Doppelte Prädestination im Judasbrief?
Judas 4; Sprüche 16,4; 2. Petrus 2,1

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 21.09.2004, aktualisiert: 27.12.2020

Leitverse: Judas 4; Sprüche 16,4; 2. Petrus 2,1

Jud 4: Gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren

Spr 16,4: Der HERR hat alles zu seiner Absicht gemacht, und auch den Gesetzlosen für den Tag des Unglücks.

2Pet 2,1: Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbliche Sekten {o. Parteiungen} nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.

Es ist bemerkenswert, dass der Heilige Geist von diesen Menschen unmittelbar anschließend sagt, dass sie schon vorlängst zu diesem Gericht aufgezeichnet waren. Bevor also irgendeine Beschreibung dieser Menschen erfolgt, wird bereits gesagt, dass das Gericht über sie feststeht. Calvin hat daraus abgeleitet, dass bestimmte Menschen bereits vor Grundlegung der Welt für ewig von Gott verworfen wurden, genauso wie andere für ewig auserwählt sind. Wenn das so wäre, trügen diese Menschen keine Verantwortung für ihr Tun. Dann könnten sie auch nichts daran ändern, dass sie verlorengehen, da sie ja schon zu diesem Verderben vorgesehen waren. Nein, so ist es nicht. Petrus sagt von diesen Menschen, dass „sie sich selbst schnelles Verderben zuziehen“ (2Pet 2,1).

Unser Vers in Judas 4 bedeutet also, dass für solche Menschen, die diesen Charakter offenbaren, das Gericht schon längst feststeht. Für solche unter uns, die gottlos sind und in dieser Gottlosigkeit weiterleben werden, steht das Gericht bereits fest. Es wurde schon vor Jahrtausenden angekündigt. In Judas 14 finden wir nämlich eine Weissagung Henochs über das Gericht dieser Menschen. Diese Weissagung stammt aus der Zeit vor der Sintflut, ist also mindestens viereinhalbtausend Jahre alt. Henoch weissagt da, dass Gott einmal am Ende der Zeit beim Kommen des Herrn diese Gottlosen richten wird. In diesem Sinn steht das Gericht über solche Menschen schon längst fest. Nur so können wir auch den schwierigen Vers verstehen, der manchmal in diesem Zusammenhang angeführt wird: „Der HERR hat alles zu seiner Absicht gemacht, und auch den Gesetzlosen für den Tag des Unglücks“ (Spr 16,4). Für solche, die sich in Gesetzlosigkeit offenbaren, steht das Gericht fest. Gott hat sie für den Tag des Unglücks gemacht. So ist das auch hier.


Quelle: aus einem Vortrag über den Judasbrief

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