass Esra über dem ganzen Volk emporragte. Es ist gut, auch auf solche praktischen Dinge zu achten, damit die Geschwister den Bruder, der spricht, nicht nur hören, sondern auch sehen können. Das hilft ihnen, das Wort besser in sich aufzunehmen. In Vers 8 heißt es dann: „Und sie lasen in dem Buch, in dem Gesetz Gottes, deutlich“ (Neh 8,8). Nun, daran fehlt es auch manchmal. Es kommt vor, dass zu Beginn eines Dienstes schnell ein Abschnitt gelesen wird, und es scheint so, als ob der Bruder hofft, schnell damit fertig zu sein, um dann mit seinen eigenen Worten anfangen zu können. Bisweilen scheinen wir unsere Worte wichtiger zu finden als das Wort Gottes. Nein, hier sehen wir, dass langsam und deutlich aus dem Wort Gottes vorgelesen wurde. Dann erst wurde das Wort auch erklärt: „Sie … gaben den Sinn an, so dass man das Gelesene verstand.“ Das ist sehr wichtig. Dabei sollten wir bedenken, dass nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Kinder anwesend waren, die das verstehen konnten. Auch wir sollten unsere Kinder möglichst bald mitnehmen zur Wortbetrachtung, wenn sie nur etwas von dem Wort verstehen können. Und die Brüder, die mit dem Wort dienen, sollten sich bemühen, so zu sprechen, dass möglichst viele das Wort verstehen können.

    Im weiteren Verlauf dieses Kapitels finden wir, wie die Leviten das Volk belehrten und das taten, was in 1. Korinther 14,3 steht: Sie sprachen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung. In Vers 9 sagten sie: „Seid nicht traurig und weinet nicht!“, und in Vers 10: „Und betrübt euch nicht, denn die Freude am HERRN ist eure Stärke“ (1Kor 14,9.10). Dieser Dienst geschah zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Sie beschwichtigten das Volk und brachten Ruhe über sie. Das sind die Folgen, wenn ein Dienst wirklich vom Herrn ist und der Herr Gelegenheit hat, durch den Diener zu wirken. Am Ende von Vers 12 lesen wir: „Denn sie [d.i. das ganze Volk] hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte“ (Neh 8,12). So sollte der Dienst sein. Wir können nicht sagen: Nun ja, wir reden einfach und überlassen es dem Herrn. – Natürlich sollten wir es Ihm überlassen. Aber es ist unsere Verantwortung, wenn wir am Wort dienen, dass möglichst viele das Wort auch verstehen können. Wir selbst wünschen Einsicht in das Wort zu haben und sollten auch anderen den Sinn des Wortes klarmachen, damit möglichst viele das Wort verstehen können.

    Schließlich lesen wir in Nehemia 8,13: „Und am zweiten Tag versammelten sich die Häupter der Väter des ganzen Volkes, die Priester und die Leviten, zu Esra, dem Schriftgelehrten, und zwar um aufzumerken auf die Worte des Gesetzes.“ Diese Leviten waren nicht der Meinung, dass sie alles verstanden, was in Gottes Wort steht. Obwohl sie einerseits das Volk belehrten, kamen sie doch hier zu Esra, um von ihm belehrt zu werden und aufzumerken auf die Worte des Gesetzes. Wir können uns doch auch kaum vorstellen, dass es Brüder geben könnte, die glauben, dass sie schon so viel am Wort gedient haben, dass sie es nicht mehr nötig hätten, selbst noch etwas von der Wahrheit hinzuzulernen. Wir können immer noch etwas in dieser Schule Gottes dazulernen. Ein schönes Beispiel davon finden wir in 2. Timotheus 2,2, wo Paulus Timotheus beauftragt, das, was er von ihm gehört hat, an treue Menschen weiterzugeben, die auch fähig sein würden, das Gehörte wieder an andere weiterzugeben. So wurden auch die Leviten selbst von anderen Leviten belehrt wie hier von dem Schriftgelehrten Esra. Leviten, die immer lehren, freuen sich, dass sie auch manchmal von anderen lernen können, wie zum Beispiel auf Konferenzen. Diese Konferenzen stützen sich wohl besonders auf 2. Timotheus 2,2, wo Lehrer voneinander in der Wahrheit Gottes lernen können. Wir können immer hinzulernen in der Wahrheit, so dass wir immer mehr anderen weitergeben können.

