14 Gründe für die Entrückung der Gläubigen vor der Drangsal

Walter Alexander Lickley

© EPV, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 30.04.2021

In einem der vorigen Abschnitte haben wir im Überblick die Ereignisse gesehen, die nach dem Kommen des Herrn für die Seinen in Erfüllung von 1. Thessalonicher 4,15-18 ablaufen werden. In diesem Zusammenhang wurde gesagt: „Die Drangsalszeit des Schreckens, der Angst und der Prüfung ist gekommen“ (H.u.N. 1988, S. 211 Mitte; vgl. Mt 24,21.22). Dem Schreiber sind die unterschiedlichen Ansichten zu der Frage „Wird die Kirche durch die Drangsal gehen?“ bekannt. Und er legt den Standpunkt derer dar, die glauben, dass die Schrift uns darauf die Antwort Nein gibt.

Bevor wir auf die einzelnen Argumente zu sprechen kommen, wollen wir klar festlegen, wovon wir reden:

Mit Kirche ist der Leib Christi gemeint, der aus allen an Ihn Glaubenden besteht, „die Versammlung, welche sein Leib ist“ (Eph 1,22.23). Sie wird seit Pfingsten durch den Heiligen Geist gebildet. „Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, … und sind alle mit einem Geiste getränkt worden“ (1Kor 12,13).

Mit Drangsal ist eine Zeit unvergleichlicher Prüfungen und Leiden gemeint, die über die ganze Erde kommen wird und über alle, die auf ihr wohnen. An folgenden Stellen spricht die Schrift von dieser großen Drangsal:

  • Dan 12,1: Und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit.

  • Mt 24,21: Alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird.

  • Jer 30,7: Wehe! Denn groß ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden.
    Dieser Vers zeigt, dass die Juden davon betroffen sein werden.

  • Off 3,10: Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung (Prüfung), die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen.

  • Hes 20,34: Und ich werde euch herausführen aus den Völkern … mit starker Hand … und mit ausgegossenen Grimm.

  • Die Gerichte der „Schalen“ in Offenbarung 16 geben uns einen Hinweis darauf, was das sein wird: „Gehet hin und gießet die sieben Schalen des Grimmes Gottes aus auf die Erde“ (Off 16,1). Der Ausdruck „Grimm Gottes“ wird diese Zeit charakterisieren.

  • Vor dem Kommen des Herrn, das in Offenbarung 19,11-16 beschrieben wird, lesen wir von einer großen Volksmenge, die mit weißen Gewändern bekleidet ist (Off 7,13); von ihnen wird gesagt: „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen.“ Daraus können wir entnehmen, dass sich diese schreckliche Zeit vor dem Erscheinen des Herrn in großer Herrlichkeit ereignen wird, das in Matthäus 24,30 prophezeit wird und in Offenbarung 19,11-16 seine Erfüllung findet.

  • Der Herr Jesus macht das auch deutlich, wenn Er in Matthäus 24 zu seinen Jüngern spricht. Er sagt: „Alsbald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden … Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen in dem Himmel erscheinen; … und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Mt 24,29.30).

Aus folgenden Gründen glauben wir, dass die Kirche nicht durch diese große Drangsal gehen wird:

  1. Weil der größte Teil der Kirche bereits in der Herrlichkeit sein wird, wenn die Drangsal eintreten würde, während noch Gläubige auf der Erde sind. Millionen sind bereits gestorben, sind bei Christus und erwarten die Auferstehung, wenn Er kommt.

  2. Weil die Kirche der Leib Christi ist, und wenn sie durch die Drangsal gehen müsste, würde das bedeuten, dass Christus noch einmal unter dem Gericht Gottes leiden müsste. Es ist eine Zeit des Zorns, der Rache und des Grimmes vonseiten Gottes. Dass die Kirche als der Leib Christi und Er als das Haupt diese Zeit erdulden müssten, ist undenkbar.

  3. Die Hoffnung der Kirche ist auf die Entrückung gerichtet und nicht auf den Zorn Gottes. „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind“ (Röm 8,1). „Da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn“ (Röm 5,9). „Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn“ (1Thes 1,10). „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt“ (1Thes 5,9).

  4. Der Herr gab im Besonderen der Versammlung in Philadelphia die Verheißung: „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Off 3,10). Aufgrund der historischen und prophetischen Aspekte der ganzen Kirchengeschichte, die in den Sendschreiben an die sieben Versammlungen in Offenbarung 2 und 3 zum Ausdruck kommen, glauben wir, dass Philadelphia die Gläubigen charakterisiert, die wirklich in dem Besitz des Lebens sind und das Zeugnis Christi darstellen, und sich auf die Gläubigen bei dem Kommen des Herrn bezieht. So wie Noah (1Mo 7) während der Flut beschützt und bewahrt blieb, Henoch jedoch „entrückt“ wurde (Heb 11,5), bevor die Flut kam und somit vor ihr bewahrt wurde, also überhaupt nicht in sie hineinkam, so glauben wir, dass der gleiche Unterschied besteht zwischen dem jüdischen Überrest samt denen, die das Zeichen des Tieres nicht annehmen und während (innerhalb) der Drangsal bewahrt werden, und andererseits der Versammlung, die vor ihr bewahrt wird. So wie Henoch vor der Flut entrückt wurde, so wird die Versammlung im Himmel bei Christus sein, bevor die Gerichte der großen Drangsal losbrechen.