  7. Nun kommen wir zu der siebten Aufgabe der Leviten: dem Singen und Spielen. Auch über diese Sänger lesen wir zum ersten Mal unter König David, und zwar als die Bundeslade nach Jerusalem gebracht wurde: „Und David befahl den Obersten der Leviten, ihre Brüder, die Sänger, mit Musikinstrumenten, Harfen und Lauten und Zimbeln zu bestellen, damit sie laut spielten, indem sie die Stimme erhöben mit Freude“ (1Chr 15,16). Weiter heißt es in Vers 22: „Und Kenanja war der Anführer der Leviten im Gesang; er unterwies im Gesang, denn er war kundig darin“ (1Chr 15,22). Und in Kapitel 16: „Damals, an jenem Tag, trug David zum ersten Mal Asaph und seinen Brüdern auf, den HERRN zu preisen: Preiset den HERRN, rufet seinen Namen an, machet kund unter den Völkern seine Taten!“ (1Chr 16,7.8). Und dann am Ende in Vers 36: „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sprach: Amen! und lobte den HERRN“ (1Chr 16,36). War das nicht vielleicht die schönste Aufgabe der Leviten? Sie wurden Sänger.

    Wie gesagt, wir lesen zum ersten Mal von dieser Aufgabe, als die Bundeslade zum Berg Zion gebracht wurde und dort ihren Ruheplatz einnahm. Zugleich regierte David als der Gesalbte des HERRN von Jerusalem aus über das Volk Israel. Vorbildlich spricht das von der Verherrlichung des Herrn Jesus, und wenn diese Verherrlichung gesehen wird, finden wir die Leviten, die den HERRN loben und preisen, indem sie mit ihren Musikinstrumenten spielen und singen: Preiset den HERRN. Was haben die Leviten sonst gesungen? Denken wir nur an die vielen Psalmen in der Bibel, die größtenteils von David geschrieben worden sind, aber zum Teil auch von Leviten wie Asaph, Heman, Jeduthun und den Söhnen Korahs. Dieses Singen war ein Dienst. Wir sollten das nicht mit unserer Anbetung verwechseln. Der Dienst bestand in dem Singen der Psalmen, wodurch wir auch heutzutage immer noch Belehrungen empfangen, denn die Psalmen enthalten viele Weissagungen. Das bestimmte den Charakter des Dienstes dieser Sänger. Ich bin überzeugt, dass heute jeder Dienst in der Versammlung, jeder Levitendienst, etwas von diesem musikalischen Charakter haben sollte. Ich meine das natürlich in geistlichem Sinn. Alles im Christentum ist geistlich, auch die Musik ist geistlich, das Spielen mit Musikinstrumenten, der Tanz, wie zum Beispiel David vor der Bundeslade tanzte. Für uns ist alles geistlich. Der Dienst sollte diesen Charakter haben: Er sollte die Herzen erfreuen, indem die Melodien und Harmonien der Wahrheit Gottes gehört werden. Vielleicht ist der Dienst oft zu traurig und enthält zu viele Ermahnungen. Ermahnungen sind nötig, doch zu viel davon ist nicht gut. Dann fehlt der erfreuende Charakter des Dienstes. Wenn wir genau hinhören, was die Leviten gesungen haben, so werden wir feststellen, dass sie zur Verherrlichung des Herrn Jesus gesungen haben. Der Dienst in unserer Mitte sollte auch von diesen herrlichen Dingen, von dieser Verherrlichung des Herrn im Himmel singen und spielen. Dort sollte jeder Dienst seinen Ursprung finden, damit das ganze Volk Gottes Amen sagen kann.

    In Amerika ist es eine Gewohnheit in den Versammlungen – ich habe es selbst häufig erlebt –, dass, wenn ein Bruder mit dem Wort gedient hat und sich setzt, viele Brüder Amen sagen zu dem Dienst. In 1. Korinther 14 spricht der Apostel Paulus über Weissagung, so wie sie heutzutage in unserer Mitte stattfindet. Weissagung geschieht dort, wo zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung gesprochen wird. Ab Vers 6 vergleicht der Apostel diese Weissagung, diesen Dienst des Wortes, dann mit Musikinstrumenten, und zwar damit, wie jedes Musikinstrument einen Ton von sich gibt und wie alle Instrumente zusammen ein harmonisches Ganzes ergeben, das die Herzen fröhlich machen kann, so dass gesungen, gedankt und gelobt werden kann und die Herzen des Volkes Gottes Amen sagen können, wie wir das hier in 1. Chronika 16,36 gelesen haben: „Und alles Volk sprach: Amen!, und lobte den HERRN.“