  5. Paulus, dem die Wahrheiten über die Kirche anvertraut waren, warnt nicht ein einziges Mal vor der Drangsal. Er befasst sich mit jeder wichtigen Wahrheit außer jener. Im Gegenteil, er tröstet die Gläubigen in Thessalonich, indem er ihnen sagt, dass die Drangsal sie nicht erreichen wird (1Thes 5,4; 2Thes 2,2). Beide Stellen beziehen sich auf den Tag des Herrn, von dem der Apostel wusste, dass er mit dem Erscheinen des Herrn beginnen würde, und er sagt ihnen, dass sie sich deswegen in ihren Herzen nicht erschüttern lassen brauchen. Er wusste, dass sie dann gar nicht mehr hier sein würden.

  6. In 1. Thessalonicher 4,15 schreibt Paulus von den „Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn“. In Offenbarung 13,15 wird uns mitgeteilt, dass dem zweiten Tier, das Johannes sah, gegeben wurde, „dem Bilde des Tieres Odem zu geben … und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten“. Wir können uns nicht vorstellen, dass Gläubige das täten, und folglich würden sie alle getötet werden, bevor der Herr kommt. Sein Kommen auf diese Erde wird erst nach der Beendigung der Drangsal (Mt 24,29.30) stattfinden. Es gäbe dann also – im Widerspruch zu 1. Thessalonicher 4,15 – gar keine lebenden Gläubigen mehr hier, wenn die Kirche durch die große Drangsal gehen müsste.

  7. In Offenbarung 13,16 lesen wir überdies davon, dass das Tier alle, sowohl Kleine als auch Große, Reiche und Arme, Freie und Knechte veranlassen wird, das Malzeichen des Tieres anzunehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, ohne dieses Zeichen zu tragen. Wir können uns nicht vorstellen, dass Menschen, die wahrhaft an den Herrn Jesus Christus glauben, dieses Zeichen annehmen. Es ist offenbar, dass sie dann nicht mehr auf der Erde sein werden.

  8. Paulus macht zwischen den beiden Phasen der Wiederkunft des Herrn eine sehr klare Unterscheidung. Zuerst kommt Er für die Seinen (1Thes 4,13-17) und später dann mit den Seinen (Kol 3,4; Jud 14; Off 19,14). Er verbindet diese beiden als unabhängige Ereignisse in 2. Thessalonicher 2,1.2 und Titus 2,13. Die Drangsal, die sich vor dem Erscheinen des Herrn ereignet, muss zwischen beiden stattfinden. Dass beide Ereignisse zur selben Zeit stattfinden, ist unmöglich, denn das würde für die Gläubigen bedeuten, entrückt zu werden und gleichzeitig wieder mit dem Herrn zurückzukommen.

  9. Viele Stellen im Alten Testament weisen auf diese verschiedenen Ereignisse hin:
    • 1. Mose 5,24: Henoch wurde entrückt, bevor die Flut kam. Noah wurde durch sie hindurch gerettet (1Mo 7,23).
    • 1. Mose 19: Lot wurde aus Sodom herausgeholt, bevor das Feuer des Gerichts herabfiel.
    • 2. Mose 12,13: Israel wurde während des Gerichts durch das Blut geschützt.
    • Josua 2, 1-22: Die beiden Kundschafter hatten Jericho verlassen, bevor Jericho durch das Gericht Gottes vernichtet wurde.
    • Josua 6,25: Rahab wurde während des Gerichts gerettet und am Leben erhalten.
  1. Der Gesichtspunkt der Haushaltungen ist von außerordentlicher Bedeutung für unsere Frage. Eine Haushaltung (Heilszeitalter) im Sinne der Schrift ist ein Zeitabschnitt, in dem Gott mit dem Menschen auf bestimmten Wegen und unter bestimmten Bedingungen handelt. So haben wir in 1. Mose 2 die Haushaltung der Unschuld; in 1. Mose 3,23 die des Gewissens; in 1. Mose 8,20 menschliche Regierung; in 1. Mose 12,1 Verheißung; in 2. Mose 19,8 das Gesetz; in Johannes 1,17 Gnade und in Epheser 1,10 das Königreich. Diese bilden ein Studium für sich, eine nähere Betrachtung würde hier zu weit führen. Wir befinden uns jetzt in dem Zeitalter der Gnade. Die Gnade charakterisiert dieses Zeitalter von Gottes Seite und erklärt auch, warum Gott jetzt nicht direkt in die Angelegenheiten der Menschen eingreift, um die Sünde zu strafen. Aber Er wird es einmal tun.
    Die Gläubigen werden als das Salz gesehen, das die völlige Entfaltung der Verderbtheit noch aufhält, und das Böse wird sich noch nicht voll entfalten, solange die Gläubigen noch nicht entrückt sind. Da die Drangsalszeit eine Zeit unermesslicher Zorngerichte Gottes ist, kann sie nicht kommen, solange die Kirche noch hier ist.