    Dazu einige Beispiele aus der Schrift: Wir haben in 1. Chronika 25,1-7 die Einrichtung der Sänger und finden da eine Bestätigung für das, was ich bereits gesagt habe. Es geht um den musikalischen Charakter des Dienstes am Wort, denn hier steht in Vers 1 von den Sängern, dass sie „weissagten mit Lauten und Harfen und mit Zimbeln“. In Vers 2 heißt es von Asaph, dass er „nach der Anweisung des Königs weissagte.“ Und in Vers 3: „… Jeduthun mit der Laute, welcher weissagte, um den HERRN zu preisen und zu loben.“ Weiter in Vers 5: „Alle diese waren Söhne Hemans, des Sehers des Königs in den Worten Gottes, um seine Macht zu erheben.“ Es ist charakteristisch für den Dienst der Sänger, dass er verbunden ist mit Weissagung. Auch der Herr Jesus verglich seinen eigenen Dienst mit Kindern, die sagten: „Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt“ (Mt 11,17). Er war der wahre Levit, der wahre Sänger hier auf der Erde. Seine Worte hätten Musik für das Volk Gottes sein sollen. Er hat die Harmonien und Melodien der Wahrheit Gottes dargestellt, wodurch die Herzen hätten erfreut werden sollen. Doch Er musste sagen: „Ihr habt nicht getanzt.“ Das Tanzen sollte die Folge sein, nachdem Freude in die Herzen eingezogen war.

    Gibt es nicht manche Leviten unter uns, die im Besonderen solche Sänger sind, die fähig sind, Kranke zu besuchen und solche, die in Trauer und Trübsal sind, um ihnen in geistlichem Sinn Musik zu machen? Wie schön, wenn solche, die in Trübsal sind und vielleicht Zweifel haben, durch solch einen Dienst erbaut und getröstet werden, so dass zu dieser Musik getanzt werden kann, die Herzen erfreut werden und einen Jubelgesang anstimmen. Wir sollten dem Herrn danken, dass wir solche Brüder und Schwestern immer noch haben, die Sänger sind und unter solchen Umständen ihren fröhlichen Charakter im Herrn bewahren können und dadurch andere ermuntern. Wie schwierig ist doch diese Aufgabe! Viele von uns würden bestimmt nicht zu diesem Dienst fähig sein, Kranke und Alte und solche, die in Nöten sind, zu ermuntern und zu erfreuen.

    Wir finden noch ein schönes Beispiel wieder aus den Tagen Josaphats in 2. Chronika 20, als die Kinder Moabs und die Kinder Ammon wider Juda heraufzogen, um es einzunehmen. Was taten die Kinder Juda daraufhin? Sie beugten in ihrer Not die Knie vor dem HERRN und schrien zu Ihm: HERR, unser Gott, hilf uns doch, denn wir kommen um durch diesen Feind! – Was dann geschah, lesen wir in Vers 14: „Und Jachasiel, der Sohn Sekarjas, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jechiels, des Sohnes Mattanjas, der Levit, von den Söhnen Asaphs – auf ihn kam der Geist des HERRN mitten in der Versammlung“ (2Chr 20,14). Jachasiel ist ein Sänger. In solchen Umständen, wo Schwierigkeiten, Nöte und Kampf um uns herum sind, brauchen wir Sänger und nicht solche, die mit traurigem Gesicht die Schwierigkeiten nur noch vergrößern. Hier sehen wir einen Sänger, auf den der Geist des HERRN kommt und der dem Volk sagt, dass der HERR imstande ist, Hilfe zu geben, und dass Er es auch tun wird. Er fordert in Vers 15 das Volk auf, sich nicht zu fürchten und auch nicht zu erschrecken. Er ermuntert sie, auf den HERRN zu vertrauen. In Vers 19 lesen wir dann, was die Folge ist: „Und die Leviten, von den Söhnen der Kehathiter und von den Söhnen der Korhiter, standen auf, um den HERRN, den Gott Israels, zu loben mit überaus lauter Stimme“ (2Chr 20,15.19). Ja, diese Freude kann die Welt nicht verstehen. Wie sollten die Feinde auch verstehen, dass ein Volk, statt sich bereit zu machen zum Kampf, anfängt, den HERRN zu loben und zu preisen? Gibt es nicht auch unter uns manche, die durch solch einen Sängerdienst gerade in Schwierigkeiten gelernt haben, den HERRN zu loben und zu preisen? Sie haben Jubel und Lobgesang angestimmt, sowohl vor dem Sieg als auch nach dem Sieg. Auch das sollten wir nicht vergessen. In Vers 28 lesen wir, dass sie auch nach dem Sieg Gott gepriesen und Ihm gedankt haben. Wir brauchen gerade in Zeiten des Verfalls, in Zeiten der Schwierigkeiten, solche Sänger, die die Herzen erfreuen können, indem sie den Herzen die Herrlichkeit des Herrn vorstellen, sie ermuntern und erfreuen. Wie viele Schwache, Kranke, Alte und Leidende gibt es unter uns, die in der Gefahr stehen, durch den Verfall so entmutigt zu werden, dass sie nur traurig sein könnten.

    Wir können nicht auf alle Stellen in der Schrift eingehen, wo von diesen Sängern die Rede ist, doch ich will kurz erwähnen, dass wir sie bei der Wiederherstellung des Hauses Gottes unter Hiskia und unter Josia finden; wir finden sie bei dem Passahfest, das von Hiskia und Josia wiederhergestellt wurde. Schließlich finden wir sie auch nach der Gefangenschaft, als Esra und Nehemia das Volk teilweise in das Land zurückführten.

    Abschließend möchte ich dazu noch einige Verse aus Esra 3 lesen, wo wir wieder sehen, wie die Sänger kommen, um den HERRN zu preisen. Welch eine Ermunterung ist das für uns, weil auch wir in solchen Zeiten großen Verfalls leben, wo ähnlich wie unter Esra und Nehemia nur wenige zurückgekommen sind in das Land der Verheißung, um den Altar und das Haus Gottes wiederaufzubauen. Es sind nur wenige, und auch innerhalb dieser Gruppe sehen wir Verfall, Schwierigkeiten und Nöte. Wenn wir darüber nachdenken, könnten wir traurig werden und mit traurigen Gesichtern nach Hause gehen. Aber wir tun das nicht. Auch heutzutage haben wir noch diese Sänger. Wir lesen in Esra 3 ab Vers 10: „Und als die Bauleute den Grund zum Tempel des HERRN legten, ließ man die Priester in ihrer Kleidung hinzutreten, mit Trompeten, und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit Zimbeln, um den HERRN zu loben nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel. Und sie hoben einen Wechselgesang an mit Lob und Dank dem HERRN: Denn er ist gütig, denn seine Güte währt ewiglich über Israel. Und das ganze Volk erhob ein großes Jubelgeschrei beim Lob des HERRN, weil der Grund zum Hause des HERRN gelegt wurde. Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, welche das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Hause gelegt wurde; viele aber erhoben ihre Stimme mit freudigem Jauchzen. Und das Volk konnte den Schall des freudigen Jauchzens nicht unterscheiden von der Stimme des Weinens im Volk; denn das Volk erhob ein großes Jubelgeschrei, und der Schall wurde gehört bis in die Ferne“ (Esra 3,10-14).

Liebe Geschwister, es gibt auch heute viel Grund zu weinen. Wenn wir einerseits über unsere Segnungen nachdenken und andererseits über den Verfall und über unsere Schwachheiten, könnte sich auch in diesem Saal das Weinen des Volkes Gottes vermischen mit dem Jubelschall. Hier gibt es Alte, die sich an die früheren Umstände erinnern können und bezeugen könnten, wie viel Verfall seitdem eingetreten ist. Es gibt viel Grund zu weinen über das, was verlorengegangen ist und was niemals wiederkehren wird. Wir könnten weinen, wenn wir sehen, wie die Christenheit im Anfang war, wie sie zur Zeit der Reformation und auch im vergangenen [19.] Jahrhundert war. Wenn wir uns wirklich praktischerweise im Licht Gottes sehen, gibt es viel Anlass zur Stimme des Weinens. Doch wir brauchen diese Sänger. Und was sagen diese Sänger? Sagen sie, dass alles nicht so schlimm ist, dass der Verfall zwar recht groß ist, aber dass es noch schlimmer sein könnte? Nein, das wäre ungeistlich. Sie stellen den Verfall nicht als ungeistlich hin. Sie sprechen auch nicht leichtfertig darüber. Aber sie weisen die Herzen auf den Herrn hin und sagen: „Preiset des HERRN, denn seine Güte währt ewiglich über Israel.“ Das sind Sänger. Es sind solche, die in unserer Mitte die Schwachheit und den Verfall nicht unterschätzen, die aber unsere Aufmerksamkeit auf Ihn hinlenken, dessen Güte ewiglich währt. Sie sind imstande, unter solchen schwierigen Umständen Musik zu machen, indem sie auf Gott hinweisen und sagen: Er bleibt derselbe. Er ist noch immer mit seinem Geist in unserer Mitte, seine Treue währt ewiglich. Wo wir untreu sind, bleibt Er treu. Er bleibt derselbe, und seine Güte, Liebe und Gnade sind mit uns. Wir sollten unsere Augen vor dem Verfall nicht verschließen, aber auch erkennen, dass der Herr in seiner Liebe und Güte derselbe bleibt. Seine Güte währt ewiglich.

Gebe der Herr, dass wir solche Leviten haben, die uns immer wieder ermuntern, indem sie uns hinweisen auf Ihn, der größer ist als alle unsere Schwachheiten, dessen Güte und Liebe ewiglich währt. Ja, wir leben in Tagen des Verfalls und sollten darüber auch trauern und weinen. Doch andererseits sollte sich das Weinen vermischen mit Frohlocken und Jubel, wenn wir daran denken, was Er uns in seiner Güte noch immer schenkt, wie groß und gut Er ist. Wie sollten wir Ihn preisen und Ihm für solche Leviten danken, die uns noch immer in dieser Weise ermuntern können zu seiner Ehre!

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Vortrag in Hagen-Haspe am 7. Mai 1978

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