  2. Das Kommen des Herrn zum Gericht (bei seiner Erscheinung) wird in der Schrift als der Tag des Herrn gesehen. Dieser Tag kann nicht kommen, es sei denn, dass der Mensch der Sünde geoffenbart worden ist, und der Mensch der Sünde kann nicht geoffenbart werden, weil „der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist“, noch da ist (2Thes 2,3-10). Diese Verse sollten sorgfältig gelesen werden, denn sie enthalten den stärksten Beweis dafür, dass die Kirche gar nicht durch die Drangsalsperiode gehen kann. In Vers 3 heißt es: „Dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde.“ Dieser Vers bezieht sich auf das zweite Tier in Offenbarung 13. Die Verse 6 und 7 weisen auf den hin, der „zurückhält“. Es ist der Heilige Geist, der das Böse gegenwärtig hindert, sich völlig zu entfalten, wie es am Ende sein wird. Die Verse 7 und 8 weisen auf den hin, der „zurückhält“ und der weggenommen werden wird, und dann wird „der Gesetzlose“ geoffenbart werden. Das ist Satans Supermensch, der kommen wird; aber er kann nicht kommen, solange der Heilige Geist als in der Kirche wohnend noch hier ist. Der Heilige Geist wohnt in den Gläubigen und wird so lange hier sein, wie auch nur ein Gläubiger noch hier ist. All das macht es unmöglich, dass die Kirche während der Drangsalszeit noch hier sein könnte.

  3. Die Drangsal hat vor allem jüdischen Charakter. Es ist die Zeit der „Drangsal für Jakob“. Jeremia 30,7 macht das deutlich. Damit sie stattfinden kann, müssen die Juden wieder in ihrem Land sein und es ganz in Besitz haben. Die „Zeiten der Nationen“ werden dann beendet sein. Nein, die Drangsal hat überhaupt nichts mit der Kirche zu tun.

  4. Die Wahrheit von dem Kommen des Herrn ist zur Ermunterung der Gläubigen (1Thes 4,18). Wenn aber zuerst die Drangsal kommen müsste, wie könnte darin eine Ermunterung liegen? Das würde nur Furcht und böse Ahnungen bewirken, was auch tatsächlich der Zustand der Thessalonicher war, weil sie die „Entrückung“ mit der „Erscheinung“ verwechselten.

  5. Der Ablauf der Ereignisse im Himmel zeigt, dass, während die Gerichte Gottes auf die fallen, die auf der Erde wohnen, die Kirche in der Gegenwart Christi sein wird. Er wird die Seinen in das Haus des Vaters holen (Joh 14,2.3). Dann werden sie vor dem Richterstuhl Christi erscheinen (2Kor 5,10), und danach wird die Hochzeit des Lammes stattfinden (Off 19,7-9)! Die Anordnung in 5. Mose 24,5, wo ein Mann, der gerade geheiratet hatte, nicht in den Krieg zu ziehen brauchte und er auch keinerlei Sache auferlegt bekommen sollte, weist gewiss auch auf den Herrn hin, der sich seiner Braut erfreuen wird, für die Er gestorben ist und für die Er so lange Zeit in Liebe tätig war, ohne dass seine Freude dabei von dem Gedanken an ein sofortiges In-den-Krieg-Ziehen beeinträchtigt wird, wie es in Offenbarung 19,11-15 beschrieben wird.

Dass die obigen Ereignisse dem Kommen des Herrn für die Seinen folgen, wird aus der Schrift völlig klar. Es entspricht ganz sicher nicht der Lehre der Schrift, wenn man annimmt, dass alle diese Ereignisse gleichzeitig und in einem Augenblick stattfinden, als wären die Entrückung und die Erscheinung ein und dasselbe Ereignis.

Der Umfang dieser Schrift lässt weitere Hinweise nicht zu, obwohl es noch mehrere gibt. Das hier Angeführte sollte genügen, um deutlich zu machen, dass die Schrift klar bezeugt, dass die Kirche nicht durch die Drangsal gehen wird.


Aus dem Buch Die Botschaft des Propheten Maleachi für die heutige Zeit
Neustadt/Weinstr. (Ernst-Paulus-Verlag), S. 135–143

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